Links zur Rezension Der Weg nach AltamuraDer Autor Aus dem Klappentext: „Stephan M. Rother, Jahrgang 1968, ist studierter Historiker, Schriftsteller und als Standup Historian „Magister Rother“ seit mehr als einem Jahrzehnt mit kurzweiligen historischen Kabarettprogrammen auf Deutschlands Bühnen unterwegs. Er lebt in der Lüneburger Heide. Nach „Der Adler der Frühe“ (2000) ist „Der Weg nach Altamura“ sein zweiter mittelalterlicher Mystery-Thriller.“
Seit 2001 leitet Magister Rother Deutschlands erste mittelalterliche Web-Community, die Markgrafschaft Altamura. Unter www.altamura.de gibt es Hintergründiges über den Kultautor, seine Romane und Bühnenprogramme und die spannende Welt der Vergangenheit.“
Das Buch „Der Weg nach Altamura“ spielt im mittelalterlichen Italien. Magister Wasmod von dem Knesebeck ist auf einer Reise im Auftrag von Nikolaus IV., um die Geschicke der Papstwahl mitzubestimmen. Auf dieser Reise trifft er die Botin Oda, die ihm den Auftrag übermittelt zu Galvano, Markgraf von Sulmona, zu reisen, der sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg nach Mantua befindet. Dort angekommen erweitert sich der Kreis der Hauptakteure um Shlomo Rosenzweig (ein gelehrter Jude und alter Freund von Wasmod), Adrian von Bodenteich (ein Vetter von Wasmod, der sich auf einer geheimen Mission befindet), Diavolo (ein Gaukler, der mehr zu sein scheint, als er vorgibt) und Ritter Werner (ein Tempelritter, ebenfalls verwandt mit Wasmod und Adrian). Adrian von Bodenteich wird auf seiner Reise von den Männern Galvanos entdeckt und da sie ihn für einen Feind halten schwer misshandelt. Auf die Intervention Diavolos hin, der sich für den Geschundenen einsetzt, bleibt sein Leben verschont. Als dann noch das verwandtschaftliche Verhältnis zu den Gästen von Galvano offenbar wird, bestraft dieser zwei seiner Gefolgsleute exemplarisch und lässt sie aufhängen. Doch durch dieses Ereignis ist besonders das Verhältnis zu Ritter Werner stark geprägt. In Mantua angekommen schleicht sich Adrian, noch sehr geschwächt durch die Misshandlungen, weg. Ritter Werner, der mit dem Verletzten ein Zimmer teilt, stellt sich in dieser Nacht dann auch schlafend und lässt seinen Vetter ziehen. Dieser wird jedoch von Diavolo entdeckt. Der stellt ihn zur Rede. So in die Enge getrieben gesteht Adrian dass er nach Altamura müsse und fordert den Gaukler auf ihm zu helfen, jetzt wo er sein Geheimnis kenne. Und so machen sich die beiden auf den Weg nach Altamura. Auf dieser Reise werden sie von Schergen Galvanos verfolgt und müssen sich ständig versteckt halten. Merkwürdigerweise treffen sie unterwegs auf Oda, die inzwischen ohne ein Ziel zu nennen, Wasmod und die anderen verlassen hat, und nun den beiden Flüchtigen ihre Hilfe anbietet. Doch woher weiß Oda von Adrian und seiner Reise und wie hat sie die beiden gefunden? Auch führt Oda die beiden zu einem Ort namens Altamura, der auf keiner Karte verzeichnet ist. Zwar gibt es eine Stadt und eine Markgrafschaft, die so heißen, aber dies ist nicht das Ziel der Reise. In der Zwischenzeit reist der Trupp um Wasmod nach Florenz. Dort angekommen suchen sie einen Bekannten des Magisters auf: Dante Alighieri. Dante erweist sich allerdings als absinthabhängiger Gastgeber, der den Großteil des Familienbesitzes in Drogen umgesetzt hat. Und der Leser erfährt in diesem Kapitel etwas über die (rein fiktiven) Ursprünge des Fußballspieles. Hatte das Buch bisher die Züge eines zwar mysteriösen Romans, kippt die Geschichte ab jetzt nun eindeutig in das Genre Fantasy. Während der ersten Hälfte des Buches tauchte immer wieder eine Gestalt auf, die nicht näher beschrieben wurde aber anscheinend der Gegenspieler aller guten Bestrebungen war. Nun wird sie eindeutig als ein Wesen beschrieben, was von „der anderen Seite“ stammt. Eine Art Geist oder Dämon, der normalerweise in einer Welt zwischen dem Dies- und Jenseits lebt. Dieser Dämon versucht Adrian, Oda und Diavolo aufzuhalten, die inzwischen auf einem Schiff ihre Reise weiter bestreiten. Oda vermittelt über Geisteskraft eine Art Hilferuf an Wasmod, der sich in Florenz befindet. Wasmod besitzt einen Ring, der über magische Kräfte verfügt. Mit Hilfe dieses Ringes befreit er ein weiteres Wesen aus der Zwischenwelt. Durch die Macht des Ringes angelockt sucht nun der Dämon Wasmod auf und kämpft gegen dieses andere Wesen. Dieser Kampf verursacht gewaltige Schäden, einem Erdbeben ähnlich, in Florenz. Durch die Herbeirufung des zweiten Dämons hat sich für kurze Zeit auch ein Riss aufgetan, der den Weg zum Jenseits geöffnet hat. In diesen Riss wird dann Dante hineingezogen. Der augenzwinkernde Hinweis auf sein Lebenswerk ist in dieser Randepisode unübersehbar. Währendessen reisen Oda und ihre Gefährten zu dem Grab von König Theoderich. Zu seinem Grabbeigaben gehört ein Mantel, der ihm einst ermöglicht hat, in einer aussichtslosen Schlacht doch den Sieg zu erringen. Dieser Mantel soll nun die Entscheidung ein weiteres Mal herbeiführen. Das Grab kann jedoch nur auf magischem Weg betreten werden. Adrian, ein Enkel Theoderichs, soll dies tun und den Mantel holen. Während er sich noch im Grab befindet, erheben sich jedoch die Toten aus ihren Gräbern: Goten, die einst gegen das Heer von Theoderich gekämpft haben greifen nun die Reisenden an. Als es schon fast zu spät scheint, erscheint Adrian mit dem Mantel wieder aus dem Grab, und mit ihm die toten Gefolgsleute Theoderichs. Damit ist der Kampf entschieden und die Feinde unterliegen. Am Ende des Buches findet sich noch eine Episode, in der Oda die „Hohe Herrin“ aufsucht. Hier wird deutlich, dass alle Fäden im Hintergrund gespannt wurden, um die sogenannte Endzeit abzuwenden und die beteiligten Menschen nur Spielfiguren waren.
Fazit: Stephan M. Rother kann den Historiker in sich natürlich nicht verleugnen. So spielt der Roman „Der Weg nach Altamura“ vor einem historisch korrekten Italien. So fließen viele politischen Ränke oder auch alltägliche Dinge in sein Buch mit ein. Gerade im ersten Teil des Buches hat mich die Geschichte streckenweise an „Der Name der Rose“ erinnert, da auch hier ähnliche Themen behandelt werden, z.B. die Rolle der Fraticellen. Allerdings pflegt Rother nicht diesen pompösen Schreibstil wie Eco. Sehr schön fand ich aber auch die Darstellung alltäglicher Probleme und Verhaltensweisen, so ist einer der Gefolgsleute Galvanos homosexuell. Die Baustelle des damals im bau befindlichen Doms von Florenz diente seinerzeit wohl als Treffpunkt für die „Scene“, eine Art historische Cruising-Area. Die Geschichte selber ist extrem komplex und verworren. So fiel es mir manchmal sehr schwer dem Handlungsstrang zu folgen und Zusammenhänge zwischen den einzelnen Ereignissen und wechselnden Orten und Akteuren zu ziehen. Was ich ebenfalls nicht komplett gelungen fand, ist die Vermischung von Historie und Fantasy. So werden tatsächlich stattgefundene Geschehnisse mit Fantasy erklärt oder zumindest vermengt. Es wäre besser gewesen, wenn Rother die historischen Ereignisse nur als Kulisse verwendet hätte. Insgesamt habe ich die Passagen über das alltägliche Leben sehr gerne gelesen, und auch die Teile des Buches, die eher mit einem Augenzwinkern zu verstehen sind (die Entstehung des Fußballspieles, Dantes Besuch im Reich der Toten), haben mir sehr gut gefallen. Die Geschichte an sich war mir zu verworren und die Motivationen der Protagonisten bleiben zu lange undurchsichtig, so dass große Abschnitte des Buches nur schwer nachvollziehbar für den Leser bleiben. Hier hätte mehr Klarheit für einen größeren Lesespaß gesorgt.
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