Riten des DrachenDesign & Layout: Das „Riten des Drachen“ kommt in einer opulenten Aufmachung daher und ist auf jedenfall zuerst einmal ein Blickfang. Das Buch im Din A5 Format ist in ein weinrotes Samtcover gekleidet auf dem Titel und Verzierungen als silberne Reliefe „eingeprägt“ sind. Das macht optisch auf jedenfall was her und läßt auf mehr hoffen. Leider setzt sich der edle Stil aber im Inneren des Buches nicht so fort. Außerdem ist die schöne Optik natürlich eine Sache, aber bei einer Seitenzahl von guten 120 Seiten und einem Preis von 25 Euro für diese „Büchlein“, muß das Interieur schon einiges bieten können. Klar ist auch der Inhalt schick, aber dem Leser fällt sofort auf das es wenig Text gibt, der mit vielen großen Illustrationen, die nicht stilecht wirken, aufgefüllt wurde. Packt man die 120 Seiten Din A5 Text zusammen und nimmt die Bilder weg, so bleiben vielleicht 20-25 normalbeschriebene Din A4 Seiten übrig und das ist nicht viel für den hohen Preis. Zurück zu den Illustrationen. Keine Frage, viele der Illustrationen sind schick und haben eine gute Qualität. Dennoch schmälern sie oftmals die Optik und den Eindruck des Buches, denn sie präsentieren sich nicht als Draculas Skizzen, die sie zweifelsohne eigentlich sein sollten. Auch hier hätte man sich viel mehr Mühe geben können.
Inhalt: (Achtung Spoiler!!) Das Buch das als intimes „Tagebuch“ (hmm, eigentlich ist jedes Tagesbuch ja in gewisser weise intim) des Vlad Dracul angelegt und somit auch aus seiner Sicht geschrieben. Der gute Obervampir beschreibt seinen Werdegang und zwar vom Anfang seiner Vampirexistenz bis zur Gründung des Ordo Dracul. Fans und Kennern wissen dies wahrscheinlich schon, aber der Vampire: Requiem Dracula hat vieles mit den uralten Sagen gemeinsam, die auch in unserer normalen Welt über Graf Dracula kursieren. Einst war er ein großer, aber auch brutaler und blutrünstiger transsylvanischer Herrscher, der mordend und plündert seine Feinde – vornehmlich die Türken – bekämpfte und seine Opfer pfählte, was ihm den Beinamen „Der Pfähler“ einbrachte. Bei einer Schlacht, die mehr ein Überfall der Türken, war, fällt Vlad Dracul schließlich und tritt seinem Schöpfer – Gott – gegenüber. In einem Zwiegespärch mit diesen erfährt Dracul, daß Gott gar nicht so erfreut über die Art und Weise ist, wie Dracul das Christentum verteidigt und verbreitet hat und letztendlich verflucht Gott den Pfähler zur untoten Vampirexistenz, was diesen wiederum sehr verwundert, dachte er doch, daß er im Interesse Gottes handelte. Wie dem auch sei, Draculas Liebe zu Gott verwandelt sich schnell in puren Hass und er nimmt gnadenlose Rache an Gottes Schafen. Dabei versucht Dracul seinen Fluch los zu werden. Schließlich begibt er sich auf Wanderschaft und macht Mara zu seinem ersten „Vampirkind“, denn er sieht in ihr eine Seelenverwandte. Auch entdeckt er das es andere Vampire gibt, meidet diese aber weitestgehend. Letztendlich zieht er sich auf sein ehemaliges Schloß zurück. Doch auch hier erlangt er seine gewollte Ruhe nicht, denn Vampirjäger stören seine dieselbige. So entfaltet sich die Geschichte um Dracula und endet schließlich in der Gründung des Ordo Dracul.
Leider gelingt es dem Autor Greg Stolze während des ganzen Buches nicht wirklich, das Flair und auch die Schreib- bzw Redeweise des Mittelalters zu treffen. Viel mehr klingt das Buch nach einem modernen Tagebuch, das jeder x-beliebige hätte geschrieben haben können. Auch fehlt den Beschreibungen von Örtlichkeiten und auch von persönlichen Gedanken oftmals der Tiefgang. Beispielsweise werden Reisen nur kurz erwähnt und selbst ein Besuch im damals (wie auch heute) sicherlich hochinteressanten Paris wird nur mit wenigen lustlosen Worten abgegriffen. Doch das Buch hinkt nicht nur hier, auch fehlt an vielen Stellen die Schlüssigkeit an sich. Gott will Dracula bestrafen, doch erstaunlicherweise gibt es kaum Nachteile, die das Vampirdasein mit sich bringt und letztendlich sind die Fähigkeit so machtvoll, das Dracula noch mehr wüten kann und noch mehr Menschen (Gottes Schützlinge) umbringt, nein, er massakriert sie sogar in Massen.
Fazit: Leider ist nicht alles Gold was glänzt. Gerade das erfahren Käufer dieses Buches. Die äußere Aufmachung ist schmuck und läßt auf viel Schönes hoffen, der Inhalt allerdings ist eher fad und halbherzig präsentiert. Die Geschichte an sich birgt zum einen nichts wirklich Neues und zum anderen viele Unschlüssigkeiten und Ungereimtheiten. Die Charaktere sind recht oberflächlich präsentiert und dem Buch fehlt es generell an viel Detailtiefe. Auch der Schreibstil trifft keineswegs den Ton des Mittelalters in dem fast das ganze Buch spielt und in welchen Dracula dieses Tagebuch geschrieben haben soll. Alles in allem fehlt dem Buch, mit Ausnahme des Einbandes, echte Klasse. Inhaltlich eher unter dem Durchschnitt, sollten wirklich nur eingefleischte Sammler zugreifen, denn rein optisch ist das Buch für das Bücherregal schon ein Knaller.
|
||||||||||||||||||