Links zur Rezension Stille Hügel...Vorwort: "Silent Hill: Drei Blutige Erzählungen" ist ein Comic aus dem Hause Panini, der auf 152 Seiten drei voneinander unabhängige und in sich geschlossene Geschichten enthält, die sich in der fiktiven Stadt Silent Hill abspielen und im Horror-Genre anzusiedeln sind. Der Comic lehnt sich zwar leicht an das gleichnamige Computerspiel Silent Hill an, was Athmosphäre und die erratische Erzählweise angeht, enthält aber weder dessen Protagonisten noch Handlungsverläufe.
Der erste Eindruck: Der Comic ist ein recht stabiles Trade Paperback mit Hochglanzcover. Die Bindung macht einen soliden Eindruck, wobei anzunehmen ist, dass diese bei allzu übermässigem Lesen sehr leiden könnte. (SoftCover-Comics neigen meist leider dazu, dass die Klebebindung über die Jahre brüchig wird, und dann beim Seiten u.U. sich Seiten lösen.)
Inhalt der "Erzählungen": In “Unter Verdammten” verschlägt es einen ehemaligen Soldaten, der auf der Flucht vor den Dämonen seiner Vergangenheit -den Erinnerungen an den Tod der Kameraden und Freunde- in die Berge nach Silent Hill aufbricht, um dort Selbstmord zu begehen. Er erfährt dort, dass Zombies und Monster nicht nur in seinem Kopf existieren; er begegnet hier Dahlia und einigen anderen Menschen, die jedoch nichts Größeres zum Handlungsverlauf beitragen. Gemeinsam mit ihnen nimmt er Kampf gegen die Monster in Silent Hill auf. Doch der Schein kann trügen und Verbündeten sollte man in diesem Fall nicht trauen, denn Dahlia entpuppt sich schlußendlich als Monster, und der Protagonist flüchtet mit ihr am Ende aus Silent Hill. Der weitere Verlauf der Geschichte bleibt völlig offen und unklar.
“Schwarzmalerei” erzählt die Geschichte des Malers Ike Isaac. Von seinem Kumpel, bei dem er lebt und malt, wird er nach gewisser Zeit hinausgeworfen, da ihm dessen Arbeiten nicht gefallen. Dieser Kumpel macht jedoch Andeutungen, dass in Silent Hill sowohl Obdach, als auch Lebensmittel en masse und für lau vorhanden seien, und so macht sich Ike auf nach Silent Hill. Anstatt Unterkunft und Verpflegung findet er jedoch das pure Grauen in Form von Zmbies und anderen Monstren, die mit ihm zusammen auch den dortigen Supermarkt frequentieren. Die dunklen Geschöpfe der Stadt zwingen ihn, sie und ihr tödliches Treiben in Gemälden festzuhalten, und es gibt für den Künstler kein Entkommen aus diesem Alptraum. Eines Tages erscheint eine Truppe Cheerleader, die eine Autopanne in die Wildnis verschlagen hat, in Silent Hill. Als die Ungeheuer der Stadt zwei von ihnen verschleppen, zeigen die “Bengals” dem Maler und seinen neuen “Freunden”, was Stärke ist.
In "Der grinsende Mann" tritt der Polizist Robert Tower seinen letzten Arbeitstag vor seiner Pensionierung an: seine Kollegen haben eine kleine Feier organisiert und sein Nachfolger Mayberry hat bereits den Dienst angetreten. Als eine verzweifelte Frau auf dem Revier ihm vorwirft, die Polizei unternehme nichts (Was sie mit sehr vulgären Worten tut.), um ihren verschwundenen Sohn zu finden, fasst er den Schluss, an diesem letzten Tag etwas zu tun, was er Zeit seine Lebens vermieden hat: nach Silent Hill zu gehen und dort dieses Kind -und andere, die ebenfalls im Lauf der Jahre verschwunden sind- zu suchen. Zusammen mit Mayberry stellt er sich in der Stadt einem furchtbaren Gegner und enigmatischen: dem “Grinsenden Mann”. Jenes düstere Wesen versklavt Menschen, indem es sie mit magischen Zeichen stigmatisiert, und tötet aus Freude am Jagen nicht nur Dämonen.
Der Comic an sich: "Silent Hill: Drei Blutige Erzählungen" ist die Zusammenfassung von mehreren Comics, die 2004 und 2005 im Original bei IDW Publishing erschienen sind. Die Handlung der drei Erzählungen ist, gelinde gesagt, sehr bruchstückhaft und erschließt sich teilweise selbst nach mehrmaligem Lesen nicht ganz.
"Handwerkliches": Die Zeichenstile, die in diesem Comic anzutreffen sind, sind im besten Fall als düster und avantgardistisch, im schlechtesten Fall als farblos, banal und mißlungen zu bezeichnen. Die Linienführung ist durchgehend "actiongeladen" und sehr schlicht (Ein Zyniker würde sie wohl eher als laienhaft und kritzelig beschreiben.), das Lettering an sich ist solide und sauber, jedoch hat das Lektorat teilweise gepennt und so konnte ich an 1-2 Stellen eklatante Orthographiefehler feststellen (Zitat aus "Der grinsende Mann": "Mann muss sich an sie erinnern.") Fazit: "Silent Hill: Drei Blutige Erzählungen" lässt sich auf den ersten Blick auf das Cover an, wie ein gelungener Spagat zwischen Kunst und Comic. Doch sobald ich die erste Seite erblickte, geriet meine Meinung ins Wanken. Die Zeichenstile rangieren qualitativ zwischen unterem Mittelmaß (Shaun Thomas Zeichnungen bei "Unter Verdammten" und "Schwarzmalerei") bis hin zu unansehnlich (Nick Stakal bei "Der grinsende Mann"), die Farben bewegen sich zwischen schwarz-weißlich–blass bis hin zu düster und erdig. Die Linienführung ist meiner Meinung nach unzureichend, da sie sich zu laienhaft und stellenweise einfach mies gemacht präsentiert. Der Plot ist stellenweise so dünn, dass man sich eigentlich gleich hätte sparen können, die Charaktere der Protagonisten sind so flach, leblos und vor allem lieblos gestaltet, dass der Rezensent beim Lesen keinerlei Sympathien aufbauen konnte, und die eigentlich angebrachte Horror-Athmosphäre mag nicht so recht aufkommen, was einerseits am flachen Handlungsverlauf und den Charakteren und andererseits an der miesen Qualität der Zeichnungen liegt, die stellenweise so verwaschen und "actiongeladen" sind, dass man nicht einmal genau erkennt, was sich in dem Panel, das man gerade gelesen hat, abspielt. Vielleicht liegt es aber auch an den mangelnden Ideen der Macher dieses Comics, die sich bei der letzten Erzählung wohl nicht einmal zu schade sind, aus H.P. Lovecrafts Werken einen Götternamen auszuleihen, und an diesem nur zwei Buchstaben zu verändern... Vielleicht nur blanker Zufall, aber in einem Werk, das sich genretechnisch in der gleichen Nische wie der Cthulhu Mythos bewegt, kommt das meiner Meinung nach beim bewanderten Leser einfach nicht gut an.
Am Ende steht das bittere Fazit: "Silent Hill: Drei Blutige Geschichten" versucht den Drahtseilakt, Horror in Comicform aufzubereiten, scheitert jedoch aufgrund des Avantgard-Gedankens an der mangelnden graphischen Umsetzung und bietet schlußendlich nicht einmal mehr einen halbwegs interessanten Handlungsrahmen. Ausser der Stadt Silent Hill gibt es dem Comic inhaltlich keinerlei Bezug zum Inhalt der Computerspielreihe von Konami. Horror ist eben einfach mehr als Splatterkultur, auch wenn das in diesem Comic absolut nicht rüberkommt. Dieser Comic ist einfach nur schlecht. Zuwenig Blut, um ein echter Splatter zu sein, zuwenig Handlung und Tiefgang um echten Horror zu entwickeln. Nicht Fisch, und nicht Fleisch. Der Preis von 16,95 Euro ist angesichts dem Unterhaltungswert, den dieser Comic bietet, unverschämt hoch für solch ein Machwerk.
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