Vorab schon mal eine Info. Wer die Avatar-Trilogie und Prinz der Lügen noch nicht gelesen hat, sollte die Finger von diesem Buch lassen, denn viele Zusammenhänge wie auch ein Großteil des Plots hängen von den vorigen Büchern ab oder beziehen sich auf diese.
Das vorliegende Buch knüpft an die Ereignisse in „Prinz der Lügen“ von James Lowder an und erzählt dabei die Geschichte des exzentrischen Malik, einem calishitischen Händler, der den bösen und verrückten Gott Cyric verehrt. Er ist auf der Suche nach dem Cyrinishad und wird dabei von der erbosten Hexe Ruha verfolgt, die Troy Denning bereits in „Veiled Dragon“ vorgestellt hatte. Das interessante an diesem Buch ist dabei, daß die Geschichte so erzählt wird, als ob Malik selbst der Autor ist, was zum einen ein interessantes Feature ist und zum anderen sehr erfrischend wirkt. Der Vorteil dabei ist, daß man einen tiefen Einblick in die Gedanken und Ansichten von Malik erhält, und somit in die Gedanken eines Bösewichts. Dabei sind vor allem seine Ansichten und Beziehungen zu den Göttern und anderen „guten Jungs“ einfach göttlich beschrieben und seine bissigen und oftmals vor schwarzem Humor triefenden Bemerkungen sind einfach wunderbar. Aber der Plot der sich um Malik dreht ist nur ein Teil des Buches, denn auch der Part der Götter und deren Beziehungen zu einander werden anknüpfend an das vorhergehende Buch weitergeführt. Es wird beispielsweise erzählt, wie Kelemvor und Mystra (Midnight) sich in ihre neuen Rollen als Götter einfügen und wie ihre Verwandlung von der Sterblichkeit zu der neuen Verantwortung als Unsterbliche vonstatten geht und welche Probleme dies für die neuen Götter mit sich bringt. Auch von Cyric wird eingehender berichtet und der Leser erfährt, welche Auswirkungen das Cyrinshad-Debakel hat, welches ihn in den Wahnsinn getrieben hat. Letztendlich fließen auch das Pantheon und die Beziehungen der Götter untereinander mit in den Plot des Buches ein. Hier wird geliebt und intrigiert – Letzteres vornehmlich zwischen Mask und Cyric.
Ganz klar gesagt ist die Idee der Geschichte um Malik und ebenso der Teil an dem die Götter aktiv mitwirken sehr interessant und spannend gestaltet. Wer jedoch ein Buch erwartet, daß eine, gerade für die Vergessenen Reiche, typische heroische Geschichte bietet, der wird eher enttäuscht sein. Es gibt keinen Ritter, der in strahlender Rüstung ein ganzes Land beschützt und auch keine Heldengruppe, die den Kontinent vor dem Bösen rettet. Im Gegenteil, wie bereits gesagt wird die Geschichte aus Sicht von Malik erzählt, der eben ein Anhänger des Prinzen der Lügen und des Mordes ist und genau das spiegelt sich in der Geschichte wieder.
Fazit: Wer sich stark mit den Mächten des Guten verbunden fühlt, bei dem wird die Geschichte einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Wer aber auch gerne mal die andere Seite beleuchtet sieht, der ist bei diesem Buch genau an der richtigen Stelle. Das Buch ist allein schon deswegen interessant, weil es die Geschichte aus Sicht von Malik erzählt, der zynisch witzig erscheint. Dabei ist der Plot spannend und sorgt für Kurzweiligkeit. Auch erhält der Leser tiefergehende Hintergrundinformationen zu den Göttern und deren Beziehungen und Ambitionen zueinander. Ein spannendes Buch und für mich eins der Besten der Reihe.
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