Links zur Rezension Cults of Glorantha Vol. 2Einleitung: Nachdem Mongoose Publishing mit „Glorantha – The Second Age“ das erste Kampagnenbuch für das neue RuneQuest-System veröffentlicht hatte, warteten alle Fans gespannt darauf, mit welchen Titeln und in welcher Qualität der englische Verlag sich zukünftig dem zweiten Zeitalter Gloranthas widmen würde.
Nun sind die ersten beiden Titel - die sich exklusiv mit der Welt Glorantha beschäftigen - erschienen. Es handelt sich dabei um den zweibändigen Zyklus „Cults of Glorantha“ (CoG), der sich mit einem der zentralen Aspekte Gloranthas beschäftigt: den Kulten der verschiedenen Götter, Religionen und Imperien.
Dabei beschäftigt sich „Cults of Glorantha – Vol. II” eingehend mit der Magie der schamanischen Traditionen und den verschiedenen Zaubereischulen, die es im Glorantha des zweiten Zeitalters gibt. Daneben werden noch einige Kulte nichtmenschlicher Völker wie etwa der Elfen, Trolle und Zwerge vorgestellt.
Der Besitz des RuneQuest-Regelbuchs alleine ist nicht wirklich ausreichend um das Quellenbuch adäquat nutzen zu können. Denn die Regeln über Zauberei („Sorcery“) haben die Marketingfüchse von Mongoose seinerzeit aus dem Grundbuch gestrichen und in den Regelergänzungsband „RuneQuest Companion“ gepackt. Dieses Buch sollte also in der Spielrunde zur Verfügung stehen, die sich eingehend mit den Kulten und den neuen göttlichen Zaubersprüchen befassen will. Weiterhin ist natürlich der Besitz des Glorantha-Kampagnenbandes unerlässlich um den vollen Nutzen aus dem Buch ziehen zu können. Hilfreich sind daneben solche Werke wie das „RuneQuest Monsters“ oder das „Legendary Heroes“, obgleich ein Fehlen dieser Titel die Nutzbarkeit nicht unbedingt nennenswert einschränkt.
Im Mittelpunkt des zweiten Bandes stehen die Beschreibungen von ungefähr 30 neuen Kulten schamanischer Art und von Zauberschulen. Unter anderem finden sich Aufzeichnungen auch für Kulte elfischen und zwergischen Ursprungs.
Weiterhin werden im Buch ungefähr 90 neue Runen- und Zaubersprüche detailliert beschrieben. Diese werden den unterschiedlichen Kulten zugeteilt, deren Mitgliedern sie im Verlaufe ihrer religiösen Karriere im Kult erlernen können.
Qualität und Verarbeitung: Die beiden Titel der CoG-Reihe erscheinen als Hardcoverbücher. Band Zwei bringt es auf 96 vollfarbige Seiten, die stabil gebunden scheinen. Handwerklich sieht das Buch gelungen, solide und haltbar aus. Der hohe Qualitätsstandard, den die Serie für sich etabliert hat, wird wieder erreicht. Das gefällt auch hier wieder.
Optik: Wie ich bereits in der Rezension zu Band Eins dieser Serie angemerkt habe, stehe ich mit meiner kritischen Meinung zu den Titelbildern der Glorantha-Serie absolut nicht alleine dar. Ein großer Teil der Fangemeinde stimmt mir zu und wünscht sich für weitere Titel der Glorantha-Buchserie stimmigere (also besser zur Stimmung der Welt passende Darstellungen) und qualitativ hochwertigere Zeichnungen als Titelbilder. Dieser Forderung schließe ich mich vorbehaltlos an.
Das Cover zu Band Zwei zeigt einen Thronraum. Auf dem Thron sitzt ein unsympathisch aussehender Magier. Zu seinen Füssen unterwerfen sich in einer Geste der Ehrerbietung zwei kniende Untergebene. Beobachtet wird dieses Szene von einigen monströsen und übelst verunstalteten Figuren, die den Rand des düsteren Thronsaals säumen. Wie schon bei Band Eins ist das „Kunstwerk“ nicht mein Fall und passt inhaltlich auch nicht wirklich zum Buch.
Wieder kann sich jeder Leser anhand des nebenstehenden kleinen Bildchens eine eigene Meinung zu diesem „Kunstwerk“ auf dem Titel bilden.
Das, was aber schon positiv zu Band Eins gesagt werden konnte, gilt immerhin in Ansätzen auch für den zweiten Band der Serie: Das Innenlayout entspricht dem der vorangegangenen Titeln der Serie. Hochwertiges Papier findet Verwendung. Der Druck ist vollfarbig und eine Zierborte am Blattrand, der dem Buchinneren zu einer gediegenen Ausstrahlung verhilft, ist wie gewohnt am Start.
Die wenigen, auflockernden kleinen Zeichnungen profitieren natürlich von der Entscheidung, das Buch farbig zu gestalten. Stilistisch gefallen sie mir aber weit weniger gut, als dies beim ersten Band der Fall gewesen ist.
Hier sind also im direkten Vergleich der beiden Bände untereinander tatsächlich kleine Vorteile für Band Eins zu sehen. Wie gehabt ist auf der Homepage von Mongoose Publishing eine Vorschau einiger Buchseiten online einsehbar. Klickt einfach auf die passende Zeile bei „Links zur Rezi“ unter dem Infokasten.
Sprache: Der Titel liegt bisher nur auf Englisch vor.
Inhalt: Das Buch besteht wie sein Vorläufer aus 96 Seiten. Die Editoren haben aber dieses mal löblicherweise den Platz gefunden, einen einseitigen Index unterzubringen. Die Inhaltsangabe liest sich wie folgt:
Seite 1: Credits & Contents Seite 2: Introduction Seite 7: Spirit Magic Seite 18: Spirit Practices Seite 42: Sorcery Churches, Orders & Schools Seite 62: Other Cults Seite 72: Spells Seite 87: Appendix Seite 96: Index
„Credits & Contents“ ist wie immer bei Titeln von Mongoose eine kurze und sehr knappe Auflistung der am Produkt beteiligten Menschen und fungiert als ein sehr grobes Inhaltsverzeichnis. Hier fällt positiv auf, dass mit Robin D. Laws ein Glorantha-Veteran früherer RuneQuest-Editionen verpflichtet werden konnte, als Co-Autor für den zweiten Band von CoG tätig zu werden. Ich nehme vorweg, dass sich die Beteiligung von Laws inhaltlich qualitativ auszahlt.
Das Einführungskapitel „Introduction“ fällt in diesem Band auch gleich inhaltlich etwas stärker aus. Vorgestellt werden hier knapp die Unterschiede zwischen Schamanismus, welcher auf Traditionen zurückgreift, um Geister („Sprits“) anzurufen, und der Zauberei („Sorcery“), die verschiedene Ausgestaltungen in Form von Kirchen, Orden oder Zauber- und Hexenmeisterschulen kennt.
Sehr knapp wird das sog. „Abiding Book“, quasi die „Bibel“ der Malkioni-Kirche, auf einer Seite spieltechnisch angesprochen, vorgestellt und abgehandelt.
Auf Seite drei geht das Kapitel „Spirit Magic“ los, in dem eine komplett neue Magieform für das neue Spielsystem vorgestellt wird: Die Geistermagie, der sich zumeist Schamanen bedienen. Diese ist nach der Runenmagie aus dem Grundbuch und den neuen Magieformen der göttlichen Magie und der Zauberei aus dem RuneQuest Companion eine weitere Magieunterart, die schon gut ins Grundregelwerk gepasst hätte. Nicht nur, weil ein Beispielcharakter dort den Pfad des Schamanen einschlug. Dieser muss dort aber noch alleine mit Runenmagie vorlieb nehmen, die ihm aber auch nach der Einführung der „Spirit Magic“ weiterhin offen steht. Inhaltlich widmet sich das Kapitel dem Unterfangen, wie sich die „Spirit Magic“ regeltechnisch darstellen lässt. „Spirit Magic“ kann auf zwei Arten gewirkt werden, von denen eine rudimentäre Ähnlichkeit mit der klassischen Runenmagie aufweist und die andere über die Verwendung von Fetischen funktioniert. Da die Traditionen, auf denen der Schamanismus der einzelnen Völker beruht, sehr unterschiedlich sein können, sind die Glaubensgemeinschaften kleiner, als Kulte es klassischerweise sind und haben einen eigenen Namen. Das in den Traditionen verankerte Gegenstück zu den Kulten der meisten Religionen Gloranthas sind für Schamanen die sog. „Practices“.
In diesen „Practices“ gibt es auch wieder unterschiedliche Stufen der Mitgliedschaft zu erreichen. Diese sind von unten an gesehen zuerst „Spiritist“, dann „Practitioner Membership“. Es folgen “Spirit-Talker” oder “Assistant Shaman“. Dann kommt das „Shaman Membership“ und zuletzt „Chieftain Membership“. Wie gehabt verhält es sich so, dass je höher man in der Rangfolge steigt, desto grösser die Vorraussetzungen und Ansprüche der Religionsgemeinschaft an den einzelnen sind, aber desto mehr Magie ihm auch Zuteil wird. Regeln, etwa über das Beschwören von Geistern und den möglichen Missgeschicken dabei und über die Präsenz („Fetch“), die ein jeder Schamane dauerhaft in den „Jenseitigen Welten“ (den „Otherworlds“) hat, mit der der Schamane von der Aktivierung an für den Rest seines Lebens auf Gedeih und Verderb verbunden ist, runden das für mich sehr gelungene Kapitel über die neue Magieform der „Spirit Magic“ ab. Hier ist im Buch ein direkter Verweis auf das Kapitel „Spirit Combat“ im RuneQuest Companion zu finden, der angebracht scheint. Tatsächlich ist es nicht von der Hand zu weisen, dass es zur kompletten Nutzung des Buches sehr hilfreich ist, den RuneQuest Companion sein Eigen zu nennen.
Auf Seite 18 beginnen dann die Beschreibungen einiger „Spirit Practices“. Dabei werden alle „Practices“ wieder nach einem, dem Schema aus Band Eins sehr ähnlichem, Schema vorgestellt. Wieder gibt es Einträge für den Namen, eine Beschreibung und die Runen, die für „Practice“ passend sind. Denn auch die klassische Runenmagie ist bei Schamanen durchaus noch verbreitet. Dann kommen Informationen, welche Traditionen hinter der jeweils beschriebenen „Practice“ stehen. Einträge darüber, wer ihre Anhänger sind, und welche Aufgaben diese für die „Practice“ haben, runden den ersten Teil des Schemas ab. Dann folgen die genaueren Beschreibungen, welche Möglichkeiten die einzelnen Mitglieder auf welcher Rangstufe haben und welchen Ansprüchen sie genügen müssen, um weiter aufzusteigen. In CoG Vol. II finden sich einige für Glorantha-Kenner sehr interessante Einträge, etwa über die „Storm Bulls“ oder die „Korgatsu – Hsunchen Progeniators“. Bei der Lektüre hat man das Gefühl, dass ein Fachmann zu Werke gegangen ist. Robin D. Laws lässt grüßen. Das Material überzeugt.
Das nächste Kapitel „Sorcery Churches, Orders & Schools“ beginnt auf Seite 42. Hier wird zunächst auch wieder das Schema angepasst und vorgestellt, nachdem sich die Aufbereitung der verschiedenen Kirchen, Orden und Schulen, die sich mit der Zauberei und Hexerei befassen, richtet. Hier kommt es zu keinen nennenswerten Überraschungen, die Einträge entsprechen den vorhergehenden. Folgend darauf werden wieder die Rangstufen benannt. Diese sind „Lay Member“, „Orderly or Student Member“, “Liturgist Member”, “Apprentice Member” und letztendlich das ”Wizard Membership”. Wie gehabt verbinden sich mit jeder dieser Stufen andere Ansprüche. Allerdings bekommt man auch größere Möglichkeiten und Fähigkeiten, je weiter man auf dieser Treppe empor kommt.
Eingestreut finden sich auch Regeln über die Herbeirufung und den Gebrauch von Vertrauten und über die Zauberbücher, die sog. Grimoires.
Auf jeder Seite steht am Rand der Name des Kapitels in dem man sich gerade befindet. Dies ist in diesem Kapitel aufgrund des sehr langen Namens nicht zu realisieren, sodass nur „Sorcery Orders“ auf den Seitenteilen der Borte zu lesen ist.
Im folgenden finden sich die Beschreibungen von diversen Zauberschulen oder Kirchen, die Zauberei lehren, die auf ihrer Liturgie basiert. Vertreten sind unter anderem die wahre Malkioni-Kirche, die Zauberlehren der Trolle und der Mostali (dies sind die Zwerge Gloranthas), sowie die Carmanian Sorcery School um einige zu nennen.
Beginnend mit Seite 62 werden im Kapitel „Other Cults“ noch einige Kulte aufgeführt, die nicht recht in Band Eins oder den bisherigen inhaltlichen Verlauf von Band Zwei der CoG-Reihe gepasst haben. Die Einträge folgen dem mittlerweile gewohnten Schema. Prominentester (und zugleich erster Eintrag) sind hier die Elfen mit „Aldrya“, dem Lied des Waldes. Aber auch die Trolle („Kyger Litor“) und der Krankheitskult („Mallia“), sowie ein Chaoskult sind hier zu finden.
Zehn Seiten später beginnen die Ausführungen über die neuen Zauber. Zuerst kommen neue Sprüche für den Bereich der Runenmagie, dann kommen neue „Sorcery“-Sprüche. Wie auch schon bei Band Eins halte ich einen Teil der Sprüche allgemein für alle RuneQuest-Kampagnen nutzbar, wenngleich das Buch mit einem Preis von 24,95 US $ ziemlich teuer ist, um einer nicht in Glorantha spielenden Gruppe nur als Grimoire zu dienen.
Im „Appendix“ ab Seite 87 finden sich noch einige wenige neue Advanced Skills für das System, sowie neue legendäre Eigenschaften, wie etwa „Chieftain“ oder „Wizard“. Eine Eisdämonenkreatur und diverse Geister füllen das Kapitel, das mit der Beschreibung zweier besonderer Elfenwaffen endet.
Auf Seite 96 findet sich dann der in Band Eins schmerzlich vermisste Index, der sich aber leider nur auf den vorliegenden Band Zwei bezieht, sodass der Leser weiterhin auf eine Bereitstellung einer Indexseite für Band Eins oder sogar eines Gesamtindices für die beiden Titel der Serie auf der Mongoose-Homepage hoffen und warten muss.
Fazit: War ich mir bei Band Eins der Reihe „Cults of Glorantha“ noch arg unschlüssig, was die Benotung angeht, so fällt mir dies bei Band Zwei wesentlich leichter. Wenngleich mir das Buch von der Optik weniger gefällt als sein Vorgänger, so ist die inhaltliche Qualität deutlich gestiegen. Die Lektüre macht mehr Spaß und das Material ist in sich stimmiger. Ob dies einzig der Verdienst des Co-Autors Robin Laws ist, oder aber ob die zuvor in der Rezension zu Band Eins angesprochene Editorproblematik hier einfach von Verlagsseite besser gehandhabt wurde und deshalb zum besseren Ergebnis führte, lasse ich mal dahingestellt. Spieltechnisch hat mir die neue Magieform der „Spirit Magic“ gut gefallen und die Zauberei hätte in meinen Augen schon im Grundregelwerk besprochen gehört und die hier dargestellten Informationen in Form von neuen Sprüchen und der Beschreibung von Zaubereischulen und Kirchen haben mich überzeugt. Dazu hat man es auf Verlagsseite geschafft, die inhaltlichen Fehler, die Band Eins noch anzukreiden waren, auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Kurzum, „Cults of Glorantha Vol.II“ hat mir als Ergänzungsband sehr gut gefallen und die möglich gewesene höhere Note bleibt dem Titel hauptsächlich aus optischen Gründen und dem nicht ganz stimmigen Preis-Leistungs-Verhältnis (ich plädiere inständig für eine Zusammenlegung der beiden Titel zu einer Gesamtausgabe ab der zweiten Auflage!) versagt. In der Summe bekommt „Cults of Glorantha Vol.II“ von mir die gute Note von 4,1 Punkten
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