Links zur Rezension 28 Days laterComics und Romane zu Filmen – so genannte Tie-Ins – sind schon seit langer Zeit beliebt und sorgen für klingelnde Kassen bei den Verlagen. Der amerikanische Comic-Verlag Fox Atomic Comic nimmt sich da vor allem den Comic zu beliebten und erfolgreichen Horror- und Zombiefilmen an, geht aber bei den Stories einen anderen Weg. So sind die Comics nicht einfach Filmportierungen, sondern erzählen eigene Geschichten, die irgendwie an die Filmplots anknüpfen. „28 Days later“ ist so eine Graphic Novel und erzählt die Vorgeschichte zum Film. In Deutschland bringt Cross-Cult die Bücher auf den Markt.
Inhalt: (Vorsicht Spoiler!!!)Der Comic ist in vier Geschichten/Kapitel aufgeteilt, die abschließend zusammengeführt werden. Clive und Warren sind zwei Wissenschaftler mit starken Idealen und ebenso starken Ambitionen. Eigentlich wollten sie einen Hemmstoff gegen Wutausbrüche entwickeln, doch ihre Forschungen gehen schief und das Ergebnis ist das genaue Gegenteil von dem was sie wollten. Unabsichtlich haben sie den so ziemlich tödlichsten Virus entwickelt, der seine Opfer in blutrünstige Zombies verwandelt. Eine kleine Familie, zu der auch Sid und Sophie gehören, gehört zu den ersten Betroffenen des Virus. Auf der Flucht vor der Seuche müssen sie verzweifelte Entscheidungen treffen. Fraglich dabei ist, ob sie es überhaupt schaffen. Hugh Baker ist ein Einzelkämpfer, der nach dem Ausbruch der Seuche im Alleingang dafür sorgt, dass die Zombies dezimiert werden. Doch als er einen Nebenbuhler in seinem Revier entdeckt, führt er eine persönliche Vendetta. Im letzten Teil treffen einige der Protagonisten der vorigen Kapitel aufeinander und sorgen für ein blutiges Finale.
Qualität, Stil & Übersetzung:Auch „28 Days later“ macht optisch bereits auf den ersten Blick einiges her, denn auch diese Reihe kommt als A5 großes Hardcover, welches einen recht edlen Eindruck macht. Die drei Handlungsstränge, genannt Phasen, die sich abschließend in der vierten Phase des Buches zusammenfügen, wurden vom Horror-Autor Steve Niles (u.a. 30 Days of Night) geschrieben. Dabei sind natürlich einige Elemente aus dem Film (sofern man ihn gesehen hat) bekannt, andere Aspekte sind aber neu und bringen Licht ins Dunkel und sorgen für Überraschungen. Die gesamte Story ist dabei rasant und actionreich, aber natürlich auch brutal und blutig. Der für eine Zombiegeschichte nötige Splatter fehlt auch hier nicht. Leider fehlt aber den Charakteren ein wenig der Tiefgang und gerade die Hauptdarsteller wirken nicht ausgearbeitet genug. Dem gegenüber stehen dafür dann aber die ausgefeilten Dialoge und die gut umgesetzten Szenen. Gezeichnet wurde „28 Days later“ von gleich drei Zeichnern namentlich Dennis Calero, Diego Olmos und Nat Jones. Alle Drei haben dabei einen sehr ähnlichen Stil, auch wenn es natürlich Unterschiede in den Details gibt. Dabei sind die Artworks allesamt wirklich toll anzusehen und passen sehr gut zum düster, apokalyptischen „28 Days later“ Setting und sorgen damit für eine horrorbehaftete Atmosphäre. Vor allem spielen die Zeichner viel mit Schattenwürfen und dunklen Panels, was den Eindruck der Beklemmung, den die Story erzeugt, hervorragend untermauert.
Abgerundet wird der Sammelband durch das Originalskript der Phase 3 von Steve Niles und einem mehrseitigen bebilderten Ausflug an die originalen Drehplätze des Films in London. Auf jeden Fall zwei interessante Gimmicks.
Bei der Rezension zu „The Portent“, welches ebenfalls im Cross-Cult Verlag erschienen ist, habe ich das Din A5 Format des Buches ein wenig bemängelt. Im Prinzip sehe ich das auch bei „28 Days later“ ähnlich, denn ich finde es einfach schade, dass das deutlich größere US-Comicformat hier zusammengeschrumpft wird. Der Grund liegt auf der Hand: die Illustrationen, das Herz der Comics, wirkt größer mit Sicherheit einfach noch besser. Dennoch finde ich es mittlerweile nicht mehr ganz so schlimm (nachdem ich einige Comics in diesem Format in den vergangenen Tagen gelesen habe) und habe mich wahrscheinlich schon daran gewöhnt. Im Gegenzug sind die Bücher einfach erstklassig verarbeitet und sehen aufgrund der Hardcovereinbände auch noch extrem gut aus. Außerdem machen sie sich dadurch im Bücherregal sehr gut und sind beim Lesen recht handlich.
Die Übersetzung ist dagegen wiederrum ohne Zweifel sehr gut gelungen und auch das Korrektorat weiß zu überzeugen.
Fazit:„28 Days later: Die Zeit danach“ ist ein ordentlicher Comic, der vornehmlich etwas für Horror- und Splatterfans zu empfehlen ist. Das Buch erzählt einen Aspekt, der im Film nicht vorgekommen ist und der Autor Steve Niles macht seine Sache dabei wirklich gut. Scheinbar hat er seine Hausaufgaben gemacht, auf der anderen Seite ist er auch kein Neuling im Horrorgenre. Die drei verschiedenen Zeichner haben die Vorgaben – denen man im Anhang des Buches in Form eines Auszugs aus dem Originalskript von Niles sogar folgen kann – optisch ansprechend und passend düster umgesetzt. Das Artwork und die Optik der Geschichte weiß wirklich zu überzeugen. Ein paar Schwächen gibt es bei den Charakteren, die mir nicht allzu tief ausgearbeitet erscheinen (ein Problem das eventuell auf den Autor zurückzuführen ist, bezieht man sein „30 Days of Night“ mit in die Betrachtung ein). Auf der anderen Seite ist das ein Horror-Splatter-Comic und hey ganz ehrlich, wer braucht da Charaktere die total glaubwürdig erscheinen? Alles in allem ist auch „28 Days later“ ein Horror-Comic, der zu überzeugen weiß, auch wenn Cross-Cult das US-Orignal in der deutschen Ausgabe ein wenig auf A5 herunter geschrumpft hat - das schicke Hardcover bügelt dieses Manko aber wieder aus. Vor allem die eingangs erwähnten Liebhaber des Horror- und Zombiegenres kommen hier auf ihre Kosten. Für zarte Gemüter und Jugendliche unter 16 Jahren ist dieser graphische Roman allerdings nicht zu empfehlen!
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