Links zur Rezension Bösewichter und Bedrohungen...Mit Star Wars – Threats of the Galaxy (von nun an TotG genannt) ist das neueste Supplement für das Star Wars Rollenspiel in der Saga Edition erschienen. Mit über 140 Statblocks von Kreaturen, Droiden und Charakteren des Star Wars Universums ist es sozusagen das Monster Manual von Star Wars.
Erster Eindruck: TotG besitzt die für die SAGA Edition typischen quadratischen Maße und gesellt sich damit zu den anderen SAGA Büchern. Auf dem Cover ist General Grievous zu sehen, der seine 4 Lichtschwerter gezückt hat und sich gerade im Sprung befindet, dahinter sind Darth Mauls markante Augen und Teile seines Gesichtes zu erkennen. Auf der Rückseite ist eine Collage von diversen Bösewichten abgebildet; von Boba Fett über Darth Vader bis hin zum Imperator. Mir persönlich gefällt das Cover äußerst gut. Der Einband ist überraschen stabil, die Pappe ist selbst im Core Rulebook nicht so dick. Das verspricht einen optimalen Schutz der Seiten und ist ein dicker Pluspunkt. Die Seiten an sich sind gefühlsmäßig etwas dünner als im Grundwerk der Saga Edition. Wie bei einigen der letzten Werke von WotC, wellen sich auch hier die Seiten am oberen und unteren Rand, was teilweise doch recht nervig ist. Das Layout entspricht dem der anderen Saga-Werke, es ist übersichtlich und gut leserlich.
TotG ist insgesamt in 4 Kapitel eingeteilt:
Die Kapitel Introduction: Die Einführung von TotG ist mit zwei Seiten recht kurz geraten. In einem kleinen Kasten weißt das Buch darauf hin, dass das Buch oft Gebrauch vom Core Rulebook macht und sich manchmal auf Starships of the Galaxy bezieht, welches jedoch nicht essenziell für den Gebrauch von TotG ist. Daraufhin folgt der Abschnitt „Building Great Encounters“. Laut dem Artikel sollte jeder Encounter drei besondere Komponenten enthalten: Einen besonderen Ort/Terrain, besondere gefährliche Umstände und Möglichkeiten, allen Charakteren eine Chance zum Glänzen zu geben. Ein guter, aber nicht neuer Ansatz, um Begegnungen interessanter zu machen. Im Anschluss wird noch kurz auf die Anzahl der Gegner eingegangen (die laut TotG zwischen 4 und 8 Gegnern betragen sollte) und verschiedenen Begegnungstypen. Einmal die „Obstacle Encounters“, die lediglich als Hindernis zum Ziel angesehen werden und wenig mit dem Plot zu tun haben, dann die „Minor Encounters“, die Bezug auf die Story nehmen und deren Ausgang durchaus Auswirkungen auf die Geschichte haben können und schlussendlich die „Major Encounters“, die die Endkämpfe der Abenteuer bzw. als Ende eines Kapitels dienen sollen. Im Grunde bringt die Einführung für erfahrene Spielleiter keine neuen Erkenntnisse, könnte für unerfahrene Spielleiter jedoch ganz nützlich sein.
Chapter I: Characters Im nächsten Kapitel von TotG geht es endlich ans Eingemachte: 103 Statblöcke finden sich in diesem Kapitel. Eingeleitet wird es durch die typische Intro-Seite, die auf der linken Seite aus mehreren Bildern des Star Wars Universums besteht, egal ob aus den Filmen, Büchern oder Videospielen. Auf der rechten Seite gibt es eine kurze Erläuterung zu dem folgenden Kapitel. So erfährt man, dass sich hier nicht nur Bösewichte tummeln, sondern auch potenzielle Verbündete und NSCs. Des Weiteren gibt es in TotG generische Charaktere. Dies sind bestimmte Archetypen, die generisch gehalten wurden, d.h. ohne ein Volk zu Grunde zu legen. Dies eröffnet dem Spielleiter die Möglichkeit, die Archetypen möglichst vielseitig einzusetzen, verhindert allerdings die Möglichkeit, diese Charaktere ohne Veränderungen direkt in das Spiel einzubinden. Neben den generischen Charakteren gibt es zu vielen noch ein Beispiel, welche Funktion oder welchen Hintergrund der Charakter haben könnte, wie z.B. den Bounty Hunter und als Beispiel die Werte von Jango Fett.
Für jeden Charakter gibt es einen kurzen Absatz, wer und was der Charakter ist, danach gibt es den Abschnitt „[Character] Encounters“, der beschreibt, wie eine Begegnung mit dem Charakter aussehen könnte. Die Statblocks sind klar und übersichtlich gehalten, gehen aber aus Platzgründen nicht auf einzelne Fähigkeiten ein, sondern zählen sie nur auf. Wer diese also nicht kennt, muss selbst nachschlagen gehen. Hin und wieder finden sich zwischen den Statblocks ein paar neue Waffen und Gegenstände, sowie ein neuer Talent Tree und eine neue Rasse, die „Chistori“. Unglücklich ist jedoch, dass weder für den Charakter, der dieser Rasse angehört (Desann) noch für die folgende Rassenbeschreibung ein Bild geliefert wird. Ein unglücklicher Schachzug, der für mich auch nicht nachvollziehbar ist, da die Wizards ansonsten nicht mit Bildern gegeizt haben.
Der beschriebene Charakter der „Chistori“ ist allerdings auch eine Erwähnung wert: Zusammen mit Desann tauchen viele Charakter aus dem Expanded Universe (EU) von Star Wars auf. Der beschriebene Desann taucht bspw. mit ausführlicher Beschreibung der Ereignisse des Computerspiel „Jedi Knights II: Jedi Outcast“ auf und auch die später beschriebenen „Reborns“ stammen aus der Jedi Knights-Reihe. Auch Darth Bane findet sich in TotG mit vollem Statblock. Hieran wird deutlich, dass sich die Wizards auch kräftig am EU bedienen und so den Spielleitern helfen, Kampagnen auch in EU-Settings zu leiten und zu erstellen.
Alles in Allem macht das Kapitel einen runden Eindruck und Spielleiter können spezielle Charaktere (wie Desann oder Darth Bane) direkt aus dem Buch in das Spiel übertragen. Für die Archetypen ist allerdings noch Arbeit nötig, um sie an spezielle Völker anzupassen, was durchaus recht intensiv sein kann, vor allem wenn sich durch die Racial Traits Attribute so ändern, dass bestimmte Fähigkeiten nicht mehr zu Verfügung stehen. Trotzdem ist das meiner Meinung nach der beste Weg möglichst viele Charaktere abzudecken und dem Spielleiter so den größtmöglichen Nutzen zu bescheren.
Chapter II: Creatures Direkt im Anschluss geht es mit den Kreaturen weiter. Die Intro-Seite der „Creatures“ weißt uns darauf hin, dass es unzählige Kreaturentypen und –arten gibt, die noch unentdeckt sind. Daneben spricht der nächste Absatz „intelligente“ Kreaturen an, die sich in bestimmten Aspekten weiter entwickelt haben und so durchaus kleine Dörfer bilden konnten. Doch dazu später mehr. Kreaturen haben in Star Wars noch nie eine größere Rolle eingenommen; aus diesem Grund ist das zweite Kapitel mit ca. 20 Statblöcken auch das kürzeste des Buches.
Beim ersten Durchblättern der Kreaturen fragte ich mich, wer sich denn diese Wesen ausgedacht hatte. Nur wenige kamen mir spontan (aus den Filmen) bekannt vor. Vor allem der Kintan Strider erschien mir in einem D&D-Monster Manual besser aufgehoben zu sein als in TotG. Eine kurze Recherche in einschlägigen Star Wars Wikis zeigte mir jedoch, dass jede Kreatur in irgendeinem der Filme, Computerspiele, Romane oder Comics auftauchte oder erwähnt wurde.
Die Statblöcke sind wie in Kapitel Eins aufgebaut: Neben einem kurzen Text findet sich eine Beschreibung der Art und Weise, wie man diesem Wesen begegnen kann. Bei manchen Kreaturen gibt es noch erweiterte Beschreibungen zu bestimmten Unterarten.
Der einzige Knackpunkt in diesem Kapitel waren für mich die sog. „Dathomiri Rancors“. Laut TotG verfügt diese Rancorart über genügend Intelligenz um eigene kleine Dörfer zu errichten, Gemeinschaften zu errichten und einfache Werkzeuge herzustellen. Außerdem sprechen sie „Paecian“. Weiterhin dienen diese Rancors oftmals als Beschützer, Reittiere oder Begleiter für die Dathomiri-Hexen.
Meine Recherchen ergaben, dass diese Rancorart ebenfalls in irgendwelchem Star Wars Publikationen auftauchen oder erwähnt haben. Nichtsdestotrotz wirken „intelligente“ Rancors auf mich einfach abwegig und so werde ich die Dathomiri Rancors wohl geflissentlich ignorieren.
Chapter III: Droids Das letzte Kapitel von TotG ist eine Ansammlung von Droiden. Die Intro-Seite klärt den Leser darüber auf, dass auch hier einige Droiden nicht für bestimmte Zwecke beschrieben sind bzw. nur generische Namen haben, damit der SL sie möglichst schnell und einfach für seine Zwecke ändern oder übernehmen kann. Wie bei den Kreaturen suchte ich einige davon im Internet und fand jeden gesuchten mit irgendeiner Referenz zu einem Star Wars Produkt. So beinhaltet dieses Kapitel jede Art von Droiden. Ob vom Artillery Droid über den Battle Droid bis hin zum Worker Droid, ist alles zu finden. Im Grunde stellt dieses Kapitel eine Erweiterung der Droiden-Sektion des Core Rulebooks dar. Einige der Droiden sind ebenfalls als Spielercharaktere möglich.
Artwork: Das Artwork von TotG setzt sich, wie bei den vorherigen SAGA-Werken, aus Bildern der Filme, sowie aus Zeichnungen von Künstlern zusammen. Durch das Core-Rulebook hat man sich mittlerweile an diese schräge Artwork-Kombination gewöhnt, doch können leider nicht alle Bilder überzeugen. Besonders die gezeichneten Bilder sind betroffen: Einige können das Geschriebene nicht unterstreichen und sind schlichtweg hässlich oder unpassend für Star Wars. Genauso bleibt der Grund für das Fehlen eines Bildes für die „Chistori“ im Unklaren. Bei den Bildern aus den Filmen gibt es lediglich ein absolut schreckliches Exemplar, welches einen trandoshianischen Kopfgeldjäger mit irgendeinem Droiden zeigt. Man kann schon fast den Gummi des Kostüms riechen, das der Darsteller hier wohl getragen hat. Hier hätte man wohl ohne Probleme auch noch andere Bilder von Kopfgeldjägern finden können. Ansonsten sind die Bilder gut gewählt.
Fazit: Star Wars – Threats of the Galaxy kann man ohne Zweifel das Monster Manual von Star Wars nennen. Es ist nicht mehr, als eine Ansammlung von Stat-Blöcken. Außer ein paar neuen Gegenständen/Talenten/Rassen findet man keinen neuen Crunch oder Regeln zum Erstellen und Ändern von Kreaturen, Droiden oder Charakteren. Die drei Kapitel decken so ziemlich alles ab, was ein Spielleiter für seine Star-Wars-Abenteuer jemals brauchen wird. Die generischen Charaktere bieten den Spielleitern grobe Formen an, aus denen mit ein wenig Arbeit die gewünschten NSC/Gegner geformt werden können. Die Persönlichkeiten, sowie alle Droiden und Kreaturen sind ready-to-play und können direkt aus dem Buch bespielt werden. Die Beschreibungen geben immer einen groben Überblick und mit den Encounter-Beschreibungen dürfte der Spielleiter keine Probleme haben, interessante Begegnungen zu erstellen.
Auffällig ist, dass, obwohl General Grievous auf dem tollen Cover zu sehen ist, er nicht im Buch vertreten ist (da er schon im Core Rulebook auftaucht). Für mich ein wenig so, wie bei Filmszenen aus einem Filmtrailer, die später nicht im Film zu sehen sind. Hier hätte man evtl. einen Charakter auf das Cover setzen sollen, der auch im Buch zu finden ist. Kleinere Unstimmigkeiten entstehen durch die „intelligenten“ Rancors und dem fehlenden Bild für das neue Volk. Die Einleitung bringt für erfahrene Spielleiter nichts Neues und ist daher ohne großen Wert. Das Drumherum des Buches ist überaus zufrieden stellend. Neben dem tollen Cover besitzt TotG einen äußerst stabilen Einschlag und die Seiten sind dick genug.
Alles in allem ist Star Wars – Threats of the Galaxy ein Buch für die faulen Spielleiter. Es gibt alle wichtigen Werte an, die man jemals brauchen könnte und bringt Werte für einige bekannte EU Charaktere. Ein SL mit Kreativität und genügend Zeit hat dieses Buch jedoch nicht nötig.
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