Die Stadt der TürmeDie „Stadt der Türme“ ist die deutsche Übersetzung von Keith Bakers Erstnovelle zu seinem eigenen Eberron-Setting, die auch gleichzeitig der Auftakt zur Trilogie ist. Ich habe hier die deutsche Version begutachtet, aber analog dazu die englische Variante zur Hand gehabt, weswegen diese Rezension, weitestgehend auch auf die englische Variante des Buches zutreffend ist.
Story: (Achtung Spoiler!) Man schreibt das Jahr 996 nach Begründung des Königreichs in Khorvaire. Der Letzte Krieg, der über 100 Jahre gewütet hat, ist weitestgehend beendet und die großen Herrscher sitzen zwecks Friedensverhandlungen in der Thronfeste zusammen. Hauptmann Daine, der Heilergnom Jode, Lei, eine Magieschmiedin des Hauses d’Cannith und der mächtige Kriegsgeschmiedete Stoß, die zusammen für Cyre gekämpft haben und dem Tag der Klage nur knapp entgangen sind, kommen nach Monaten der Reise durch Khorvaire endlich vor den Toren von Sharn, der Stadt der Türme wieder. Dort wartet Lei’s Verlobter, Fürst Hadran d’Cannith, auf sie, damit sie endlich den Bund der Ehe eingehen können. Doch die Dinge laufen anders als geplant. Als die Gruppe in Sharn ankommt erfährt Lei, daß ihr zukünftiger Ehegatte ermordet, sie selbst verfemt wurde und sie fortan als Ausgestoßenen nicht mehr zum Hause d’Cannith gehört. Außerdem werden die ehemaligen Cyraner nicht gern in Sharn gesehen und so kommt es schnell zu den ersten Problemen und Auseinandersetzungen. Auch fehlt es der Gruppe an Geld und so wenden sie sich an eine alte Bekannte von Daine, die ihnen prompt einen Auftrag gibt, der ihnen viel Gold einbringen soll. Einer von Alinas Boten, der eine wertvolle Lieferung für sie bei sich hatte, ist verschwunden und die Gruppe soll ihn und vor allem die Lieferung wiederfinden. Schon bald stellt sich heraus, daß das Verschwinden des Boten, der Tod von Fürst Hadran und die Verfemung von Lei miteinander verknüpft sind und die Gefährten in Lebensgefahr schweben.
Schreibstil & Übersetzung: Keith Bakers Roman ist für ein D&D- bzw. normales Fantasy-Werk schwer in Ordnung und er liegt mit seinem Schreibstil mit Sicherheit weit vor so Autoren wie R.A. Salvatore oder Ed Greenwood, die auf jedenfall durch zahlreiche Romane mehr Erfahrung auf dem Gebiet vorweisen können. Allerdings kann Baker es aber nicht mit dem extrem hohen Standard der epischen Fantasy-Werke von Autoren, wie Tad Williams oder George R.R. Martin aufnehmen, aber man muß auch fairer weise sagen, daß diese Autoren zu den Ausnahmeschreiberlingen in Sachen Fantasy gehören. Baker kann sehr gut mit Worten und Formulierungen umgehen und sie dabei bildhaft darstellen, was zum sowieso cineastischen Stil von Eberron hervorragend paßt. Er wechselt dabei zwischen einem teils sehr kurzen und teils recht langen Satzaufbau, was mit einem breiten Wortschatz kombiniert, für sehr flüssigen Lesestoff sorgt. Seine Charaktere wirken dabei sehr tiefgängig, denn der Autor hat scheinbar viel wert darauf gelegt, nicht nur die positiven Seiten der Protagonisten, sondern auch ihre Ängste, Schuldgefühle und ihre, teils dunkle, Vergangenheit darzustellen. Die Story ist spannend und hat eine sehr hohe Geschwindigkeit was das Vorantreiben des Plots angeht, außerdem glänzt sie mit wirklich guten Wendungen und Überraschungen. Ein weiterer Bonuspunkt ist, daß die Kapitel nicht allzu lang gehalten sind und immer wieder von so genannten Zwischenspielen aufgelockert werden.
Die Übersetzung ist im direkten Vergleich schon recht ordentlich gelungen, könnte aber an einigen Stellen, die mir besonders durch den ungewöhnlichen Wortgebrauch aufgefallen sind, besser sein. Beispielsweise taucht in der deutschen Version recht häufig der sehr auffällige Ausdruck „titanisch“ in verschiedenen Zusammenhängen auf. Ein Vergleich mit der englischen Variante zeigt, daß im Original verschiedene Ausdrücke an diesen Stellen benutzt wurden und der Übersetzer das dann einfach immer als titanisch übersetzt hat. Naja, vielleicht mag der Übersetzer den Ausdruck „titanisch“ einfach, dennoch ist er eben sehr auffällig. Wie gesagt ist die Übersetzung aber generell wirklich gut gelungen und ich würde die englische Variante nicht zwangsläufig bevorzugen, vor allem schon aus dem Grund, da die deutsche Version mit einem weitaus lesbarerem Format und besserem Papier glänzen kann.
Anhänge: Es ist eher selten das D&D Romane Anhänge haben, um so mehr beeindruckt der Umfang den dieser Eberron-Band in seinen Anhängen bietet. Hier sieht man dann auch, daß der Roman als Einstieg in Eberron an sich dienen soll, denn in den beiden Anhängen findet man ein umfangreiches Glossar, daß neben generellen Informationen zu Eberron, auch so Dinge wie Charaktere, besondere Termini und ähnliche Ausdrücke, die im Roman vorkommen kurz als Nachschlagewerk vorstellt.
Fazit: Die Stadt der Türme ist ein gutes, solides Stück Fantasy-Roman in der der Erfinder der Kampagnenwelt Eberron – Keith Baker – seine Welt hervorragend vorstellt und diese Vorstellung dabei in eine schöne und spannende Geschichte verpackt. Literarisch nicht spektakulär, aber durchaus sehr gut einzustufen, erzählt der Autor seine Geschichte mit einem großen Wortschatz und einer gut abgemessenen Portion Witz. Die Charaktere haben Tiefgang und wirken glaubwürdig und realistisch, während jeder jeder D&D Fan natürlich haufenweise Kreaturen, Zauber, Gegenstände und Ausdrücke aus dem D&D Universum erkennen wird. Die Übersetzung ist sehr gut gelungen, wenn sie auch an einem hervorragend vorbeischlittert (Gründe siehe oben). Auf alle Fälle gehört das Erstlingswerk von Keith Baker, welches auch gleichzeitig Trilogie-Auftakt ist, zu den besseren D&D Romanen, die man lesen kann.
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