Links zur Rezension Mein Name ist Jack Bauer...Als „24“ Anfang des Jahrtausends erstmalig im TV lief, lieferte diese Serie nicht nur ein neues und interessantes Konzept, sondern hatte auch auf der ganzen Welt einen enormen kommerziellen Erfolg. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch hier andere Sparten ihren Teil vom Kuchen abhaben wollen und so gibt es eben auch eine Comicserie zu „24“, deren drei erste Einzelhefte in den vorliegenden Sammelband Einzug erhalten haben. Die Stories wurden allerdings nicht in der Serie an sich veröffentlicht und füllen damit einige Lücken, die in der TV-Show offen blieben.
Inhalt:„Die letzte Kugel“ spielt ganze 18 Monate vor Beginn der ersten Staffel und zeigt Bauers ersten Tag bei der CTU. Bauer muss eine ehemalige irische Terroristin beschützen, die übergelaufen ist und auspacken will. Natürlich sind ihre ehemaligen IRA-Freunde darüber nicht sehr erfreut und trachten ihr nach dem Leben. In dieser Episode wird klar, dass Nina Meyer schon zu dieser Zeit als Maulwurf in der CTU fungiert.
„Mitternachtssonne“ spielt später. Bauer hat sich in als Undercover-Agent in eine Ökoterroristengruppe eingeschleust, die ein neu entdecktes Ölfeld in Alaska sabotieren will. Bauer arbeitet hier bereits mit Chase zusammen und es entwickelt sich ein heikles Versteck- und Vertrauensspiel innerhalb der terroristischen Gruppe.
„Stufen“ bietet letztendlich einen Einblick in Bauers Undercoverzeit bei den Salazars, von der in der Serie nur gesprochen wird und während der Bauer drogenabhängig wird. Im Auftrag der Salazars reist Bauer nach L.A., wo er in einem Hotel einen Kontaktmann treffen soll. Unglücklicherweise nehmen gerade tschetschenische Terroristen das Hotel in Beschlag und den Außenminister, der dort gerade residiert, als Geisel. Die Ereignisse hier führen letztendlich zu den Ereignissen in Staffel 3.
Qualität, Stil & Übersetzung:Von der Art und Weise der Erzählung und dem Spannungsgehalt sind alle drei Stories aus den Federn von J.C.Vaughn und Mark L. Haynes schon recht okay geworden. Allerdings will das tolle „24“-Flair, welches in der Serie stets deutlich spürbar ist, nicht so richtig aufkommen. Auch das eigentliche „24“-Konzept kommt nur in der ersten Geschichte - „Die letzte Kugel“ - ein wenig zur Geltung, denn nur diese Geschichte wird im Echtzeitformat dargestellt, wobei etwa zwei Seiten zirka eine Stunde bedeuten. Das ist in diesem Fall natürlich gut und hebt den Eindruck. Dieser fällt dann aber wieder, da das Konzept in den anderen beiden Stories eben nicht fortgeführt wird. Die Plots sind okay und passen eigentlich ganz gut in das „24“-Konzept. In der Tat wäre „Mitternachtssonne“ ein passender Plot für eine ganze Staffel gewesen und hätte wohl in der Serie für ein wenig mehr Abwechslung gesorgt. Auch „Die letzte Kugel“ passt ganz gut und macht Spaß. Die Geschichte um den Undercovereinsatz bei den Salazars hingegen hinkt an vielen Ecken und Kanten. Allein der enorme Zufall, dass Bauer beim Treffen eines Kontaktmannes in eine Geiselnahme der Tschetschenen mitten in L.A. läuft, ist schon recht seltsam und wirkt aufgesetzt. Was bei allen drei Geschichten auffällt sind die oftmals sehr schwachen und vor allem flachen Dialoge, bei denen sich der Leser schon fragt, was die Autoren dort geritten hat.
Kommen wir zum Stil oder besser den Stilen, denn während „Die letzte Kugel“ und „Mitternachtssonne“ von Renato Guedes gezeichnet wurden, stammt „Stufen“ aus der Feder von Manny Clark. Und genau das ist auch der Knackpunkt. Renato Guedes Stil passt eigentlich ganz gut und weist einen sehr klassischen Touch auf. Sauber und detailliert gezeichnet und passend koloriert, weiß Guedes die Skripte der Autoren durchaus umzusetzen. Ein klassischer Comic eben. Der Stil von Clark hingegen ist einfach vollkommen unpassend und erinnert dazu noch enorm an Photoshop-Arbeiten. Die Artworks sehen mehr aus wie Gemälde denn wie Zeichnungen und wirken so, als ob sie aus der Serie kopiert wurden und dann etwas verändert und mit ein paar Malfiltern belegt in Photoshop erzeugt worden sind. Wahrscheinlich ist genau das auch der Fall. Dabei ist diese Technik allein noch nicht mal schlimm, aber sie ist an vielen und offensichtlichen Stellen auch noch amateurhaft umgesetzt und kann dadurch absolut nicht überzeugen.
Die Übersetzung ist okay und verständlich. Die Frage bleibt offen, ob die besagten schwachen Dialoge aufgrund der Übersetzung entstanden sind oder schon in der amerikanischen Vorlage präsent waren. Ersteres wäre schade. Das Lektorat ist ebenfalls gut, denn Fehler sind nicht aufgefallen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Cross-Cult Comics, die ich in den letzten Tagen in den Händen hatte, kommt „24“ im US-Comicformat. Auch dieser Sammelband bietet ein schmuckes Hardcover, welches in seiner Gesamtheit mit höchster Qualität glänzen kann. Hier gibt es wirklich nichts zu bemängeln.
Fazit:Der „24“-Comic konnte mich absolut nicht überzeugen. Zwar waren die Geschichten an sich ganz okay, wobei die ersten Beiden deutlich die Nase vorn hatten, jedoch konnten weder die zahlreichen schwachen Dialoge, noch das Artwork der dritten Geschichte „Stufen“ überzeugen. Zwar ist es interessant zu sehen, was vor und zwischen den Staffeln von „24“ passiert ist, aber durch die mittelmäßige und teilweise lieblose Umsetzung – bis auf eine Geschichte gibt es das beliebte „24“-Echtzeitkonzept in diesem Comic nicht – kann die Graphic Novel nicht über den Durchschnitt hinausreichen. Schade, denn von der Idee her sind die gezeigten Ansätze gar nicht so verkehrt. Vor allem geht aber das Artwork der dritten Geschichte gar nicht, denn es wirkt teilweise wie amateurhaftes Photoshopartwork. Hingegen sind die Illustrationen der ersten beiden Geschichten wirklich schick und zweifellos das Beste an dem vorliegenden Band. Absolute „24“-Fans können einen oder auch zwei Blicke riskieren, aber alle anderen sollten eher die Finger von diesem graphischen Roman lassen und sich andere Sachen von Cross-Cult näher ansehen. Wirkliches „24“-Feeling kommt in diesem Comic leider nicht auf. Schade, denn die optische Aufmachung und die Qualität des deutschen Bandes können sich wirklich sehen lassen, aber leider ist das nicht alles was ein Comic ausmacht.
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