Lords of DarknessDas vierte Buch im Verbund neuer Regelmaterialien für die Vergessenen Reiche tritt ein schweres Erbe an. "Lords of Darkness", so der vielversprechende Name, ist das Nachfolgeprodukt des noch gar nicht so alten und vielgelobten Cloak & Dagger, das 2000 noch so gerade unter dem Namen AD&D erschien.
Diese Buch beschäftigte sich, wie nun auch "Lords of Darkness", um das es hier geht, mit den verschiedenen großen und kleinen, finsteren Organisationen der Reiche. Das Buch ist ein 192 Seiten starkes Softcover und die Seiten sind durchgehend vollfarbig bedruckt. Die Illustrationen sind recht gut, allerdings hat man im englischen Vergessene Reiche Kampagnensetting deutlich besseres gesehen. Man merkt den Bildern den geringeren Aufwand im Vergleich zum FRCS durchaus an. Dabei handelt es sich jedoch nur um Beiwerk, was problemlos verschmerzt werden kann.
Was bietet uns der Inhalt?
Los geht es im ersten von 3 Kapiteln, "Major Organizations", mit einer ausführlichen Beschreibung der großen, zwielichtigen Organisationen der Reiche. Die Kirche von Cyric, der Drachenkult, die Drow des Cormanthor, die Nachtmasken von Westtor, die Roten Magier von Thay, die Shades und die Zentarim werden hier beschrieben. Und das SEHR ausführlich. Fast 100 Seiten sind den 7 Organisationen gewidmet, auf denen so ziemlich alles geliefert wird, was ein Spielleiter sich wünschen kann. Zu jeder Gruppe gibt es separat vom eigentlichen Fließtext Tipps zur Darstellung der jeweiligen Gruppe, eine "Tips for the DM" Sektion, und eine komplett kartierte Örtlichkeit die eine typische oder spezielle Aktivitätsstätte der jeweiligen Gruppierung darstellt. Außerdem sind vorgenerierte NSC bestimmter Klassen von Stufe 1-10 gegeben, sowie typische Begegnungen mit Gruppierungsmitgliedern. Auch die ein oder andere Prestige Klasse darf nicht fehlen, ebenso wie Statistiken für besondere NSC. Besonders interessant ist die jeweilige Einleitung zur Beschreibung einer Organisation, die in erzählerischer Form das Treiben dieser darstellt. So kann man Abenteurer beobachten, die mit der Kirche Cyrics zusammenprallen oder einem Magier beim Einkauf in einer thayischen Enklave zusehen.
Dieses Kapitel kann man getrost als rundum gelungen bezeichnen. Auch FR-Veteranen werden hier allerhand Neues entdecken, da sich im Jahre 1372 einiges getan hat in den Reichen.
Das zweite große Kapitel, "Minor Organizations", beschäftigt sich mit weiteren Organisationen, darunter so ungewöhnliche wie die Kir-Lanan, oder Haus Karanok. Das auf 70 Seiten 20 Organisationen abgehandelt werden zeigt, dass dieser Teil des Buches weit weniger ausführlich ist, als der Erste. Dank relativ kleiner Druckgröße kann man aber auch dieses Kapitel immer noch als sehr informativ einstufen.
Somit ist dieser Abschnitt ebenso gelungen wie der erste, wenngleich bedauerlicherweise kürzer. An dieser Stelle kommt die Frage auf, ob die Designer evtl. die vorgenerierten NSC-Statistiken zugunsten von mehr Hintergrundinformationen hätten auslassen sollen, da ein SL, der eine dieser Organisationen nutzen will, sich so oder so gut vorbereiten muss, um sie erfolgreich darzustellen. Mit mehr Hintergrundinformationen könnte das Buch es ihm noch mehr erleichtern, als es dies ohnehin schon tut.
Schließlich beschäftigt sich noch ein Anhang mit den sogenannten "Tools of Evil". Magische Gegenstände und Artefakte werden ebenso dargestellt, wie einige teils neue, teils altbekannte Zauber. Eine kleine Sektion spricht ?Drugs in Faerûn? an, und schließlich gibt es noch 3 Feats, von denen 2 aber schon anderweitig erschienen sind.
Was lässt sich abschließend über "Lords of Darkness" sagen: Das Buch ist randvoll mit Informationen, die zu großen Teilen auch tatsächlich neu sind. Es ist durchweg gut strukturiert und gesuchte Dinge offenbaren sich im Normalfall durch einen gezielten Blick ins Inhaltsverzeichnis. Die Frage nach den Regeln stellt sich hier kaum, da das Buch fast ausschließlich Hintergrundinformationen liefert. Die liefert es dann auch zuhauf, wenngleich sich das in einer Rezension schwer in Zahlen fassen lässt, wie etwa die Anzahl neuer Zauber in einem Buch wie "Magic of Faerûn".
Jeder Spielleiter, der eine tiefgehende Kampagne in den Reichen leiten will, sollte "Lords of Darkness" sein eigen nennen. Für sein Geld bekommt er damit ein wirklich gutes Hintergrundbuch zu den Reichen.
Einzig und allein kleinere Ungereimtheiten im Inhalt bezogen auf andere Veröffentlichungen, diverse kleinere Regelfehler und die Wiederholung von Feats und Magic Items aus anderen Quellen im Anhang, bleiben auf der Negativ-Seite erwähnenswert. Dem Buch haftet insgesamt gesehen eine gewisse Lieblosigkeit an, die man so eigentlich nicht kennt, vor allem wenn man es mit älteren Produkten zum selben Thema oder dem Kampagnensetting selbst vergleicht. Ein oder zwei Monate mehr Bearbeitungszeit hätten dem Produkt bestimmt gut getan, ein Manko das sich bei fast allen Softcovern in letzter Zeit offenbart.
Fazit:Ein sehr informatives Buch zu den Reichen und eigentlich Pflichtlektüre für jeden Spielleiter. Zu einer Topwertung fehlt der letzte Schliff. |
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