Links zur Rezension Das Lächeln der FortunaHintergrund „Das Lächeln der Fortuna“ ist Rebecca Gablés inzwischen zehn Jahre altes Erstlingswerk im Genre der historischen Romane. Vorher hatte sie lediglich zwei in der Neuzeit spielende Krimis veröffentlicht. „Das Lächeln der Fortuna“ entstand, wie sie selbst auf ihrer Website [bitte den Link übernehmen] schreibt, mehr oder weniger aus einer Laune heraus.
Mittlerweile ist sie jedoch vor allem für ihre historischen Romane bekannt. Das Lächeln der Fortuna bildet zusammen mit „Der Hüter der Rose“ und dem im August veröffentlichten „Das Spiel der Könige“ eine Trilogie, an die „Der König der purpurnen Stadt“ lose angebunden ist. Außerdem hat sie mit „Die Siedler von Catan“ und „Das zweite Königreich“ zwei weitere historische Romane, die nichts mit der Trilogie zu tun haben, sowie einige Krimis veröffentlicht.
Inhaltliches „Das Lächeln der Fortuna“ spielt zwischen 1360 und 1399 und folgt dem Leben des (fiktiven) Robert of Waringham, genannt Robin, in knapp zehn jeweils einige Jahre dauernden Episoden. Zwischen diesen Episoden liegen jeweils mehrere Jahre dauernde unbeschriebene Pausen, auch wenn die Ereignisse in diesen Pausen die folgenden Geschehnisse manchmal beeinflussen.
Am Anfang des Buches ist Robin zwölf Jahre alt und Schüler in einem Kloster. Da alle seine Brüder ebenso wie seine Mutter und eine der beiden Schwestern an der Pest gestorben sind, ist er der Erbe des stattlichen wenn auch nicht gewaltigen Gutes Waringham. Er ist ein überdurchschnittlich intelligenter Schüler, hat aber Schwierigkeiten mit der strikten Disziplin im Kloster.
Als der Vater während eines Feldzuges nach Frankreich (der hundertjährige Krieg ist voll im Gange) unter mysteriösen Umständen in Ungnade fällt und stirbt, wird Waringham enteignet. Der plötzlich mittellose Robin flieht, von der Aussicht auf ein ganzes Leben als Mönch abgeschreckt, aus dem Kloster und nimmt das Leben eines Besitzlosen unter der teilweise grausamen Ägide des Adels an - eine Erfahrung, die ihn für sein ganzes Leben mit sehr liberalen Ansichten prägt.
Mit 18 schafft er es schließlich, wieder in die Welt des Adels vorzudringen, indem er die Identität seiner Nemesis Mortimer, des neuen Earl of Waringham, raubt und an seiner Stelle zum Königshof reist. Schnell findet er sich in Frankreich wieder und kann sich militärisch so auszeichnen, dass er erst die Aufmerksamkeit und schließlich die Freundschaft der eigentlichen historischen Hauptperson des Buches erringt: John of Lancaster, besser bekannt als John of Gaunt.
Der Rest des Buches ist zwiegespalten: Robin ist als einer der engsten Vertrauten Johns immer am Puls des politischen Geschehens und bekommt vieles von dem, was heute in Geschichtsbüchern steht, hautnah mit. Eingebettet ist diese Quasibiographie Johns in die persönliche Geschichte Robins, seinen allmählichen Aufstieg, seine Familie, kurz sein Leben.
Kritik Das Buch lässt durchaus Raum für Kritik. Robin ist ein Übermensch – weitgehend ohne Ausbildung einer der besten Kämpfer Englands, weise, ein Musterbeispiel an Ehre und sogar übersinnlich begabt. Das kostet ebenso Glaubwürdigkeit wie seine persönlichen Feinde, die nicht nur abgrundtief böse, sondern oft auch dämlich, grausam und selbstverständlich verschlagen sind. Er hat nicht ein einziges Mal einen Gegner, den der Leser respektieren soll oder kann – ein Manko, das dem Buch meiner Meinung nach eine Position unter den ganz Großen verwehrt.
Trotzdem hat es bei einer ZDF-Umfrage nach dem besten Buch aller Zeiten den 77. Platz erreicht, zwischen Walter Moers’ „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ und Eric-Emmanuel Schmitts „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Korans“. Und das ist nicht ungerechtfertigt. Die Geschichte ist spannend, die Autorin kann mit der deutschen Sprache umgehen wie leider nur wenige im Bereich der deutschen Fantasy, und das wichtigste – selten war Geschichte lebendiger.
Die historischen Gestalten werden an den aktuellen wissenschaftlichen Stand angelehnt gezeichnet, und wenn Rebecca Gablé davon abweicht oder nur eine von mehreren konkurrierenden Sichtweisen berücksichtigt, wird das im Anhang erwähnt und begründet. Robin selbst hat und vertritt zwar Ansichten, die sehr auf heutige Leser zugeschnitten sind, andere Charaktere sind aber fest in der mittelalterlichen Gedankenwelt verankert. Vieles von dem, was man heute in Geschichtsbüchern liest, wird so plausibel und anschaulich, und das ist meiner Meinung nach das wichtigste Merkmal eines guten historischen Romans.
Fazit: Das Lächeln der Fortuna steht zwar hinter den absoluten Meilensteinen dieses und verwandter Genres (Die Säulen der Erde von Ken Follett; Ein Lied von Eis und Feuer von George R.R. Martin) ein wenig zurück, aber nicht viel. Kleine Schwächen in der Grundanlage geraten dank der spannenden und konsistenten Erzählweise zwar nicht in Vergessenheit, lassen sich aber schnell verzeihen – vor allem bei einem Erstlingswerk.
Jedenfalls ist das Buch lesenswert, auch für Anfänger im Genre der Historischen Romane.
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