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Qntal VI: TranslucidaTranslucida
Bewertung:
(3.6)
Von: Oliver Werner
Alias: Archoangel
Am: 13.05.2008
Autor:Michael Popp, Phillip Groth
Typ:Musik-CD (Album)
Setting:Gothic
VerlagDrakkar Entertainment
ISBN/ASIN:
Inhalt:12 Lieder, 58,56 min.
Sprache:n/a

Vorwort:

Als ehemals großer Fan von Qntal, genieße ich ihr erstes und zweites Album bis heute noch. Ihr drittes Album mit dem Thema „Tristan und Isolde“ hingegen gefiel mir recht wenig, weshalb ich ihrer Musik zunächst den Rücken kehrte. So habe ich die Alben vier und fünf gar nicht erst gehört, was sich nun freilich, da ich Translucida zum Rezensieren bekam, wohl ändern dürfte. Auch wenn sich dieses Album meiner Meinung nach nicht mit dem ersten und zweiten messen kann, ist es um ein vielfaches besser als Teil drei. Gerade die gesanglichen Qualitäten sind sehr überzeugend und auch die Musik lässt mich sehnsüchtig an die früheren Alben der 90er Jahre zurückdenken.

 

1. Sleeping

Dieses Lied wollte mich zunächst am Meisten an die alten Alben erinnern. Eine ruhige Melodie führt zunächst zum Gesang hin, welcher in altenglischer Form eine interessante Geschichte erzählt. Untermalt wird dies von „klassischen“ Instrumenten – in ihrer elektronischen Fassung.

 

2. Departir

Sanfte, orchestrale Klänge, untermalt von elektronischen Klängen geben diesem französischen Lied eine sehr interessante Note. Gerade der Refrain lädt unwillkürlich zum Tanzen ein.

 

3. Ich Minne einen Ritter

Wie man am Titel unschwer erkennen kann, handelt es sich hierbei um ein Minnelied in Mittelhochdeutsch. Die elektronische Musik untermalt den Text auf eine angenehme, wundervolle Weise; die Verschmelzung des alten Liedes mit moderner Musik scheint aufs Wundervollste gelungen zu sein. Sphärische, transzendentale Klänge laden zum Träumen ein.

 

4. Translucida

Das Lied, welches dem Album zu seinem Namen verhalf, beginnt zunächst sphärisch-melancholisch und erinnert von seinen Nebengeräuschen durchaus an ein Computerspiel der 80er Jahre. Nur der Gesang will in meinen Ohren nicht so recht zur später angenehmen, sinnlichen Musik passen. Etwas einschläfernd.

 

5. La Froidor

Auch hier handelt es sich eher um ein ruhiges, melancholisches Lied. Auch hier empfinde ich den Gesang eher als einschläfernd denn als erregend. Das Lied gibt die Stimmung einer Bardin wieder, welche auf einem vom Vollmond erleuchteten Platz ein letztes Lied darbietet, bevor die Zuhörer zu Bette schreiten.

 

6. Glacies

Dieses deutlich erregendere Lied eignet sich wohl sehr zum Tanz. Die rhythmischen Klänge, gepaart mit einem kecken, fordernden Gesang, wirken spielerisch und leicht erhebend. Ein mystischer Unterton lässt Bilder vom schnellen Tanz um ein Feuer entstehen, oder gar eine Traumreise erahnen.

 

7. Worlds of Light

Ein weiteres ruhiges Lied mit einem Gesang, der klingt, als wäre er durch ein Telefon gesungen. Die Melodie ist zwar recht angenehm, aber leider lässt das Lied ein ähnliches Bild entstehen, wie La Froidor.

 

8. Obscure

Eine Geige lässt mich an Schottland denken, doch sehr elektronische Zwischenklänge, welche an einen 80er Jahre Geldautomaten erinnern, der gerade den Geist aufgibt, wollen mir diese Illusion wieder rauben. Der Gesang unterscheidet sich nicht merklich von vorangegangenen Liedern. Schade eigentlich.

 

9. Sumer

Ein weiteres Mittelhochdeutsches Lied, untermalt von einem „klassischen“ Qntal-Element: wenigen Geräuschen zu Beginn des Liedes gesellen sich mit jeder Strophe neue Klänge hinzu, in einem aufbauenden Stil, bis die gesamte Melodie entsteht. Zum Tanzen sehr geeignet – eine Fantasie eines Sommertanzes in den warmen Abendstunden entsteht. Leider schleichen sich auch hier wieder einige Töne ein, welche nicht so Recht zur sonst so schönen Melodie passen wollen.

 

10. Amorous Desir

Eine Melodie zwischen Ruhe und Aktion, wie sie schwer zu erzeugen ist, wird von einem elektronischen Dudelsack geküsst. Der altfranzösische Gesang passt sich schmiegsam an. Eine Reise im Mondenschein.

 

11. Ludus

Bei diesem Titel hätte ich ein erotisches Lied erwartet. Unerwartet entsteht jedoch eine sehr moderne Melodie, die sich erneut als gut tanzbar entpuppt, aber nun gar nicht mehr an mittelalterliche Klänge erinnern will. Gerade die Percussionklänge geben einen starken Rhythmus vor.

 

12. Passacaglia

Das letzte Lied der CD erinnert zunächst an einen Herzschlagmesser im Krankenhaus. Eine düstere Stimmung entsteht mit dem Einsetzen der Melodie. Erneut taucht der Mond in meiner Fantasie auf – doch diesmal beleuchtet er eine verfluchte Ruine, in der vor langer Zeit eine Elfenmaid tragisch zu Tode kam und nun in bestimmten Nächten ihr trauriges Lied über das Land wehen lässt. Ein würdiger Abschluss – und das fürs Rollenspiel geeignetste Lied.

 

Fazit:

Ein durchwachsenes Album, das bei mir jedoch zum Positiven tendiert. Nun kann man es selten jedem Recht machen und ich kenne kein Album, bei dem mir alle Lieder gefallen würden. Dieses Album hat mich jedoch bewegt, eine früher von mir geliebte und später eher abgelehnte Band erneut zu hören und mir die „verpassten“ Alben nun doch zumindest einmal anzuhören. Im Allgemeinen ist – wie erwartet – die Stimmung eher düster, ruhig und ein wenig schläfrig gehalten, dennoch glänzt die CD durch einige „heftigere“ Lieder, welche zum Tanz fordern und eine ganz andere Art von Stimmung transportieren. Zum Rollenspiel, zumindest wie ich es betreibe, empfiehlt es sich nicht, die CD im Hintergrund laufen zu lassen. Einzelne Lieder hingegen können eine bestimmte Stimmung zur rechten Zeit gut untermalen und unterstützen. Der akzentfreie und wundervoll ‚alt’ intonierte Gesang lässt natürlich schon Bilder vergangener Zeiten entstehen – man sollte aber nicht vergessen, dass Qntal keine reinen mittelalterlichen Klänge produziert, sondern schon immer eine Vermengung von mittelalterlich-traditionellem Liedgut mit den elektronischen Klängen der Moderne darstellt. Ein Fan wird jedoch voll auf seine Kosten kommen.