Links zur Rezension Lange haben die Fans von Neverwinter Nights gewartet, jetzt ist es da: Neverwinter Nights 2! Weiter geht es mit der Geschichte in und um Niewinter, die dieses Mal mit noch mehr Klassen und Völkern nach D&D 3.5 bestritten werden kann.
Erster Eindruck: Das Spiel kommt in der gewohnten DVD-Hülle an. Das Cover wird geziert vom „Neverwinter Nights 2“–Schriftzug auf einem schwarzen Hintergrund, was Gefallen findet. Die DVD ist da schon etwas kräftiger, aber dennoch ansehnlich ausgefallen. Diese Dinge haben natürlich keinen Einfluss auf das Spiel, doch der „erste Eindruck“ ist ja bekanntlich der Wichtigste.
Mein System: Um Vergleiche möglich zu machen gebe ich hier Auskunft über das System, mit dem ich Neverwinter Nights 2 (ab jetzt NWN2 genannt) gespielt habe:
Notebook: Toshiba Satellite A100 Arbeitsspeicher: 1024MB Grafikkarte: ATI Mobility Radeon X1600 (Speicher: 256MB) Prozessor: Intel Dual Core 1,6 Ghz Systemstatus: Das komplette System wurde erst 3 Wochen vor der Installation komplett formatiert und dann wieder neu aufgespielt (Gothic 3 lässt grüßen...)
Wer mit diesen Daten nicht viel anfangen kann, jedoch trotzdem wissen will, ob das Spiel bei ihm funktionstüchtig ist, dem sei die Seite systemrequirementslab.com ans Herz gelegt. Dort überprüft eine spezielle Software den PC und gibt danach Auskunft, welche Anforderungen erfüllt werden. Der Link befindet sich in der Linkliste.
Installation & Start: Nach ausführlicher Begutachtung der Verpackung ging’s endlich ans Eingemachte: Die DVD wurde ins Laufwerk geschoben und der Spaß fing an. Nach der doch recht langen Installation (25 Minuten) musste das Spiel nur noch gepatcht werden. Im Spiel ist ein automatischer Updater enthalten, der aber sofort den Dienst versagte. Erst ein Neubooten behob den Fehler. Mit der aktuellsten Version bewaffnet (zu diesem Zeitpunkt 1.02) ging es los, nach Faerûn...
Wie bei heutigen Spielen üblich, besteht das Intro aus einem Rendervideo, was bei NWN2 schlicht und ergreifend genial ist. Zu sehen gibt’s einen Magier sowie einen Dämonen, die cineastisch im Mondschein gegeneinander kämpfen. Aus den Splittern der Waffen, die beim Zusammenprall bersten, formt sich schließlich der NWN2-Schriftzug und das Intro endet in dem weniger spannenden Hauptmenü. Mit einem Klick auf „Neues Spiel“ müssen wir uns zuerst für eine Kampagne oder ein Modul entscheiden. In diesem Fall natürlich die offizielle NWN2-Kampagne (es steht auch keine andere zur Auswahl). Hier sieht man schon, dass NWN2 auf mehr als nur einmaliges Durchspielen der Standard-Kampagne ausgelegt ist. Nachdem auch dies erledigt ist, gelangen wir zur Charaktererstellung.
Charaktererstellung: Die Charaktererstellung ist einer der elementarsten Vorgänge eines jeden Rollenspiels. Hier wird entschieden, was und wie der Charakter ist. Genauso in NWN2. Als Erstes muss man sich für ein Geschlecht sowie für ein Volk entscheiden. Zur Auswahl stehen die bekannten Völker aus dem SHB (Zwerg, Elf, Gnom, Halbling, Halb-Elf, Halb-Ork, Mensch) sowie Berührte. Jedes dieser Völker hat, mit Ausnahme des Menschen, Halb-Elf und Halb-Ork, Untervölker, die unterschiedliche Attributsanpassungen und Fähigkeiten haben. Die Palette ist besonders bei den Elfen sehr groß, man hat die Auswahl zwischen Drow, Mondelf, Sonnenelf und Waldelf. Bei den Berührten muss man sich zwischen „Aasimar“ und „Tieflingen“ entscheiden. Beide haben ein LA von +1. Schließlich kommt man zum Aussehen des Charakters, bei dem man auf den ersten Blick große Vielfalt geboten bekommt. Über die Hautfarbe, Augenfarbe, Haarfarbe bis hin zur Haarsträhnenfarbe lässt sich alles einstellen. Das Wesentliche jedoch, die „Kopfauswahl“ und die „Haarauswahl“, bleibt sehr einfältig. Man muss aus einem Menü jeweils einen Kopf und eine Frisur auswählen. Danach wird’s ernst: Die Klassenauswahl steht an. Einzige Ergänzung zu den SHB-Klassen, die allesamt verfügbar sind, ist der Hexer, der in die Riege eingestiegen ist. Im Vergleich zu der riesigen Auswahl an neuen Grundklassen, die für D&D 3.5 existieren, ist nur eine neue Klasse eher enttäuschend. Im Klassenmenü hat man gleichzeitig auch schon einen Überblick über alle im Spiel enthaltenen Prestigeklassen. So kann schon im Voraus geplant werden, welchen Weg man später einschlagen will. Die verfügbaren Prestigeklassen sind:
• Arkaner Betrüger • Arkaner Bogenschütze • Assassine • Bleicher Meister • Duellant • Finsterer Streiter • Gotteskrieger • Harfner-Agent • Jünger der Roten Drachen • Kriegspriester • Mystischer Ritter • Neun von Niewinter • Rasender Berserker • Schattendieb von Amn • Schattentänzer • Waffenmeister • Zwergischer Verteidiger
Im Anschluss an die Klassenwahl kommt wohl das Lieblingsdiskussionsthema aller D&Dler: Die Gesinnungen. Die Wahl ist einem bei NWN2 vollkommen freigestellt. Erläuternde Texte beschreiben jede Gesinnung noch einmal für sich. Der nächste Schritt zum fertigen Charakter ist die Auswahl einer Gottheit. Sie wirkt sich nicht auf den Charakter aus, jedoch sagt uns der erklärende Text „[...] Allerdings wird diese im Laufe des Spiels möglicherweise thematisiert.“ Jedoch wurde bei der Auswahl an Gottheiten hier eindeutig übertrieben. Jeder, der, wie meine Wenigkeit, noch nie in den Vergessenen Reichen gespielt hat, wird mit den 65 zur Wahl stehenden Gottheiten komplett überfordert sein. Von jenen Spielern, die kein Rollenspiel spielen, mal ganz zu schweigen. So wählte ich der Einfachheit halber „No Deity“. Wenn ihr euch nun denkt: „Hö, No deity?“, denkt ihr genau das Gleiche wie ich zu dem Zeitpunkt. Diese zwei Wörter sind die Vorboten einer ärgerlichen Tatsache: Manche Teile, Wörter und Sprachfetzen blieben unübersetzt, was die Atmosphäre doch schon sehr stören kann. Nachdem die Gottheiten überwunden sind, geht es zur Attributsverteilung, bei der in alter PB32-Manier die Attribute verteilt werden dürfen. Nach den Attributen folgt die Hintergrundauswahl. Dies sind Konzepte, die ingame-technisch die Vergangenheit des Charakters darstellen und auch spieltechnisch einen Einfluss haben. Je nach Klasse und gewählten Attributen stehen verschiedene Hintergründe zur Auswahl, z.B. Schläger, Prediger oder Schüler des Magiers. Sie sind allesamt ausgeglichen. Natürlich steht auch die Auswahl „Kein Hintergrund“ zur Verfügung. Danach darf man sich „Pakete“ aussuchen, die thematisch geordnet sind, allerdings darf man auch sein eigenes zusammenstellen. Die Pakete enthalten die verteilten Fertigkeitspunkte, die Talente, für Zauberwirkende die Zauberauswahl, sowie Vertrautenauswahl (bei der man auch sehr exotische Tiere wie Schweine oder Käfer zur Auswahl hat). Dies alles möchten eingefleischte D&Dler natürlich selbst verteilen und das dürfen sie auch. Für Neulinge oder Laien sind die Pakete jedoch eine nützliche Sache und ersparen ihnen viel Arbeit. Bei der Talentwahl gibt es eine Besonderheit: Hintergrundmerkmale. Diese funktionieren wie normale Talente, jedoch kann man nur eins wählen und das auch nur auf der ersten Stufe. Jedoch unterscheiden sie sich vom Balancing her um Welten, man kann schon sagen, dass einzelne „broken“ sind. So gewähren die meisten Boni auf Fertigkeiten, wie z.B. Künstler. Dieses Talent gibt dem Charakter +2 auf Auftreten- und Diplomatiewürfe. Im Vergleich zum Talent „Heldenglück“ erscheint das aber ziemlich blass: +1 auf alle Rettungswürfe, +1 Glücksbonus auf die RK. Hier hätte wesentlich mehr auf das Balancing geachtet werden müssen.
Abschließend darf man noch Name, Alter und Stimme aussuchen sowie einen Hintergrund schreiben, falls man das will. Die Stimmen sind jedoch alle auf Englisch, was mal wieder ärgerlich ist. Mit einem letzten Klick auf „Fertig stellen“ hat man die Charaktererschaffung hinter sich gebracht und steigt ins Spiel ein.
Allgemein kann man sagen, dass die Charaktererstellung Neulinge und Laien an die Hand nimmt, vor allem mit den Paketen. Auch ist immer ein „empfohlen“-Button vorhanden, der die leichtesten Möglichkeiten aussucht oder z.B. bei den Völkern deren bevorzugte Klasse markiert. Jedoch gibt es auch Bereiche in denen selbst eingefleischte D&Dler überfordert sind oder es zu viel des Guten ist, wie bei den Gottheiten. Die Hälfte hätte es auch getan.
Handlung: Nach der Charaktererschaffung blickt man als Erstes in das Gesicht eines Elfen. Im Gespräch erfährt man, dass dieser Elf mit dem Namen Daeghun der Ziehvater des Charakters ist. Damit wäre auch eine Lösung gefunden, wie die verschiedenen Völker ins Spiel einsteigen, doch wenn man einen Zwergen spielt, erscheint es doch etwas komisch, wenn der Vater ein Elf ist. Nach dem ersten Gespräch öffnet sich sofort ein Pop-Up-Fenster, das den Spieler willkommen heißt und Neulinge sofort an die Hand nimmt. Veteranen können das Tutorial sofort überspringen und gleich zu Kapitel 1 wechseln. Die anderen haben die Möglichkeit die Hilfetexte auszublenden oder einfach den Pop-Ups zu folgen.
Das Tutorial ist in Westhafen, einem kleinen Dorf, angesiedelt. Am heutigen Tag ist Erntefest, an dem es 4 Wettkämpfe in 4 verschiedenen Disziplinen gibt. Wer in mindestens dreien gewinnt, bekommt den Erntepokal. In diesem Rahmen findet das Tutorial statt. Allgemein ist alles sehr freundlich und einladend gestaltet. Es macht richtig Spaß die einzelnen Prüfungen zu bestehen und von den Dorfbewohnern umjubelt zu werden. Gleichzeitig macht man auch die ersten Kontakte mit Weggefährten, die einen begleiten. In NWN2 sind das bis zu vier gleichzeitig! Nachdem der Pokal gewonnen ist und die Siegesrede abgehalten wurde, geht das Dorf zu Bett. Doch die Nacht wird alles andere als ruhig. Duergar und Klingenwesen greifen das Dorf an. Man springt von Kampf zu Kampf und lernt so auch seine Zauber anzuwenden. Die Wesen waren auf der Suche nach einem silbernen Splitter, der, wie sich rausstellt, von Daeghun in alten Ruinen im Sumpf versteckt wurde. Der Charakter muss sich nun aufmachen und den Silbersplitter holen. Danach muss er nach Niewinter, wobei er auf dem Weg dorthin noch einige Abenteuer zu bestehen hat. In Niewinter kommt das Abenteuer dann richtig in Fahrt...
Regelumsetzung: NWN2 basiert auf D&D 3.5 und das merkt man dem Spiel an. In der linken Bildschirmecke befindet sich ein kleines Fenster, das einem seine Würfelergebnisse anzeigt, sowie verursachten Schaden und andere Regeldetails. Genauso wird jede Runde die Initiative ausgewürfelt. So kommt es öfters vor, dass alle Gegner tatenlos in der Weltgeschichte herumstehen, bis sie plötzlich alle einen Angriff auf einmal machen zu scheinen. Grund dafür ist die Initiative, die in einem Balken abläuft. Solang dieser abläuft, bleibt der Charakter untätig und wartet auf seinen Einsatz. Wenn diese bei allen Beteiligten jedoch gleichzeitig „wartet“, kommt es zum oben beschriebenen Effekt. Auch sonst ist das Regelwerk überall anzufinden. Für jeden Gegner bekommt man Erfahrungspunkte, man darf wie im P&P bei erreichter Punktzahl seinen Charakter und Gefährten aufsteigen lassen, mit allem drum und dran und vielem mehr. Zwar stehen einem nicht alle Zauber aus dem SHB zur Verfügung aber man hat eine ansehnliche Auswahl. Besondere Aktionen wie z.B. „Schnell schießen“ oder „Heftiger Angriff“ müssen im Interface per Klick aktiviert werden. Genauso wenn man Schleichen oder die Umgebung nach Fallen absuchen will. Dies ist jedoch recht umständlich, weswegen mir immer erst dann die Idee gekommen ist, die Fallenentdeckung einzuschalten, als ich bereits durch eine gelaufen bin... Manche Dinge lassen einen überrascht aufblicken. Z.B. bei der Vertrautenwahl kann man nun auch ein Schwein oder einen Hasen nehmen. Was vom Fluff her davon zu halten ist, wenn neben dem Magier ein Schwein herläuft, muss jeder selbst entscheiden.
Spielerlebnis & Atmosphäre: Das Spielerlebnis gestaltet sich eher eintönig. Hauptsächlich kämpft man gegen irgendwelche Gegner, die an jeder Ecke stehen, oder man rennt durch die Stadt und sucht irgendwelche Quests. Das Haupterzählmittel stellen die vielen Dialoge dar. Die besonders wichtigen wurden vertont, die noch wichtigeren in Zwischensequenzen gepackt. Und für den Rest muss Text reichen. Ein kleiner Wermutstropfen, wenn man doch sieht, dass es bei anderen Spielen auch mit dem kompletten Vertonen funktioniert. Doch wenn gesprochen wird, dann bekommen die Ohren nur das Feinste zu hören. Die Sprecher sind spitze und das Spiel scheint gar von den Dialogen zwischen den Charakteren zu leben und daraus seinen gesamten Witz und Charme zu nehmen. Besonders störend sind allerdings die englischen Sprachfetzen, die auch hier zu finden sind. Jedes 2. Mal, wenn man einen Charakter selektiert, tönen einem englische Schlachtrufe entgegen oder einzelne Begriffe sind nicht übersetzt und fristen ihr Dasein in der englischen Originalversion. Meiner Meinung nach ein schwerwiegender Fehler, der nicht hätte passieren dürfen. Teilweise wirkt die Welt sehr statisch, da alle NSC immer am gleichen Platz anzutreffen sind. Im Vergleich zu ähnlichen Spielen, in denen sogar jeder NSC eigene Tagesabläufe hat, ist das schwach. Das unlineare Spielprinzip wurde oft angepriesen, kommt so aber nur in den Dialogen zum Einsatz. In der Spielwelt gibt es klar gezogene Grenzen, die nicht überschritten werden können. So muss man meistens dem Weg folgen, wenn es nicht anders beabsichtigt ist. Dies lässt einen nicht gerade an ein unlineares Spiel glauben...
Da sich das Spiel aus Modulen zusammensetzt, muss sehr oft geladen werden. Selbst wenn man nur ein Haus betritt. Das war zwar schon in NWN1 so, ist in heutigen Zeiten aber sehr gewöhnungsbedürftig und meiner Meinung nicht mehr zeitgemäß.
Kampf: Da NWN 2 gerade so vor Kämpfen strotzt, sollte dieser Teil des Spiels natürlich besonders gut gemacht sein. Als Spellcaster ist man vor allem damit beschäftigt, seine Zauber durch die Gegend zu werfen, als Kämpfer damit, von einem zum nächsten Gegner zu hetzen. Da man allerdings eine komplette Gruppe hat, darf man dies alles gleichzeitig tun. Für jedes Gruppenmitglied darf man bestimmen, was es machen soll oder nicht. Dies läuft über einen gesonderten Reiter im Charakterbildschirm. Ein Kampf kann aber nur erfolgreich sein, wenn die Gruppenmitglieder auch das tun, was man ihnen sagt. Die Realität sieht leider anders aus. Oftmals stehen sie ineinander verharkt in einer Tür und behindern sich gegenseitig. Von fast toten Gegnern lassen sie ab, wenn sie von einem anderen Gegner angegriffen werden. Solche Patzer in der KI können frusten und des Öfteren die Gruppe in den Tod führen. Glücklicherweise kann man das Spiel zu jedem Augenblick pausieren und Befehle geben, das ist allerdings auch bitter nötig. Ohne Feineinstellung der Charaktere wäre die Gruppe noch öfter als normal im Jenseits.
Grafik: Ein wichtiger Aspekt bei Computerspielen ist natürlich die Grafik. In NWN2 ist diese nicht schlecht, aber ein Gothic 3 sieht beispielsweise um Welten besser aus. Ärgerlich stößt dabei auf, dass zwar die Hardwareanforderungen zeitgemäß sind, das Spiel selbst aber in Teilen (vor allem Höhlen und Charakteren) wie eine billige Aufwertung der NWN1-Engine wirkt. Viele Texturen wirken grob und langweilig. Außengebiete, wie Sümpfe oder Höhlen, ergießen sich in langweiligem Grau. Allerdings strotzen manche Häuser geradezu vor Gegenständen und schönen Texturen, die zu begeistern wissen. Sympathien, die NWN2 bei der Umgebung verloren hat, holt es durch die Zaubereffekte wieder ein. Alle Zauber sehen gut aus und wenn sich eine Feuerexplosion in einer knallroten Feuerwelle entzündet, ist man teilweise doch sehr beeindruckt. Fetten Abzug gibt es allerdings für das Inventar. Die Symbole für die einzelnen Gegenstände sind nicht zu entschlüsseln und so kann es schon mal länger dauern, einen Gegenstand zu finden, was äußerst nervig ist. Alles in allem weder Fisch noch Fleisch.
Sound: Der Sound und die Musik sind heutzutage, besonders für ein Rollenspiel, äußerst wichtig. Sie haben einen großen Einfluss auf die Atmosphäre und das Spielerlebnis. Am Sound gibt es in NWN2 nichts zu mäkeln. Jedoch wird die Musik nach längerem Spielen nervig. Dies fällt schon bei der Charaktererstellung auf. Im Minutentakt dudelt das gleiche störende Lied vor sich hin. Mehr Abwechslung wäre hier schön gewesen. Einige Stücke sind jedoch ganz fein und passen auch hervorragend ins richtige Rollenspiel. Wer diese Lieder wirklich im RP benutzen will, muss nur die *.bmu Dateien im NWN2-Musikordner in *.mp3 umbenennen.
Balance: Über die Balance lässt sich streiten und ich kann auch keine objektive Beurteilung abgeben, da ich nur den Hexenmeister ausführlich spielen konnte. Doch wie es sich mir dargestellt hat, sind Magieklassen mit Flächenzaubern eindeutig im Vorteil. Vor allem am Anfang des Spiels kann man mit einer Feuerexplosion 5 Gegner auf einmal umnieten. Da braucht der Kämpfer wesentlich mehr Zeit. Durchs Rasten, das nur 5 Sekunden in Anspruch nimmt, werden alle Zauber wieder aufgeladen, was für eine ständige Zauberversorgung sorgt. Negativ aufgefallen ist mir auch das Talent „Heldenglück“, das im Vergleich zu den anderen Talenten einen sehr viel besseren Bonus gibt. Im Einzelspielermodus mag das noch egal sein, doch im Multiplayer wird es so zu einem „must have“.
Steuerung: Ist die Steuerung Schrott, so ist das ganze Spiel Schrott, da sie für das Reaktionsvermögen und die Übersicht verantwortlich ist. Gesteuert wird mit WASD und dem Anschein nach allen anderen Tasten. Umstellen kann man die Steuerung nur im Hauptmenü. Der Grund dafür ist mir schleierhaft geblieben. Besonders fällt jedoch die Kamerasteuerung in NWN2 auf, denn die ist ordentlich verkorkst. Wie im Vorgänger hat man wieder 3 verschiedene Optionen zur Auswahl, wie die Kamera ausgerichtet sein soll. Herausgezoomt hat man einen guten Überblick, jedoch sieht man von der eigentlichen Spielgrafik wenig. Andersherum ist man mitten im Gewusel und nicht in der Lage, strategisch klug zu spielen. Weiterhin ist man einen Großteil der Zeit damit beschäftigt, die Kamera richtig auszurichten, da man sonst gar nichts mehr sieht. Sehr verbesserungswürdig.
Bugs: Wie in jedem Spiel haben sich auch in NWN2 einige Bugs eingenistet. So kam es bei mir vor, dass Gruppenmitglieder nach einer Zwischensequenz nicht mehr folgten oder dass die Party rasten wollte und auch alle Verstärkungszauber & Co. aufgehoben hat, doch gerastet haben sie dann letztendlich nicht. Weiterhin sind die NSC oft stecken geblieben oder standen untätig in der Ecke herum, während der Rest abgemetzelt wurde. Ein weiteres Problem, an dem ich gerade knabbere, ist, dass mit einem NSC gesprochen werden soll, dieser beim Anklicken allerdings keinen Mucks von sich gibt. Eine Lösung ist noch nicht gefunden. Atari verspricht mit dem Patch 1.03 Besserung.
Fazit: Neverwinter Nights 2 – ein mit Spannung erwartetes Spiel. Freunde des ersten Teils werden ihren Spaß haben. Das gesamte Spiel ist wieder in Modulen aufgebaut, es gibt an jeder Ecke Kämpfe und man hat die volle Kontrolle über den Charakter – D&D 3.5 sei Dank. Die Story gestaltet sich einmal mehr als sehr tief und komplex und mit den Teamkameraden kommt fast P&P-Stimmung auf. Neulinge und Unvoreingenommene haben jedoch höhere Erwartungen, die nicht erfüllt werden können. Die Steuerung ist träge, die Kameraführung unausgegoren. Die Grafik kommt nicht über Standard und das komplexe D&D-System macht Laien das Spielen nicht leicht. Realismus kommt nicht einmal in Ansätzen rüber (Gegner an jeder Ecke) und wer auf eine freibegehbare Welt ohne Ladepausen zugreifen will, der liegt vollkommen falsch.
So kann man sagen, dass Freunde von D&D 3.5 und NWN1 ihre Freude haben werden. Mit dem mitgelieferten Editor, der einfacher den je sein soll, ist für eine lange Zeit für Nachschub gesorgt. Freunden einer zusammenhängenden Welt, mit viel Action, guter Grafik und einfachem System, sei eher abgeraten und Gothic 3 empfohlen.
Da die Wertung immer subjektiv ist, gehe ich hier einfach mal schlicht und einfach von meinem eigenen Empfinden aus. So plädiere ich an alle: Bildet eure Meinung anhand des Textes! Da ich eher zur zweiten Gruppe gehöre und auch einen direkten Vergleich ziehen kann, da ich im Besitz von Gothic 3 bin, fällt die Wertung dementsprechend aus.
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