Links zur Rezension Allgemeines: Bei der Serie Dungeon Tiles handelt es sich um visuelle Spielhilfen, mit der die Graphikabteilung der Wizards das Rollenspiel fürs Auge ansprechender gestalten will. Mit jedem Set erhält der Käufer sechs beidseitig und farbig bedruckte, aus stabilen Pappbögen gefertigte Pappmarker. Die Bögen haben ungefähr DIN-A4-Format, sind jedoch etwas kleiner. Die Bögen sind Stanzbögen, aus denen sich eine Vielzahl von Pappmarkern mit unterschiedlicher Größe und verschiedenen Motiven herausdrücken lassen. Mit diesen Markern kann man dann selbstgestaltete Karten und zu kaufende Battlemaps aus anderen Produktreihen individuell abändern und variieren und seine Begegnungen im Spiel ansprechender gestalten. Während sich die ersten drei Sets (Dungeon Tiles, DT: Arcane Corridors, DT: Hidden Crypts) ausschließlich mit unterirdischen Verliesen befasst haben, treten die Wizards mit dem vierten Teil der Reihe Ruins of the Wild den Weg an die Oberfläche der Welt an.
Inhalt: In einem Umschlagbogen aus stabilerem Papier finden sich sechs knapp DIN-A4-formatige Stanzbögen. Diese sind beidseitig bedruckt und zeigen auf Vorder- und Rückseite verschiedene Begegnungsfelder und Accessoires. Auf der Innenseite des Umschlages finden sich drei Beispiele von Begegnungen in der Wildnis, die man mit den im Set enthaltenen Platten aufbauen kann. Es fällt auf, dass in diesem Set deutlich mehr große Platten enthalten sind als in vorhergegangenen Paketen. Dadurch sinkt natürlich die im Set enthaltene Anzahl von Platten. Wie schon in den vorangegangenen Sets sind auch bei Ruins of the Wild wieder nicht alle Rückseiten mit originellem Inhalt gefüllt worden. Zwar sind die aus den drei Vorgängern bekanten sog. Blanko-Platten, die also nur die Gitterlinien als Feldmarkierung zeigen und mit einem langweiligen Steinmuster unterlegt sind, dieses Mal nicht enthalten. Allerdings haben viele Platten gleiche oder sehr, sehr ähnlich anmutende Motive. Ob das an mangelnder Kreativität der Designer gelegen hat oder es einfach billiger zu produzieren war, kann ich nicht abschließend klären. In jedem Fall ist es nervig und unbefriedigend.
Es folgt eine Auflistung der einzelnen enthaltenen Platten mit Größenangaben, gerechnet in Feldern. Ich gehe dabei nach Bögen vor, so wie ich sie aus dem Umschlag gezogen habe.
Bogen 1 besteht aus zwei Platten, einer 8 x 8 Felder großen Platte und einer schmalen Platte mit 2 x 8 Feldern Größe. Die große Platte zeigt einen Lagerplatz mit zwei Zelten und verstreuten Gepäckstücken sowie einer kleinen Feuerstelle. Die kleinere Platte zeigt einen geraden, kleinen Flusslauf. Auf den Rückseiten finden sich (entsprechend der oberen Reihenfolge) eine große, grüngehaltene Lichtung mit Gestrüpp und einem Baumstumpf sowie ein paar Findlingen. Ein tiefer, schmaler Graben ziert die Rückseite der kleinen Platte.
Bogen 2 besteht auch wieder nur aus zwei Teilen, die die gleichen Abmessungen haben wie die des ersten Bogens. Die 8-x-8-Platte zeigt eine Draufsicht auf eine Wiese mit zwei Bäumen und ein paar kleineren Findlingen. Die 2-x-8-Platte zeigt den gleichen Graben wie auf der Rückseite der kleinen Platte von Bogen 1. Dreht man den Bogen, so sieht man den Grundriss einer kleinen Hütte mitsamt Schlafraum und Bärenfell im Wohnbereich. Irgendwie anheimelnd. Umgeben ist die Hütte von grüner Wiese, auf der verloren ein kleines Bäumchen steht. Allerdings scheint der Waldläufer, der hier wohnt, ein verkappter Spießer zu sein, denn er hat neben dem kurzen Wegstück, das zu dem Eingang seiner Behausung führt, zwei kleine, den Weg begrenzende Büsche gepflanzt. Die Rückseite des schmalen Teils zeigt einen ungeteerten Weg.
Bogen 3 ist wieder in zwei Teile von einmal 8 x 8 und einmal 2 x 8 Feldern Größe aufgeteilt. Die große Platte ist der Blick aus der Vogelperspektive auf einen Steinkreis à la Stonehenge, nur deutlich kleiner. Die kleine Platte zeigt erneut einen Flusslauf. Die Rückseiten zeigen eine Wiese mit einem kleinen See und je einem Nadel- und Laubbaum sowie Findlingen und noch einmal einen nicht geteerten Weg.
Bogen 4 ist erneut nur zwei Platten groß. Auch das Format ist mit 8 x 8 und 2 x 8 Feldern wieder exakt so wie bei den vorangegangenen Bögen. Die große Platte zeigt eine weitere grüne Wiese mit gemischtem Baumbestand (zwei Nadel-, zwei Laubbäume). Die kleine Platte ist erneut eine Kopie des Weges. Die Rückseiten zeigen den Grundriss einer Turmruine auf einer grünen Wiese mitsamt aufgebrochenen Türen, Knochen- und Strohresten auf dem Boden, einer alten Klinge und einer Treppe, die wohl unter die Erde und zu anderen neuen Begegnung und einem anderen Dungeon-Tiles-Set führt. Diese Platte diente auch als Coverbild des Sets. Die kleine Rückseite ist erneut der Fluss.
Kommen wir zu Bogen 5. Hier ändert sich das Format endlich. Hier bekommen wir nun insgesamt fünf neue Bodenplatten. Die größte Platte ist 4 x 8 Felder groß. Sie zeigt erneut eine Wiese, dieses Mal mit Waldbestand. Die zwei mittleren sind 4 x 4 Felder groß. Eine runde Mulde in einer Wiese und eine kleine Anhöhe auf einer Wiese sind darauf zu sehen. Die beiden kleinsten sind 2 x 4 Felder groß. Sie zeigen einen kaputten, umgestürzten Wagen und einen kleinen Friedhof mit vier verfallenen Grabstätten. Alle vier Platten sind einfach nur langweilig und die beiden 4 x 4 großen Platten sind in ihrer Funktion für mich nicht eindeutig zuzuordnen. Dafür sind die Rückseiten etwas spannender. Die größte Platte zeigt ein großes Skelett eines Monsters (ein Riese vielleicht) mit einer noch im Tode über den Kopf erhobenen Waffe. Natürlich auf dem Hintergrund einer Wiese. Die mittelgroßen Platten zeigen zum einen eine Tür, die in einen Steinhang führt, die entfernt an den Eingang in ein Hobbithaus erinnern könnte oder den Eingang in ein Höhlensystem. Zum anderen eine steinumfasste, breite Treppe, die in die Tiefe führt. Die beiden kleinen Platten sind identische, grünschwarze Dornenhecken.
Bogen 6 ist der letzte des Sets. Dort gehen die Designer dann doch noch mal in die „Vollen“. Es sind dreizehn Platten am Start. Die größte ist 2 x 8 Felder groß. Es handelt sich (ganz spannend) um einen Weg mit ein paar Steinen drauf. Es folgen vier 2 x 4 Felder große Platten. Alle Platten haben die scheinbar für die Wildnis klassische Wiese als Untergrund und zeigen jeweils einmal eine zerbrochene, umgefallene Säule, ein Steinmeer aus Findlingen, einen ungestürzten Baumstamm und etwas, das ich für eine Schlammpfütze halte. Es gibt drei 2 x 2 große Felder. Zwei davon stellen Wegbiegungen dar. Eine führt im rechten Winkel nach links, eine nach rechts herum. Immerhin kann man so die vielen im Set enthaltenen Wegplatten dank dieser Platten nicht nur in gerader Linie auslegen. Das dritte Feld zeigt ein freilaufendes, ungezäumtes Pferd aus der Vogelperspektive. Es folgen vier 1 x 2 große Platten. Ein Skelett (vermutlich das eines Pferdes oder einer Kuh), eine kleinere Schlammpfütze, ein (Brunnen-)Schacht und eine große Schatzkiste im Gras. Die kleinste Platte (1 x 1) zeigt ein brennendes Lagerfeuer im Steinkreis. Dies ist gelungen. Die Rückseiten zeigen einen einfallslosen, 2 x 8 Felder langen Grünstreifen und einen weiteren einfallslosen, nur 2 x 4 Felder langen Grünstreifen. Ein Wegstück mit schlecht gehauenen Treppenstufen (2 x 4 Felder). Ein Planwagen ohne Zugtiere (von oben, 2 x 4 groß). Ein Stück Wiese mit kleinem Bäumchen und einer Monster-(Statue?) von oben (2 x 4 Felder). Zwei Flussbiegungen (2 x 2 Felder), ein weiteres Pferd. Clevererweise nicht auf der Rückseite von Pferd 1 angebracht, so dass man tatsächlich zwei Pferde legen kann. Zu guter Letzt bietet das Set denn dann doch noch eine gelungene Idee: Ein Baumstamm, der eine natürliche Brücke über einen Fluss- bzw. Bachlauf schlägt (1 x 2 Felder groß).
Insgesamt enthält Ruins of the Wild damit 24 mehr oder minder einfallsreiche und brauchbare neue Tiles zum Geländebau.
Verarbeitung: Die einzelnen Platten und Plättchen ließen sich einigermaßen gut aus dem jeweiligen Stanzbogen lösen, ohne dass man die Platten dabei beschädigen würde. Leider ist die Stanzung nicht immer optimal auf das Druckbild ausgerichtet, so dass nicht alle Felder optisch perfekt zentriert wirken. Dies fällt aber nur bei genauem Hinsehen auf und damit nicht weiter negativ ins Gewicht. Was mir dagegen sehr negativ auffällt, ist, dass der verwandte Klebstoff sehr intensiv riecht, ja, wie ich finde, sogar stinkt. Obgleich ich das Set schon vor Tagen aus der Zellophanhülle befreit habe und es habe ausdünsten lassen, miefen die einzelnen Platten deutlich und unangenehm nach Lösungsmitteln.
Anwendungen: Die Dungeon Tiles sind dafür gedacht, das Spielfeld bunter und ansehnlicher zu gestalten, wenn die Gruppe beim ja eigentlich im Kopf der Mitspieler ablaufenden Pen-&-Paper-Rollenspiel zur besseren Darstellung einer kritischen Begegnungen auf das visuelle Hilfsmittel einer Karte zurückgreift. Diesen Zweck konnten die Dungeon Tiles bisher zumeist erfüllen. Allerdings ist Ruins of the Wild das bis dato schlechteste Produkt der Reihe, weil es das langweiligste und unkreativste Set der Serie ist. Ich hatte mir gerade für die Darstellung von Wildnisabenteuern viel von diesem Set versprochen und bin so ziemlich auf ganzer Linie enttäuscht worden.
Fazit: Mit Ruins of the Wild wagen sich die Designer der Dungeon Tiles das erste Mal aus dem Dunkel unter der Erde ins grelle Licht des Tages. Doch nicht alle Produkte sehen bei Licht betrachtet so gut aus, wie sie es im Dunkeln noch taten. Man sollte sich zweimal überlegen, ob man sich Teil IV der Serie kauft oder das Geld lieber in ein anderes Produkt, und sei es ein doppeltes, früheres Dungeon-Tiles-Set, investiert. Allen kaufinteressierten Spielern empfehle ich, den kostenfreien Dungeon Tiles Mapper auf der Wizards-Homepage (siehe Links zur Rezi) auszuprobieren und sich dort die Platten gut anzuschauen, bevor man den Gegenwert von 9,95 US-Dollar investiert.
Ich für meinen Teil hatte mir viel erhofft und bin leider arg enttäuscht worden. Dass die Pappteile dann auch noch beständig und penetrant nach Lösungsmittel muffeln, rundet den schlechten Eindruck, den ich nach genauer Inspektion der Marker bekommen hatte, leider nur noch in sich stimmig ab.
Meines Erachtens hatte Ruins of the Wild zwar großes Potential, welches aber verschwendet wurde.
Ich vergebe die Note von 3,0 Punkten. |
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