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Der Herr der Ringe - Die Wiederkehr des Königs - (Vollständige Lesung)
Bewertung:
(4.5)
Von: Nico Kevin Bracht
Alias: Cut
Am: 26.10.2007
Autor:Autor: J.R.R. Tolkien
Gelesen von: Gert Heidenreich
Übersetzer:Wolfgang Krege
Typ:Vollständige Lesung
System:Hörbuch
Setting:Mittelerde
Verlagdhv Der Hörverlag
ISBN/ASIN:978-3-89940-988-8
Inhalt:13CDs, Laufzeit ca. 980 Minuten
Sprache:Deutsch

„Drei Ringe den Elbenkönigen hoch im Licht,

Sieben den Zwergenherrschern in Ihren Hallen aus Stein,

Den Sterblichen, ewig dem Tode verfallen, neun,

Einer dem Dunklen Herrn auf dunklem Thron

Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.

Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden.

Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden

Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.“

 

- J.R.R. Tolkien: „Der Herr Der Ringe, Die Gefährten“

Vorbemerkung:

Der dritte Teil des „Der Herr der Ringe“ trägt den Titel Die Wiederkehr des Königs und ist der letzte Teil der epischen Geschichte J.R.R. Tolkiens.

 

Nach dem Tode Achim Höppners konnte man für die Fortführung der Lesung seinen Freund Gert Heidenreich gewinnen. Dieser machte bei der Lesung des zweiten Teils seine Sache gut. Daher gab es auf Seiten des Hörverlags keinen Grund, die Besetzung des Sprechers noch einmal zu überdenken. Folgerichtig wird die Geschichte von Gerd Heidenreich zu Ende gelesen.

 

Auch der letzte Teil der vollständigen Lesung beginnt mit dem dieser Rezension vorangestellten Gedicht um den Einen Ring...

 

Das dritte und letzte Hörbuch der Reihe hat der Hörverlag erneut Achim Höppner gewidmet.

 

Höppner hat viele Titel Tolkiens für das Programm des Hörverlags eingelesen (etwa „Das Silmarillion“ oder „Der Elbenstern“).

Daher nennt ihn der Verlag im Begleitmaterial respektvoll „Tolkiens Stimme“.

 

Anmerkung:

Wie auch bei den vorangegangenen Rezensionen zur vollständigen Lesung von „Die Gefährten“ und „Die Zwei Türme“ beschäftigt sich auch diese Rezension nicht mit dem Inhalt des Buches.

Das Hauptaugenmerk liegt auf der Umsetzung der Geschichte als Hörbuch, die Textauswahl, die Ausstattung und etwaige Besonderheiten. Dennoch ist es möglich, dass sich der eine oder andere Hinweis über den Verlauf der Geschichte in diese Rezension geschlichen hat.

Der Herr Der Ringe:

Professor Tolkien wollte seinerzeit seinen Verleger dazu animieren, sein Buch „The Lord Of The Rings“ in einer großen Gesamtausgabe zu veröffentlichen.

Diesem Wunsch wurde aber von Verlagsseite her, vermutlich aus Kostengründen, nicht entsprochen.

 

Allgemein hat sich die damals etablierte Aufteilung des Werkes in drei Bände durchgesetzt, obgleich es das Buch heute auch in Gesamtausgaben gibt.

Die Teile waren seit der ersten deutschen Übersetzung als „Die Gefährten“, “Die Zwei Türme“ und “Die Rückkehr des Königs“ bekannt.

Die meisten Adaptionen des Buches, so auch die deutschen Versionen von Peter Jacksons Film Trilogie, folgten dieser Benennung.

Allerdings wird auch mit dieser Tradition gebrochen.

 

Wolfgang Krege ist aufgrund seiner den Charakter des Werkes verändernden Übersetzung bereits heftig kritisiert worden. Erstreckte sich die Kritik bisher auf unpassende Wortwahl bei der Übersetzung, so geht Krege beim letzten Band von „Der Herr Der Ringe“ noch einen Schritt weiter.

 

Zwar wurden bisher im Deutschen regelmässig Titel, die im englischen Original das Wort „Return“ tragen, mit dem deutschen Wort „Rückkehr“ übersetzt (bekanntestes Beispiel hierfür ist wohl „Star Wars: Episode VI – The Return of the Jedi“ wird mit „Star Wars – Episode VI - Die Rückkehr der Jedi Ritter“ übersetzt) - nicht jedoch bei Krege.

 

Er verspürt das unabdingbare Bedürfnis, sich auf dem Buchrücken und dem Buchdeckel ein Denkmal zu setzen: er ändert den alten Titel des dritten Bandes ab. Aus der „Rückkehr“ des Königs, wird die „Wiederkehr“. Eine völlig überflüssige Änderung.

Aber absolut geeignet, um die bisherige Kritik an Kreges Arbeit zu belegen.

Mehr zu Kreges Übersetzung später in dieser Rezension.

Inhalt, Aufmachung, Verarbeitung und Übersetzung:

Die Gestaltung der Schachtel orientiert sich eins zu eins an der gelungenen Box von Teil Eins.

Die Pappbox, welche dieses Mal 13 CDs mit der vollständigen Lesung von „Die Wiederkehr des Königs“ enthält, wird den CDs guten Schutz bieten.

 

Vorne findet sich das gleichsam gelungene wie schlichte Cover von Teil Eins und Zwei wieder, das den Einen Ring in den Mittelpunkt stellt sowie den Titel und den Namen des Sprechers trägt.

Erneut wurde die Farbwahl geändert:

War das Motiv um den einen Ring und das Auge Saurons bei der ersten Box noch in Blau gehalten und bei der zweiten Box in hellgrün, so ist der Hintergrund um das Auge jetzt in einen roten Ton getaucht.

 

Öffnet man die Box, so findet man zuerst 13 CDs, die alle einzeln in Pappschachteln verpackt sind. Auf jeder dieser Hüllen befindet sich vorne das Titelbild sowie eine durchlaufende Nummerierung von CD1 bis

CD13. Auf der Rückseite sind jeweils die Tracks und die enthaltenen Kapitel aus dem Buch abgedruckt. Das macht eine Orientierung angenehm leicht.

 

Weiterhin findet man erneut ein ordentlich verarbeitetes Booklet in den Farbtönen der dritten Box in der Schachtel.

In diesem befinden sich die Kapiteleinteilungen, Autoren-Informationen, eine Zusammenfassung der Geschichte bisher, einige Anhänge sowie die Widmung der Lesung des dritten Teils durch den Hörverlag an Achim Höppner.

 

Das Heftchen wurde wie zuvor von der deutschen Tolkiengesellschaft zusammengestellt.

 

Auf der Rückseite ist das Booklet mit dem Ring-Gedicht versehen. Dies wurde konsequent bei allen drei Teilen durchgehalten und ist stimmungsvoll.

 

Die Verarbeitung des Produktes ist durchweg hochwertig. Die Bearbeitung und Ausstattung liebevoll.

Da es an dieser Stelle oftmals Nachlässigkeiten bei anderen Produkten dieser Art, fällt dies positiv auf. Denn beim dhv bekommt man einen ansprechenden Gegenwert für sein Geld.

 

Von der Aufmachung und der Darstellung verdient sich die dreiteilige Reihe die Höchstnote.

 

Von der Textlänge ist der dritte und letzte Teil des tolkien’schen Werkes der kürzeste von allen.

Er füllt 13 CDs mit einer Gesamtlaufzeit von ca. 980 Minuten.

 

Heidenreich steigt erneut mit dem „Ring-Gedicht“ in die Lesung ein.

 

Er wirkt jetzt sicherer und ruhiger als bei der Lesung von Teil zwei.

Die geringere Testmenge erlaubt es Heidenreich dazu noch, endlich etwas langsamer zu lesen.

Das macht das Mithören angenehmer. Die etwas zu hohe Lesegeschwindigkeit war ja noch ein Kritikpunkt an den ersten beiden Teilen.

 

Heidenreich behält alle sprachlich etablierten Eigenheiten bei.

Im Ergebnis ist Heidenreichs Lesung von Teil drei etwas besser als die schon gute Darbietung beim zweiten Teil.

 

Die Rechung des Hörverlags, Heidenreich zu Höppners „Erben“ zu machen, ist absolut aufgegangen.

 

Der Hörverlag und Heidenreich beenden die Lesung des Epos’ stilvoll.

 

Ein letztes Mal muss jedoch an der Übersetzung Kreges Kritik geübt werden.

 

Zur Erinnerung: Krege ändert den Titel des dritten Bandes. Aus „Der Rückkehr des Königs“ wurde „Die Wiederkehr des Königs“.

 

Nun behaupten diejenigen, die Kreges Übersetzung für eine gelungene Übertragung erachten, mit Inbrunst, dass diese neue Übersetzung das Werk Tolkiens an den modernen Sprachgebrauch angleicht und es damit in die heutige Zeit überträgt.

Abgesehen davon, dass dies nicht die Aufgabe einer Übersetzung ist, bleibt Krege sich in seiner unsteten Art treu. Das Wort „Wiederkehr“ ist auf jeden Fall altbackener und altertümlicher als das Wort Rückkehr. Warum nimmt Krege, der „Modernisator“, also diesen Wechsel vor?

Der Wechsel passt so gar nicht zu seinem Anliegen, Tolkien ins zwanzigste Jahrhundert zu transportieren.

 

Meines Erachtens nach hat sich Krege mit der Titeländerung beim dritten Band selber ein Denkmal schaffen wollen. Nimmt man nun das Buch in die Hand, sieht der kundige Leser bereits auf dem Umschlag, wer die Übersetzung erarbeitete. Nach drei Hörbüchern mit der Übersetzung Kreges drängt sich mir die egozentrische Erklärung mit der Denkmal-Theorie auf.

 

Doch damit nicht genug. Selbstverständlich bleibt Krege sich im Buch treu, dass er auch noch weitere Änderungen vornimmt.

Dabei nimmt er keinerlei Rücksicht auf Verluste und lässt etwa Gandalf im Gespräch mit Aragorn sagen: „Das dritte Reich, war meine Zeit...“.

Selten hätte das, durchaus auch von Krege benutze, Wort „Zeitalter“ dringender verwendet werden sollen, ja müssen..

Neben dieser unglücklichen sprachlichen Ausgestaltung fällt es eigentlich kaum mehr ins Gewicht, dass Sam immer noch seinen „Chef“ durch die letzten Seiten der Geschichte begleitet.

In meinen Augen ist es müßig, weitere der vorhandenen sprachlichen Fehltritte aufzuzeigen.

 

Krege hat keinerlei Fingerspitzengefühl, ist nicht einmal konsequent in seiner Umsetzung und hat sich auf dem Titelblatt des dritten Bandes ein Denkmal geschaffen.

 

Wenn er es noch nicht gemacht hat, sollte er sich in aller Form bei seinem Lektor bedanken, der ihm dies alles möglich gemacht hat.

 

Inhaltlich ist „Die Wiederkehr des Königs“ sehr stark vom letzten großen Kampf zwischen Gut und Böse geprägt. Die Belagerung von Minas Tirith, die Schlacht auf den Pelenor Feldern und auch der Aufmarsch vor dem Schwarzen Tor stellen die Brutalität eines Krieges sehr real dar.

Der dritte Band ist daher nichts für Zartbesaitete.

Nicht für jeden ist es leicht, mit anzuhören, dass die Orks die abgeschlagenen und gebranntmarkten Köpfe der getöteten Verteidiger mit Katapulten in die belagerte Stadt Minas Tirith werfen.

 

Ich empfehle also, sich vorher zu überlegen, wen man die Geschichte mithören lässt.

Insgesamt ist Band drei der düsterste. Frodo und Sam kämpfen sich durch Mordor, ein karges, giftiges Land, vor und die Reste der Gefährten schlagen die Schlachten um das Schicksal der Menschheit.

 

Für Leser, die bisher nur die Verfilmung durch Peter Jackson kannten, sei angemerkt, dass sich am Ende des Buches noch die Befreiung des Auenlandes befindet, die in der Verfilmung Peter Jacksons komplett unter der Tisch gefallen ist. Mit der Abfahrt der Ringträger übers Meer und der Rückkehr der Hobbits nach Hause enden dann das Buch und die Lesung.

 

 

Die Geschichte ist Kult und wenn man sich für Fantasy Literatur interessiert, sollte man „Der Herr Der Ringe“ einmal vollständig „zu sich genommen“ haben.

Wem das Buch also zu dick und die Sprache zu sperrig ist oder wer dem Lesen überhaupt nicht zugetan ist, sollte sich diese drei Hörbücher besorgen.

Einzig die Wahl des Quellentextes, der eingelesen wurde, war ein kapitaler Fehler, der verhindert, dass die drei hervorragenden Lesungen die Bestnoten verliehen bekommen haben.

 

Anmerkung:

Auf der Homepage des Hörverlags sind auch für Teil Drei Hörproben von Heidenreichs Lesung von „Die Wiederkehr des Königs“ zu finden (Siehe Links zur Rezi).

Fazit:

„Die Wiederkehr des Königs“ komplettiert die vollständige Lesung des Hauptwerkes von J.R.R. Tolkien: „Der Herr Der Ringe“.

Gert Heidenreich, liest bei seinem zweiten Einsatz noch besser.

 

Heidenreich kann als Vorleser den verstorbenen Vorgänger Achim Höppner zufriedenstellend beerben und das gelesene Epos auf hohem Niveau zu einem würdigen Abschluss bringen.

 

Die Ausstattung des letzten Hörbuches der Reihe ist genauso liebevoll und gut wie das der beiden Vorgänger.

Auch das dritte Hörbuch überzeugt nahezu auf der ganzen Linie. Einzig die Wahl der Krege-Übersetzung als Quelltext ist enttäuschend.

 

Wer Hörbücher mag und Interesse an Fantasy-Literatur hat, sollte sehen, alle drei Teile der Lesung in seinem Regal zu haben. Ich spreche auch für Teil drei eine Kaufempfehlung aus.

 

 

Ich bewerte „Die Wiederkehr des Königs“ (den abschließenden dritten Teil der vollständigen Lesung von „Der Herr Der Ringe ) mit der hervorragenden Note von 4,5 Punkten.

Gesamt-Fazit zur „Der Herr Der Ringe“- Hörbuchreihe:

Endlich hat der deutsche Hörbuch-Markt eine vollständige „Der Herr Der Ringe“-Lesung zu bieten.

Der Mammutaufgabe, das komplette Buch vollständig einzulesen, hatte sich lange niemand gestellt.

 

Der Hörverlag hat mittlerweile alle drei Teile veröffentlicht. Es wurden drei sehr gute Hörbücher abgeliefert, bei denen fast alles stimmt.

 

Technisch lassen die Lesungen nichts zu wünschen übrig.

Sprachlich sind beide Sprecher, Höppner (Teil I) und Heidenreich (Teile II und III), topp und lesen auf hohem Niveau.

Die Verarbeitung der Sets ist sehr gut und die Zusatzmaterialen sind detailliert und liebevoll gemacht. Man bekommt ein rundes Produkt für sein Geld.

 

Einzig Kleinigkeiten verhindern eine noch bessere Benotung der Reihe (etwa die Übersetzung, teilweise zu hohe Lesegeschwindigkeit und der traurigerweise erzwungener Sprecherwechsel).

 

Höppner und Heidenreich gehen bei der vollständigen Lesung von „Der Herr Der Ringe“ nicht den Weg, den der Hörverlag und Rufus Beck bei der „Harry Potter“-Reihe eingeschlagen haben. Dort verleiht Beck jeder Figur eine eigene Stimme.

 

Höppner und Heidenreich dagegen lesen die Geschichte mit ihrer Stimme vor und arbeiten bei den Dialogen zwischen den Figuren viel mit Betonungen.

 

Dies ist ein Unterschied zu Becks Stil. Becks Lesung hat fast etwas von einem Hörspiel, während die Lesung von Höppner und Heidenreich von „Der Herr Der Ringe“ dem klassischen Begriff des Hörbuches voll entspricht.

 

Alles in allem legt der Hörverlag eine gelungene Reihe vor, die ich jedem Tolkien-Fan und auch den meisten Fantasy-Fans, wärmstens ans Herz legen möchte.