Links zur Rezension UnheilEr ist ein Vampir. Ein übernatürlicher, bestialischer Killer, der in unseren Großstädten sein Unwesen treibt. Er entführt seine Opfer, foltert sie und saugt ihnen bei lebendigem Leib das Blut aus. Die Polizistin Conny, im Dauerstreit mit ihrem Vorgesetzten, ermittelt auf eigene Faust… Erster Eindruck: Eigentlich der ausschlaggebende Punkt, mir dieses Buch zu besorgen war die Umschlagsgestaltung. Das gebundene Hardcoverbuch zeigt auf dem Umschlag einen Hintergrund aus leicht rostigen Metallplatten vor dem eine Vampirfratze inmitten von Ornamenten dargestellt ist. In großen Lettern prangt der Titel „Unheil“ im unteren Teil des Covers. Entfernt man den Einband erscheint der eigentlich Einband des Buches, der ebenfalls in dieser schönen „Metallplatten mit Nieten“-Optik gehalten ist. Piper hat sich hier wirklich Mühe gegeben. Inhalt (vorsicht Spoiler!!!) In einer deutschen Großstadt am Rhein (deren Name nicht genannt wird) treibt ein brutaler Serienmörder sein Unwesen. Er hat bereits acht junge Mädchen - nicht älter als 14 bis 16 Jahre – qualvoll ermordet und sie „blutentleert“. Um den „Vampir“ – wie der Killer schnell von der Presse genannt wird – zu fassen, wurde die gleichnamige SOKO ins Leben gerufen, zu der auch die Kommissarin Cornelia (Conny) Feisst gehört, die zufällig die erste Leiche in einem Müllcontainer gefunden hatte. Später hat sich herausgestellt, dass das tote Mädchen die Tochter einer engen Freundin von Conny war. Als Conny einen geheimen Tipp per Email bekommt, geht sie dem Hinweis mehr aus der Not heraus nach und findet sich in einer Gothic-Disko wieder. Ihr geheimnisvoller Informant, der den seltsamen Namen Vlad trägt und sich ganz und gar als der typische Graf Dracula darstellt, gibt Conny einen Tipp. Kurz darauf findet sie den Serienmörder mitten in einer neuerlichen Tat. Der Täter kann entkommen, doch schon am nächsten Tag kann Conny den Täter erneut stellen und zur Strecke bringen. Der Fall scheint gelöst, doch als die Leiche des Täters aus der Pathologie verschwindet, Vlad erneut bei Conny auftaucht und die Ereignisse sich zu wiederholen scheinen, geht das Grauen weiter. Denn jetzt scheint es der Täter auf Conny selbst abgesehen zu haben. Dazu kommt, dass Conny wirklich Probleme mit Eichholz, dem Leiter der SOKO und ihrem direkten Vorgesetzten hat und nur Kommissar Trausch ihr zur Seite steht. Außerdem hat Conny das Gefühl dass sie sich verändert, Licht setzt ihr zunehmend zu, während sie die Dunkelheit als gesellig empfindet…
Qualität: Ich bin eigentlich kein großer Fan von Wolfgang Hohlbein, denn ich konnte mich nie wirklich mit seinem schon recht eigenwilligen Stil anfreunden, weswegen ich – mit Ausnahme sehr weniger Werke (wie die Hexer-Reihe) – seine Romane weitestgehend gemieden habe. Eigentlich hat mich nur das wirklich enorm schick aufgemachte Cover des gebundenen Buches auf „Unheil“ aufmerksam gemacht. Wegen diesem habe ich mir das Buch dann besorgt und bin nicht enttäuscht worden.
Hohlbein hat schon den einen oder anderen Vampirroman geschrieben, doch „Unheil“ unterscheidet sich schon erheblich von dem Vampireinheitsbrei, den man so kennt, und geht einen anderen Weg. Da ich aber hier nicht zuviel verraten will, verschweige ich Details, aber soviel sei gesagt: es handelt sich bei „Unheil“ nicht um eine normale Vampirgeschichte, de facto kommt nicht mal ein wirklicher Vampir vor (also so wie man ihn aus den zahlreichen Sagen und Geschichten kennt). Das Buch ist mehr ein Krimi als eine wirkliche Vampirstory. Auf der anderen Seite aber auch wieder nicht. Wie gesagt, ich möchte da einfach nicht zuviel verraten. Über den Schreibstil von Hohlbein scheiden sich sowieso die Gemüter (und auch meine tun das sicherlich, wie ich oben schon erwähnt habe), aber im Falle von „Unheil“ gefällt mir die Schreibweise des Autors wirklich gut. Zwar werden manche Situationen und Ereignisse ziemlich ausschweifend umschrieben und erläutert, aber das macht nicht wirklich etwas aus.
Was mich allerdings schon aus persönlichen (und beruflichen) Gründen fasziniert und interessiert hat, war die Darstellung der ermittelnden Polizeibeamten. Sicherlich teilweise klischeehaft, aber auch teilweise durchaus nah an der Wahrheit. Hier wird von Vereinsamung der Kripobeamten geredet und wie weit man moralisch als Polizist gehen darf (und kann), um einen brutalen Mörder letztendlich zur Strecke zu bringen. Hohlbein zeigt die Problematik, die zwangsläufig in solchen Ermittlungen auftauchen, und wie schnell ein Polizist in zweifelhafte Aktionen abgleiten kann, sei es durch Absicht oder durch Unterlassung von bestimmten Handlungen. Dass dabei der eigentliche Polizeialltag oder die alltäglichen Abläufe bei der Polizei nicht ganz so korrekt wiedergegeben werden, wie sie tatsächlich sind, kann man durchaus verschmerzen, auch wenn ich beim Lesen das Gefühl hatte - und ich kenne mich ein wenig in dem Bereich aus ;-) – dass der Autor nicht allzu intensiv über den Polizeidienst recherchiert hat. Die Geschichte ist durchweg spannend und man legt das Buch nur ungern aus der Hand. Sicherlich hätte man das Buch vielleicht an der einen oder anderen Stelle etwas kürzen können, aber auf der anderen Seite war ich schon enttäuscht, als das Buch plötzlich zu Ende war – auch wenn das Ende dabei auf jeden Fall interessant gemacht war.
Fazit: „Unheil“ ist Thriller, der es wirklich in sich hat und wirklich anders ist als der übliche Vampirgeschichten Einheitsbrei. Denn lange Zeit, nahezu bis zum Schluss, bleibt es unklar, ob es sich um eine übernatürliche Sache handelt oder ob es eben doch nur ein normaler Serienmordfall ist. Ich persönlich bin kein großer Fan von Hohlbein, auch wenn ich das eine oder andere Buch von ihm gelesen habe. Mit Ausnahme der Hexer-Reihe hat mir Hohlbeins Stil nie sonderlich gefallen. Umso interessanter, dass gerade dieses Buch hier mich so gefesselt hat, obwohl ich eigentlich nur durch die enorm schicke Umschlagsgestaltung auf das Buch aufmerksam geworden bin. Die Geschichte hat alles, was ein Mystery-Thriller braucht: Spannung, Action, Mysteriöses und Grauenvolles. Das Ganze verpackt in einen passenden Schreibstil. Ein durchweg spannendes Buch, das man nicht mehr aus den Händen legen will, hat man es erst einmal begonnen.
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