White Wolf hat seiner Zeit als einer der ersten Händler erkannt, was für ein Potential die d20-Lizenz bietet und als Reaktion darauf sogleich zwei Labels gegründet. Zum einen wäre da "Swords & Sorcery Studios", das sich hauptsächlich mit der Gestaltung und Ausstaffierung des hauseigenen Settings "The Scarred Lands" beschäftigt, und "Necromancer Games", die sich eher mit der Produktion von Abenteuern und kleineren Supplements beschäftigen. In Deutschland hat "Feder & Schwert" die Lizenz, White Wolf Produkte zu übersetzen und zu veröffentlichen, worunter letztendlich auch die Produkte der o.g. Labels fallen.

 

Das Kreaturen Kompendium (KK) gehört zur bereits erwähnten d20-Welt "The Scarred Lands", zu deutsch "Die Narbenlande", und beinhaltet somit viele Kreaturen, die für die Narbenlande spezifisch sind. Dennoch sind die präsentierten Kreaturen auch für jedes andere Setting durchaus gut zu gebrauchen. Die Qualität des Kreaturen Kompendiums kann nur im direkten Vergleich mit seinem WotC-Pendant festgestellt werden, und nur so kann auch die Frage beantwortet werden, warum sich die Anschaffung eines weiteren Monsterbuches lohnt. Qualitativ gesehen hinkt das KK dem Monster Manual (MM) schon optisch gewaltig nach, denn obwohl in ein farbiges Hardcover gekleidet, findet sich im Inneren nur ein schwarz-weißer Druck, der dem Vollfarbdruck des MM nur schwach gegenüber steht. Die Qualität der Illustrationen bewegt sich im Bereich sehr gut bis befriedigend, ist aber nicht vom hervorragenden Schlag derer, die im MM zu finden sind. Die Kreaturen, die im KK zu finden sind, sind oftmals nicht ganz so nützlich wie jene, die im MM zu finden sind, und das aus dem einfachen Grund, dass im MM weitaus bekanntere Wesen niedergeschrieben sind. Das KK bietet hingegen seltenere und ungewöhnlichere Kreaturen, die aus denselbigen Gründen eher weniger eingesetzt werden können. Dahingegen sind die Beschreibungen der Kreaturen sehr gut gelungen, wobei aber auch hier, ähnlich wie im MM, mehr Wert auf die Kampfwerte als auf die atmosphärischen Beschreibungen gelegt wurde. Vom Layout her orientieren sich die Statistiken an den Originalen aus dem MM.

Diese Vergleiche beziehen sich direkt auf den Inhalt der beiden Bücher. Was man jedoch bedenken muss, ist die Tatsache, dass das KK hier in deutscher Sprache vorliegt und das MM bis heute noch nicht in Deutsch erschienen ist (das Monster-Set soll ja jetzt bald kommen, Anm. d. Red.: Ist inzwischen draußen, liegt der Redaktion jedoch noch nicht vor). Das bringt dem KK auf jeden Fall einige Bonuspunkte, zumal die deutsche Übersetzung hervorragend gelungen ist. Leider hat man aber auch hier auf farbigen Druck verzichtet, was aber auch an der Lizenz liegen kann.

 

Fazit:

Im direkten Vergleich zum Monster Manual zieht das Kreaturen Kompendium eindeutig schon aus qualitativen Gründen den Kürzeren, was nicht zuletzt auch am Preis-Leistungs-Verhältnis liegt, denn der Preis liegt ungleich höher als beim qualitativ besseren MM. Außerdem bietet das MM weitaus mehr Monster für den Massengebrauch, denn das KK ist in dieser Hinsicht doch mehr auf ungewöhnlichere Kreaturen ausgerichtet, die in den "Narbenlanden" hausen. Dennoch ist das KK nicht schlecht, im Gegenteil, die Beschreibungen der Kreaturen sind hervorragend. Den größten Vorteil, den das KK zum MM hat, ist die Sprache, denn wie gesagt, das KK ist komplett deutsch, wobei das WotC-Pendant bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht in deutsch erschienen ist. Wer das englische MM besitzt, sollte dennoch einen Blick auf das KK werfen, denn meiner Meinung nach sind gerade die eher seltenen Kreaturen äußerst interessant für eine exzellente Kampagne und eine willkommene Überraschung für hartgesottene und blutrünstige Spieler - und vor allem sind sie in deutsch.