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Die Schwarze Sonne 02 - Böses Erwachen
Bewertung:
(4.9)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 29.11.2006
Autor:G. Merlau, J. Sunjic. Sprecher: C.Stark, H.Halgardt, J. Holdorf u.a.
Typ:Hörspiel
Setting:Fantasy, Horror, Mystic
VerlagLausch Verlag
ISBN/ASIN:978-3-939600-07-7
Inhalt:1 CD, 1 Booklet
Sprache:Deutsch

Böses Erwachen...

LAUSCH ist ein Name, der sich in der Hörspiel-Szene mittlerweile etabliert hat, denn obwohl dieser Hörspiel-Verlag noch wirklich jung ist, haben die „Lauscher“ bereits mehrfach bewiesen, dass sie mehr als fähig sind, erstklassige und qualitativ hochwertige Hörspielproduktionen zu fabrizieren.

Nach der Fortsetzung von „Caine“ und der bisher dreiteiligen „Drizzt“-Reihe (Rezensionen ebenfalls hier im Gate zu finden), geht es nun mit dem zweiten Teil der „Schwarzen Sonne“ weiter.

 

Der erste Eindruck:

Die Lauscher scheinen eine Philosophie zu haben, die besagt, dass zu einem stimmungsvollen Hörspiel auch eine ebenso stimmungsvolle Verpackung gehört. Wie bei vorigen Werken ist auch bei „Die Schwarze Sonne 2“ (folgend DSS2 genannt) das Cover und das Booklet wieder aufwändig und vor allem stilvoll und passend gestaltet. Die Illustrationen kommen von derselben Künstlerin (Sabine Weiss), die auch schon für die Zeichnungen in Teil 1 der Reihe verantwortlich zeichnete. Diese fügen sich wieder hervorragend in das optisch an den Cthulhu-Mythos und an Gothic-Horror erinnernde Design ein, welches wieder mit schnörkeligen Schriften und einem atmosphärischen Gesamtbild auftrumpft.

 

Die Story: (Vorsicht Spoiler!)

Die Geschichte spielt 1886, ziemlich genau ein Jahr nach den schrecklichen Ereignissen, die das Detektivduo Nathaniel de Salis und Adam Salton in England durchlebt hat. Adam hat seit dem Verlust seiner geliebten Mimmi Watfords, die bei den damaligen Ereignissen auf tragische Weise ums Leben gekommen ist, kein Wort mehr gesprochen und der ältere Nathaniel, der Adam wie seinen eigenen Sohn betrachtet, hat sich seither rührend um den jungen Mann gekümmert.

Nach einer kurzen gesprochenen Einleitung durch Adam Salton beginnt die Geschichte, als die beiden Freunde in Frankreich ankommen, um einen alten Freund von Nathaniel zu treffen – den Schriftsteller Jules Verne.

Damit beginnt auch der Kern der Geschichte, denn der bekannte französische Autor (20000 Meilen unter dem Meer, Reise zum Mittelpunkt der Erde) hatte bekanntlich für damalige Zeiten eine außergewöhnliche Phantasie, die er in seine Geschichten einfließen ließ. Doch waren diese Geschichten tatsächlich Phantasie? Oder waren es Tatsachen, die Verne geschickt in eine Geschichte gewebt hat? „Böses Erwachen“ setzt genau bei diesem Gedanken an. Jules Verne hat tatsächliche Geschehnisse, bei denen schreckliche Dinge ans Tageslicht gebracht wurden, in Geschichten verwandelt, gedeckt und verschleiert durch eine Loge, der auch Verne angehört. Doch der Schriftsteller ist eitel und erfolgssüchtig und so bricht er sein Schweigegelübde. Aufgrund des Manuskripts des Schriftstellers und eines Artefakts haben sich Nathaniel und Adam nach Frankreich aufgemacht und stürzen damit in ein neues düsteres und gefährliches Abenteuer.

Bei der Ankunft in Frankreich schwelgt Adam noch immer in einer Traumwelt, aus der er aber schon bald hervorbricht, als jemand versucht, Verne umzubringen.

Daneben springen die Autoren immer wieder in die Vergangenheit zu Adams Jugend, in der eine andere finstere Welt gezeichnet wird. Adam kommt in Kontakt mit einem alten Aborigine und taucht in die Welt des Mythenschatzes und der Regenbogenschlange ein.

Aber zuviel will ich hier auch nicht verraten…

 

Qualität:

Außer Frage steht wieder einmal die gesamte Qualität der Produktion, die sich erneut auf allerhöchstem Standard bewegt. Das liegt zwar auf der einen Seite sicherlich an den professionellen Hintergrundsounds und Effekten und der ebenso professionellen musikalischen Untermalung durch die Engländerin Debbie Wiseman, die mit ihrer klassischen Musik Akzente setzt und das gesamte Hörspiel auf ein cineastisches Niveau anhebt. Auf der anderen Seite aber steht sowohl die hervorragende Geschichte - die Autor Günter Merlauch gekonnt zu erzählen weiß –, als auch die sorgfältig gewählte Besetzung der Rollen durch wirklich gute Schauspieler (ja, auch die Hörspielsprecher werden Schauspieler genannt).

Christian Stark und Harald Halgardt, die Sprecher der beiden Protagonisten Adam und Nathaniel, und ihr Können stehen sowieso außer Frage, auch wenn Halgardt ein wenig erschöpft wirkt, was aber durchaus auch Absicht sein könnte, den Nathaniel selbst zeigt in dieser Episode eine eben solche Tendenz.

Daneben gibt es ein Wiedersehen mit einer Altbekannten des Business: Reinhilt Schneider, die der grausamen Blutgräfin Arabella March ihre Profi-Stimme leiht. Frau Schneider ist aus vielen Hörspielen bekannt, vor allem aus so Klassikern wie „Hanni und Nanni“ und der „Dracula“-Reihe von Europa. Damals war Frau Schneider okay, aber die Rolle der Blutgräfin scheint ihr auf den Leib geschnitten, denn die Dame fährt zu Höchsttouren auf.

Doch zweifelsohne setzt in dieser Episode der Serie ein ganz anderer den absoluten Kracher, und zwar Jürgen Holdorf, der einen Lemur – eine Art Dämon – spricht, auf den Nathaniel während einer Zugfahrt trifft. Einfach erstklassig gesprochen, denn Holdorf stellt den Dämon so brutal, gnadenlos und bedrohlich dar, wie man es nur von so einer Kreatur erwarten kann. Absolute Spitze!

Doch auch die zahlreichen anderen Schauspieler tragen ihren Teil zum Gesamtbild des Hörspiels bei und runden die Sache einfach ab.

 

DSS2 ist mit Sicherheit kein leichter Hörgenuss, denn die Geschichte wird, dem gothischen Horror angemessen, langsam erzählt und entfaltet sich bedrohlich und grausam, während das Hörspiel seine guten 70 Minuten abläuft. Dennoch wird es dabei nicht langweilig, denn die Geschichte ist und bleibt spannend und wird durch die Zeitsprünge in Adam Saltons Jugend immer wieder aufgelockert. Interessant ist die bereits erwähnte Theorie um die Echtheit von Jules Vernes Geschichten und was sich daraus entfaltet.

Definitiv ist, dass man DSS2 nicht mal „so nebenbei“ hören kann und sollte, denn dann gehen viele der wichtigsten Informationen und Wendungen mit Sicherheit unter. DSS2 hört man gezielt – am besten laut über Kopfhörer – in einem abgedunkelten Raum bei Kerzenlicht, damit man auch wirklich alles mitbekommt.

 

Fazit:

„Böses Erwachen“ ist ein echter Knaller. Ich hätte nicht gedacht, dass die LAUSCHer dem ersten Teil der düster melancholischen „Schwarzen Sonne“ noch einen aufsetzen können, aber meiner Meinung nach haben sie dies mit dem vorliegenden Werk geschafft. Während bei ihrer anderen großen Serie, „Caine“, der zweite Teil im Vergleich zum ersten Teil ein wenig nachgelassen hatte, ist es bei „Die Schwarze Sonne“ genau andersherum.

Gekonnt ist die interessante Interpretation um die Echtheit von Jules Vernes Geschichten in Szene gesetzt, und die Schauspieler bewegen sich erneut auf allerhöchstem Niveau. Daneben steht die ebenso absolut professionelle Produktion, sowohl was das Recording, als auch die Soundeffekte und die musikalische Untermalung angeht. Abgerundet wird die Sache durch ein stimmiges Artwork der CD an sich.

„Böses Erwachen“ MUSS man unbedingt – wie ich oben schon erwähnt habe – in einem durch Kerzenlicht erleuchteten Raum, laut über Kopfhörer hören, denn dann erlebt man das Grauen, das einem das Rückgrat hinauf kriecht, die Nackenhaare aufrichtet und Gänsehaut erzeugt, in vollen Zügen – und weiß das Hörspiel damit erst richtig zu genießen!

 

Anmerkung des Redakteurs:

Ich würde mir Dolby Digital 5.1 Versionen der beiden „Schwarze Sonne“ Hörspiele wünschen, denn ich bin überzeugt, dass diese Hörspiel im DD5.1 Format der perfekte Hörgenuss wären.