Vorbemerkung:Mit “City of Peril” ist der neueste Titel der Fanstastic-Locations-Serie aus dem Hause Wizards of the Coast erschienen. Wie bei den Vorgängern aus der Fantastic-Locations-Serie ist das Set „City of Peril“ gleichzeitig auf zwei Zielgruppen ausgerichtet, nämlich die D&D-Rollenspieler und die Spieler des D&D-Miniaturen-Spiels. Für die letztgenannte Gruppe sind drei Karten interessant, da diese gesondert aufbereitet und als Schlachtfeld mit Start- und Siegeszonen gestaltet worden sind.
Um die Reihe effektiv nutzen zu können, sind zwei der drei Grundregelwerke unabdingbar. Spielerhandbuch und Spielleiterhandbuch oder die englischen Gegenstücke sind Pflicht. Der Besitz eines Monsterhandbuches dagegen ist zwar nützlich, aber nicht zwingend erforderlich, da alle Monsterwerte in kurzen Blöcken angegeben sind.
Aber nicht nur Spieler der verschiedenen im D&D-Universum angesiedelten Spiele können mehr oder minder großen Nutzen aus diesem Set ziehen. Auch Spieler von diversen Fantasybrettspielen wie HeroQuest oder Descent können die Karten zur Entwicklung eigener Abenteuer nutzen. Inhalt:Neuere Produktreihen der Wizards, wie etwa die Dungeon Tiles und eben die Fantastic Locations, sehen im Laden aus wie ein eingeschweißtes Buch, etwas kleiner als das klassische DIN-A4-Format und nicht allzu dick. Öffnet man die Plastikverpackung um das Set, bekommt man aber kein Buch, sondern mehrere Einzelteile an die Hand: Einen Umschlag aus stabilerem Papier, außen beschichtet, dass er etwas edler wirkt und innen mit den farbigen Erläuterungen zu den vier Plänen bedruckt. Weiterhin findet sich ein großer Pappbogen, der die beiden doppelseitig vollfarbig bedruckten Geländekarten (BattleMaps) stabilisiert und schützt. Den Abschluss bildet ein sehr einfach gearbeitetes, schlicht mit zwei Klammern im Rücken geheftetes, 16-seitiges Heftchen mit Anmerkungen und Begegnungen, die in Verbindung mit den Karten gespielt werden können. Die letzte Seite dieses Heftchens widmet sich exklusiv den Besonderheiten und Sonderregeln, die für die Karten gelten, wenn sie in das D&D-Miniaturen-Spiel eingebunden werden. Qualität und Verarbeitung:Auf der Vorderseite des Umschlags findet sich das Produktcover, auf der Rückseite die das Produkt bewerbende Artikelbeschreibung. Für das eigentliche Spiel mit den Karten sind aber die Innenseiten des Umschlages interessant, da dort die vier im Set enthaltenen BattleMaps („Griffon’s Nest Inn“, „Ratfang Sewers“, „Thieves’ Quarter“ und „Market Square“) farbig und „kommentiert“ abgedruckt sind. In diesen Drucken sind insbesondere Informationen für den Spielleiter enthalten oder eben bei drei von vier Karten Aufbau- und Siegesinformationen für die Spieler eines D&D-Miniaturen-Spiels.
Die Karten, die für mich das Kernstück des Produktes darstellen, sind gut gelungen. Es gab allerdings schon Produkte aus dieser Serie, die mir optisch mehr zugesagt haben, als es die Karten des „City of Peril“-Sets getan haben.
Dennoch: Handwerklich gibt’s nicht zu meckern.
Das Druckbild ist vollfarbig und sehr klar, die Karten sind detailliert und fantasievoll gestaltet.
Beide großformatigen Karten sind auf Vorder- und Rückseite bedruckt worden, so dass man immer nur zwei Seiten gleichzeitig auslegen und bespielen kann. Beim Umschlag hätte ich mir persönlich ein noch etwas stärkeres Papier gewünscht, um den Karten und dem Heftchen mehr Schutz zu bieten. Hier haben die Wizards aber nichts zu vorhergegangenen Produkten geändert. Das „Abenteuerheftchen“, wenn man es denn so nennen mag, ist schwarz-weiß gedruckt und nicht gebunden, sondern nur mit zwei Klammern im Rücken dürftig geheftet und hat kein extra Cover. Einfacher geht’s nicht, dieses Heft wird bei intensiver Benutzung am Spieltisch in jedem Falle leiden. Bedauerlich, dass man sich hier nicht noch hat durchringen können, einen Schutzumschlag anzufertigen und um die 16 Seiten zu machen. Hier wurde am falschen Fleck gespart. Das Abenteuer:In dem 16-seitigen Heftchen findet sich kein Abenteuer im klassischen Sinne. Vielmehr werden mehrere Begegnungen angeboten, die bereits ausgearbeitet sind und unterschiedlich leicht bzw. schwer zu bewältigen sind. Diese Begegnungen sind auch bei „City of Peril“ nur sehr bedingt in eine lose Rahmengeschichte eingebunden. Allerdings haben mir einige der Begegnungen ausgesprochen gut gefallen. Zumindest eine Begegnung führt z. B. für die Spieler zu einem positiveren Ergebnis, wenn sie sich dem Rollenspielaspekt von D&D öffnen und erst denken, bevor sie draufhauen. Das hat mir gut gefallen.
Die Begegnungen zielen darauf ab, dass jede Karte aus dem Set mindestens einmal benutzt wird und leicht ein weiteres Mal zum Spielort der Handlung werden kann.
Inhaltlich widmet sich das Heft fast ausschließlich dem Rollenspielaspekt des Produkts, erst auf der letzten Seite des Heftchens werden die Sonderregeln und Anmerkungen für das Miniaturen-Spiel abgedruckt. Die Karten:Die vier im Set enthaltenen Karten überzeugen.
Sie sind groß angelegt, bieten viel Platz zum Spiel und sind liebevoll und detailreich ausgestattet und ausgestaltet.
Spieler des Miniaturen-Spiels und Rollenspieler, die sich gerne visueller Hilfestellungen für kritische Begegnungen bedienen, kommen hier voll auf ihre Kosten.
Die Karten im Einzelnen:
Das „Griffon’s Nest Inn“ ist eine Gaststätte. Die Karte, auf der es aufgezeichnet ist, ist in drei Bereiche unterteilt. Das Untergeschoss mit dem Schankraum, zwei kleineren Gästezimmern, Stallungen und so weiter ist auf der linken Hälfte der Karte zu sehen. Die rechte Hälfte des Spielfelds ist in zwei weitere Bereiche unterteilt: Den größeren Teil (zwei Drittel) nimmt das Obergeschoss des Gasthofs ein mit einem großen zentralen Raum, kleineren (Schlaf-)Zimmern und einem Waschraum und einem Treppenaufgang. Den kleineren Teil (das verbliebene Drittel) ist dem Keller gewidmet. Leider hat das Gasthaus einen kleinen Keller, so dass große Teile der Karte schwarz bleiben. Das finde ich bedauerlich und ungeschickt.
Die „Ratfang Sewers“ zeigen einen Ausschnitt aus der Kanalisation unter der Stadt. Eine Karte, die gut ausgearbeitet ist und viele Möglichkeiten bietet, nicht nur unter einer Stadt. Absperrungen, Kanäle mit giftig-grüner Füllung und Abgründe runden das Bild der Karte ab. Diese Karte ist nicht für das Miniaturen-Spiel ausgearbeitet.
„Thieves’ Quarter“ ist eine direkte Draufsicht auf einen Gebäudekomplex. Sehr gut geeignet zum Katz- und Mausspiel mit Verfolgern, aber zu wenig mehr. Die Häuser sind nicht ausgearbeitet, ein Manko, das ein findiger Spielleiter mit einigem Geschick und Zugang zu größeren weißen Karten selber beheben kann. Diese Karte ist sicherlich für Miniaturgeplänkel sehr spannend.
Die Karte „Market Square“ ist, wie der Name schon sagt, einem Marktplatz nachempfunden. Man sieht Stände, teilweise wieder nur Draufsichten von oben auf die Häuser, teilweise aber auch ausgestaltete Gebäude, die man vom Marktplatz aus betreten kann. Dies ist eine Karte, die man sicherlich immer mal wieder benutzen kann, schließlich hat fast jedes Dorf einen Marktplatz und fast jeder Marktplatz ist irgendwie ähnlich. Dennoch ist sie irgendwie zu allgemein und ein wenig langweilig.
Alle Karten sind reich an kleinen zeichnerischen Details, etwa einem umgestoßenen Wagen, aus dem Obstteile kullern und so weiter.
Die optische Ausgestaltung ist gelungen, wenngleich auch nicht atemberaubend. Persönliche Anmerkung:Die Fantastic-Locations-Produktserie ist aufgrund der Karten und des passenden Maßstabes auch eine ideale Sache für Spieler von Fantasy-Brettspielen wie etwa dem guten alten Klassiker HeroQuest (von MB) oder vergleichbarer Spiele wie dem Dungeons-&-Dragons-Brettspiel (aus dem Hause Hasbro) und dem neuen Abenteuer-Spiel Descent: Reise ins Dunkel (vom Heidelberger Spiele-Verlag) und jedem Spielleiter, der sich an eigenen Abenteuern versucht, wärmstens zu empfehlen. Gleiches gilt für die Dungeon-Tiles-Serie. Fazit:Das Produkt kostet 14,95 USD. Dafür bekommt man nicht sehr viel Hintergrundmaterial, aber doch zwei ansehnliche, großformatige, farbige und doppelseitig bedruckte BattleMaps (also insgesamt vier Karten). Hätte man sich entschieden, etwas hochwertigeres Material für das Heftchen und den Umschlag zu nehmen, wäre das angemessen und gut gewesen, aber wohl nicht rentabel. Das „Abenteuerheftchen“ und seine diversen Begegnungen sind in diesem Produkt ganz ansehnlich, aber nicht auf dem Niveau eines Kaufabenteuers. Lobenswert ist, dass alle enthaltenen Monster mit ihren kompletten Stat-Blocks aufgeführt sind, so dass lästiges Blättern im Monsterhandbuch oder anderen Quellenbüchern entfällt. Eine tolle Sache wäre es gewesen, die Karten nicht doppelseitig zu gestalten, sondern einseitig zu bedrucken, so dass größere Kombinationsmöglichkeiten entstanden wären. Die jeweiligen Rückseiten hätte ich mir dann schlicht in weiß gewünscht, nur mit den Feld-Markierungen versehen, so dass man sich sogar darüber Gedanken machen könnte, auf den Rückseiten selbst kreativ zu werden und eigene Karten zu erstellen. Da das aber sehr unwirtschaftlich scheint, gehe ich davon aus, dass uns dieser Luxus leider nicht zu Teil werden wird.
In meinen Augen handelt es sich auch bei „City of Peril“ um eine nette Erweiterungsmöglichkeit, sei es für das D&D-Miniaturen-Spiel oder für Spielleiter, die sich gerne in ihrer Abenteuerausgestaltung gut gemachter Visualisierungshilfen bedienen. Allerdings sind andere Produkte der gleichen Serie schon hilfreicher und ausgefallener gewesen.
Auch interessant dürfte das Set für Spieler einiger klassischer Fantasy-Brettspiele sein, wie ich bereits weiter oben ausgeführt habe.
Zum Spielen des D&D-Rollenspiels ist der Titel (ja, alle Titel der Fantastic-Locations-Reihe) sicherlich nicht nötig. Es ist aber schön, wenn man ihn gerade zur Hand hat.
Ich vergebe die solide Note von 3,6 Punkten. |
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