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Anvilborn ist das vierte Produkt des Wizards-of-the-Coast-Sammelminiaturenspiels Dreamblade. Zwar umfasst die Serie wieder 60 Miniaturen und wie gewohnt sind 7 Miniaturen, eine davon in der Häufigkeit „rare“ (selten), zwei „uncommon“ (weniger häufig) und vier „common“ (häufig), aber diesmal sind nur je 13 Figuren den vier Aspekten zugeordnet, daher bleiben 8 Figuren übrig, welche als neutral gelten. Jeder Häufigkeitsgrad hat 20 Miniaturen, daher – angenommen man hätte keine Figur doppelt oder Tauschpartner mit reichlich Auswahl – sind also 20 Käufe notwendig.
Das Set lässt sich immer nur in Verbindung mit dem Grundspiel spielen, auf welches ich kurz eingehen will. Es enthält neben 16 Figuren auch das nötige Spielfeld, das englischsprachige Regelheft sowie neun Würfel. Neben einem handelsüblichen W6 sind es acht identische, sechsseitige Angriffswürfel. Vom Spielgefühl vereint es das typische der Sammelkartenspiele wie Magic: The Gathering mit dem von Tabletops, wobei es deutlich weniger komplex ist. Auch ist der Zufallseinfluss durch die Würfel relativ hoch. Beide Spieler stellen sogenannte Dreamlords dar, welche sich auf dem Dreamscape, einem fünf mal fünf großen Spielfeld, duellieren. Ziel ist es, mit seinen sechszehn frei zusammengestellten Miniaturen, die nach und nach beschworen werden, die Kontrolle über die mittigen Felder zu erlangen, die – je näher am Gegner – Eroberungspunkte bringen. Sind genug beisammen, hat man die Runde gewonnen – und wer als erstes sechs Runden gewonnen hat, hat die Partie gewonnen. Natürlich können sich die Kreaturen gegenseitig bekämpfen, um um die Kontrolle eines Feldes zu ringen. Neben Kreaturen, die den Hauptteil der Spielminiaturen ausmachen gibt es noch Orte, welche die Fähigkeiten der Kreaturen in ihrer Umgebung verstärken.
Thema dieses Sets sollen mächtige Fahrzeuge sein, die das Dreamscape-Universum überrollen. Dies sind die acht neutralen Einheiten, die nicht nur Fahrzeuge, sondern auch Flugzeuge oder Mühlen sind. Auch von den Fraktionen, die das Dreamscape-Universum beherrschen wollen, gibt es wieder einige Figuren: z. B. 4 Hivelings, 3 Hellbred oder jeweils einen Lost sowie einen Janus-Legionär. Nun zu den Miniaturen: die Basen sind quadratisch mit einer Grundlänge von 3,8 cm, wobei unterwärts alle Daten aufgeklebt und oben alle spielrelevanten Werte aufgedruckt sind. Dies ist zwar gut für ein schnelles Spiel, macht es im Regal zum Sammeln leider unattraktiv. Auch kann man die Figuren dadurch nur bedingt in anderen Tabletops oder Brettspielen zweckentfremden.
Der Maßstab liegt bei den meisten Figuren deutlich über dem üblichen 25-mm-Maßstab, aber die Traumwesen haben keinen einheitlichen Maßstab, sind oft deutlich größer. Die Fahrzeuge erinnern vom Maßstab hingegen eher so an den HO-Eisenbahnmaßstab, sprich, eine Figur aus dem Dreambladeuniversum wird da wohl nicht reinpassen ... Die vier Basenfarben machen es einfach, die Figuren den vier Aspekten zuzuordnen – Tapferkeit (Valor), Angst (Fear), Wahnsinn (Madness) und Leidenschaft (Passion). Eine besondere spieltechnische Rolle haben sie nicht, bieten aber ebenso wie die Gruppierungen Möglichkeiten auf Themendecks, wobei ich persönlich dazu die Mischung an Genres, Zeiten und Inspirationsquellen zu groß finde. Maschinen, Fantasywesen, Modernes und Mittelalterliches direkt nebeneinander.
Kommen wir zur Betrachtung einiger Einzelminiaturen, diesmal dem Inhalt eines Boosters:
Mobile Command (59/60 rare)Die mobile Kommandozentrale könnte ohne Hinteraufbau glatt einer amerikanischen Autoshow entkommen sein. Ein Lkw in Dragster-Aufbau (hinten Riesenreifen, vorne kleine Reifen) mit einem riesigen Auge und einem Doppel-MG-Geschützturm, seitwärts ebenfalls mit doppelläufiger Kanone und Raketenwerfer bewaffnet. Der konkrete Maßstab liegt irgendwo bei HO und Micromachines. Erst dachte ich, die Figur wäre zum Zusammenstecken, tatsächlich ist aber das Vorderteil abgebrochen. Das ließ sich zwar schnell mit Sekundenkleber reparieren, ist aber gerade für eine Rare-Figur ärgerlich. Die Farbwahl ist an sich okay, nur die grünen Reifen stören etwas. Das Auge ist durchsichtiges Plastik mit schwarzem Bedruck, was als riesiges Kristallüberwachungsgerät sehr gut wirkt.
Fireman (6/60 uncommon)Ein schleimig-glubschiges Wesen aus orange-durchsichtigem Plastik in heller Regenjacke mit Hut, schwarzen Stiefeln und Feuerwehraxt. Erinnert irgendwie an eine Mischung aus dem Übeltäter von „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“ und Dr. Zoidberg aus Futurama. Das Regencape ist zwar schön detailliert, aber am orangedurchscheinenden Körper kann man keine Details erkennen. Für eine weniger häufige Figur kein Glanzstück.
Princess of Thorns (49/60 uncommon)Die Prinzessin wirkt wie eine Brunnen- oder Grabstatue. Eine junge Adelige mit goldener Krone, der Blick himmelwärts gewandt, in edlem Elfenbein gehalten. Das flatternde Gewand wird von einer wachsenden Dornenranke gezähmt. In ihrer Hand ein Kelch mit grüner Flüssigkeit – süßer, heilsamer Nektar oder ätzendes Gift? Das Motiv gefällt mir sehr gut, besonders der Gegensatz Dornenbusch und Figur. Bei der Bemalung muss ich leichte Mängel feststellen, so ist die Krone von hinten übertuscht und auch die Ranken an einigen Stellen. Das war bei den Vorgängerboostern nur selten bis gar nicht der Fall.
Brainghest (15/60 common)Mit einem Barghest hat dieses Wesen nur wenig gemein außer der Namensähnlichkeit. Überhaupt, man kann viele Einzelteile wiedererkennen, aber in dieser Kombination? Aus dem säulenartigen Hauptkörper brechen verschiedene Körperteile raus. Ein Vogelschnabel, Insektenklauen, Gesichter – eins könnte ein Löwe sein, ein anderes ein übergroßer Hase, kurzum ein alptraumhafter Mischmasch. Die dominierende Farbe ist einzig ein dunkles Lila, welches hier aber sehr gut wirkt. Hätte jede Kreatur ihre eigenen, typischen Farben, wäre die Figur viel zu bunt gewesen, so wirkt es wie eine seltsame Metamorphose.
Sabrefang Warrior (50/60 common)Ein humanoider Säbelzahntiger, der sich sogleich auf seinen Gegner stürzen will und dem aus dem rechten Arm ein großer Knochensporn wächst. Der Grundton ist braun, nur Knochensporn und Gebiss sind knochenfarben ausgearbeitet, die Mähne ist leicht geweißt. Obwohl die Muskelpartien und die Mähne gut ausgearbeitet sind, fehlen doch Details, die die Serie bisher ausmachten.
Lion Rampant (8/60 common)Der heraldische Löwe als Figur, cool. Dabei ist er nur ein wenig in die Dreidimensionalität gezogen, will sagen, entgegen anderen Figuren, die 2-D bleiben (z. B. ein Schatten), hat er schon eine deutliche Breite, bei dem der Körper auch dicker ist als die Beine. Insgesamt bleibt er aber stilisiert, da die Proportionen für einen richtigen Löwen viel zu schmal sind. Wer den englischen Löwen, den Münchener Löwen oder auch den Braunschweiger Löwen mag, wird an der Figur sein wahres Vergnügen haben. Die Farbe ist ein rot mit bronzenem Unterton, welcher die Silhouette erst wirken lässt und sofort einen zweiten Blick nach sich zieht.
Blind Envoy (3/60 common)Der Blind Envoy ist vom Konzept her mal wieder eine gelungene Figur. Ein Mensch, gewisse Ähnlichkeiten zu einem orientalischen oder indischen Offizier – einerseits ordensgeschmückt, andererseits, der Federschmuck am Helm, komplett in bronze, nur seine Augen sind mit einem weißen Tuch verbunden, welches noch herabhängt. Blind? Dafür hält er in der Rechten einen Stab mit einem übergroßen Augapfel an der Spitze, durch den er nun eine ganz andere Sicht der Dinge hat. Details sind hier sehr schön ausgearbeitet: Orden, verschiedene Gürtel, ein durchgängig beschnitzter Stab, Bommeln an den Stiefeln, der Federschmuck am Kopf, hier gibt es viel zu entdecken – den Detailreichtum wünscht man sich bei mancher Uncommon-Figur.
Entgegen den bisherigen Boostern muss man diesem hier doch leichte Schwächen attestieren. Zwar sind die Gussgrate wieder gut überdeckt bzw. sauber entfernt und es wurde meist mit Schatten und Highlights gearbeitet, aber viele Figuren sind nicht mehr so detailverliebt und inspirierend wie noch bei Baxar’s War oder Chrysotic Plague. Auch die Bemalung bleibt hinter dem bisherigen Standard zurück, bisher gab es zum einen kaum Fehler, zum anderen kommen alle Common- und Uncommon-Figuren dieses Boosters mit höchstens drei Farben aus – das zieht sich durch die gesamten 60 Miniaturen, wenn man sich alle Bilder betrachtet.
Daher gibt es diesmal für die Figurenqualität deutlich weniger (3.6), die restlichen Punkte bleiben im Prinzip identisch (Sammelspaß (2.2), Tabletop (1.6) und Verwendung bei anderen Spielen/Figuren im Rollenspiel (1.6)). Damit ergibt sich (die ersten drei Faktoren hab ich doppelt gewichtet, den letzten einfach) eine 1.8 in der Gesamtnote.
Fazit: Damit hinkt die vierte Erweiterung dem Basisspiel und den bisherigen Erweiterungen ein gutes Stück hinterher und man kann nur hoffen, dass Wizards bei der fünften und wohl letzten Erweiterung, Night Fusion, wieder ein Schippchen drauflegt. |
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