Links zur Rezension The Darkwood MaskInhalt: Soneste Otänsin ist eine aufstrebende junge Detektivin im Dienste Haus Tharashks und, nachdem sie soeben eine verzwickte Mordserie erfolgreich aufgeklärt hat, gerade damit beschäftigt, ihren frisch gewonnenen Ruhm zu genießen, als sie schon mit der Aufklärung eines weiteren Mordfalls betraut wird. Ein brelischer Diplomat ist mitsamt seiner Familie in Korrth, der Hauptstadt Karrnaths, auf bestialische Weise ums Leben gebracht worden und aus irgendeinem Grund besteht man darauf, eine auswärtige Detektivin zur Aufklärung des Falles zu berufen.
Hauptverdächtiger ist der Halbelf Tallis, ehemals ein Soldat der karrnathischen Armee, dann aber desertiert und seitdem ins kriminelle Milieu abgerutscht. Zwar ist er selbst nur das Opfer eines Komplotts, dass ihn zum Sündenbock für das geschehene Verbrechen zu machen sucht, doch ist ausgerechnet der karrnische Major Jotrem Dalesek, der Soneste als Berater und Aufpasser zur Seite gestellt wird, aufgrund einer persönlichen Fehde mit Tallis vor allem daran interessiert, diesen in die Finger zu bekommen. Schnell merkt Soneste, dass sie hier in Korrth völlig auf sich alleine gestellt ist und ausgerechnet der gesuchte Tallis ihr bester Verbündeter sein könnte. Als sich dann mit der Entführung der brelischen Königskinder die Ereignisse zu überschlagen beginnen, sind Soneste, Tallis und der Kriegsgeschmiedete Aegis die einzigen, die vielleicht noch imstande sind, ein erneutes Aufflammen des Letzten Krieges zu verhindern.
Bewertung: Das Thema des zu Unrecht verdächtigten Sündenbocks für ein Verbrechen scheint ein recht beliebtes Thema innerhalb der „Inquisitives“-Reihe zu sein, denn auch in „The Darkwood Mask“ wird es in Gestalt des Halbelfen Tallis aufgegriffen. Man hat also gleich zu Beginn des Romans ein gewisses Déjà-Vu-Erlebnis, und so wird die Erwartungshaltung des Rezensenten gleich zu Beginn etwas gedämpft. Glücklicherweise täuscht der Ersteindruck, da sich die Art und Weise, wie Jeff LaSala dieses Motiv verarbeitet, sich doch deutlich von dem unterscheidet, was dem Leserin den anderen Romanen begegnete. Tallis ist nämlich alles andere als das unschuldige Opfer eines dummen Zufalls; selbst alles andere als ein unbeschriebenes Blatt ist er das bewusste Ziel eines Ablenkungsmanövers, dass dem eigentlichen Übeltäter die notwendige Zeit verschaffen soll, seine eigentlichen Pläne in die Tat umzusetzen. Eines Ablenkungsmanövers, das übrigens fast gelingt, obwohl Soneste schon sehr früh dem eigentlichen Täter auf die Spur kommt.
Es sind insbesondere diese Überraschungsmomente, die den Roman zu einem Lesevergnügen machen. Man hat sich inzwischen schon fast daran gewöhnt, ziemlich früh zu wissen, wer der Täter und was sein Motiv ist. Auch hier präsentiert der Autor dem Leser schon recht früh die vermeintliche Lösung, doch nimmt die Handlung am Schluss eine ungeahnte Wendung, die aus einem vermeintlichen politischen Komplott das persönliche Drama einer eigentlich tragischen Figur macht.
Leider verzettelt sich der Autor dabei auch das ein oder andere Mal. So vergisst er völlig, den Konflikt zwischen Jotrem und Tallis, den er so sorgsam vorbereitet hat, in irgendeiner Form aufzulösen, er findet einfach nicht statt. Auch rätselt der Leser noch über den Schluss hinaus, warum man ausgerechnet eine noch recht unerfahrene Detektivin aus Sharn mit der Aufklärung eines Mordes in Karrnath beauftragt, der aufgrund politischer Implikationen sehr leicht geeignet sein kann, das labile Gleichgewicht zwischen Breland und Karrnath ins Wanken zu bringen.
Dieses sowie die kleinen Details (ein Gargoyle als Nachrichtenübermittler, ein Kobold-Artificer u.a), die dem Hintergrund des Romans die notwendige Exotik verleihen sollen, so manches Mal aber wie aufgepfropft wirken) sind aber die einzigen Schwachpunkte. Dass der Autor als Erzählsicht die Perspektive Sonestes wählt, streng dabei bleibt und daher die anderen Charaktere teils zu kurz kommen, ist eigentlich von bewundernswerter Konsequenz, auch wenn man sich den ein oder anderen Einblick in das Innenleben Tallis' wünschen würde. Auf der anderen Seite empfindet man dadurch die Überraschung Sonestes bei verschiedenen Handlungswendungen viel unmittelbarer mit, da diese wirklich überraschend kommen, auch wenn sie fast immer durch kleine Hinweise im Vorfeld schon angedeutet wurden.
Das eigentliche Glanzstück aber ist die Beschreibung Karrnaths und insbesondere der Hauptstadt Korrth und ihrer Bewohner. LaSala gelingt es überzeugend, die Trostlosigkeit einer durch und durch militärisch geprägten Gesellschaft, die mit der Hinterlassenschaft eines hundertjährigen Krieges (Stichwort: Untote) zu kämpfen hat, einzufangen und in Gestalt Jotrems darzustellen. Tallis liefert dazu den positiven Gegenentwurf des Rebellen, der sich nicht damit abfinden mag, dass sein geliebtes Land zu seiner Verteidigung zu Mitteln wie der Kreation Untoter zu greifen bereit ist. Auch in ihm findet sich diese Trostlosigkeit wieder, weiß er doch zu gut, dass er einen letztendlich vergebenen Kampf führt. Doch ist es wahrscheinlich seine Person mehr als alles andere, die Stadt und Land erträglich und sogar auf gewisse Weise liebenswert macht (zumindest für Soneste und durch sie auch für den Leser).]
Fazit: [The Darkwood Mask ist ein sehr unterhaltsamer, gut geschriebener Roman, der die besondere Atmosphäre Karrnaths und speziell der Hauptstadt Korth sehr schön einfängt. Kleinere Schwächen wie der Hang des Autors zu besonders exotischen Kreaturen wirken ab und an etwas ablenkend, was aber dadurch wieder aufgefangen wird, dass der Schauplatz des Geschehens dadurch mit einer besonderen Art der Exotik aufwartet, die in manch anderem Fantasy-Roman etwas zu kurz gekommen ist. Schade nur, dass der Autor sich nicht allzu sehr für den eigentlich interessanteren der beiden Protagonisten zu interessieren scheint. Fast schon zu konsequent bleibt er seiner erzählerischen Perspektive (aus Sicht der Detektivin Soneste) treu, wodurch die Tragik ihres Widerparts und Gefährten Tallis an manchen Stellen deutlich zu kurz kommt. Es mag aber sein, dass hier die selbstsüchtige Vorliebe des Rezensenten für gebrochene Charaktere zu stark zum tragen kommt, weswegen dieses Detail nicht zu stark in die Bewertung einfließen soll. Lesenswert ist der Roman allemal, für Spieler und Spielleiter, die sich für Karrnath interessieren, ist das Buch eine kleine Fundgrube. Jeff LaSala ist durchaus eine Entdeckung und ein weiterer Beweis dafür, dass WotC durchaus ein Händchen bei der Auswahl junger Autoren hat.
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