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The Lanternlight Files 1 - The Left Hand of Death
Bewertung:
(3.1)
Von: Björn Arnold
Alias: Wormys Queue
Am: 23.11.2007
Autor:Parker DeWolf
Übersetzer:---
Typ:Roman
System:D&D basierend
Setting:Eberron
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0-7869-4713-3
Inhalt:277 Seiten, Softcover
Sprache:Englisch

The Left Hand of Death ist der erste Teil der von Jungautor Parker DeWolf verfassten Eberron-Trilogie The Lanternlight Files. Dass DeWolf, der noch keinerlei Meriten vorzuweisen hat, gleich mit einem Mehrteiler betraut wird, spricht für seine Begabung als Schriftsteller, passt aber auch zur offenkundigen Absicht der Wizards, jungen Autoren innerhalb der Eberron-Romanreihe eine Chance zu geben. Mit zugegebenermaßen durchaus vorzeigbaren Resultaten, so dass man sich guten Mutes an den vorliegenden Roman heranwagt.

 

Das Layout:

Bei meinen bisherigen Rezensionen weitestgehend außen vor gelassen muss man hier doch anmerken, dass auf dem Cover dieses Romanes ein anderer Stil vorherrscht, als man es von anderen Eberronbüchern gewohnt ist. Sehr einfach gehalten ist auf braunrotem Hintergrund der Schatten einer Hand zu sehen, auf deren Fläche eine Halbelfe in einem roten, recht freizügigen Kleid zu sehen ist. Vor dieser kauert eine in Schwarz gekleidete Gestalt, höchstwahrscheinlich die Hauptfigur des Romanes. Schon die Aufmachung deutet also an, was beim Lesen immer deutlicher werden wird, dass nämlich der Roman bemüht ist, ausgetretene Fantasy-Pfade zu verlassen und das Potential des Eberron-Settings auf andere Weise auszunutzen.

 

Der Inhalt:

Ulther Whitsun ist ein Dieb, ein Mörder und jemand, der delikate Aufträge für seine jeweiligen Arbeitgeber übernimmt. Als Norn Maresun, ein ihm bekannter Taschendieb, mit tödlichen Verbrennungen in seinem Herbergszimmer auftaucht und ihm kurz vor seinem Tod ein Päckchen übergibt, hat er diese Überraschung kaum verwunden, als auch schon die Stadtwache an seine Türe klopft und ihn gefangennimmt, weil man ihn des Mordes an einem Mitglied der Familie Cannith verdächtigt. Zu Recht, doch spielt das für den Rest des Romanes nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Wieder frei bekommt er erneut unverhofften Besuch, dieses Mal von Delru Abaressena, einer Karrnatherin, und ihrem Begleiter Freylaut, einem Shifter. Die beiden beauftragen ihn, ein Artefakt wiederzubeschaffen, das ihnen entwendet worden ist. Whitsun erkennt einen Zusammenhang zwischen dem Inhalt des Päckchens, das er von Maresun erhalten hat, und dem Artefakt und macht sich zusammen mit Glustred, dem Besitzer der Herberge, in der er wohnt, auf die Suche nach Norns letztem Aufenthaltsort. Doch schnell erkennt er, dass mindestens eine weitere Partei Interesse an dem Artefakt bekundet. Außerdem scheint die Stadtwache beschlossen zu haben, endlich einen Grund dafür zu finden, ihn aus dem Weg zu räumen. Es dauert nicht lange, bis Whitsun die Spur der Hintermänner findet, die in den Tempel der Silbernen Flamme in Sharn führt. Und es dauert nur unwesentlich länger, bis er herausfindet, dass er nur eine Marionette in einem Spiel um Macht und Herrschaft, um Leben und Tod ist.

 

Die Bewertung:

„The Left Hand of Death“ beginnt mit einem Mord und selbst, wenn man den Klappentext gelesen hat, ist es eine kleine Überraschung, dass es sich bei dem Mörder um Ulther Whitsun, den Protagonisten des Romanes, handelt. Die Tat an sich hat für den Fortgang des Romanes keine besondere Bedeutung, allerdings macht sie dem Leser nachdrücklich klar, dass es hier nicht um den Kampf von Gut gegen Böse gehen wird. Das Gute ist seltsam nichtexistent in diesem Roman - seltsam deswegen, weil man diese Experimentierfreude in Fantasy-Romanen eher selten findet. Auf der anderen Seite aber ist dieses Fehlen des Guten in Person auch passend, denn hierbei handelt es sich offenkundig um eine von vielen Parallelen zu dem literarischen Vorbild dieses Romans, Dashiell Hammets Malteser Falken. So kann man „The Left Hand of Death“ durchaus als Hommage an diesen Klassiker des Film Noir und Vorlagengeber für die Kampagnenwelt Eberron verstehen.

Ulther Whitsun z.B. ist in seiner Amoralität durchaus mit Sam Spade, dem Helden des „Falken“, vergleichbar; wie dieser versucht auch Whitsun in einer Welt zu überleben, in der nichts so ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint. Delru (die Direktrice der Erstverfilmung des Falken von 1931 hieß übrigens Del Ruth) Abarassena ist die typische Femme Fatale à la Brigid O'Shaughnessy und auch Kasper Gutman (den ich aus Spoiler-Gründen hier nicht entlarven will) lässt sich leicht wiedererkennen, wenn man den Roman unter diesem Aspekt liest. Dazu kommen Ähnlichkeiten inhaltlicher Art. Auch der Malteser Falke ist ein uraltes Artefakt und wie Ulther Whitsun in den Besitz des ersten Teil des „Orrery of Tal Esk“ kommt, erinnert doch sehr an den unglücklichen Captain Lorrimer aus dem „Falken“. Gleiches gilt für das Romanende, dessen Ähnlichkeiten zu dem des „Malteser Falken“ kaum zu übersehen ist.

Doch muss man dem Roman zu Gute halten, dass er mehr als ein reines Plagiat sein will. Immerhin bewegt Parker DeWolf sich im Bereich der Fantasy und außerdem handelt es sich bei „The Left Hand of Death“ im Gegensatz zum Vorbild um den Auftakt eines Dreiteilers. Am deutlichsten manifestiert der Unterschied sich im Mittelpunkt allen Begehrens, dem Artefakt aus Xen'drik. Dieses ist natürlich weit mehr als ein reines Schmuckstück. Tatsächlich handelt es sich dabei um einen magischen Gegenstand von ungeheurer Macht, der in den falschen Händen eine weltzerstörende Macht entfalten könnte. Der aber, ausgestattet mit einer an Tolkiens Ring erinnernden Intelligenz, ausgerechnet Whitsun als Träger dieser Macht bestimmt und damit zu einer Art Auserwähltem macht. Wozu Ulther Whitsun auserkoren wurde, bleibt offen und bildet vermutlich die Grundlage der folgenden Romane - die Nebenwirkungen, denen er sich durch diese Wahl ausgesetzt sieht, sind aber schon verstörend genug. Zunächst legt Magie, wenn sie in Whitsuns Nähe gewirkt wird, plötzlich ein sehr merkwürdiges Verhalten an den Tag. Whitsun stürzt sich fast zu Tode, als ein von ihm gewirkter „Federfall“-Zauber plötzlich versagt. Bei einer anderen Gelegenheit überlebt er eine rasante Verfolgungsjagd durch die Häuserschluchten Sharns nur deswegen, weil der aus dem Verfolgerwagen auf ihn geschleuderte „Feuerball“ sich plötzlich in eine Eiswand verwandelt, an der die Verfolger zerschellen.

Noch mysteriöser wird es, als seine linke Hand sich urplötzlich in eine tödliche Waffe verwandelt. Das ist wörtlich zu nehmen, da eine Berührung mit dieser Hand ausreicht, um den Berührten umzubringen (daher auch der Titel des Romans). Genau diese Hand benutzt der Autor, um in einer glänzend beschriebenen Szene den Unterschied zwischen den verschiedenen Graden des Bösen zu verdeutlichen. Ulther Whitsun verliert diese Hand nämlich auf eine Weise, die in ihrer vollkommen emotionslosen Lakonie dem Leser fast einen Schock bereitet, da er genau in diesem Moment endgültig begreift, wie böse Whitsuns Widersacher tatsächlich sind. Diese Wirkung hätte man durch noch so viele Splattereffekte nicht annähernd erzielen können (und ich kenne nur ganz wenige Autoren, die mir einen ähnlichen Aha-Effekt zu bescheren in der Lage waren).

Sehr erfrischend auch, dass DeWolf dem Leser die Hintergrundgeschichte des Protagonisten erspart. Ein paar kleinere Andeutungen lassen vermuten, dass diese in den Folgebänden noch eine gewisse Rolle spielen könnte, ansonsten aber beschränkt sich der Autor auf das, was für diesen Roman unabdingbar ist, was dem Spannungsbogen der Story sehr gut tut.

 

Leider hat der durchweg flüssige und spannende Roman auch seine Schattenseiten. Der Plot ist sehr linear und wirkt sehr konstruiert und auch wenn dem Autor dazu die Ausrede einfällt, es sei alles vom Oberschurken exakt so geplant gewesen, hätte es an der ein oder anderen Stelle auch ruhig etwas undurchsichtiger sein dürfen. Leider kann man sich schon viel zu früh denken, wer denn besagter Oberschurke ist. Das ist zwar vom Autor durchaus so beabsichtigt und lässt immerhin die Frage nach dem Warum offen, vergibt aber für die zweite Hälfte des Romanes die Option eines Überraschungsmoments. Auch wirken manche der humoristischen, wohl zur Auflockerung des Inhalts gedachten Einlagen öfters mal sehr bemüht und erzielen dadurch genau den gegenteiligen Effekt. Dennoch habe ich mich insgesamt sehr gut unterhalten gefühlt, womit der Roman bei mir letztendlich sein Ziel erreicht.

 

Fazit:

Für einen Debutroman kann man „The Left Hand of Death“ nicht anders als gelungen bezeichnen. Um so mehr, als er ein durchaus ambitioniertes Projekt darstellt, der dem in anderen Romanen schon oft präsentierten Pulp endlich auch mal das „Noir“ hinzufügt, das man z.B. in den Romanen der „Inquisitives“-Reihe leider ein wenig vermisst. Eine Verbeugung vor dem „Malteser Falken“, geschickt eingebettet in die Welt Eberron und mit genügend Action angereichert, um den Roman zu einem kurzweiligen Vergnügen werden zu lassen, macht dieser durchaus Appetit auf die Nachfolgebände, wobei man hoffen möchte, dass dort nicht wieder dieselben Schauplätze und Organisationen präsentiert werden, wie man sie schon zur Genüge aus anderen Romanen kennt. „The Left Hand of Death“ wirkt ein wenig zu durchkomponiert, um eine Höchstnote zu erhalten, die Grundlagen seines Handwerkes allerdings versteht der Autor, so dass man den Roman durchaus empfehlen kann.