Links zur Rezension Das kleine Städtchen Kingsholm ist in Aufruhr. Der alte Friedhof vor den Toren der Stadt scheint nicht mehr sicher zu sein. Eine Familie von Trauernden sowie eine Patrouille der Miliz gingen dorthin und kehrten nie zurück. Welches dunkle Geheimnis wartet im Mausoleum?
„Barrow of the Forgotten King“ (im folgenden BFK genannt) ist ein Dungeons&Dragons-Abenteuer für Charaktere der 2. Stufe. Es ist in keiner bestimmten Kampagnenwelt angesiedelt und stellt den ersten Teil einer Trilogie von lose zusammenhängenden Modulen dar (Teil 2 wird „The Sinister Spire“ heißen). Der Autor, Ed Stark, arbeitete bereits an den Büchern „Complete Warrior“ und „Fiendish Codex I“ mit – nicht die schlechtesten Referenzen.
BFK ist ein 64-seitiges Softcover mit einem Einband in dem schwarzen Design, welches die Wizards in letzter Zeit gerne für ihre Abenteuer verwenden. Das Titelbild von Steve Prescott zeigt Krusk, Lidda und Mialee im Kampf gegen Untote. Mir gefällt es recht gut. Im Inneren herrscht Tristesse: BFK ist in schwarz-weiß gehalten und spart beim Artwork. Dafür sind die Karten recht gut gelungen.
Für die Raumbeschreibungen wurde erneut das „Tactical Encounter Format“ verwendet, an dem die Wizards wohl festhalten (die neue Reihe von Mega-Abenteuern für die Forgotten Realms benutzt es ebenfalls). Inzwischen muss ich dieses Format wohl nicht mehr ausführlich vorstellen. Ich halte es immer noch für gelegentlich praktisch, aber überwiegend für Platzverschwendung.
Und in BFK wird ein alter Fehler wiederholt: Die Räume werden vorne im Modul mit Vorlesetext und Beschreibung aufgeführt, bevor man dann nach hinten blättern muss, um die Details zu recherchieren. Ein Fehler, den „Shattered Gates of Slaughtergarde“ nicht gemacht hat.
In „Barrow of the Forgotten King“ kommen die Helden den Machenschaften der „Vanguard of Sertrous“ auf die Spur, einer nicht näher erläuterten bösen Organisation. Ein Stoßtrupp dieser Gesellen unter der Führung eines Yuan-Ti namens Xeron ist in eine vergessene Gruft unter dem Mausoleum eingedrungen, um sie zu plündern und einer uralten Prophezeiung über die Rückkehr des toten Königs auf den Grund zu gehen. Jedoch erregen die Bösewichte hierbei Aufsehen der unerwünschten Sorte – in Form der Spielercharaktere, die angeheuert werden, um den mysteriösen Ereignissen auf den Grund zu gehen.
Nach einer kurzen Einleitung, in der die Helden in der Stadt mit einigen NSCs interagieren, geht es also an die Erforschung des Mausoleums von Kingsholm, die den Rest des Abenteuers ausmacht. Hier warten diverse Untote, die ein oder andere Falle, ein magisches Labyrinth, ein aufwändiges Rätsel, einige friedliche Erdwesen, die durch die Eindringlinge aufgeweckt wurden, und natürlich Xerons Schergen, die sich erbittert gegen die unerwünschte Gesellschaft wehren.
Wer jetzt beim Durchlesen auf den Gedanken kommt, dass das alles ja nicht so bahnbrechend originell klingt, der hat natürlich Recht. BFK reiht sich ein in den jüngsten Trend bei den WotC-Abenteuern: Ein relativ unspektakulärer Dungeon Crawl der alten Schule, ohne allzu große Überraschungen.
Jedoch bietet BFK immerhin mehr gute Ideen als seine Vorgänger. Die Erdwesen im Dungeon bieten Gelegenheit zur Interaktion und das Rätsel ist sehr komplex und fordernd, wenn man sich nicht, wie ich, an der bloßen Unglaubwürdigkeit eines solchen Rätsels stört. Es ist, als würden die Erbauer des Mausoleums an den Eingang schreiben: „Nur schlaue Grabräuber erwünscht!“
Im weiteren Verlauf gibt es eine interessante Hintergrundgeschichte über den namensgebenden Vergessenen König zu entdecken, und am Ende kriegt einer der Helden sogar die Gelegenheit, das Schwert des Königs zu führen (welches mit „Weapons of Legacy“-Werten präsentiert wird). Außerdem wird ein loses Ende für den Nachfolger präsentiert, der wohl im Unterreich stattfindet. Technisch macht BFK einen soliden Eindruck.
Aber auch Mängel sind festzustellen: So spielen etwa Varags eine große Rolle in BFK. Varags sind eine Abart von Goblins, die im Monster Manual IV beschrieben werden. Und mit diesem Satz habe ich schon mehr Informationen über Varags bekannt gegeben als Ed Stark auf 64 Seiten – ein unnötiges Versäumnis.
Wesentlich ärgerlicher und mein Hauptkritikpunkt an BFK ist jedoch der Aufbau des Dungeons. Bereits beim ersten Blick auf die Karte wird dem geneigten Leser auffallen, dass die Struktur des Mausoleums geradezu unverschämt linear ist. Abzweigungen und Kreuzungen sind geradezu völlig abwesend. So führt einen das Abenteuer von einem Encounter zum nächsten, wobei die Reihenfolge fast völlig starr ist. Es widerspricht meines Erachtens den Grundsätzen des guten Dungeon-Designs, ein derart lineares Gewölbe zu präsentieren.
Fazit: „Barrow of the Forgotten King“ will das Rad nicht neu erfinden, hätte aber eigentlich sogar das Zeug zu einem wirklich guten Dungeon Crawl. An guten Ideen mangelt es nicht und die Präsentation ist sauber. Durch das zu lineare Design wird das Mausoleum des vergessenen Königs jedoch zu einer auf Schienen fahrenden Geisterbahn – unterhaltsam, aber wenig interaktiv. So reicht es nur zu einer durchschnittlichen Bewertung für einen soliden Dungeon Crawl. Schade um die verpasste Chance. |
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