Inhalt (mit ganz kleinen Spoilern):Im zweiten Teil der Flame of the Blade-Trilogy setzen Diran Bastiaan und seine Gefährten, der Halbork Ghaji, der Magieschmied Tresslar und der Halbling Hinjo, den Kampf gegen das übernatürliche Böse in Eberron fort. Einer Legende folgend suchen sie in der Nähe von Perhata am Rande der Hoarfrost Mountains nach dem Bau eines Lichs, der dort schon seit Jahren sein Unwesen treibt. Doch hat diese Suche unerwartete Folgen: zum einen wird der Lich Nathifa, den die Gruppe nur scheinbar schnell besiegen kann, auf den Zauberstab Tresslars aufmerksam und beschließt aus zunächst mysteriösen Gründen, diesen an sich zu bringen. Und zum anderen werden Diran und seine Freunde von Chagai, einem alten Feind des Halborks Ghaji, beobachtet. Dieser, inzwischen der Gefolgsmann eines noch älteren Feindes Dirans, erkennt darin sofort eine Gelegenheit zur späten Rache. So geraten die Helden unfreiwillig in einen Kampf mit zwei Gegnern, von denen jeder für sich schon gefährlich genug ist. Mehr noch, sie kommen damit zum zweiten Mal einem Komplott auf die Spur, das geeignet scheint, das Machtgefüge in ganz Khorvaire nachhaltig zu verändern. Und außerdem lernt Diran in Perhata mit Asenka, der Kommandantin der Flotte des hiesigen Barons, eine Frau kennen, die zu lieben es sich lohnen könnte. Was auf der Stelle seine - inzwischen zur Vampirin verwandelte und ziemlich eifersüchtige - ehemalige Geliebte Makala auf den Plan ruft. Bewertung:Nach dem großartigen Vorgänger Thieves of Blood erwartet man natürlich große Dinge von dem Nachfolgeband. Und tatsächlich wartet die Forge of the Mind Slayers mit einer durchaus spannenden Handlung und vielen interessanten Rückblicken in die Vergangenheit der nach wie vor gut charakterisierten Helden sowie einem Schuss spritzigen Humors auf, wie man ihn schon im ersten Teil der Trilogie zu schätzen gelernt hat. Leider war es das aber auch schon mit den Lorbeeren, denn der Roman teilt das Schicksal vieler Mittelbände: er muss zu viele Aufgaben auf einmal erfüllen. Man kann den Roman grob in drei Handlungsstränge einteilen: da wäre zum einen die Vergangenheit der Helden, die schon im ersten Band angedeutet wurde und in immer wieder in die Handlung eingeflochtene Rückblenden nacherzählt wird. Zum anderen wäre da die Haupthandlung um die im Titel genannte „Forge“. Und drittens gibt es die Handlung um den Stab Tresslars, die wohl schon zum Abschlussband der Trilogie hinführen soll. Und leider muss man sagen, dass die eigentliche Romanhandlung unter den anderen beiden Handlungssträngen sehr zu leiden hat. Es dauert nämlich nahezu bis zum letzten Drittel des Romans bis diese Handlung ins Rollen kommt, bis dahin war alles nur Rückblick und Vorgeplänkel - das ist definitiv des Guten zuviel. Die Rückblicke sind durchaus interessant, wobei mich persönlich die Einblicke in die Vergangenheit Ghajis viel stärker interessiert haben als der zumindest ansatzweise schon bekannte Hintergrund Dirans. Auch Tresslar ist interessant genug, um sich für seine Vergangenheit zu interessieren, und so mag man sich zunächst gar nicht darüber beschweren, dass es so viele dieser Rückblenden gibt. Diese haben übrigens durchaus einen für die Haupthandlung relevanten Zweck, da das große Finale des Romans vor allem auf einer geistigen Ebene ausgefochten wird und die Helden mit eben ihrer Vergangenheit erneut konfrontiert werden. Und doch stellt es sich insgesamt als viel zu viel heraus, denn um Zeit für diese Rückblicke zu gewinnen, bettet der Autor sie in eine Nebenhandlung ein, die - so erscheint es mir zumindest - für den Rest des Romans nahezu vollkommen irrelevant ist. Plötzlich ist man auf Seite 200 und merkt, dass schon zwei Drittel des Romans vorbei sind und eigentlich noch nichts geschehen ist. Man hat nun nicht unbedingt den Eindruck, dass die eigentliche Handlung mit Gewalt auf die letzten Seiten des Romans gepresst wird - dazu ist das Können des Autors zu groß. Allerdings hätte die Haupthandlung (zumindest meiner Meinung nach) unglaublich viel Potential für einen eigenen kompletten Roman gehabt. Dieses Potential wird vom Autor zugunsten anderer Aspekte einfach verschleudert. Fast wäre man geneigt, den Titel des Romans als Etikettenschwindel zu bezeichnen, denn eigentlich spielt die dort genannte „Forge“ nur eine sehr untergeordnete Rolle. Bleibt der Handlungsstrang um das Artefakt im Besitz Tresslars - spätestens diesen hätte man getrost bis Band 3 verschieben können, denn die Überleitung nach zu diesem ist wohl der einzige Zweck, den dieser Strang zu erfüllen hat. Zudem geht er in den beiden anderen Themen nahezu vollkommen unter- hier hätte der Autor den Platz besser nutzen können. Wenigstens das Drama um Diran und Makala wird konsequent fortgesetzt. Seine Charaktere beherrscht der Autor, das muss man ihm zugestehen - auch wenn die Rückblicke ihnen ein wenig die geheimnisvolle Aura nehmen, die speziell Diran im ersten Band der Reihe noch ausgestrahlt hat. Aber umso gespannter ist man auf die Antwort auf die Frage, ob diese Beziehung denn noch ein gutes Ende nehmen kann. Eine Antwort, die hoffentlich der Abschlussband der Trilogie geben wird. Wohlgemerkt, am Schreibstil Tim Waggoners gibt es wenig zu meckern, das Buch hat durchaus einen hohen Unterhaltungsfaktor und auf keinen Fall würde ich dem Autor vorwerfen wollen, er habe sich in seiner eigenen Schöpfung verlaufen. Tatsächlich habe ich den Eindruck, dass die genannten Schwerpunkte bewusst und mit Absicht so gesetzt wurden - und genau das ist letztendlich mein Hauptkritikpunkt: insgesamt wirkt das Buch zu konstruiert, ihm fehlt der natürliche, organische Handlungsablauf einer Geschichte, wie er in Thieves of Blood noch nahezu in Perfektion durchgeführt wurde. Wenn dann endlich die eigentliche Handlung beginnt, hat man schon fast das Interesse daran verloren. Dabei wird diese Handlung, wenn sie auch viel zu kurz geraten ist, durchaus ansprechend präsentiert. Der Roman an sich ist also nicht schlecht, dennoch fehlt ihm das Besondere, was ihn über den Durchschnitt anderer Romane hinaushebt. Fazit:Wäre Thieves of Blood, der Vorgänger von Forge of the Mind Slayers , nicht so grandios ausgefallen, wäre die Rezension im Ton,(wenn auch nicht vom Inhalt her) sicher positiver ausgefallen. So aber ist die Kritik natürlich mit der Enttäuschung darüber verbunden, dass der Autor den selbst gesetzten hohen Erwartungen nicht so recht standhalten mag. Unterhaltsam ist der Roman, durchaus auch spannend, doch muss er als Mittelroman einer Trilogie zu viele Pflichten erfüllen, um sich selbst den Gefallen tun zu können, die eigene Geschichte in einer angemessen ausführlichen Weise zu erzählen. Man mag sich mit dem Gedanken trösten, dass das Finale ohne diese Altlasten hoffentlich wieder die Qualität des ersten Bandes erreichen wird. Doch für den Moment und diesen Roman bleibt das Gefühl einer verpassten Chance zurück. Die Handlung um die Forge of the Mind Slayers hätte alleine gereicht, um die 300 Romanseiten zu füllen. Nur knappe 100 Seiten sind mir jedenfalls zu wenig und bei einem stilistisch schlechteren Schriftsteller würde ich jetzt wohl sagen: Thema verfehlt! Setzen! Sechs!. Wer also das Ende der Trilogie verstehen will, darf und sollte sich den Roman durchaus guten Gewissens zu Gemüte führen. Für sich genommen lässt Forge of the Mind Slayers aber zuviel an Handlung vermissen, um eine wirklich gute Note zu erreichen. Letzten Endes retten nur der gute Stil des Autors und die von ihm geschaffenen tiefgründig angelegten Charaktere den Roman vor einer noch schlechteren Bewertung. |
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