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Fables 5 - Aufmarsch der  Holzsoldaten
Bewertung:
(4.4)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 05.06.2008
Autor:Bill Willingham, Mark Buckingham
Übersetzer:Gerlinde Althoff
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Fables
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86607-601-3
Inhalt:144 Seiten, Softcover, Sammelband
Sprache:Deutsch

Aufmarsch der Holzsoldaten

Die Fables-Reihe läuft schon seit einiger Zeit sehr erfolgreich, gerade wegen des düster schwarzen Humors, mit denen die Geschichten um die klassischen, im Exil lebenden, Märchenfiguren, glänzen.

Der mittlerweile sechste deutsche Sammelband spinnt die eigentliche Geschichte um die Bewohner Fabletowns, einer Enklave im heutigen New York, weiter.

 

Inhalt: (Vorsicht Spoiler!)

Das Buch enthält zwei Geschichten. Die Erste bildet den Hauptteil des Buches:

Seltsames geht vor in Fabletown. Red Riding Hood, bei uns besser bekannt als Rotkäppchen, taucht plötzlich wieder in Fabletown auf, nachdem sie Jahrhunderte von dem „Feind“ in Gefangenschaft und Folter gehalten wurde. Doch Blue Boy, für den „Red Ride“ die große Liebe war, merkt schnell dass mit der schönen Dame seines Herzens etwas nicht stimmt. Doch da ist es schon zu spät.

Die neue Red Riding Hood dient dem Feind - der nun Kaiser genannt wird - und befehligt eine Armee aus Holzsoldaten, die nur ein Ziel haben: die Fleischis von Fabletown zu vernichten. Doch die Bewohner von Fabletown, unter der Führung von Snow White, lassen sich nicht einfach überrumpeln und wappnen sich für den alles entscheidenden Kampf, den nicht alle Fabelwesen überleben werden.

Außerdem hat die falsche Hood ihre Rechnung nicht mit anderen Mitgliedern von Fabletown gemacht, die ihr falsches Ich längst durchschaut haben.

 

Die zweite Geschichte erzählt etwas über die Arbeit von Cinderella und spielt weitestgehend in Paris. Auch Cinderella dient wunderlicherweise dem Feind und setzt ihren Sexappeal ein, um einen altgedienten Fable auf die Seite des Feindes zu ziehen. Doch nicht alles ist so wie es scheint…

 

Qualität, Stil & Übersetzung:

Die Fable-Reihe von Bill Willingham ist ein echter Knaller und glänzt durch herrlich schwarzen Humor. Dabei bekommen eigentlich alle bekannten Märchengestalten (Fables) ihr Fett auf die eine oder andere Weise weg. Einige kriegen es gleich doppelt und dreifach, so wie etwa Prinz Charming, der Ex-Ehemann von Snow White (Schneewittchen), Rose Red (Rosenrot) und Cinderella. Die Geschichte, die in diesem Sammelband erzählt wird, ist spannend, humorvoll und voller bitterbösem Sarkasmus. Aber sie ist auch von politischen Seitenhieben und Gesellschafstkritik durchzogen. So ziemlich jeder von uns Lesern wird die versteckten Andeutungen und Tiefschläge gegen die Fabelwesen und die bekannten Märchen dabei sicherlich erkennen.

Der Zeichenstil von Mark Buckingham (Hellblazer, Sandman, Spider-Man, Batman) sorgt dabei für den richtigen Flair und eine passende Optik. Sein Stil erinnert ein wenig an die Comics aus den 80ern, was aber auch kein Wunder ist. Denn in dieser Zeit hat sich der Zeichner im Comic-Business gerade einen Namen gemacht. Das soll auch nicht heißen, dass sein Stil schlecht oder einfach wäre, nein ganz im Gegenteil, die Illustrationen sind toll gezeichnet und klare Linien dominieren die Zeichnungen. Eine Sache, die dem Comic und der Serie an sich zu Gute kommt.

 

Der vorliegende deutsche Band ist bereits Band Fünf der Reihe und beinhaltet die US-Hefte 22-27. Die Übersetzung ist wie eigentlich immer erstklassig und das Korrektorat weiß ebenso zu überzeugen. Gravierende oder störende Fehler sind nicht aufgefallen.

 

Fazit:

„Fables“ ist schlichtweg eine tolle Comic-Serie, die sich von der Menge der typischen Comicreihen, bei denen es um Superhelden etc. geht, erfrischend abhebt. Die fortlaufende Geschichte um die im Exil lebenden Märchenwesen, die als Gemeinschaft in Fabletown (einem Außenbezirk von New York) wohnen, ist aufregend und humorvoll, wenn auch nicht ohne derbe Seitenhiebe.

Dabei ist Fables sicherlich kein Comic für Kinder. Selbst junge Jugendliche werden sich schwer mit dem sarkastischen Humor tun. Aber für die Generation(en) - zu der ich mich auch zähle – die mit diesen klassischen Märchen aufgewachsen sind, wird diese Graphic Novel eine Spezialität sein. Immer wieder werden hier bekannte Märchen und deren Protagonisten auf die Schippe genommen und bekommen ihr Fett weg. Dabei wirken die Fables sehr menschlich und real, denn im Prinzip wollen sie das, was wir alle wollen: ein glückliches, friedvolles Leben. Wie bei Comics (gerade in den letzten Jahren) oftmals üblich, wird gerade bei Fables auch starke Kritik an gesellschaftlichen und politischen Elementen der wirklichen Welt geübt, was den Eindruck eines Erwachsenen-Comics nur verstärkt.

Alles in Allem ist „Fables: Aufmarsch der Holzsoldaten“ einfach Weltklasse. Der von mir vor kurzem rezensierte Serienableger „Fables: 1001 Schneeweiße Nächte“ war schon wirklich toll, aber die eigentliche Serie ist ein Knaller! (Ich persönlich werde mir auf jeden Fall noch die ersten vier Bände besorgen.)