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Niemalsland
Bewertung:
(2.8)
Von: Patrick Pricken
Am: 07.12.2005
Autor:Neil Gaiman
Typ:
System:Roman
VerlagHeyne (Randomhouse)
ISBN/ASIN:3-453-13757-4
Inhalt:365 Seiten Taschenbuch
Sprache:Deutsch

„Betrachten Sie ihn“, sagte Mr. Croup zu Mr. Vandemar, „als Kanarienvogel.“

„Singt er?“ fragte Mr. Vandemar.

„Da habe ich meine Zweifel, da habe ich allergrößte Zweifel. Nein, mein feiner Freund, das war metaphorisch gemeint.“

 

Richard Mayhew hat einen Allerweltsjob im London des Jetzt. Er hat eine Allerweltsverlobte, die zwar hübsch, aber auch kalt ist, und ein Allerweltsappartement. Und dann hilft er eines Abends einer jungen Frau, die verletzt auf der Straße liegt. Door, so heißt das Mädchen, ist eine Adelige aus Unter-London, einer Welt unterhalb der Realität, in der sich all das zurück zieht, was von uns vergessen wurde. Door wird von den Meuchelmördern Croup und Vandemar gejagt, und bald tauchen die beiden auch bei Richard auf, der sie allerdings abwimmelt.

 

Als Door endlich eine Möglichkeit findet, wieder aus Richards Leben zu verschwinden, muss dieser feststellen, dass er kein Leben mehr hat: Er wurde vergessen, und gehört nun ebenso zu Unter-London wie Door. Er macht sich also auf, um das Mädchen zu finden, damit sie ihm sein Leben wiedergeben kann. Leider ist das „Niemalsland“ sehr gefährlich – selbst, wenn da nicht Croup und Vandemar wären...

 

Natürlich muss Richard mit auf eine Queste gehen, und natürlich wird er am Ende einiges zum Gelingen dieser Aufgabe beigetragen haben. Soviel ist jedem Leser schon vorher klar. Unklar bleibt jedoch bis zum Schluss, ob Richard denn nun sein Leben wieder zurück bekommt (oder bekommen will), oder nicht. Aber ansonsten ist alles angenehm bekannt.

 

Das soll nicht heißen, dass Niemalsland langweilig ist. Neil Gaiman schafft es, den ausgetretenen Pfaden dieses Literaturgenres ein paar wenn auch nicht neue, so zumindest bunte Facetten abzugewinnen. Die Ereignisse sind auf jeden Fall interessant, abwechslungsreich und mehr als nur ein bisschen düster. Die Figuren, die Unter-London bevölkern, haben scheinbar alle dunkle Untertöne.

 

Die Hauptgruppe, die aus vier Personen besteht, ebenso wie die beiden Hauptgegner Croup und Vandemar, sind durchaus lesenswert dargestellt. Dabei gleichen die Helden einer D&D-Truppe, bei der Richard wohl den Barden übernimmt (oder vielleicht sogar nur NSC-Klassenstufen hat).

 

Das Buch ist sicher nicht in besonders anspruchsvollem Deutsch geschrieben, aber dafür sehr gut lesbar. Man fliegt geradezu über die Seiten (ich hatte es in zwei Tagen gelesen), und man hat Spaß dabei. Hinterher bleibt nicht viel zurück, auch kein leichter Schauer, da Niemalsland tatsächlich eher ein Fantasy- denn ein Horrorbuch ist. Aber gespickt mit Ideen für die eigene Kampagne ist es doch.

 

Fazit:

Niemalsland ist ein durchschnittlich gutes Buch, das man sehr gut zwischendurch lesen kann. Das Buch verlässt nie seine bekannten Grenzen, ist aber trotzdem eigenständig genug, um nicht zu langweilen. Wenn man eine schnelle und unterhaltsame Lektüre sucht, kann man zugreifen. Wer nach einem richtigen Klassiker lechzt, sollte weitersuchen. Niemalsland kostet 7,95 Euro.