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Sembia 4 - Erbin der Prophezeiung
Bewertung:
(2.5)
Von: Mario Schmiedel
Alias: Thalas
Am: 01.08.2008
Autor:Lisa Smedman
Übersetzer:Daniel Schumacher
Typ:Roman
System:D&D basierend
Setting:Vergessene Reiche / Forgotten Realms
VerlagFeder und Schwert
ISBN/ASIN:978-3867620291
Inhalt:378 Seiten, Softcover
Sprache:Deutsch

Erbin der Prophezeiung

Einleitung

Erbin der Prophezeiung (engl. Heirs of Prophecy) ist eigentlich das 5. Buch der Sembia-Serie (englischer Untertitel: Gateway to the Realms) und erschien erstmals im Juni 2002. Im Deutschen wurde das erste Buch der Reihe – die so genannte Anthology – aus der Reihe weggekürzt und direkt mit Band 2 begonnen. Somit ist der vorliegende Band eigentlich der fünfte Band der Sembia-Reihe.

 

Aufmachung

Erbin der Prophezeiung ist ein stabil gebundenes, 378 Seiten umfassendes Taschenbuch aus dem Hause Feder & Schwert. Wie bei bisher jedem Band der Serie enthält das Buch eine Karte der Region, in der die Ereignisse stattfinden. Auch befindet sich in diesem Band zu Beginn des ersten Kapitels das gewohnte schwarz-weiß Portrait des Protagonisten – in diesem Falle Larajin. Das Cover dieses Bandes wurde wie die anderen Cover dieser neu aufgelegten Version der Serie ebenfalls von Raymond Swanland gezeichnet. Es zeigt Larajin, wie sie einen kristallinen Berghang empor klettert. Die Qualität dieses Bildes ist wie das der anderen Bilder einfach nur als genial bis traumhaft zu bezeichnen. Rechts in der Rezi-Box, findet ihr einen Link zur Homepage des Künstlers.

 

Inhalt

Die Geschichte des Buches ist so simpel gestrickt, dass es am effektivsten ist, die Inhaltsangabe des Buchrückens abzutippen. Das reicht vollkommen aus, um zu wissen, was in diesem Buch geschieht. Weitere Einblicke in die Story werden im Fazit ersichtlich.

 

Larajin glaubt, ihr einziges Geheimnis sei ans Licht gekommen.

Doch warum sollte die Magd in einem Haushalt, in dem jeder mehr als ein Geheimnis hat, eine Ausnahme darstellen?

Larajin, die uneheliche Tochter Thamalon Uskevrens, ist eine Halb-Elfe. Im Norden Sembias verbirgt der Wald Cormanthor eine Gemeinschaft von Wildelfen, deren Angriffe den Handel gefährden und den Herrschern Sembias eine Entschuldigung liefern, Krieg zu führen. Plötzlich findet Larajin sich in eine erbitterte Auseinandersetzung zwischen Menschen und Elfen verstrickt. Um sowohl Sembia als auch den Talländern den Frieden zu bringen, muss sie sich einem Zwillingsbruder stellen, von dessen Existenz sie bisher nichts wusste, und einen Halbbruder retten, dessen Schicksal an einem seidenen Faden hängt.

 

Übersetzung

Die Übersetzung des vorliegenden Buches ist auf jeden Fall wieder einmal sehr gut gelungen und der Text lässt sich sehr flüssig lesen. Auch sind mir kaum Fehler aufgefallen, was auf ein gutes Lektorat zurückzuführen ist. Alles in allem ist auch diesem Roman eine wirklich gute Übertragung ins Deutsche widerfahren. Feder & Schwert bringt nun seit geraumer Zeit hochqualitative Übersetzungen auf den Markt, was hier wieder einmal unter Beweis gestellt wird.

 

Fazit

Zu Beginn gleich etwas Gutes über das Buch: Lisa Smedmans Vorstellung der Welt und erzählerische Darstellung ist sehr gelungen. Sie versteht es ausgezeichnet, einer Region der Reiche Leben einzuhauchen; wie sie es bei der bisher vernachlässigten Region Vilhorngriff (Villhon Reach) in der Romantrilogie „House of Serpents“ schon einmal sehr gekonnt unter Beweis gestellt hat. In „Erbin der Prophezeiung“ zeichnet sie dem Leser ein ziemlich lebendiges Bild von Cormanthors Wäldern und deren Bewohnern, den Waldelfen, die in dem ehemaligem Elfenkönigreich noch verblieben sind (das Buch spielt vor der „The Last Mythal“ Trilogy“, in der die Elfen Myth Drannor für sich zurück erobern).

 

Das Buch kommt mit sehr wenigen Kampfszenen und Blutvergießen aus - und diese fehlen an keiner Stelle. Smedman beschreitet Wege, die auch Mal ohne Schwert und Magie auskommen. Sehr gut! Die enthaltenen Kampfszenen werden von der Autorin wiederum sehr unterhaltsam beschrieben. Dabei kommt nie Langeweile auf und man wird nicht in Versuchung geführt, etliche Seiten vorzublättern.

 

Alle Realmslore und Elfen Fans der Reiche dürfen sich dahingehend freuen, dass der alte Konflikt der Elfen Cormanthors und der Bewohner Sembias in diesem Roman den erzählerischen Rahmen der Geschichte bildet. Der unnachgiebige Drang der Nation nach Landgewinnung für die (volks-)wirtschaftlichen sowie persönlichen Interessen, die schon zu Zeiten der zweiten Edition von D&D als ein Markenzeichen Sembias waren, wird hier aufgegriffen.

Dieser Konflikt im Norden des Landes mit den Elfen der Region der Verstrickten Bäume wird hier vermischt mit der Geschichte um den Charakter der Halbelfin Larajin.

 

All dies ist jedoch nur selten für den Leser unterhaltsam widergegeben. Und jetzt kommen wir zum schlechten Teil: Die Charaktere in diesem Roman sind leider nicht so schillernd wie Smedmans deskriptive Ausführungen der Welt. Kommen Leifander und der Bösewicht Drakkar noch gut weg, so befürchtet man fast, die Autorin hatte keine rechte Lust dieses Buch zu schreiben. Selbst die Protagonistin Larajin wirkt den ganzen Roman über ziemlich blass und fast scheint es so, als wenn sie nur durch ihre Kochkünste an Farbe und Tiefe gewinnt.

 

Dabei soll dem Roman jedoch nicht zur Last gelegt werden, dass der Charakter Larajins keinen übertriebenen Hintergrund besitzt wie Protagonisten anderer Teile dieser Serie ihn für sich beanspruchen (z.B. Assassine und Auserwählter eines Gottes, Werwolf, mächtige Magierin etc.). Im Grunde finde ich die Entscheidung seitens der Autorin sehr gut und abwechslungsreich im epischen Kampf der anderen Roman-Helden. Doch dieser Schuss ist hier nach hinten los gegangen. Nimmt man einer Geschichte mit schwachem Plot seinen extravaganten Hauptdarsteller, benötigt es etwas anderes, um zu glänzen. Und diesen Glanz hat die Autorin hier nicht heraufbeschwören können.

 

Wo wir gerade bei schwachem Plot sind: Dieser Roman besteht – wie leider so viele andere D&D-Romane auch – aus typischen Rollenspiel Abenteuerelementen: „Gehe dort hin, entdecke dies, geh irgendwo anders hin und treffe jemanden, tue etwas und geh wieder irgendwo anders hin.“ Dazu noch eine Prophezeiung, ein verlorenes Familienmitglied, ein sich anbahnender kriegerischer Konflikt; alles was es schon eine Millionen Male vorher gegeben hat und dem Leser nichts Neues darbringt.

 

Ein weiterer Punkt, an dem die Autorin meiner Meinung nach gescheitert ist, ist die Darstellung des dualen priesterlichen Glaubens Larajins an zwei Gottheiten: Sune Feuerhaar und Halani Celanil. Auf der einen Seite ist die Idee der bildlichen Darstellung dieses Handlungsstranges wunderbar gewählt, um die innere Auseinandersetzung der Abstammung darzustellen und Larajins Suche nach einer friedlichen Koexistenz zu beschreiben. Auf der anderen Seite wird durch diesen Handlungsstrang dem Leser jedoch zu viel vorweg genommen und er verliert sich ziemlich schnell in dieser Thematik, ohne auf den eigentlichen Hauptplot achten zu können, der große Phasen lang nur im Hintergrund agiert und plötzlich mit der letzten Seite beendet ist. Und man fragt sich, ob man sich nun wirklich als Leser nur mit heilen und kochen auseinander gesetzt hat. Fast so wie in einem Rosamunde Pilcher Roman. Alice Salomon hätte es weniger gefreut.

 

Da ich jedoch ich ein großer Realmslore-Elfen-Fan bin und schon seit Kindheitstagen auch ein Faible für einfach gestrickte Ohoo-Ahaa-Plots hege und mich auch solche familiären unepischen Geschichten durchaus begeistern können (He-Man trifft das erste Mal auf seine Zwillingsschwester She-Ra), gebe ich dem Buch – trotz seiner vielen Schwächen – noch ziemlich wohlwollend eine 2,5.