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Codex Diabolis - Tyrannen der neun HöllenCodex Diabolis: Tyrannen der neun Höllen
Bewertung:
(4.2)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 02.06.2008
Autor:Robin D. Laws / Robert J. Schwalb
Übersetzer:Daniel Schumacher
Typ:Quellenbuch
System:D&D
Setting:Universell
VerlagFeder und Schwert
ISBN/ASIN:978-3-86762-031-4
Inhalt:175 Seiten, Hardcover
Sprache:Deutsch

Vorab:

Das „Codex Diabolis“ ist die deutsche Version des „Fiendish Codex II“. Das englische Pendant wurde bereits Anfang letzten Jahres von Heretic rezensiert. Ich benutze zum Teil d seine Beschreibungen der Kapitelinhalte für meine Besprechung des deutschen Bandes, habe sie jedoch nicht komplett übernommen. Auch habe ich das Fazit neu geschrieben und nach meinen Vorstellungen verfasst.

 

Erster Eindruck und kurzer Überblick:

Der Hardcoverband macht einen sehr guten Eindruck was Coverartwork und Verarbeitung angeht. Das innere Artwork wirkt atmosphärisch und unterstützt den Inhalt des Buches. Das Layout ist wie gewohnt souverän, man fühlt sich beim Anlesen gleich "heimisch". Genauso wie "Codex Daimonis" ist auch "Codex Diabolis" in 5 Kapitel unterteilt.

Vorwort

Hier erfährt man in einer zweiseitigen Kurzgeschichte wie es zum Entstehen der Teufel, dem Fall von Asmodeus und seinen anderen Engeln und dem Entstehen Baators kam. Natürlich ist diese Geschichte als Mythos zu betrachten, deren Wahrheitsgehalt in-game mehr oder minder vom Spielleiter zu bestimmen ist.

Kapitel 1: Alles über die Teufel

...beschäftigt sich – wie der Name schon vermuten lässt - mit allem, was mit den Teufeln Baators, ihren Eigenheiten und dem Hintergrund ihrer Hierarchie und Gesellschaft zu tun hat. Zuallererst wird etwas auf die Wirtschaft in den Höllen eingegangen und erklärt, warum die Baatezu Seelen verdammen und foltern. Da sie aufgrund des "Ursprünglichen Paktes" einst von den Göttern getrennt wurden, müssen sie sich auf Seelenenergie verlassen, um ihre Magie und Lebenskraft zu "erzeugen", die sie im Blutkrieg gegen die Tanar'ri und restlichen Dämonen benötigen. Daher haben sie sich nicht nur auf die Bestrafung, sondern auch auf die Korrumpierung Sterblicher spezialisiert, um ihre ständig wachsenden Ansprüche befriedigen zu können. Die Hierarchie Baators baut als rechtschaffen böse Gesellschaft auf rigorosen Gesetzen, absolutem Gehorsam und allgegenwärtigen Intrigen auf. So erwartet einen gehorsamen und erfolgreichen Teufel eine mögliche Umwandlung (die sehr schmerzhaft und äußerst abstoßend ist...) zu einer höheren und mächtigeren Form der teuflischen Existenz: soll heißen, dass niedere Teufel wie zum Beispiel ein Imp, theoretisch eine Reihe von Umwandlungen durchmachen können, bis sie zu einem Amnizu werden. Doch kommen diese Umwandlungen nicht sonderlich oft vor, denn erstens werden diese von den hierarchisch höher stehenden Teufeln vergeben, und zweitens fürchtet jeder Teufel instinktiv, dass er das Ziel einer Intrige seiner Untergebenen werden könnte. Diese Paranoia geht soweit, dass ein Teufel darauf achten muss, nicht zu ambitioniert zu erscheinen, denn das könnte dazu führen, dass ihn sein Vorgesetzter zu einer niederen Form herabstuft.

Politik in den Höllen beinhaltet Intrigen, jahrhundertelange Planung, wenn nicht gar Jahrtausende, bis der Plan eines Teufels am Ende Früchte zeigt. Man findet allerlei nützliche Informationen im Kapitel, wie man Teufel im Spielbetrieb noch besser gegenüber Dämonen abgrenzen kann, es werden strategische Tipps und Taktiken der Teufel vorgestellt und es wird dargestellt, wie Teufel Sterbliche betrachten.

Als weitere Regeloption wird die Möglichkeit angeboten, dass Charaktere (Ob NSCs oder Spielercharaktere wird freigelassen) einen Pakt mit einem Teufel eingehen, der im Auftrag seines Erzteufels Seelen erntet, indem er die möglichen Unterzeichner die Erfüllung ihrer Herzenswünsche verspricht. Entweder geschieht dies über einen "Pactum Certum", einen Pakt, in dem sich der Unterzeichner offen dazu verpflichtet, sich mit Leib und Seele einem bestimmten Erzteufel zu unterstellen, und sich seiner daraus ergebenden Verdammung vollständig bewusst ist. Die Seele des Unterzeichnenden ist mit Abschluss dieses besonderen Paktes direkt an Baator gebunden. Anders sieht es hingegen bei einem "Pactum Arcanum" aus, bei dem der Teufel dem Unterzeichnenden Belohnungen für vorher festgelegte Taten gewährt, wenn dieser die im Pakt genannten Taten ausführt, was darauf hin arbeiten soll, dass der närrische Unterzeichner sich durch seine Taten selbst verdammt und folglich nach seinem Tod in Baator landet, was natürlich der Teufel alsbald zu forcieren sucht.

Die Frage, wie man feststellen kann, dass jemand eine rechtschaffen böse Gesinnung erreicht hat, wenn man ohne Gesinnungen spielt? Nun, selbst für diesen Fall (und für Gruppen, die sich unter einer RB-Gesinnung nicht wirklich etwas vorstellen können) hat das Buch eine Lösung parat: Gewisse Taten geben einem eine gewisse Anzahl an Korrumpierungs-, beziehungsweise Gehorsamspunkten, die Schwellenwerte festlegen, ab wann ein Charakter böse, rechtschaffen oder gar beides zugleich ist. Ein interessantes Konzept.

 

Kapitel 2: Die Neun Höllen

Dieses Kapitel beschäftigt sich sowohl mit dem Aufbau der Ebenen Baators, ihren jeweiligen Erzteufeln und Herzögen, geographischen Gegebenheiten, besonderen Regionen und den ortsansässigen Teufeln, als auch mit interessanten Ideen für Begegnungen mit den Einwohnern Baators.

 

Ein kurzer Überblick über den Inhalt des Kapitels:

Avernus, die oberste Ebene Baators und zeitgleich auch teilweise Schlachtfeld im Blutkrieg, wird vom Erzteufel Bel regiert, der als Taktiker und Logistiker den Blutkrieg am Laufen hält und ab und sogar Sterbliche anheuert. Avernus ist eine teils vulkanische, teils gebirgige Ebene, von deren glutrotem "Himmel" in zufälliger Art und Weise Feuerbälle vom Himmel fallen. Der Fluss Styx fließt von hier aus durch die restlichen Ebenen bis hinunter nach Nessus.

Dis, die zweite Ebene der Neun Höllen, wird vom Erzteufel Dispater regiert, der mit eiserner Hand über seine riesige Stadt aus glühendem Eisen herrscht, die sich ständigverändert - dem Willen des paranoiden Dispater folgend.

Die darunterliegende Ebene, Minauros, ist eine Sumpf- und Marschenlandschaft, von deren düsterem Himmel ständig ein ölig-schwarzer Regen fällt, und wird von Mammon regiert.

Phlegethos hingegen ist eine eher klassisch angehauchte Hölle, die von Fierna und ihrem Vater Belial beherrscht wird. In einer rot-weiß glühenden höllischen Landschaft fließen Lavaströme in Lavaseen und die Luft flimmert von der ständigen Hitze.

Die dunkle und gefrorene See von Stygia, durch die der Styx hindurchfließt, wo er teilweise große Tümpel bildet, ist die Ebene unter Phlegethos, die vom Erzteufel Levistus regiert wird, der von Asmodeus für einen äonenalten Verrat im Eis eingeschlossen wurde. Levistus plant bereits seine Befreiung und spinnt saeine Intrigen über Mittelsmänner oder eher –teufel.

Malbolge wiederum wurde einst von Malagarde, der "Hag Countess" regiert, doch als diese sich während eines mysteriösen Ereignisses zu titanischer Größe aufblähte und starb, regiert seitdem die hübsche und grausame Glasya, die Tochter des Asmodeus, über diese Ebene. Die Ebene besteht zu großen Teilen aus Leichenteilen ihrer ehemaligen Herrscherin, und so müssen Besucher das traumatische Erlebnis machen, über einen Boden zu laufen, der sie im schlimmsten Fall mit Haut und Haaren verschlingen kann.

Baalzebul, der sich gegen Asmodeus verschworen hatte und dafür von Asmodeus in eine nacktschneckenähnliche Form mit winzigen Ärmchen umgewandelt wurde, herrscht über Maladomini, eine verwüstete, verderbte Landschaft voller verseuchter Flüsse und Tagebauminen, die wie Wunden in der Landschaft wirken.

Auf Cania regiert der Erzteufel Mephistopheles in einer Landschaft aus niemals schmelzendem Eis und riesigen Eisbergen, die sich gegen riesige Berge drücken, während niemals endende Schneestürme über die Ebene ziehen.

Asmodeus selbst regiert über Nessus, die neunte und unterste Ebene, eine absolut flache und trockene, öde Steinwüste, die keinerlei Erhebungen aufweist und von einem Gewirr tiefer Spalten und Canyons durchzogen ist.

Zu den Beschreibungen der Ebenen ist folgendes zu sagen:

Interessant zu lesen, Hilfestellungen zur Darstellung der jeweiligen Höllenfürsten, teilweise interessante Ideen und nette Ansätze, wie man kreative Begegnungen mit Teufeln gestalten kann: wie zum Beispiel der Eisteufel, der auf Stygia eine gar grauslige Skulptur erschaffen will und ungefragt jeden, der in Sichtweite vorbeikommt, nach seiner Meinung und Kritik zu seinem Kunstwerk fragt. Ein rundum griffiges und meiner Meinung nach in sich geschlossenes und sehr gut brauchbares Kapitel.

Kapitel 3: Spielregeln

Dieses Kapitel stellt dann auch schon neue Spielregeln vor, darunter eine neue Rasse - den "Höllengeborenen", eine Art "Verdammter auf Freigang" - nebst neuen Talenten (es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, einem Charakter ein Zeichen eines der Neun Höllenfürsten zu geben, das dann sowohl spieltechnische als auch hintergrundtechnische Auswirkungen hat), Prestigeklassen und neuen Zaubern, die allesamt interessante Konzepte bieten oder altbekannte Konzepte neu aufbereiten. Die Höllengeborenen sind quasi Verdammte, die versuchen, ihrem Schicksal zu entfliehen oder ihre begangenen Untaten wieder gutzumachen, um so eventuell ihr Seelenheil doch noch zu retten. An Prestigeklassen gibt es vier neue Klassen: Den Höllendieb, der danach trachtet, direkt in den Neun Höllen Unruhe zu stiften und den Teufeln einige ihrer Schätze abzunehmen. Den Höllenfeuerhexer, der Mephistopheles’ Erfindung, das Höllenfeuer, dazu nutzt, um seine Fähigkeiten aufzubessern, was aber seinen Tribut fordert. Der Teufelstöter hingegen ist perfekt für Charaktere geeignet, die den Baatezu so richtig und kräftig in den Allerwertesten treten möchten, während die Seelenwächter sich um das Seelenheil der Sterblichen kümmern und dafür sorgen, dass diese nicht den Verlockungen der Teufel erliegen.

An Zaubern bekommt man unter anderem neue, sogenannte „Höllenessenzzauber“, die es dem Wirker ermöglichen, gewisse Eigenheiten von verschiedenen Teufeln anzunehmen. So hat man zum Beispiel die Möglichkeit, die Flügel eines mächtigen Teufels zu bekommen, überdies hat man auch noch die Wahl, einen gewissen "Aspekt" anzunehmen, welcher einen gewissen Effekt hat, der aus den Fähigkeiten des jeweiligen Teufels stammt.

Kapitel 4: Teufel

Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit allerlei neuen und alten teuflischen Bekannten, die man schon aus älteren Werken wie dem „Manual of the Planes“ oder dem „Monster Faerûns“ kennt. So sind Spinagon (Dornenteufel), Narzugon und Abishai schon altbekannt, während Teufel wie der Falxugon (erntet Seelen, indem er Sterbliche korrumpiert und/oder ihnen Pakte anbietet) oder die martialischen Teufel wie Merregons und Orthons, die umso gefährlicher werden, je mehr zusammen kämpfen. Selbst ein Konstrukt ist unter den teilweise sehr gut gemachten Monstern.

Kapitel 5: Die Fürsten der Neun Höllen

Das letzte Kapitel im Buch dreht sich um die neun Erzteufel Baators, vielmehr um deren "Aspekte", quasi ihre Avatare. Warum man hier allerdings nur die Aspekte und nicht die Werte der echten Höllenfürsten niedergeschrieben hat, bleibt fraglich, denn zum Einen sind die Höllenfürsten nun mal keine Götter, zum Anderen sollte man epischen Charakteren eben nicht die Möglichkeit verwehren, den ganz Großen den Garaus zu machen. Aber das Problem ist, dass eben keine Werte für die echten Höllenfürsten gegeben sind, sondern nur für deren Aspekte. Die Tipps dafür, wie man die Werte für die Originale anpassen soll, sind minimal, und auch teilweise unnötig, da ich die Regeln für Advancement bereits im Monster Manual nachlesen kann. Nett angedachte Idee, das mit den Aspekten, aber das hätte man besser und detaillierter machen können.

Deutsche Übersetzung:

Die deutsche Variante des Buches, die hier vorliegt, ist wie gewohnt von sehr guter Qualität. Die Übersetzung von Daniel Schumacher ist professionell erarbeitet und lässt sich flüssig lesen. Man merkt hier deutlich, dass der Übersetzer ein Profi ist und sich auf dem Gebiet auskennt. Das Lektorat ist ebenso sorgfältig geworden, nur sehr selten fallen übersehene Fehler auf.

Wie immer sind alle bis zur Drucklegung erschienen englischen Errata mit in die deutsche Version eingeflossen. Druck und Bindung des Buches sind ebenfalls wie gewohnt hervorragend.

Fazit:

Das „Codex Diabolis“ erweitert die Monsterbücher und gerade das „Codex Daimonis“ sehr gut und schlägt in die Sparte eines „Fiend Folio“, erweitert dieses aber mit detaillierten Hintergrundinformationen zu den Teufeln und ihren Ambitionen. Das Buch ist in den meisten Aspekten sehr gut verfasst und bietet eine Menge an informativen Details. Im Gegensatz zum Verfasser der Rezension des englischen Originals bin ich nicht enttäuscht von diesem Buch, auch wenn ich es dennoch ebenso schade finde, dass in Kapitel 5 nur die Werte der Aspekte, aber nicht die der eigentlichen Höllenfürsten angegeben werden. Aber das ist eine Sache die ich durchaus verschmerzen kann.

Alles in Allem ist das „Codex Diabolis“ ein rundes Buch, das zu überzeugen weiß. Vor allem Spielleiter kommen hier au f ihr Kosten und können ihren Spielern einen Wust an tollen Hintergrundinfos anbieten.

Die Monster sind allesamt sehr ordentlich und auch die Prestigeklassen und die Klasse der Höllengeborenen wirken stimmig. Der einzige Beigeschmack der wohl bestehen bleibt ist, dass dies wohl das letzte Buch der 3. Edition ist. Ansonsten aber teuflisch gut!