The Sunless Citadel"The Sunless Citadel" (im Folgenden TSC genannt) ist das erste Abenteuer der sogenannten "Adventure Path"-Reihe. Diese besteht aus acht Abenteuern und soll dazu dienen, eine Gruppe von vier Charakteren von Stufe 1 bis Stufe 20 zu führen. TSC wurde inzwischen auch ins Deutsche übersetzt ("Die Zitadelle in ewiger Nacht", eine eigene Rezension dazu ist ebenfalls hier auf RPG-Gate zu finden).
Wie alle Abenteuer der Reihe ist TSC ein 32-Seiten-Softcover mit einer diesmal eher mittelmäßigen Illustration auf dem Titel und einigen ganz passablen Innenillustrationen. Die Karten sind in Ordnung, ebenso der Text und die Statistiken, bei denen sich nur kleine Fehler eingeschlichen haben. Ein interessantes Feature (das sich in allen Abenteuern der 3. Edition findet) ist die "Taktik"-Sektion bei jeder Begegnung. Hier wird die Vorgehensweise der Gegner, falls es zum Kampf kommt, beschrieben, und zwar mit großem Regelverständnis und hoher Effektivität.
TSC ist ein Verliesabenteuer (auch "Dungeon Crawl" genannt) für vier Charaktere der Stufe 1. Die Charaktere erforschen die im Titel genannte Zitadelle und erleben dabei so einiges. Am Anfang von TSC stehen einige Möglichkeiten für den Spielleiter, seine Gruppe in das Abenteuer zu integrieren, darunter eine Rettungsmission, die für die meisten gutgesonnenen Gruppen wohl am Besten geeignet ist. Außerdem wird das kleine Dörfchen Oakhurst kurz beschrieben, das der Gruppe als Start- und Stützpunkt dienen kann.
Die Zitadelle ist eine Burg, die vor Hunderten von Jahren bei einem Erdbeben in eine tiefe Schlucht gestürzt ist. Heute wird sie von Kobolden und Goblins bewohnt. Die beiden Völker sind untereinander spinnefeind und liegen im Krieg. Für die Charaktere wird es möglich sein, mit den Kobolden zu verhandeln; die Goblins hingegen verstehen nur die Sprache der Gewalt. Zudem machen alte Fallen und Untote dem Abenteurer von Welt das Leben schwer. All das jedoch ist nichts gegen das Böse, das sich in der unteren Ebene eingenistet hat und seine Pläne schmiedet...
TSC ist teilweise haarsträubend unlogisch (die beiden verfeindeten Stämme leben auf engstem Raum miteinander) und die Hintergrundstory, die der unteren Ebene zugrunde liegt, wirkt sehr an den Haaren herbeigezogen. Nichtsdestotrotz kann man mit diesem Abenteuer eine Menge Spaß haben, sofern man sich bewusst ist, dass Verliesabenteuer nun mal eher zum Kämpfen als zu komplexer Interaktion einladen.
Ein Problem, das hier auftaucht und das sich wie ein roter Faden durch die gesamte Reihe ziehen wird (siehe auch meine weiteren Rezensionen): Die Schwierigkeit ist doch eher happig. Vier Charaktere der Stufe 1 haben dann eine Chance, wenn die Spieler erfahren und clever sind - Anfänger werden spätestens beim Endkampf ins Gras beißen. Ich empfehle, sofern man keine Profis am Tisch sitzen hat, mit Stufe 2-Charakteren einzusteigen.
Weitere Mängel: Das Dungeon ist, wie gesagt, völlig überfüllt; leere Räume gibt es kaum. Dadurch entsteht zwar kaum Leerlauf, das Ganze wirkt aber irgendwie konstruiert, ebenso wie einige Begegnungen (z.B. der Wassermephit), von denen man den Eindruck hat, hier wollte der Autor mal das Monster X einsetzen, ohne einen Grund dafür zu haben. In seinen schlimmsten Momenten spielt sich TSC wie ein typisches 08/15-Dungeon, wie es viele in ihren Anfangstage als Spielleiter entworfen haben: Da noch´n Monster, da ´ne Falle, hier ein Schatz, ohne dass wirklich zwingend ein Zusammenhang besteht.
Unterm Strich soll aber nicht verschwiegen werden, dass TSC sehr kurzweilig ist, und das ist doch auch schon mal was. Es gibt einige knackige Kämpfe, den ein oder anderen interessanten Nichtspielercharakter (Meepo der Kobold genießt bereits Kultstatus unter Rollenspielern) und hier und da kommt richtig Atmosphäre auf. Wer allerdings ein richtig gutes Verliesabenteuer sucht, sollte zu "The Forge Of Fury" greifen. |
||||||||||||||||||