Mit Caverns of Thracia bringt Necromancer Games ein weiteres Modul für das d20 System auf den Markt, das dem Paradigma „third edition rules, first edition feel“ entspricht, welches sich der Verlag auf seine Fahnen geschrieben hat. Bei Caverns of Thracia handelt es sich um die Neuauflage eines 1979 erschienen Moduls gleichen Titels.
Wie schon für das Originalmodul zeichnet als Autor Paul Jaquays verantwortlich der sich Unterstützung in Person von James Collura geholt hat. Letzterer hat für Necromancer Games schon das Modul „Chaos Rising“ geschrieben. Eine Rezension dazu findet ihr ebenfalls hier im Gate. Achtung: Bei dieser Rezension handelt es sich nicht um ein Playtest-Review. Das Modul ist bei weitem zu umfangreich, als dass man es innerhalb kurzer Zeit durchspielen könnte. Das Modul kommt als 128 Seiten starker Softcover-Band daher, geziert von einem farbigen Titelbild über das sich jeder Leser selbst seine Meinung bilden kann.
Der Inhalt Wie man es von Necromancer Games gewohnt ist, ist auch Caverns of Thracia ein reinrassiger DungeonCrawl. Diesmal ist es an den Spielercharakteren, die versunkene Stadt Thracia und die namensgebenden Höhlen unter ihren Ruinen zu erforschen. In den Höhlen warten natürlich zahlreiche Kämpfe und Fallen auf die Gruppe. Abgesehen davon ist Thracia aber auch mit einer detailliert ausgearbeiteten Hintergrundgeschichte versehen worden, deren einziger Mangel wohl darin besteht, dass sie schon 1979 alt war. Was der Geschichte an Originalität fehlt macht sie allerdings durch Umfang und Detailgrad wieder wett. Im Abenteuer sind überall Hinweise und Bezüge auf diese umfangreiche Historie verteilt, so dass die Spieler im Lauf der Zeit immer mehr über Thracias Vergangenheit in Erfahrung bringen können. Das Setting lehnt sich stark an die Antike der realen Welt an, was sich in der Architektur Thracias, aber auch in den Gegnern wiederspiegelt, auf die die Abenteurer in den Höhlen treffen können. Minotauren und Gnolle in weißen Lendenschürzen vermitteln ein wenig von der Atmosphäre einer griechischen oder römischen Sage. Darüber hinaus kämpfen drei unterschiedliche Fraktionen um die Vorherrschaft in der Ruinenstadt und den Katakomben, so dass auch ein wenig Platz für Rollenspiel und Intrige bleibt. Insgesamt ist Thracia aber wie gesagt ein DungeonCrawl, was natürlich bedeutet, dass der Schwerpunkt des Moduls eher auf Kämpfen und der Erforschung der Örtlichkeiten legt.
Die Präsentation Der Innenteil des Buches ist komplett schwarz-weiß, wobei die Illustrationen hier von guter bis hervorragender Qualität sind. Das Layout ist eher mäßig, erfüllt aber seinen Zweck. Insgesamt bekommt man ein wenig den Eindruck, dass sich das Motto „first edition feel“ auch auf die äußere Erscheinung des Buches bezieht. Wertung: 2/5
Das Leseerlebnis Da Caverns of Thracia ein DungeonCrawl ist liest sich der Band natürlich nicht so spannend wie etwa ein Stadtabenteuer, bei dem sich ein komplexer Plot entfalten muss. Sprachlich ist der Band aber in Ordnung und Fehler halten sich im Rahmen. Insgesamt ist Caverns of Thracia sicherlich nicht das unterhaltsamste Abenteuer, das ich je gelesen habe, aber auch nicht das langweiligste. Leicht unterdurchschnittlich. Wertung: 2/5
Der Nutzwert* Caverns of Thracia bietet Unterhaltung für viele Spielabende. Das Abenteuer ist generisch geschrieben und lässt sich leicht in jede beliebige Welt einbinden, auch wenn vereinzelte Verweise auf das Wilderlands Setting vorhanden sind, tut das der allgemeinen Verwendbarkeit keinen Abbruch. Der Spielleiter braucht grundsätzlich nichts außer den Core Rules, um das Modul zu leiten. Eigene Vorarbeit ist aber auf jeden Fall erforderlich, da der Band eigentlich nur den Rahmen für ein Abenteuer liefert, es liegt also am Spielleiter die Bewohner der Höhlen zum Leben zu erwecken und Dynamik ins Abenteuer zu bringen. Etwas störend ist außerdem, dass die es keine Vorlese-Texte für die einzelnen Begegnungsgebiete gibt, hier ist der Spielleiter also selbst gefordert. Darüber hinaus ist erwähnenswert, dass das Buch zusätzlich zum eigenen Abenteuer auch noch eine Art Mini-Setting enthält, nämlich eine gewaltige Höhle, die von magischem Licht erleuchtet wird und einen dampfenden Dschungel beherbergt, in dem das uralte Echsenvolk der Reptillions lebt, das Thracia einst gegründet hat. Wertung: 3/5
Die Regeln Sämtliche enthaltenen Regeln – NSC-Statistiken, neue Monster, magische Gegenstände usw. – entsprechen der aktuellen Regeledition von D&D und scheinen korrekt und ausgeglichen zu sein. Die neuen Monster sind gut umgesetzt und können auch losgelöst von dem Modul gut genutzt werden. Wertung: 4/5
Preis/Leistung* Mit einem Preis von etwa 17 € ist Caverns of Thracia relativ günstig. Besonders wenn man sich den Umfang des Abenteuers vor Augen hält, der leicht ausreicht um einige Monate Spielspaß zu bieten, muss man sagen, dass das Modul sein Geld allemal wert ist. Wertung: 5/5
Hinweis zur Bewertung Ich gliedere meine Rezension in mehrere Teilkategorien, die unabhängig voneinander bewertet werden. Die Gesamtwertung ergibt sich aus der Gesamtheit der vergebenen Punkte geteilt durch die Anzahl der Kategorien. Da bei einem Modul andere Punkte ausschlaggebend sind als etwa bei einem Regelwerk sind nicht in allen meinen Rezensionen die gleichen Kategorien vorhanden. Kategorien die – meiner Meinung nach - besonders wichtig für ein Produkt sind werden doppelt gezählt. Diese Kategorien sind mit einem Sternchen gekennzeichnet.
Fazit: Insgesamt ist Caverns of Thracia ein gelungener DungeonCrawl. Dass das Modul keinen ausgefeilten Plot mitbringt mag richtig sein, doch auf der anderen Seite ist das bei einem solchen Abenteuer auch nicht nötig. Der Reiz entsteht durch die vielen Regionen, die die Spieler erforschen können, durch die umfangreiche Hintergrundgeschichte, die geschickt in die Erforschung der Höhlen eingewoben ist, und durch die unterschiedlichen Fraktionen, die auch für Charakterspiel einige Möglichkeiten bieten. Negativ fällt die Tatsache auf, dass der Spielleiter mehr Arbeit investieren muss als meiner Meinung nach nötig sein sollte. Immerhin greift man hauptsächlich zu Kaufabenteuern, weil das entwerfen eigener Module sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Auch die altbackene Aufmachung des Buches ist nicht wirklich zeitgemäß und kann mit den Produkten anderer Hersteller nicht mithalten, besonders nicht mit den Büchern von Wizards of the Coast, die im d20 Segment in Sachen Produktpräsentation wohl die Messlatte sind, an der sich andere Verlage orientieren müssen. Zudem ist Caverns of Thracia zwar gut, aber nicht überragend. Es gibt eine Menge guter DungeonCrawls, und das Modul sticht nicht aus der Flut der verfügbaren Produkte heraus.
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