Sharner Kobold Sharner Kobold

 

u
World of Warcraft Comic 1 - Fremder in einem fremden Land
Bewertung:
(4.0)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 11.05.2008
Autor:Walter Simonson, Ludo Lullabi, Sandra Hope, Randy Mayor
Übersetzer:Mick Schnelle
Typ:Graphic Novel / Comic
Setting:World of Warcraft
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:
Inhalt:60 Seiten, Comicheft
Sprache:Deutsch

World of Warcraft...

Eigentlich verwunderlich, dass ein Comic über das zweifelsohne weltgrößte und meist frequentierte MMORPG, so lange hat auf sich warten lassen. Immerhin gibt es World of Warcraft (WoW) jetzt mittlerweile seit über drei Jahren in Europa und sogar ein gutes halbes Jahr länger noch in den USA.

Auf jeden Fall haben sich Wildstorm/DC nun endlich der Sache angenommen und bereits Ende letzten Jahres ist das erste amerikanische Heft erschienen. Panini hat vor einigen Tagen das erste deutsche Heft herausgebracht, welches zwei amerikanische Ausgaben beinhaltet.

 

Inhalt:

Die Story ist recht schnell erzählt. Ein unbekannter Mensch wird an die Ufer von Durotar gespült und von einer Ork-Karawane aufgegriffen, als er sich gegen einen Krokolisken wehren muss. Der Mensch erinnert sich nicht an seine Vergangenheit, aber er ist ein Krieger. Das erkennt der Anführer der Karawane – Rehgar – sofort, denn er ist ein geübter Gladiatorenhändler und bringt seine Truppe gerade zum jährlichen Gladiatorenkampfspektakel der Oger in Düsterbruch. Der Mensch kommt ihm für seine Truppe gerade richtig und so bildet sich bald ein sehr ungleiches Team aus dem kriegerischen Menschen, dem Nachtelfen-Druiden Broll und der mysteriösen Blutelfin Valeera, die ebenso zum Gefolge von Rehgar gehören.

 

Qualität, Stil & Übersetzung:

Auf guten 60 Seiten erfährt der Leser hier die ersten Schritte des WoW-Comics. Dabei merkt man aber den Ursprung aus dem MMORPG eigentlich nicht, mal abgesehen davon, dass natürlich Rassen, Namen, Monster und Örtlichkeiten aus der WoW-Welt entstammen. Was allerdings auf jeden Fall an ein MMORPG erinnert, ist die Zusammenstellung von mehreren Helden zu einem Team, das letztendlich in der Gladiatorenarena gemeinsam antreten und um ihr Leben kämpfen soll.

Die Story wurde von Walter Simonson geschrieben, der schon zahlreiche Geschichten geschrieben (FF4, Thor, Manhunter, Elric etc.) und langjährige Erfahrung auf dem Gebiet hat. Die Geschichte um die Kampfgefährten, die unfreiwillig zueinander finden, hat Simonson sehr spannend geschrieben. Dabei hat er sich zwar merklich von WoW und der Welt beeinflussen lassen, dennoch wirkt die Story nicht wie ein Computerspiel. Simonson schafft es auch seinen Charakteren Glaubwürdigkeit einzuhauchen, denn sie haben nicht nur heldenhafte Fähigkeiten sondern auch Ecken und Kanten.

Für die zeichnerische Umsetzung ist Ludo Lullabi, ein französischer Zeichner, dessen Stil sehr gut zum animehaften WoW passt und der selbst langjähriger WoW-Spieler ist. Er holt sich seine Anregungen und Vorlagen direkt aus dem Spiel. Sein Stil ist klar und deutlich und Lullabi präferiert sauber definierte Striche und Linien. Dabei hat er ein sicheres Händchen dafür, die einzelnen Bilder und Szenen ins rechte Licht zu rücken und auch Mimik und Gestik stimmen einfach. Das die verschiedenen Wesen, Monster, Örtlichkeiten, Maschinen und Waffen absolut WoW-like sind, versteht sich hier eigentlich von selbst. Unterstützung bekommt Lullabi dabei übrigens von der erfahrenen Sandra Hope (u.a. Superman, Batman, Gerechtigkeitsliga), die das Ganze mit sicherer Hand getuscht hat und von Randy Mayor, der für die Kolorierung verantwortlich ist. Beide zusammen runden die Sache hervorragend ab.

Die Übersetzung durch Panini Comics ist wie gewohnt von guter Qualität und lässt keine Wünsche offen.

 

Fazit:

Ein “World of Warcraft” Comic? Eigentlich ist es nur verwunderlich, dass es so lange gedauert hat, bis jemand das berühmte MMORPG in das Comic-Format brachte. Walter Simonson und Ludo Lullabi haben damit im letzten Jahr begonnen und der vorliegende erste deutsche Band kann durchaus als Comic überzeugen. Die Story ist stimmungsvoll und passt ganz gut zu WoW; sie könnte glatt einer der zahlreichen Quests des Spiels entstammen. Die Illustrationen geben den Anime-Flair des Onlinespiels ebenso gut wieder, denn sie sind nicht nur genauso bunt wie das Spiel, sondern dominieren mit klaren Linien und actionreichen Szenen. Ganz im Stil von WoW.

Sicher stellt sich die Frage, ob es nicht auch ein anderer Fantasycomic hätte sein können, aber nun ja, zweifelsfrei ist „World of Warcraft“ ein echtes Werbemittel, welches allein schon für gute Verkaufszahlen des Comics sorgen dürfte. Dennoch erscheint mir die Graphic Novel nicht als billiges Machwerk, nein, ganz im Gegenteil, man merkt, dass die Macher sich mit der Thematik beschäftigt haben (oder sogar selbst intensiv spielen, wie beispielsweise der Zeichner Lullabi) und etwas wirklich Gutes abliefern wollten. Was ihnen auch weitestgehend gelungen ist, wenn es auch einige Ecken und Kanten gibt. Sicherlich geht das Ganze auch noch deutlich besser, aber der WoW-Comic bewegt sich auf jeden Fall im überdurchschnittlichen Feld.

Fans von Fantasycomics und natürlich WoW-Fans kommen hier sicherlich auf ihre Kosten und der Preis von 3,95 Euro für das deutsche Heft ist mehr als okay, zumal man gleich zwei Folgen der amerikanischen Vorlage bekommt.

 

 

Info:

Nachfolgend findet ihr die ersten sechs Seiten der englischen Ausgabe #0 des WoW-Comics, die man frei im Internet als Preview erhalten kann und die eine Art Prolog zeigt.

 

Ausgabe #0 - Prolog (in englisch)