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Cults of Glorantha Vol. 1
Bewertung:
(3.6)
Von: Nico Kevn Bracht
Alias: Cut
Am: 07.01.2007
Autor:Jeff Kyer
Typ:Ergänzungsband
System:RuneQuest
Setting:Glorantha (im zweiten Zeitalter)
VerlagMongoose Publishing
ISBN/ASIN:9781905471294
Inhalt:96 Seiten, Hardcover
Sprache:Englisch

Cults of Glorantha Vol. 1

Einleitung:

Nachdem Mongoose Publishing mit „Glorantha – The Second Age“ das erste Kampagnenbuch für das neue RuneQuest-System veröffentlicht hat, haben alle Fans gespannt darauf gewartet, mit welchen Titeln und auch in welcher Qualität der englische Verlag sich zukünftig dem zweiten Zeitalter Gloranthas widmen würde.

 

Jetzt sind die ersten beiden Titel - die sich exklusiv mit der Welt Glorantha beschäftigen - erschienen.

 

Es handelt sich dabei um einen zweibändigen Zyklus mit dem Titel „Cults of Glorantha“ (kurz: CoG), der sich mit einem der zentralen Aspekte Gloranthas beschäftigt: den Kulten der verschiedenen Götter, Religionen und Imperien.

 

Dabei beschäftigt sich „Cults of Glorantha – Vol. I” eingehend mit den verschiedenen göttlichen Kulten Gloranthas. Der Besitz des RuneQuest-Regelbuches alleine ist nicht ausreichend, um das Quellenbuch adäquat nutzen zu können. Denn die Regeln über göttliche Magie („Divine Magic“) haben die Marketingfüchse von Mongoose seinerzeit aus dem Grundbuch gestrichen und in den Regelergänzungsband RuneQuest Companion gepackt.

Dieses Buch sollte in einer Spielrunde zur Verfügung stehen, die sich eingehend mit den Kulten und den neuen göttlichen Zaubersprüchen befassen möchte.

Weiterhin ist der Besitz des Glorantha-Kampagnenbandes unerlässlich, um den vollen Nutzen aus dem Buch ziehen zu können.

 

Im Mittelpunkt des ersten Bandes stehen die Beschreibungen von ungefähr 50 göttlichen Kulten, die verstreut über das Glorantha des zweiten Zeitalters anzutreffen sind.

Darunter finden sich viele verschieden geartete Kulte einjeder denkbaren moralischen Couleur, sodass für jeden Spielergeschmack etwas dabei sein müsste.

 

Weiterhin werden im Buch ungefähr 150 neue Zaubersprüche detailliert beschrieben.

Diese werden den unterschiedlichen Kulten zugeteilt, deren Mitglieder sie im Laufe ihrer religiösen Laufbahnen erlernen können.

 

Qualität und Verarbeitung:

Die beiden Titel der CoG-Reihe erscheinen als Hardcoverbücher.

Band Eins bringt es auf 96 vollfarbige Seiten, die stabil gebunden scheinen.

Handwerklich sieht das Buch gelungen, solide und haltbar aus.

Der hohe Qualitätsstandard, den die Serie für sich etabliert hat, wird wieder erreicht. Das gefällt mir!

 

Optik:

Die Fans des RuneQuest-Systems, die sich im Forum der Verlagshomepage tummeln, haben sich bereits ziemlich kontrovers mit den Titelbildern der Glorantha-Bücher auseinandergesetzt.

Ich finde, dass dies völlig zurecht geschehen ist, wenngleich es an manchen Stellen, sagen wir einmal, etwas „farbenfroh“ formuliert wurde.

Denn so schlichtweg gelungen ich die Titelbilder aller Titel der Basisbücher fand, so gefiel mir doch schon das Cover zum Kampagnenband „Glorantha – The Second Age“ nicht mehr so gut.

Er war aber durchaus noch vertretbar und nicht unbedingt unpassend.

 

Doch beim hier besprochenen Titel haben sich die Herausgeber für ein wahrlich nicht schönes Cover entschieden. Der Leser wird auf dem Bild Zeuge der Beschwörung eines Wesens.

Dieses mehrköpfige, schlangenartige Monster erscheint über einer Art Halle, in deren Mitte zwei Gefangene an Pfähle gefesselt sind, die an alte indianische Marterpfähle erinnern. Welches unschöne Schicksal die beiden erwartet kann man auch schon ihren gequälten, angsterfüllten Gesichtern ansehen.

Für meinen Geschmack ist dieses Bild keine passende Idee für ein Cover.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass mir die künstlerische Umsetzung missfällt.

Anhand des nebenstehenden kleinen Bildchens kann sich der Leser dieser Rezension seine eigene Meinung zu diesem Thema bilden.

 

Dafür erwartet den Leser vom Innenlayout her ein dem den vorangegangenen Titeln der Serie entsprechendes Bild: Hochwertiges Papier, sogar vollfarbig bedruckt, sowie eine Zierborte am Blattrand, der dem Buchinneren zu einer gediegenen Ausstrahlung verhilft.

Die wenigen, auflockernden kleinen Zeichnungen profitieren natürlich von der Entscheidung, das Innere farbig zu gestalten und tun dem Buch und dem Auge des Betrachters gut.

Mein Favorit unter den Zeichnung ist der Spruch „Calling of Shadowcat“.

Auf der Homepage von Mongoose Publishing sind ein paar Seiten umsonst und vorab online ansehbar. Die Vorschau gibt’s unter „Links zur Rezi“ unter dem Infokasten.

 

Sprache:

Der Titel liegt bisher nur auf Englisch vor.

 

Inhalt:

Auf den 96 Seiten finden sich drei große Kapitel, nachdem auf den ersten beiden wenigen Seiten nur die Inhaltsangabe, die Autorennennung und die Einführung abgehandelt werden, beginnt das Buch ernsthaft auf Seite 3.

Das gewohnt knappe Inhaltsverzeichnis liest sich wie folgt:

 

Seite 1: Credits & Contents.

Seite 2: Introduction

Seite 3: Magic & Religion

Seite 12: Divine Cults

Seite 73: Divine Spells

 

„Credits & Contents“ ist wie immer bei Titeln von Mongoose eine kurze und sehr knappe Auflistung der am Produkt beteiligten Menschen und fungiert als ein sehr grobes Inhaltsverzeichnis. Dies ist in diesem Band besonders nötig, da ein Index leider fehlt. Es scheint, dieser war in der mit 96 Seiten sehr beschränkten Platzbemessung des Buches einfach nicht mehr unterzubringen. Unerklärlich ist jedoch, warum es den Index bisher auf der Produktseite des Verlages nicht wenigstens als Service zum Herunterladen gibt. Hier ist der Verlag Mongoose Publishing normalerweise vorbildlich, was Anlass zur Hoffnung gibt, dass dieser Download in der Zukunft für Besitzer des Buches noch bereitgestellt werden könnte. Gerade bei den Verweisen auf göttliche Zaubersprüche, die erst später im Buch vorgestellt werden, wäre ein Index sehr, sehr praktisch gewesen.

 

Auf einer Seite wird die Einführung („Introduction“) abgehandelt, die den Leser auf das Produkt einstimmen soll.

Anmerkung: Die komplette „Introduction“-Seite ist in der Vorschau zu finden.

 

Ab Seite drei geht das Buch dann richtig los.

Das Kapitel „Magic & Religion“ beschäftigt sich knapp mit den verschiedenen größeren und vorherrschenden Religionsgemeinschaften, Traditionen und Kirchen Gloranthas.

 

Kurz angesprochen werden auch die Glaubensansichten der Mostali (so heißen die Zwerge Gloranthas) und der Elfen. Während die Ansichten der Zwerge über die Weltmaschine in einem kurzen Absatz abgehandelt werden, gibt es unter dem ebenso langen Eintrag für die Elfen einen Verweis, dass diese im zweiten CoG-Band genauer beleuchtet werden.

Ob die religiösen Anschauungen der Zwerge dort auch noch einmal genauer unter die Lupe genommen werden, bleibt abzuwarten.

 

Unter anderem gibt es in diesem Kapitel knappe Beschreibungen über die Religionen des Malkioni-Imperiums, über die verschiedenen Arten der Theisten, die Hsunchen und so weiter.

Alle Einträge sind kurz und knapp.

 

Am Ende des Kapitels finden sich kurze Abschnitte über die „Otherworlds“, die die anderen Existenzebenen darstellen.

Viel von diesem Stoff wurde schon im Glorantha-Kampagnenband angerissen und wird auch hier nicht deutlich vertieft.

 

Den Löwenanteil des Platzes nimmt das Kapitel „Divine Cults“ ein.

Hier finden sich Besprechungen der verschiedenen göttlichen Kulte im Glorantha des zweiten Zeitalters.

Diese Beschreibungen füllen fast zwei drittel des Buches.

 

Die vorgestellten Kulte werden alle nach dem gleichen Schema aufbereitet.

Zu jedem Kult findet sich eine grobe Kultbeschreibung, Einträge für den Namen, die Runen, die gut zum Kult passen, den Typ des Kultes, das Pantheon, sowie Eintragungen über die Anhänger und deren Pflichten dem Kult gegenüber.

 

Dann folgen Erklärungen für die verschiedenen religiösen Grade, die ein Mitglied in einem Kult während seiner religiösen Karriere durchlaufen kann. Unter anderem, welche Voraussetzungen ein Anwärter auf einen nächsthöheren Titel erfüllen muss und mit welcher göttlichen Magie und so weiter er mit der Erlangung des Grades rechnen kann.

 

Die klassischen Grade - in der Reihenfolge ihrer Bedeutung – sind ähnlich wie im RuneQuest-Grundbuch: Einfaches Mitglied („Lay Member“), initiiertes Mitglied („Initiate Member“), Akolyth („Acolyte“), Runenpriester („Runepriest“) und Runenlord („Runelord“).

 

Die Eintragungen der rund 50 verschiedenen Kulte folgen dieser gerade vorgestellten Form: Immer zuerst die allgemeinen Informationen über den Kult und dann die Aufarbeitung der religiösen Grade.

 

Interessant, leider im negativen Sinne, fällt bei der aufmerksamen Betrachtung aber auf, dass sich einige Fehler in das Buch eingeschlichen haben.

So ist es beispielsweise passiert, dass ein spezieller Zauber eines Kultes in der Kultbeschreibung aufgeführt wird, der genannte Spruch selbst es aber nicht mehr ins Buch geschafft hat, sondern der Editorenschere zum Opfer gefallen ist und nicht mehr erwähnt wird.

Weiterhin sind ein paar wenige Sprüche, die aus vorhergegangenen Editionen des RuneQuest-Rollenspiels den Fans bereits geläufig waren, stark verändert worden, ohne – und das ist der Hauptkritikpunkt der Fans - dass diese Änderungen passend zum Flair der Welt Glorantha vorgenommen wurden. Durch diese undurchdachte und gleichgültige Bearbeitung des Buches hat sich der Verlag die Unbill vieler Fans zugezogen.

Und tatsächlich wurde über diese ungeschickten, handwerklichen Fehler bereits im Mongoose-Forum heftigst (und leider auch nicht immer sachlich) diskutiert.

Dagegen wirkten die von verärgerten und enttäuschten Fans vorgebrachten Beschwerden über die mangelnde Qualität der Coverbilder und die „falschen“, weil nicht den Vorgängeredition entsprechenden, Darstellungen der Trolle richtig friedlich, ja fast schon handzahm.

 

Für den Bewertungsrahmen dieser Rezension sei gesagt, dass das Buch nutzbar ist, aber durchaus ein paar logische Fehler in sich birgt.

Das Vorhandensein dieser Fehler leugnet der Verlag nicht und versucht statt dessen die Existenz dieser Ungereimtheiten zu erklären.

Den diversen Nachrichten auf der Mongoose-Homepage, die auch von offizieller Seite erstellt wurden, entnahm ich, dass die Rohfassung des Werkes zu einem so frühen Zeitpunkt, und unter Zuhilfenahme einer unfertigen Arbeitsversion der RuneQuest-Regeln, geschrieben wurde. Später konnte es aus Zeitgründen nicht von Editoren und Lektoren redigiert werden, die Ahnung von den neuesten Regelversionen hatten und das Buch letztlich auch auf das 96-seitige Format kürzen mussten. Zudem hatten die eingesetzten Lektoren selbst keine größere oder zumindest keine ausreichende Erfahrung mit der Spielwelt Glorantha.

So etwas ist im Prinzip nur ein wenig peinlich und ärgerlich, aber bei einem gerade mal 96-seitigen Werk, bei dem sich alle Spieler zurecht darüber aufregen, dass der magere Inhalt auf zwei Bände mit dem Preis von jeweils $ US 24,95 verteilt wurde, statt einen Band zu kreieren und diesen dann für $ US 34,95 an den Mann zu bringen, fällt es schwerer ins Gewicht und führt bei mir direkt zu Punktabzug.

 

Diese Art, den Inhalt, der spielend in ein Buch gepasst hätte, auf mehr Bände als nötig zu verteilen, zeichnet sich aber leider als typisch für die RuneQuest-Serie ab.

Schade, aber vielleicht sind die Lizenzgebühren einfach zu hoch, als dass Mongoose es sich leisten könnte. Wer von uns weiß das schon.

 

Als Abrundung der diversen Kultbeschreibungen werden dann im letzten Kapitel „Divine Spells“ noch 150 neue Zaubersprüche vorgestellt, die den Mitgliedern der verschiedenen Kulte im Laufe ihres Aufstiegs bekannt werden können.

 

Viele diese Sprüche sind durchaus nicht nur für Glorantha-Kampagnen interessant, sodass die beiden Bücher dieser Serie auch als Erweiterungswerke für Spieler, die nur nach den Basisregeln und in ihren eigenen Welten spielen, nützliche Verwendung finden können.

 

Inhaltlich befasst sich das Buch nur mit den Möglichkeiten der göttlichen Magie. Nochmals der Hinweis, dass man zur richtigen Nutzung des Titels den RuneQuest Companion sein Eigen nennen sollte. Die Traditionen, auf denen die Magie der Schamanen mancher Völker basiert, und die im Companion eingeführte Unterart der Magie, „Sorcery“, also Zauberei, werden erst zu einem späteren Zeitpunkt, genauer gesagt im zweiten Band der CoG-Reihe, behandelt.

 

Fazit:

Ich bin mir nicht sicher, was ich von CoG halten soll.

Vorne auf dem Buch prangt ein Titelbild welches mir nicht im geringsten gefällt, aber dafür ist die Gestaltung des Buchinneren von gewohnt hoher Qualität und Güte.

Der Inhalt selber ist gefällig dargestellt und sicherlich für Spieler, die sich mit der Welt Glorantha eingehend beschäftigen wollen, sehr interessant, wären da nicht die angesprochenen Schönheitsfehler, die auf unglücklichen, verlagsinternen Missgeschicken basieren.

Dazu kommt die Tatsache, dass man, um ein umfassendes Bild zu bekommen, mit Vol. 1 allein nicht hinkommt und noch einen zweiten 96-seitigen Band anschaffen muss.

Alles in allem läuft es bei der Bewertung auf zwei einfache Fragen hinaus:

Kann ich Spielern und Spielleitern die Anschaffung uneingeschränkt empfehlen?

Die Antwort ist: Nein, denn das Buch hat für die RuneQuest-Serie ungewohnte Schwächen.

 

Kann ich Spielern und Spielleitern von der Anschaffung nur abraten?

Die Antwort ist: Wieder nein, denn das Buch hat viele interessante Informationen und erweitert das Spektrum über Gloranthas zweites Zeitalter auf lohnende Weise.

Also suche ich mir zur Bewertung einen salomonischen Mittelweg.

Zeitgleich zur Rezension zu Band Eins schreibe ich auch an der Rezension für Band Zwei.

Dabei entwickelt sich der Eindruck, dass, hätte man sich auf Verlagsseite dazu entschlossen, ein einziges (dickeres und auch teureres) Buch unter dem Titel „Cults of Glorantha“ zu verlegen und hätte man dieses etwas besser redigiert, so hätte das Gesamtwerk eine Note von um die 4 Punkte bekommen.

So aber habe ich zwei Einzelteile zu bewerten, von dem jedes alleine mit seinen Stärken und leider auch seinen Schwächen dasteht.

Es gibt das Sprichwort, dass manchmal die Summe der Teile mehr ergibt, als das eigentliche Ganze. Dies wäre hier der Fall gewesen.

Eine Chance, die der Verlag verspielt hat, und dies im wahrsten Sinne des Wortes auf Kosten der Fans.

Daher kann ich den schwächeren ersten Teil der „Cults of Glorantha“ Reihe nur mit 3,7 Punkten bewerten.