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Babylon 5 - 2. Edition - Faith Manages
Bewertung:
(4.6)
Von: Nico Kevin Bracht
Alias: Cut
Am: 06.03.2007
Autor:1st. Edition: Matthew Sprange
2nd Edition: Gareth Hanrahan & Ian Belcher
Typ:Grundregelwerk
System:d20
Setting:Babylon 5-Universum
VerlagMongoose Publishing
ISBN/ASIN:1905471203
Inhalt:Hardcover mit 360 vollfarbigen Seiten
Sprache:Englisch

“In my oppinion Faith Manages is simply the most beautiful book we have done so far.”

Matthew Sprange im Mongoose-Publishing-Forum kurz vor der Veröffentlichung der 2nd Edition.

 

Vorwort:

Mit dem hier vorliegenden Buch, das den schönen Untertitel „Faith Manages“ trägt, legt der englische Verlag Mongoose Publishing eine komplett überarbeitete und erweiterte Zweite Edition eines ihrer erfolgreichsten lizenzierten Rollenspiel-Systeme vor. Während das Regelbuch der Ersten Edition noch alleine Matthew Sprange als Autoren aufführte, so haben sich an den Neuerungen zur Zweiten Edition mehr Autoren verwirklichen können, als in der Infobox unterzubringen waren. Neben den beiden für das sog. „Game Design“ der neuen Version verantwortlichen, in der Infobox genannten Autoren, haben noch folgende Personen an dem Buch mitgeschrieben: Bryan Steele, August Hahn, Ian „Lizard“ Harac und Greg Lynch. Dieser Personenkreis gehört auch zum Stamm der Babylon-5-Rollenspielautoren des Verlages.

Weiterhin hatte Mongoose Publishing angekündigt, dass die Regeln der Zweiten Edition so gestaltet werden würden, dass sie mit den bis dahin erschienenen Quellenbüchern der Ersten Edition des Rollenspiels kompatibel sein würden.

 

 

Qualität und Optik:

Wie aus dem weitläufigen Sortiment des Verlags gewohnt, hat das Buch eine Bindung und einen Einband bekommen, die auf ein langes, ereignisreiches Leben ausgerichtet sind.

Die Bindung ist grundsolide, das Covermaterial beschichtet und stabil. Das Coverbild ist gelungen.

Die Abmessungen des Hardcoverbandes sind etwas größer, als man es von vergleichbaren Titeln

gewohnt ist. Das verwendete Papier ist hochwertig beschichtet und komplett durchgestylt.

Das Druckbild ist farbig und klar.

Im Inneren des Buches finden sich, wie bei Mongoose üblich, von einer Borte eingefasste Seiten. Diesmal ist die Borte sehr modern im Stil und zeigt auf jeder linken Seite die namensgebende Raumstation Babylon 5. Sehr gelungen!

Des Weiteren hat die Qualität der im Buch verwendeten CGI-Bilder, im Vergleich zur Ersten Edition, deutlich an Schärfe zugenommen. Die Auswahl der Bilder und die sehr grobkörnige Auflösung und oftmals unscharfen Einstellungen waren mir seinerzeit bei der Ersten Edition negativ aufgefallen. Diese Probleme macht die Zweite Edition aber komplett vergessen.

Auf den Coverinnenseiten zu Begin und am Ende des Buches sind farbige Sternenkarten eingeklebt: Auch dies ist sehr gelungen und macht Lust auf das Spiel. Optisch passt das gesamte Layout perfekt zur Atmosphäre der kultigen Science-Fiction-Serie.

 

Die Gliederung:

Das Buch setzt sich aus den folgenden, mehr oder weniger langen Abschnitten bzw. Kapiteln zusammen:

 

Credits

Contents

Introduction

Welcome To Babylon 5

Characters In The Babylon 5 Universe

Ability Scores

Races

Classes

Skills

Feats

Influence

Telepathy

Equipment

Personal Combat

Space Combat

Atmospheric And Surface Combat

Spacecraft, Aircraft And Surface Vehicles

Games Mastering

All Alone In The Night

…And The Sky Full Of Stars

Appendix A – Full Order List

Appendix B – Character Conversion Notes

Appendix C – Character Sheet

Index

OGL License

 

Das sind dann in der Summe genau 360 vollfarbige Seiten!

 

 

Der Inhalt:

Credits, Contents und Introduction

Hier werden auf wenigen Seiten zuerst die Autoren und die Danksagungen abgehandelt und dann das Inhaltsverzeichnis und eine kurze Erklärung darüber, was Rollenspiele eigentlich sind, abgedruckt.

Weiter finden sich auch Tipps für erfahrene D20-Spieler und Spieler der Ersten Edition des Babylon-5-Rollenspiels.

 

Welcome To Babylon 5

Hier werden die Grundzüge des Babylon-5-Settings bis zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Serie besprochen.

 

Characters In The Babylon Universe

Dieses Kapitel widmet sich kurz und bündig der Erschaffung eines Babylon-5-Charakters.

Hier wird spätestens klar, dass diese Version des Basisregelbuches ein eigenständiges Rollenspiel ist und kein „Spielerhandbuch“ benötigt wird, wie das noch bei der Ursprungsversion der Fall war.

Die im Erste-Edition-Buch enthaltenen vielfältigen Hintergrundinformationen über das Setting werden auf zusätzliche Seiten im Buch verteilt und die Besprechung aller Folgen der ersten Staffel entfällt in dieser neuen Ausgabe.

Die eigentliche Charaktererschaffung wird anhand einer Beispielfigur durchgespielt und am Ende des Prozesses steht der Centauri-Agent Cato Jaddo (Charakter auf dem erstes Level). Der ganze Prozess dürfte für D20-Spieler kein Problem darstellen.

 

Ability Scores

Es gibt die für D20-Spiele klassischen sechs Abilities: Strength, Dexterity, Constitution, Intelligence, Wisdom und Charisma. Bei der Charaktererschaffung werden diesen Werte zwischen 8 und 18 zugeordnet. Daneben gibt es drei Arten von Rettungswürfen und zwar für Fortitude, Reflex und Willpower. Keine großen Überraschungen. So weit, so gut.

 

Races

In der für D20-Produkte typischen Art werden nun die acht spielbaren Spezies der Zweiten Edition vorgestellt, versehen mit Angaben zu typischen Namen, Verhaltensweisen, Attributsanpassungen und so weiter. Spielbar sind neben den vier großen Völkern der Serie, die da wären die Centauri, die Narn, die Menschen und die Minbari, noch Figuren aus einem Volk der Liga der Blockfreien Welten.

Zur Auswahl stehen hier mehr Völker als noch bei der ersten Edition, nämlich die Abbai und die Brakiri, die Drazi und die Pak’Ma’Ra.

 

Classes

In diesem Kapitel werden die Grundklassen vorgestellt, die die Spieler zur Auswahl haben. Im Gegensatz zu vielen D20-Produkten und auch der vorherigen Babylon-5-Rollenspieledition sind die Grundklassen aber in Punkto Aufstieg auf insgesamt 10 Klassenstufen begrenzt.Den Spielern stehen folgende Klassen zur Auswahl:

Agent, Diplomat, Lurker, Officer, Ranger, Scientist, Soldier, Telepath, Trader und Worker.

 

Inhaltlich sind die Klassen Ranger und Trader neu zum Basisregelwerk hinzugekommen und

vergrößern die Auswahlmöglichkeiten der Spieler. Die Klasse der Technomagier hat bedauerlicherweise den Sprung ins Grundregelwerk nicht geschafft. Aber für interessierte Spieler und Spielleiter gibt es ja immer noch das Quellenbuch aus der Ersten Edition, welches sich ausschließlich mit den Technomagiern beschäftigt.

Bei der Charaktererschaffung bekommt jede Figur, abhängig von ihrer Klasse, eine bestimmte Anzahl von Trefferpunkten zugeteilt. Diese Zahl wird bei der Erschaffung einmalig vom Konstitutions-Modifikator beeinflusst. Beim späteren Klassenaufstieg werden dann keine Trefferwürfel hinzugewonnen, sondern es wird eine feste, sehr geringe Anzahl von Trefferpunkten, wieder abhängig von der Klasse, an die Figur vergeben. Die Trefferpunkteverteilung auf die Klassen sieht wie folgt aus.

Agent (6/2), Lurker (6/2), Diplomat (5/1), Offizier (6/2), Ranger (7/2), Wissenschaftler (5/1), Soldat (8/3), Telepath (6/2), Händler (5/2) und Arbeiter (5/1).

 

Die erste Zahl gibt dabei die noch unmodifizierte Trefferpunkteanzahl bei Erstellung eines Charakters auf der ersten Stufe an. Die zweite nennt die Anzahl von Trefferpunkten, die beim Stufenaufstieg hinzugewonnen wird.

 

Aufgrund der Beschränkung aller Klassen von ehemals 20 auf nur noch 10 Stufen werden die Prestigeklassen und die Zugehörigkeit zu mehreren Klassen („Multi-Classing“) für den Spielverlauf und die Charakterentwicklung deutlich interessanter. Gesonderte Informationen zu den Prestigeklassen finden sich später im Buch, genauer gesagt im Kapitel Games Mastering.

 

Skills

Im Vergleich zur Ersten Edition des Spiels wurden hier diverse, ähnlich geartete Skills zu einem großen Skill zusammengefasst, so dass es insgesamt weniger Fähigkeiten zur Auswahl gibt. Was genau zusammengefasst wurde und wie das gehandhabt wurde, wird später im Buch bei den Richtlinien zur Charakterkonvertierung besprochen. Diese sind im Appendix B zu finden. Ansonsten gibt’s in diesem Kapitel aber keine Überraschungen, gerade Besitzern des ersten Grundregelbandes wird hier vieles bekannt vorkommen.

 

Feats

Ähnlich wie bei den Skills ist im Vergleich der beiden Auflagen auch bei den Feats nicht viel passiert. Es fallen ein paar bekannte weg, es treten ein paar neue hinzu. Auch hier empfiehlt es sich für bereits aktive Babylon-5-Spieler, das Konvertierungskapitel zu konsultieren, um sich mit den Änderungen vertraut zu machen. Wieder der Verweis auf Appendix B.

Um einen Telepathen zu spielen, muss auf der ersten Stufe (also direkt bei der Erschaffung) das Telepathy Feat gewählt werden. Mehr zur Kompatibilität der Regeln der Ersten und Zweiten Editionen untereinander folgt später.

 

Influence

Mit Influence wird in diesem Kapitel eine ganz neue Spielmechanik eingeführt, die ein bisher ausgelassenes Element der Babylon-5-Fernsehserie behandelt und spieltechnisch regelt. Das Intrigieren, das Taktieren, das Geflecht von Kontakten, der Handel mit Geheimnissen und ganz allgemein angewandte Diplomatie; all diese Dinge gehören unbedingt zu den Geschichten, die in der Serie Babylon 5 erzählt werden.

Kaum eine der Hauptfiguren ist gänzlich auf sich alleine gestellt. Sie können alle auf ein Netzwerk von Informationsquellen oder Kontakten und auf geschuldete oder ausstehende Gefallen zurückgreifen. Diese Tatsache wird von den hier angebotenen Regeln abgedeckt. Man kann seine Fähigkeiten auf diesem Gebiet nutzen, um an geheime Informationen zu kommen oder aber um Druck auf eine Fraktion oder Person auszuüben oder um seine Erfolgschancen, z.B. bei Diplomatiewürfen, zu erhöhen. Die Einführung dieser neuen Mechanik ist eine gute Idee und die Regeln überzeugen.

Wenn man eine „realistische“ Babylon-5-Kampagne spielt, wird die Influence-Mechanik sehr schnell eine zentrale Rolle spielen.

 

Telepathy

Mit diesem Kapitel werden die alten Telepathieregeln komplett überholt. Die ursprünglichen Regeln waren ja schon kurz nach dem ersten Erscheinen der Regeln von den Fans des Spiels im Mongoose-Forum auf das heftigste debattiert und kritisiert worden. Die neuen Regeln sind bei weitem spielbarer und erfreuen sich auch bei der Fangemeinde großer Beliebtheit.

Entsprechend den Vorgaben der Serie werden die Fähigkeiten der Telepathen mit einem Wert auf der sog. P-Skala eingestuft. Die Skala geht von P0 (Latenter Telepath) bis zu P15. Jedoch hat kein Mensch je auf natürlichem Wege ein höheres P-Rating als P12 erreicht. Dies kann nur durch das Eingreifen höherer Mächte, wie etwa der Vorlonen, geschehen. Das Level P12 ist die Voraussetzung, um ein Psi-Cop, wie Alfred Bester, zu werden und ist unglaublich selten anzutreffen. Wer sich entschließt, einen Telepathen zu spielen, muss einiges bei der Charaktererschaffung beachten. So muss man, um ein P-Rating für seinen Charakter zu bekommen, bei der Erschaffung auf der ersten Stufe das Telepathy Feat wählen und dann mit der Formel 2W4 - 2 sein P-Rating, also die Stärke der telepathischen Begabung, ermitteln.

Würfelt man mit seinen 2W4 zwei Mal eine „Eins“, so wird man ein P0, also ein latenter Telepath. Dieser P-Wert zeigt die Stufe der telepathischen Begabung, die in der Person steckt. Nicht aber die Fähigkeit, diese Begabung einzusetzen. Diese wird mit dem Skill Telepathy dargestellt, der gesondert entwickelt werden muss.

Mit den herkömmlichen Regeln ist ein P6 der fähigste Telepath, den man auf klassischem Wege erstellen und spielen kann. Dies spiegelt die prozentuale Verteilung der P-Stufen in der menschlichen Bevölkerung wieder. Die niederen Stufen sind im Vergleich zu den höheren P-Werten sehr viel häufiger, obgleich eine telepathische Begabung immer eine sehr seltene Gabe ist. Um ein höheres P-Rating als P6 zu bekommen, muss zu Beginn der Charaktererschaffung ein weiteres Feat gewählt werden, welches dem Wurf automatisch einen Modifikator von +6 zuordnet.

Das Level, das man bei der Charaktererschaffung bestimmt, bleibt für einen Telepathen das ganze Leben gleich. Das einzige, was ein Spieler noch beeinflussen und ändern kann, ist die Fähigkeit seiner Figur, seine Kräfte einzusetzen. Diese wird gesteigert wie ein ganz normaler Skill.

Den diversen im Grundbuch enthaltenen telepathischen Kräften sind bestimmte Schwierigkeitsstufen zugeordnet. Ein Telepath kann versuchen, jede Kraft zu nutzen, die einen Wert hat, der kleiner oder gleich seinem P-Rating ist. Manchmal ist es aber für einen Telepathen nötig, etwas zu leisten, was normalerweise sein Level an Fähigkeiten überschreitet. Wenn sich der Telepath verausgabt und bereit ist, Schaden zu erleiden, so kann er kurzzeitig sein P-Rating um bis zu 6 Stufen erhöhen. Dies ist aber höchst gefährlich. Hat er sich entschieden, welche Fähigkeit er einsetzen will, muss der Telepath immer noch einen Wurf mit seinem Telepathy Skill machen, um zu erfahren, ob er Erfolg hatte.

In der kurzen Darstellung hier und auch in den Erläuterungen im Buch macht das neue System einen komplexen und etwas umständlich erklärten Eindruck. Dies ist leider nicht ganz von der Hand zu weisen, da die Regeln über die Telepathie nicht alleine im gleichnamigen Kapitel zu finden sind, sondern auch noch Bereiche in den Skills- und Feats-Kapiteln einbezogen und gelesen werden müssen. Insgesamt macht das neue Telepathy-System aber, wenn man sich einmal eingearbeitet hat, einen guten und wesentlich besser spielbaren Eindruck als die alten Regeln.

Vom Kampagnenaspekt her gesehen werden im neuen Regelbuch leider hauptsächlich menschliche Telepathen beleuchtet. Anleitungen oder Hilfestellung für Spieler, die einen Telepathen aus der Liga der Blockfreien Welten spielen wollen, finden sich nur sehr vereinzelt.

 

Equipment

Hier werden die diverse Ausrüstungsgegenstände, die das Babylon-5-Universum charakterisieren, erläutert. Das Kapitel beginnt mit diversen Waffen (z.B. leichten, schweren, exotischen) und Richtlinien, welche Qualitätsstufen es für diverse Handelswaren gibt, sowie was man auf dem Schwarzmarkt dafür anlegen muss. Aber auch Gegenstände des alltäglichen Lebens werden aufgeführt. Auch finden sich in diesem Kapitel Regeln über Körperpanzerungen. Anzumerken ist, dass der Kampf im Babylon-5-Rollenspiel sehr, sehr tödlich ist, da Spielerfiguren nur sehr langsam und dann sehr geringe Mengen an Trefferpunkten hinzugewinnen und selbst vermeintlich schwache Waffen schon großen Schaden anrichten! Nicht getroffen werden oder den bestmöglichen Panzerungsschutz zu tragen sind definitiv wichtige Bausteine für ein langes Charakterleben.

Abschließend finden sich im Ausrüstungskapitel auch noch Tabellen, in denen man die laufenden Kosten für verschiedene Lebensarten auf der Station ablesen kann und es gibt Informationen über die Erhältlichkeit und Wirkung von Drogen.

Dieses Kapitel ist ordentlich geschrieben, bietet aber nichts wirklich Außergewöhnliches.

 

Personal Combat

Nochmals die Warnung, dass das Kampfsystem des Babylon-5-Rollenspiels äußerst tödlich ist. Man bekommt bei der Charaktererschaffung, abhängig von seiner Klasse, einmalig eine bestimmte Basisanzahl von Trefferpunkten. Diese werden dann – einmalig an diesem Punkt – von der Konstitution, also dem Konstitutions-Modifikator des Charakters beeinflusst. Bei späteren Klassenaufstiegen erhalten Figuren einen festen, von der Klasse abhängigen Wert an Trefferpunkten hinzu. Siehe hierzu auch die Ausführungen zum Kapitel Classes, weiter oben im Text. Dies sind sehr wenige und sie werden nicht vom Konstitutionswert beeinflusst. Die Konstitution ist wichtig, um zu sehen, wie gut ein verwundeter Charakter auf medizinische Hilfe anspricht und stabilisiert werden kann.

Der Begriff der „Armour Class“ wird von einem neuen Begriff, dem des „Defensive Value“, ersetzt.

Dieser setzt sich aus dem Basiswert 10 und der Summe aus dem Defensivbonus der jeweiligen Charakterklasse und dem Geschicklichkeits-Modifikator, unter Berücksichtigung des Größenmodifikators, des Charakters zusammen.

Panzerung bringt einem getroffenen Charakter einen Abzug auf den Schadenswert ein, macht ihn aber nicht schwieriger zu treffen. Nicht getroffen werden ist das A und O im Babylon-5-Rollenspiel. Selbst hochstufige Figuren können und werden mit nur einem Treffer einer Feuerwaffe sehr schnell mit dem Tod konfrontiert. Als Beispiel führe ich hier drei (ausgesprochen hochstufige) Figuren mit ihren Trefferpunkten auf: Captain Sheridan hat insgesamt 28 Trefferpunkte (auf Charakterstufe 12!) und sein Sicherheitschef Michael Garibaldi kommt auf 33, während für den körperlich äußerst robusten Botschafter der Narn G’Kar nur 30 Trefferpunkte zu Buche stehen. Im Vergleich dazu richtet eine einfache Handfeuerwaffe (wie eine PPG) modellabhängig bei einem Treffer schon einen Schaden zwischen 2W6 und 2W8 an.

Nicht nur wegen den tödlichen und realistischen Auswirkungen von Kämpfen treten beim Babylon-5-Rollenspiel Kämpfe in den Hintergrund. Das Intrigenspiel der Serien und die Interaktion von Figuren steht bei einem typischen Szenario mehr im Vordergrund als Kampfsequenzen und epische Schlachten, obgleich auch Actionmomente natürlich hin und wieder dazugehören. Für diese Actionmomente finden sich in diesem Kapitel die nötigen Regeln, deren Anwendung für D&D-Spieler, Spieler des D20-Star-Wars-Rollenspiels und der meisten anderen modernen D20-Produkte keine großen Probleme mit sich bringen dürften.

 

Space Combat

Das Raumkampf-System wurde für die Zweite Edition des Spiels völlig umgekrempelt. Das System funktioniert gänzlich ohne grafische Darstellung mittels Modellen oder Karten und passt in meinen Augen am besten für kleine, gut überschaubare Kämpfe mit wenigen Schiffen, eben solche Kämpfe, die auch während eines Rollenspielabenteuers vorkommen und wichtig sein können. Das System ist sehr abstrakt und funktioniert mit drei unterschiedlichen Entfernungen: Nah, Weit und Sensorreichweite. Die Waffenreichweiten sind auf Nah und Weit beschränkt, keine bekannte Waffe kann auf Sensorenreichweite treffen. Nein, nicht mal die Schatten oder Vorlonen!

Um die Entfernung der Schiffe untereinander zu berechnen, bestimmt der Spielleiter das Zentrum des Kampfes (dies kann ein bestimmtes Schiff, eine Station, ein Satellit oder ähnliches sein). Von diesem Zentrum werden alle Entfernungen berechnet. Wenn der Spielleiter es will, kann er im Verlauf des Kampfes das Zentrum verlagern und so die Gewichtung des Kampfes ändern.

Ein weiterer besonderer Aspekt des Raumkampf-Systems des Babylon-5-Rollenspiels sind die drei Befehlsrubriken, die es Spielern ermöglichen, bestimmte Aktionen durchzuführen. Es gibt offensive, defensive und taktische Befehle. Je nachdem wie erfahren ein Commander ist, kann dieser einen oder mehrere Befehle pro Kampfrunde geben.

Der Raumkampf hebt sich von den meisten anderen mir bekannten Raumkampf-Rollenspielregeln ab. Es sind interessante Ansätze zu sehen, es erfordert aber einiges an Einarbeitung, bevor man mit allen Befehlen vertraut ist. Sehr hilfreich ist, besonders für Neulinge mit den neuen Raumkampf-Regeln, Appendix A, weil dort alle zur Verfügung stehenden Befehle nochmals auf einer Doppelseite zusammengefasst sind! Für Spielleiter, denen diese neuen Regeln zu kompliziert sind, gibt es allerdings auch ein paar kleine Infokästchen, die überall in diesem Kapitel verteilt sind, die einfachere Basiskampfregeln anbieten.

Sollte einem das Raumkampf-System (mit Befehlen usw.) gefallen oder sollte man gerne Schlachten von den epischen Ausmasßn der Serie nachspielen wollen, sollte man sich durchaus auch einmal mit dem Babylon-5-Tabletop-Spiel von Mongoose Publishing vertraut machen: A Call To Arms – The Game of Babylon 5 Space Combat. Für dieses Spiel gibt es von Mongoose Publishing bereits diverse Flotten mit Miniaturen (man kann auch die alten Figuren vom „Babylon 5 Wars“-Spiel von Agents of Gaming nutzen) und zwei umfassende Regelerweiterungen. Eine zweite, komplett neue Auflage von A Call To Arms (oder kurz ACTA) ist für 2007 angekündigt.

 

Atmospheric And Surface Combat

Hier finden sich Abänderungen und Erweiterungen der Raumkampf-Regeln für den Einsatz im Luftraum oder auf der Oberfläche. Es gibt eine Reihe neuer Befehle, einige bekannte werden für den Einsatz in der Atmosphäre abgeändert oder fallen ganz weg.

 

Spacecraft, Aircraft And Surface Vehicles

In diesem Kapitel finden sich die für die neuen Kampfregeln überarbeiteten Statistiken für eine Vielzahl von Raumschiffen, Fluggeräten und Bodenfahrzeugen. Im Vergleich zur Ersten Edition sind hier mehr Bilder eingearbeitet worden, für meinen Geschmack aber immer noch nicht genug. So hat z.B. der Eintrag der White-Star-Schiffe kein Bild abbekommen. Gerade da das Kampfsystem sehr abstrakt gehalten wird, hätten ein paar Farbtupfer in Form von Bildern oder zumindest Zeichnungen der Veranstaltung an diesem Punkt gut getan. Ich bin eben ein visueller Mensch und gerade bei so futuristischen Aspekten wie Raumschiffen eines Science-Fiction-Settings würde ich den Rahmen des visuell Möglichen voll ausschöpfen. Scheinbar aus Platzgründen wurde sich aber hier von der Redaktion gegen den übermäßigen Einsatz von Bildern entschieden.

Das Kapitel selbst ist gut geschrieben und beinhaltet viele Schiffe, in jedem Fall erst mal genug, um die eine oder andere Kampagne zu spielen. Wem das Angebot nicht reicht, kann zum bereits erschienen Quellenband der Zweiten Edition „Ships of the Galaxy“ greifen.

 

Games Mastering

Das Kapitel Games Mastering ist ein Schmelztiegel und eine Art Auffangbecken für die vielen Informationen und Dinge, die die Autoren noch unterbringen wollten, aber nirgends sonst unterbrachten. Das Kapitel selber nimmt inhaltlich einen zentralen Platz im Buch ein und auch eine große Anzahl von Seiten. Inhaltlich finden wir hier eine grobe Zeitlinie der gesamten Serie (inklusive kleiner Ausblicke auf die gescheiterte Serie Crusade), Anregungen für verschiedene Arten von Rollenspielkampagnen, die besonders gut zum Babylon 5 Setting passen, und es werden die wahrscheinlichsten Auswirkungen beleuchtet, mit denen zu rechnen ist, wenn sich ein Spielleiter entschließen sollte, das festgeschriebene Gebiet der Serien-Geschichte (den sog. „Canon“) zu verlassen und Änderungen, wie etwa die frühzeitige Zerstörung der Station oder den Tod eines oder mehrerer Hauptcharaktere, zuzulassen.

Daneben werden die Hintergründe des Reisens durch das Babylon-5-Universum, sei es mittels des Hyperraums oder auf (fremden) Planeten, und über den Handel, also das Transportieren von Fracht und die entstehenden Gewinne und Kosten, in einem Abschnitt des Kapitels besprochen. Weiterhin gibt es noch Tabellen für die (Unterhaltungs-)Kosten eines Raumschiffes, wie Dockgebühren und Reparaturen im Raumdock. Auch Erläuterungen über verschiedene Umwelteinflüsse (Hitze, Kälte, Feuer, Aufenthalt im Raum ohne Gravitation usw.) fehlen nicht. Ein paar kurze Absätze über die Allerersten (hier aber mit Hauptbezug auf die Schatten und die Vorlonen) sind natürlich auch in diesem Auffangkapitel enthalten.

Regeltechnisch enthält das Kapitel die (für viele Spieler äußerst wichtigen) Regeln über die Charakterentwicklung und die zur Verfügung stehenden Prestigeklassen. Die Prestigeklassen, denen ja, wie schon weiter oben angemerkt, aufgrund der Beschränkung der Grundklassen auf zehn Stufen, großes Augenmerk zuteilwerden dürfte, enttäuschen leider etwas. Es gibt schlicht und einfach zu wenige im Grundbuch (nur sieben) und die, die enthalten sind, sind in der Regel viel zu speziell, um für Spieler einer gewöhnlichen Kampagne eine echte Entwicklungsalternative darzustellen. Hier seien etwa der Terrorist, der Schattenagent, der Psi-Polizist oder der Xenoarchäologe genannt, von denen sicherlich der letztgenannte noch am ehesten den Weg in eine Kampagne finden können wird.

Hier wird die Zukunft zeigen, was die weiteren Quellenbände zur Zweiten Edition noch an neuen, besser verwendbaren Prestigeklassen bringen werden, wobei ich da eine gewisse Hoffnung habe, da schon eine Menge an vielversprechenden Büchern erschienen ist bzw. angekündigt wurde und mit der Zeit sicherlich das eine oder andere Prestigeklassenpaket seinen Weg ins „Signs & Portents“-Magazin finden dürfte.

Games Mastering ist für das Spielgeschehen ein sehr wichtiges Kapitel, das jeder potentielle Spielleiter mehrmals und aufmerksam durchforsten sollte.

 

 

All Alone In The Night

Dieses Kapitel, welches sich direkt an das Kapitel Games Mastering anschließt, befasst sich mit dem Leben an Bord der Raumstation Babylon 5, enthält praktischerweise auch die (Raumkampf-)Spielwerte der Station und bietet eine Doppelseite mit Aufrisszeichnungen der Station. Es gibt kurze Ausführungen über die Rechtsprechung und das Rechtssystem und verschiedene interessante Orte an Bord. Hier seien die Krankenstationen, die sog. MedLabs erwähnt, die Cobra Bays, in denen die Starfury-Jäger auf ihren Einsatz warten, und so weiter. Leider gibt es die in der Ersten Edition enthaltene Karte des Zocalo nicht mehr und auch die Aufrisszeichnung des Command-und-Control-Centers, die ebenfalls im ersten Buch enthalten war, fehlt. Möglicherweise wollte man diese zentralen Aspekte für ein weiteres Folgeprodukt, die „Babylon 5 – Station Guide“-Box aufsparen oder man geht auf Verlagsseite einfach davon aus, dass Spieler schon das erste Buch ihr Eigen nennen. Diese Zeichnungen hätten in meinen Augen in jedem Fall noch ins Buch gehört.

Immerhin werden die wichtigsten Figuren aus der Serie – mit 2nd-Edition-Spielstatistiken – aufgeführt, so dass einem als Spielleiter die mühsame Konvertiererei aus den vier Staffel-Quellenbüchern der Ersten Edition größtenteils erspart bleibt. Commander Sinclair und Captain Lockley fehlen zwar, doch sind zumindest Captain Sheridan, Delenn, Lennier, G’Kar, Londo und Vir, Dr. Franklin, Talia Winter, Psi-Cop Bester und der Schattenagent Mr. Morden enthalten.

Abgerundet wird das Kapitel mit den Statistikblöcken für praktische Nicht-Spieler-Figuren (NSF). Dies ist eine gute Idee und für jeden Spielleiter stets hilfreich. Die enthaltenen NSF sind nach Spezies-Zugehörigkeit sortiert. Bei den Menschen sind es etwa Statistiken für Dockarbeiter, MedLab-Personal, Sicherheitsbedienstete und weitere. Bei den Centauri sind unter anderem Werte für Tänzer aufgeführt, bei den Narn gibt es Werte für Attentäter und Soldaten. Minbari-Ranger oder -Priester sind zu finden, Abbai-Vermittler, Brakiri-Händler und so weiter und so fort.

Dieses Kapitel ist ein El Dorado für Spielleiter und gut geschrieben. Dennoch dürften viele der hier enthaltenen Informationen über die Station sicherlich in dem Box-Set „Babylon 5 – Guide To The Station“ erneut aufgegriffen und vertieft und werden.

 

 

...And The Sky Full Of Stars

Dieses Kapitel gibt einen kurzen Überblick über die politischen Zustände und Zusammenhänge der Galaxie, Stand 2259. Es gibt eine Zeitlinie über die Geschichte der Erd-Allianz und überhaupt ist dieses Kapitel sehr auf die Erd-Allianz und ihre Eigenheiten, wie etwa das Psi-Corps, Interstellar Network News (ISN) und die Beziehungen der Erde zu den anderen großen Völkern und der Liga der Blockfreien Welten ausgerichtet.

 

Appendix A – Full Order List

Hier finden sich auf zwei Seiten aufgelistet alle Befehle, die für das neue Raumkampf-System eingeführt worden sind. Ein äußerst praktischer Einfall für alle, die das Kampfsystem intensiv nutzen wollen. Leider gibt es hierfür im Augenblick noch keinen Download auf der Verlagshomepage.

 

Appendix B – Conversion Notes

Dieses Kapitel befasst sich mit den Anmerkungen und Anregungen, wie man bestehende Charaktere und bereits erschienene Quellenbücher der Ersten Edition konvertieren und an das neue Spielregelwerk an- bzw. einpassen kann. Hier offenbart sich eine große Schwäche des Buches. Das Kapitel hält nicht ganz das, was es verspricht. Vieles wird nur kurz abgehandelt, was längerer Behandlung bedurft hätte. Hier ist in der Fangemeinde großer Ärger entbrannt, weil man bestehende Kampagnen und Bücher nicht ohne viel Arbeit auf die Zweite Edition umbauen kann. Mittlerweile sind im kostenlos herunterladbaren, monatlich erscheinenden Online-Magazin von Mongoose Publishing mit dem Titel „Signs & Portents“ zwei weiterführende Artikel erschienen, die sich mit der Konvertierung von Material aus der Ersten Edition beschäftigen. Ein weiteres offizielles Dokument ist seit längerer Zeit von Verlagsseite aus angekündigt.

 

Appendix C – Character Sheet

Direkt im Anschluss an den Konvertierungsappendix findet sich der neue, vierseitige Charakterbogen. Dieser kann entweder mühsam aus dem Buch kopiert oder aber als kostenloser Download von der Mongoose-Homepage geladen werden. Siehe hierzu auch „Links zur Rezi“.

 

Index

Ein umfassender Index ist ein echtes Hilfsmittel, wenn man sich mit einem neuen Regelwerk das erste Mal auseinandersetzt oder aber im Spiel schnell Zugriff auf eine bestimmte Regel haben möchte. Der Index ist gut gelungen und nimmt zwei Seiten ein.

 

OGL License

Das juristische Kleingedruckte auf einer Seite. Mehr braucht man hier sicherlich nicht zu sagen.

 

Abschließende Bemerkungen:

Gegen Ende dieser Rezension möchte ich interessierten Lesern und vermeintlichen Neueinsteigern ins Babylon-5-Rollenspiel noch einen kleinen Tipp geben: Bücher, die zur Ersten Edition des Spiels gehören, haben Schwarz als Hauptfarbe des Bucheinbandes. Bücher der Zweiten Edition kommen in dem schmucken Blau daher, welches auch schon das Regelbuch „Faith Manages“ ziert. Dieser einfache Tipp hilft, bei den vielen Babylon-5-Rollenspielveröffentlichungen von Mongoose Publishing den Überblick zu behalten.

 

Fazit:

Selten habe ich eine Zweite Edition eines Rollenspielsystems besessen, die so gezielt die Fehler des Vorgängers angegangen ist (Telepathie, Raumkampfabwicklung) und gekonnt ausgebessert hat, wie es mit der hier vorliegenden Zweiten Edition des Babylon-5-Rollenspiels getan worden ist. Der Titel „Faith Manages“ passt perfekt. Optisch ist das Buch ein echter Hingucker und auch verarbeitet ist es top! Inhaltlich wird die Stimmung der Serie perfekt erfasst und umgesetzt, die wenigen unstimmigen Dinge der Vorversion werden ausgemerzt. Der Raumkampf ist besser abgewickelt als in der Vorversion, ist aber aufgrund seiner abstrakten Art ein wenig Geschmackssache. Störend ist allerdings die hohe Anzahl an Tipp- und Formulierungsfehlern im Buch. Oftmals stehen überflüssige Worte im Text, manches Mal fehlen einfach ganze Worte oder die Wortendungen passen nicht zusammen. Auch der dürftige Konvertierungsappendix lässt noch Platz für Verbesserungen.

Das Spiel machte schon in der Ersten Edition viel Spaß und wurde mit den Neuerungen der Zweiten Edition noch stärker und spielbarer. Ich vergebe gerne die ausgesprochen gute Note von 4,6 Punkten.