Links zur Rezension Die Pforte des MagiersEr ist zurück. Der coolste und spitzfindigste Dschinn, den es in den letzten 5000 Jahren wohl gegeben hat. Mit dem dritten Band schließt sich die von Anfang an geplante Trilogie, um den jahrtausende alten Dschinn Bartimäus, dem Magier Nathanael und der „Gewöhnlichen“ Kitty. Jonathan Stroud hat mittlerweile Millionen seiner ersten beiden Werke weltweit verkauft und Bartimäus hat sich als echter Geheimtipp gemausert. Kein Wunder, denn die ersten beiden Bücher waren frisch und einfallsreich und trieften dabei vor schwarzem Humor und Sarkasmus. Ob der dritte Band an die Klasse der ersten beiden Werke anknüpfen kann?
Inhalt: (Vorsicht Spoiler!) In seinem dritten Abenteuer, das er wiederum mit seinem Meister John Mandrake alias Nathanael wohl eher zwangsläufig erleben muss, geht es ums Ganze. Nachdem misslungenen Putschversuch in „Das Auge des Golems“ sind drei Jahre vergangen. John Mandrake alias Nathanael ist mittlerweile Informationsminister und kümmert sich um die (eher schlechte) Propaganda für den Krieg drüben in Amerika, während die „Gewöhnliche“ (so werden Nicht-Zauberer genannt) Kitty Jones untergetaucht ist, nachdem sie für tot gehalten wurde und gleich zwei andere Identitäten angenommen hat. Während sie abends in einer Bar arbeitet, lernt sie tagsüber bei einem gemächlichen Zauberer, um mehr über Bartimäus und die Zauberer zu erfahren. Der Dschinn hat jedoch ein Problem. In den letzten drei Jahren hat Mandrake ihm so gut wie keine Pause gegönnt und seine Substanz ist sozusagen vollständig am Ende und Bartimäus droht daran einzugehen. Dringend bräuchte er mal wieder eine lange Erholungspause auf der „Anderen Seite“, dem Reich der Dämonen, damit seine angeschlagene Substanz sich wieder erneuern kann und der sonst recht mächtige Dschinn (zumindest was sein loses Mundwerk angeht) wieder zu Kräften kommt. Aber eine Pause ist nicht in Sicht, denn Mandrake schickt seinen Dämonen immer wieder auf Missionen, während sich die Lage innerhalb von London mehr und mehr zuspitzt. Der Grund ist eine erneute Verschwörung gegen die, mittlerweile von den Gewöhnlichen äußerst gehassten, Regierung, die ausnahmslos von Zauberern gestellt wird. Auch Kitty wird in die Geschehnisse involviert, denn sie hat über die Jahre gelernt mit der Magie ein wenig umzugehen und hat scih dabei enormes Wissen angeeignet. Ihr Ziel ist ein Bündnis mit Bartimäus. Als Bartimäus den Verschwörern auf die Schliche kommt, überschlagen sich die Ereignisse und London versinkt in Chaos und Gemetzel. Nur Kitty, Nathanael und Bartimäus können London und die Welt jetzt noch retten, aber dazu müssen Zauberer und Dschinn ein sehr seltsames und vertrauensvolles Bündnis eingehen.
Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, aber das Buch und die Geschichte enthält noch weitaus mehr Handlungsstränge und auch das Ende ist anders als man es bei so einem Buch erwarten würde.
Optik: Das Buch kommt wieder zuerst in einem dicken Hardcover-Einband, der dieselbe Illustration, nämlich Bartimäus als Wasserspeier (Gargoyle), zeigt. Allerdings ist das Cover diesmal in einem dunklen rot gehalten, während Band Eins grün und Band Zwei blau waren. Auf jedenfall wirkt der Einband edel und sorgt für eine schicke Optik auf dem Regal. Der Text ist schön groß gehalten und auch die Zeilenabstände trennen die einzelnen Zeilen optisch gut. Hier merkt man deutlich, dass Bartimäus als Jugendbuch daherkommt.
Stil & Übersetzung: Der Stil von Jonathan Stroud hat sich wieder merklich gebessert. Es scheint, als ob der Autor, dessen Erstlingswerk schon enorm gut war, sich mehr und mehr warm schreibt. Wortgewandt umschreibt er seine Szenen und strikt die Handlungsstränge, während er dabei seinen Charakteren viel Tiefgang verleiht. Ein Kapitel widmet sich immer einem der drei Hauptprotagonisten, nämlich Bartimäus, Nathanael oder Kitty. Dabei wird das Geschehen dann jedes Mal aus der Sicht des jeweiligen Charakters geschildert. Letztendlich laufen die verschiedenen Plots zusammen und am Ende des Buches (welches in drei Unterbücher unterteilt ist) agieren die drei Protagonisten zusammen. Der Schreibstil von Stroud ist flüssig und sehr gut lesbar. Die Kapitel fließen quasi dahin und auch wenn das Buch auf den ersten Seiten ein wenig schleppend anläuft (ganz im Gegensatz zu den vorigen beiden Bändern), nehmen Spannung und Geschwindigkeit nach etwa einem Viertel stark zu und die Spannungskurve steigt enorm an. Und dann geht es wirklich hoch her. Bartimäus’ berühmte vor Sarkasmus triefende Kommentare, die wieder in Form der bekannten Fußnoten präsentiert werden, tun ihr übriges und sorgen für den nötigen Witz in der Geschichte. Das Buch, nein die ganze Buchreihe, wäre weniger als halb so gut, wenn die spitzen Bemerkungen des großmäuligen Dschinns fehlen würden. Die Übersetzung ist dabei auch gut gelungen. Zwar fehlt mir der direkte Vergleich, aber das Deutsch ist sehr gut und flüssig lesbar und auch das Lektorat erscheint gelungen.
Fazit: Der dritte Bartimäus Band schließt den Kreis der Trilogie um den vorlauten Dschinn. Die Story ist spannend, wenn sie anfangs auch etwas schleppend startet. Aber nach einer kurzen Spanne findet Strout schnell wieder zu seiner ursprünglichen Form zurück. Neben der spannenden Geschichte merkt man auch deutlich, dass sich der Autor weiterentwickelt hat, denn auch seine Wortgewandtheit hat sich merklich gesteigert. Auf jedenfall hält die Geschichte viele Überraschungen für den Leser parat und gravierende Ereignisse ziehen über das von Zauberern streng und herzlos regierte englische Reich. Man spürt beim Lesen deutlich die Kritik, die der Autor anbringt. Dennoch ist Bartimäus kein politisches Buch, sondern einfach ein toller Fantasy-Roman, der durch einen noch tolleren und witzigen Bartimäus, dem wohl einzigartigsten Dschinn, glänzt. Außerdem ist er ein glorreicher Abschluss der Trilogie. Ich hoffe nur, dass es nicht die letzte Geschichte war, die ich von Bartimäus gelesen habe.
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