Nachdem vor einiger Zeit das Komplettpaket der Cartographers Annuals 2007 erschienen ist, folgt an dieser Stelle die Beschreibung der noch fehlenden Ausgaben aus diesem Paket.

Für alle, die noch nicht wissen, was die Annuals eigentlich sind: Sie sind mit einer interaktiven Campaign Cartographer 3 Zeitschrift vergleichbar und beschreiben viele interessante Einsatzmöglichkeiten, Tipps und Erweiterungen für ProFantasys Kartenwerkzeuge. Dabei erhält man jeden Monat nicht nur den entsprechenden Artikel als PDF, sondern auch jede Menge neuer Zeichenvorlagen (Templates), -werkzeuge (Drawing Tools) und Symbolkataloge. All diese Dinge kommen direkt von etablierten Meisterkartographen und zeigen die Tricks und Kniffe der Profis in hohem Detailgrad.

 

Im Folgenden werden die einzelnen Ausgaben von Mai bis Dezember 2007 beschrieben, bevor abschließend mit einem Fazit geschlossen wird.

 

Ausgabe 5

Als Ausblick der Source Maps: Cities! beschreibt die fünfte Ausgabe der Cartographers Annuals die Gestaltung der Karte der kleinen italienischen Stadt Penicale. Das beiliegende PDF Dokument geht darauf ein, wie man Isoflächen und Geländemerkmale einfügt und Häuser verteilt. Leider benötigt man den City Designer, um diese Schritte wirklich sinnvoll nachvollziehen zu können. Die benötigten Zeichenwerkzeuge sind zwar enthalten, aber ohne das Häuserwerkzeug des City Designers dürfte es eine schwierige Fummelei werden, die Häuser zu platzieren. Zusätzlich beschreibt das PDF auch grob, wie man die flache Karte mit Perspectives Pro in ihre 3D Repräsentation umwandelt. Dafür benötigt man aber definitiv das Perspectives Pro Addon. Allerdings enthält das Addon selbst eine viel ausführlichere Beschreibung der hier vorgestellten Schritte, wodurch der ganze Abschnitt etwas sinnlos erscheint.

Natürlich enthält der Annual die komplette Beispielkarte mit allem Zusatzmaterial aus dem Source Maps Paket. Wer diese Pakete kennt, weiß dass diese Zusatzmaterialien in Form von HTML Seiten erscheinen und zahlreiche wirklich gute Hintergründe zur Karte liefern. Diese Hintergründe sind zum einen historisch, aber auch ein Beispielabenteuer mit Werten für NSC in den Systemen D20, Chimera und Savage Worlds ist enthalten. Leider ist das Beispielabenteuer für Penicale nicht besonders einfallsreich. Es erzählt bis auf wenige kleine Änderungen die Geschichte von Shakespeares „Romeo und Julia“. Die Werte der NSC können dennoch brauchbar sein.

Insgesamt halte ich die 5. Ausgabe für die schlechteste im Jahr 2007. Sie nimmt einfach nur etwas Fertiges aus einem anderen Produkt und fügt nur wenige Informationen hinzu, die man sowieso schon hat, wenn man die Voraussetzungen erfüllt, um diese Ausgabe zu benutzen.

 

Ausgabe 6

In der Juni Ausgabe wird kein bestimmter Kartentyp behandelt. Ganz im Gegenteil, die enthaltenen Vorlagen und der neue Symbolkatalog sind alle Kartentypen anwendbar. Sie setzen die Karten auf einen Pergamenthintergrund. Die vorkonfigurierten Effekte der Vorlagen sorgen dann dafür, dass die Karten auch entsprechend alt und ausgebleicht aussehen. Mit Symbolen lassen sich Flecken und Krakel hinzufügen und entsprechend eingestellte Sheets sorgen dafür, dass die Karten abgerissen und zerschlissen aussehen.

Das beiliegende PDF Dokument beschreibt die Möglichkeiten der neuen Vorlagen und liefert zusätzlich Informationen, um vorhandene Karten zu importieren oder die Vorlagen an neue Karten anzupassen. Der letzte Abschnitt enthält eine sehr schöne Auflistung von Webseiten, auf denen man weitere Symbole und jede Menge interessanter Schriftarten finden kann.

Schließlich sind auch noch zwei Beispielkarten beigelegt. Während die erste mit dem Plan einer zweistöckigen Taverne nicht so recht überzeugen kann, sieht die zweite – eine Überlandkarte im handgezeichneten Stil – absolut genial aus.

Im Vergleich scheint mir diese Ausgabe etwas weniger umfangreich als die meisten anderen. Zum Glück schafft sie es trotzdem oder vielleicht gerade deswegen, die hohen Qualitätsstandards der Annuals zu halten.

 

Ausgabe 7

Höhlen und Höhlensysteme sind das Thema der 7. Ausgabe der Cartographers Annuals. Weil Höhlen einen Grundpfeiler vieler Rollenspiele bilden, wird diese Ausgabe dadurch natürlich besonders interessant.

Die Umsetzung gelang den Entwicklern bei ProFantasy meisterlich. Der Annual beinhaltet zwei neue Zeichenstile. Der erste eignet sich für Kampfpläne. Er wirkt dank der Zeichenwerkzeuge und der vorkonfigurierten Effekte sehr dreidimensional. Leider gibt es mit dem Annual für diesen Stil keine neuen Symbole. Dazu würde man die Erweiterung Dungeon Designer 3 benötigen. Alle anderen Features sind aber auch ohne diese zusätzliche Investition zu nutzen.

Das eigentliche Glanzstück der Ausgabe ist der zweite Stil. Er unterstützt schematische Höhlenkarten in Anlehnung an die Stile, die bei der wirklichen Höhlenforschung benutzt werden. Die Zeichenwerkzeuge und die Vorlage sind auch wieder so konfiguriert, dass automatisch passende Effekte angewandt werden. Dank des Aufbaus parallel zum ersten Stil lassen sich beide mit relativ wenig Aufwand ineinander überführen. Im Gegensatz zum ersten gibt es für diesen zweiten Stil allerdings einen sehr schönen Symbolkatalog mit Symbolen, wie man sie für eine Höhle erwartet. Er enthält natürlich die üblichen Gesteinsformationen wie Stalaktiten und Stalagmiten aber auch Symbole für Luft- und Gewässerströmungen. Alle Symbole sind passend zum Thema des Stils abstrakt mit Pfeilen und Strichen dargestellt.

Zusätzlich enthält die Ausgabe für jeden Stil eine Beispielkarte. Beide zeigen dasselbe Ogerlager im jeweiligen Stil und lassen sich sofort im eigenen Spiel verwenden.

Die enthaltene PDF Beschreibung stellt jeden Schritt dar, der nötig ist um die Stile zu nutzen. Dabei hat mir besonders die Beschreibung für Vertikalschnitte gefallen. Ein Vertikalschnitt zeigt auf einem vorgegeben Weg durch die Höhle die Höhen und Tiefen aus der Seitenansicht an, ganz als wenn man von der Seite in eine aufgeschnittene Höhle blicken würde. Diese Ansicht hilft, sich vorzustellen wie steil und uneben der Boden eigentlich ist.

Abschließend ist noch zu sagen, dass Ausgabe sieben eindeutig zu einer der besten Ausgaben des Cartographers Annuals 2007 zählt.

 

Ausgabe 8

Es war einmal vor langer, langer Zeit in weit entfernten Galaxie ... Diesem Motto folgend bietet der achte Teil der Cartographers Annuals einen neuen Zeichenstil für Deckpläne von Raumschiffen aus beliebigen Science Fiction Filmen, Serien, Büchern oder eigenen Universen.

Wer den Cosmographer für den Campaign Cartographer 2 kennt oder sogar besitzt, hat eine ungefähre Vorstellung davon, wie dieser Stil einzuordnen ist. Eine gute Nachricht vorweg: Wie fast immer benötigt man für diese Ausgabe des Annuals weder den Cosmographer noch irgendein anderes Zusatzprodukt des Campaign Cartographer 3. Da sich die Symbole des Cosmographers aber wunderbar in den Deckplänen dieses Annuals nutzen lassen, ist es auch gut zu wissen, dass es bereits ein Kompatibilitätsupgrade gibt. Wenn man also selbst über den Cosmographer verfügt, kann man den Eindruck seiner Deckpläne mit Symbolen aus diesem Paket noch enorm erhöhen.

Die achte Ausgabe des Annuals selbst enthält die üblichen Zutaten. Drei neue Vorlagen für kleine, mittlere und große Raumschiffe, einige wenige Symbole und jede Menge neuer Zeichenwerkzeuge. Die Vorlagen sind so konfiguriert, dass automatisch passende CC3 Effekte auf die Sheets angewendet werden und die Zeichenwerkzeuge platzieren ihre Entitäten auf den richtigen Sheets. Ein kleines, fünfseitiges PDF Dokument begleitet den Leser, während er sein erstes Raumschiff gestaltet und bietet gleichzeitig nützliche Hinweise zu Quellen im Internet und Hintergrundwissen über die Werkzeuge des Campaign Cartographer 3.

Alles in allem ist diese wieder eine sehr schöne und nützliche Ausgabe für Rollenspiele in Zukunfts- oder auch Gegenwartszenarien.

 

Ausgabe 9

Der neunte Teil der Annuals enthält einen weiteren Kartenstil. Dieser Stil bietet als Vorschau für den City Designer 3 neue Möglichkeiten, Karten von Siedlungen, Dörfern und Städten zu zeichnen. Das Bündel enthält die üblichen neuen Werkzeuge, Symbole, Vorlagen und Beispielkarten.

Wie immer liegt auch eine Beschreibung als PDF bei, in der Schritt für Schritt erklärt wird, wie eine neue Stadtkarte in dem neuen Stil entsteht. Im Vergleich zu sonst enthält diese Ausgabe weniger Hinweise auf versteckte Funktionen, sondern nutzt nur die wichtigsten Campaign Cartographer 3 Möglichkeiten. Das ist natürlich sehr gut für jeden, der keinen City Designer hat. Dieses Addon wird nämlich nicht benötigt.

Die entstehenden Karten können sich trotzdem sehen lassen. Eigentlich erhält man sogar zwei Stile. Einer ist bunt und entspricht der Darstellung, wie man sie heutzutage für die meisten Stadtpläne benutzt. Der zweite ist zweifarbig und entspricht einer Darstellung, die eher für das 19. Jahrhundert passend ist. Damit ist er natürlich bestens für Eberron Karten geeignet.

Das beiliegende Dokument beschreibt entscheidende Gestaltungshinweise für beide Typen und die zugehörigen Vorlagen enthalten vorkonfigurierte Effekte. Diese Effekte heben die Schrift vom Hintergrund ab und lassen Karten im alten Stil abgegriffen aussehen.

Besonders überrascht hat mich, wie schnell man in diesen beiden Stilen neue, gut aussehende Stadtpläne komplett fertig bekommt. Insgesamt wieder eine sehr schöne Ausgabe mit nützlichem Inhalt für alle, die schnell brauchbare Stadtkarten benötigen.

 

Ausgabe 10

Die Oktoberausgabe des Annual bespricht die Gestaltung einer der meisterhaften Karten aus Temples, Tombs and Catacombs. Es handelt sich um die Kathedrale von Reims in Frankreich. Dieser Annual ist nicht interaktiv sondern beschreibt Sheet für Sheet, wie der Künstler die Karte der Kathedrale mit Campaing Cartographer 3 Effekten versehen hat, um einen möglichst realistischen Eindruck zu erzeugen. Diese Hinweise kann man natürlich sehr gut für eigene Projekte verwenden und im Gegensatz zu Ausgabe 5 werden hier auch wirklich ein paar wertvolle Tipps gegeben. Der Künstler beschreibt, wie man realistische Treppen und Schatten erzeugt, wie man unterschiedlich hohe Mauern und Symbole korrekt mit Effekten versieht, wie man Entities von ihrer Umgebung abheben kann und wie man Schrift leserlich platziert.

Wenn man Temples, Tombs and Catacombs besitzt, erhält man mit dieser Ausgabe keine neuen Karten oder Werkzeuge. Wer diese Erweiterung nicht hat, bekommt die Kathedrale mit dem Annual und zusätzlich noch ein paar Zeichenwerkzeuge für Gräber und vier Symbole für Altare.

Alles in allem eine etwas kleinere Ausgabe des Annual, aber eine Fundgrube an Gestaltungsideen für Effekte.

 

Ausgabe 11

In Ausgabe 11 behandelt der Annual verbindende Symbole (Connecting Symbols). Auch diese Ausgabe enthält wieder ein PDF Dokument, mit einer Schritt für Schritt Anleitung. Auf fünf Seiten werden Grundlagen erklärt, die ein Benutzer benötigt, wenn er verbindende Symbole selbst erstellen möchte. Die Beschreibung ist wie immer lückenlos nachvollziehbar und enthält einige zusätzliche Hinweise zur Arbeit mit dem Campaign Cartogrpaher 3 und seinen vielen Einstellungen und Menüs. Liest man das gesamte Dokument, erlernt man drei etwas unterschiedliche Wege, um drei unterschiedliche Arten verbindender Symbole zu gestalten.

Am Anfang wird eine Mauer mit Bitmap Füllstilen beschrieben. Dieses Beispiel führt in das Thema ein und erklärt alle wichtigen Grundlagen. Beispiel zwei verwendet komplette Bitmaps aus einem externen Grafikprogramm. Für dieses Beispiel sind die Grafiken enthalten. Will man später eigene Symbole auf diesem Weg erstellen, sollte man besser mit einem entsprechenden Grafikprogramm wie The Gimp, Photoshop oder Paint Shop Pro umgehen können. Der dritte Ansatz verwendet einfache Vektorsymbole und die neuen Effekte, um auch ein durchaus beeindruckendes Ergebnis zu erhalten.

Alle Symbole wurden verwendet, um zwei Beispielkarten zu gestalten. Die erste zeigt zweimal dasselbe Haus nebeneinander kopiert und ist wahrscheinlich nicht zum Spielen zu gebrauchen. Die zweite zeigt ein kleines Orklager an einem Flußmäander - ein idyllisches Plätzchen um Abenteurer zu überfallen.

Natürlich enthält auch diese Ausgabe des Annuals wieder die fertigen Beispiele. Man muss sich also nicht die Mühe machen und die Anleitung Schritt für Schritt abarbeiten.

 

Ausgabe 12

Während die bisherigen Annuals zahlreiche neue Zeichenstile enthielten, beschäftigt sich die Dezemberausgabe schließlich mit der Gestaltung solcher Stile selbst. Ein Zeichenstil besteht aus Zeichenwerkzeugen, Symbolkatalogen, Kartenvorlagen und einem Eintrag im Kartenwizard. Alle Vorgänge können sehr komplex sein.

Auch dem 12. Annual liegt daher ein PDF Dokument bei. Dieses Dokument erklärt Schritt für Schritt, wie ein neuer Zeichenstil erstellt wird. Dabei wurde ein einfacher aber sehr praktischer Stil verwendet, den man bereits in den ersten Abenteuern aus der ersten Edition von Dungeons and Dragons verwendete. Die Erklärungen können wie immer Schritt für Schritt und lückenlos nachvollzogen werden. Dabei werden auch zusätzliche Erklärungen gegeben sowie kleine Tricks und versteckte Menüs gezeigt.

Damit nicht jeder, der nur den Stil verwenden will, das ganze Tutorial durchackern muss, enthält der Annual auch den fertigen Stil. Wer also kein Interesse an eigenen Zeichenstilen hat, erhält hier immer noch einen neuen, sehr klassischen Stil bestehend aus Symbolen, Vorlagen und Zeichenwerkzeugen. Er ist besonders für einfache, stark abstrakte Dungeon-Pläne geeignet. Als kleiner Appetitanreger sind zwei detaillierte Beispielkarten aus der Feder oder Maus von Ralf Schemmann enthalten, die sofort im eigenen Spiel eingesetzt werden können.

Die zwölfte Ausgabe des Annual ist also mal wieder eine sehr nützliche Hilfe für Rollenspielkartographen und eine hervorragende Anleitung für alle, die ihre bestehenden Fähigkeiten mit dem CC3 erweitern wollen.

 

 

Fazit:

Will man nur ein einziges Zusatzprodukt für den Campaign Cartographer erwerben, dann würde ich ganz dringend zu den Cartographers Annuals raten. Hier erhält man alles um fast jede Art von Karten mit den herkömmlichen Möglichkeiten des Campaign Cartographer 3 zu gestalten. Natürlich bieten andere Addons zusätzliche Funktionen und Symbole aber diese kann man immer noch erwerben, wenn man sich eine Weile mit dem entsprechenden Kartentyp beschäftigt hat.

Gerade für Neueinsteiger sind die enthaltenen Beschreibungen leicht nachvollziehbar und die fertigen Beispiele sollten bestehende Fragen klären. Außerdem kann man die Techniken so in kleinen verdaubaren Häppchen lernen, nachvollziehen und verinnerlichen.

Natürlich kann man diese Verteilung der Informationen über viele kleine Dokumente auch als Nachteil betrachten. Denn als Referenzwerk wie etwa der „Tome of Ultimate Mapping“ eignen sich die Annuals nicht.

Die beiliegenden Beispielkarten sind fast immer von hoher Qualität und können schon für sich als wertvolles Spielmaterial dienen. Höhlen, Häuser, Gelände und sogar Raumschiffe bekam man in diesem Jahr geliefert und alles lässt sich ohne Änderung aber auch beliebig angepasst im eigenen Spiel verwenden.

 

Insgesamt war der Eindruck des Annuals 2007 sehr gut. Wenngleich nicht alle Ausgaben von gleicher Qualität und Umfang waren. Nach einem atemberaubenden Start dieses neuen innovativen Konzeptes erschien es gerade zur Mitte des Jahres so, als habe man bei ProFantasy keine Einfälle mehr. Zum Glück beweisen die letzten Ausgaben eindeutig das Gegenteil und können wieder den hohen Standard erreichen der am Anfang vorgelegt wurde.