Links zur Rezension Einführung:Acquire ist mir noch aus meiner Kindheit ein Begriff. Mein älterer Bruder hatte eine Reihe von Spielen der Firma 3M, die aussahen wie große, dicke Bücher. Man konnte diese Boxen wie ein Buch ins Regal stellen. Tatsächlich waren es aber Schachteln, in denen sich einige außergewöhnliche Brettspiele versteckten. Meine Favoriten waren Feudal, Twixt und eben Acquire. Während einer Partie von Acquire schlüpft jeder Spieler in die Haut eines Immobilien-Maklers, der selber noch am Aktienmarkt tätig ist. Es geht im Spiel darum, durch geschicktes Platzieren seiner Spielsteine Hotelketten zu gründen, diese zu erweitern und letztlich Fusionen herbeizuführen. An diesen Fusionen verdient ein cleverer Händler entsprechend der Aktien-Anteile, die er an den Ketten hält, durch Gewinnauszahlungen. Ziel des Spieles ist es am Ende, wenn alle Hotelketten sicher sind, in der Endabrechung das meiste Geld zu haben. Ein Spiel wie aus dem richtigen Leben, möchte man meinen ... Die Karten in der 3M-Version, die die Anteile an den Hotelketten darstellten, waren sehr liebvoll gestaltet, die Hotelnamen klangvoll gewählt. Ich habe Acquire immer gerne gespielt, schon weil die Regeln sehr einfach gehalten waren. Doch mein Bruder hat die 3M-Spiele irgendwann mitgenommen und da weder Feudal, Twixt noch Acquire von anderen Verlagen neu aufgelegt wurden, habe ich sie seit vielen Jahren nicht gespielt. Daher habe ich mich sehr gefreut, als ich gesehen habe, dass von Avalon Hill eine Neuauflage dieses Klassikers veröffentlicht wurde. Mit großen Erwartungen habe ich mir eine der neuen Boxen angesehen. Optik und Materialqualität:Das Spiel kommt in einer schlichten, stabilen Pappbox, die einen ebenso schlichten Acquire-Schriftzug trägt und ein Hotelgebäude in roten Farbtönen zeigt.
Ähnlich wie bei der Jubiläums-Ausgabe des Diplomacy-Brettspiels aus dem gleichen Verlag (siehe die Rezension hier im Gate) enttäuscht leider auch in diesem Fall die Ausstattung des Spiels. Neben einem großen, stabilen Spielplan, der schachbrettartig aufgebaut ist (die Felder sind markiert von 1A bis 12A, 1A bis 1I), finden sich keine hochwertigen Holzspielsteine oder wenigstens Plastikmarker und Halte-Bänkchen für die Spielsteine in der Schachtel. Alles ist aus Pappe, Bänkchen, an die ich mich erinnerte, gibt es gar nicht. Wenigstens sind die Spielsteine, die durch ihren Aufdruck genau einem Feld auf dem Spielfeld zugeordnet werden, auf stabile Pappe gedruckt. Die Marker sind einfach grau mit schwarzem Aufdruck. Sie sind praktikabel, aber dennoch enttäuschend. Die Anteilskarten für die einzelnen Hotelketten sind kleinformatiger als die der früheren 3M-Ausgabe und die Illustrationen zwar ordentlich, aber nicht so liebevoll, wie ich sie mir erhofft hatte. Das enthaltene Spielgeld ist auf dünnstes Papier gedruckt und macht leider keinen sehr haltbaren Eindruck. Die Qualität des Spielmaterials, nicht aber des Spielbrettes, enttäuschte mich ein wenig.
Ein ca. A4-großes, sechsseitiges Regelheft rundet den Inhalt ab. Dieses wiederum macht einen ordentlichen Eindruck. Das Regelheft (welches es wie gewohnt online zum kostenfreien Download auf der Verlagshomepage gibt) stellt die sehr einfachen Regeln des Spieles schnell und gut auf nur 5 Seiten vor. Anhand einiger Beispiele werden viele aufkommende Fragen beantwortet, ehe sie im Spiel als Problem auftauchen. Das ist eine Besonderheit, die ich an älteren Brettspielen sehr schätze. Damals gelang es Autoren oftmals mit einfachsten Regelungen sehr spannende und gut spielbare Brettspiele zu kreieren. Am Regelheft angehängt finden sich – zum Ausreißen an einer Perforationslinie – noch sechs Acquire Reference Charts, also Tabellen, auf denen die Wertigkeiten der einzelnen Hotelketten abgelesen werden und mit deren Hilfe die Gewinnausschüttungen bei Fusionen an den Manager berechnet werden können. Hier wäre sicherlich eine Lösung mit stabileren Papptafeln wünschenswert gewesen, da diese Tabellen ständig in den Händen gehalten werden und damit ähnlichen Belastungen ausgesetzt werden wie auch das Spielgeld. Sich frühzeitig die eine oder andere Kopie von den Tabellen anzufertigen, halte ich für empfehlenswert. Der Spielablauf:Man kann Acquire mit einer Anzahl zwischen 3-6 Spielern spielen. Wie so oft ist es am angenehmsten, wenn man mit einer Anzahl zwischen den angegebenen Extremen spielt. Partien mit 4, aber auch 5 Spielern machten uns am meisten Spaß.
Acquire ist ein einfach zu spielendes Spiel, was man am angenehm dünnen Regelteil merkt. Dennoch ist es ausgeklügelt und anspruchsvoll genug, um viele Stunden Spielspaß zu erzeugen.
Jeder Spieler erhält ein Grundkapital aus der Bank sowie sechs Spielsteine, die er sich ansehen, aber vor den anderen Spielern versteckt halten darf.
Zu Beginn des Spiels zieht jeder Spieler einen Spielstein und platziert diesen auf dem Spielbrett. Wer dabei der A-Reihe oder bei Gleichstand dem 1A-Feld am nächsten kommt, beginnt. Die Spielsteine bleiben auf dem Brett.
Ein Zug besteht immer aus drei Teilen: 1. Das Ausspielen eines Spielsteines, was zur Gründung einer Hotelkette, der Erweiterung einer Hotelkette oder sogar zur Fusion zweier Hotelketten führen kann. Eine Hotelkette wird gegründet, wenn der ausgespielte Spielstein neben mindestens einem unbenutzten Spielstein liegt. Dann kann der Spieler, der den Stein gespielt hat, eine Hotelkette gründen. Dazu nimmt er den Startstein vom Rand des Spielplanes von den Ketten, die noch nicht im Spiel sind. Als Belohnung bekommt er einen Gründerbonus in Form von einer kostenlosen Aktie des betreffenden Hotels. Wird ein Spielstein so gelegt, dass er an einer bereits bestehenden Kette anliegt, vergrößert er damit diese Kette und den Wert einer jeden Aktie der Kette! Verbindet ein gespielter Stein jedoch zwei bereits existierende Ketten, fusionieren diese! Die größere schluckt die kleinere. Die Aktien-Halter der unterlegenen Kette werden ausgezahlt. Den Wert berechnet man anhand der Größe der Kette, deren Prestige (manche Ketten sind teuerer als andere) und der Anzahl der Aktien, die die Händler an der aufgekauften Kette haben. Denkbar ist es aber auch, dass der ausgespielte Spielstein auf einem Feld landet, wo er keinen Anschluss an andere Steine hat. Dann endet dieses Zugsegment ohne weitere Aktionen.
2. Dem Ankaufen von maximal drei Aktien-Karten. Der Manager, der am Zug ist, kann nun bis zu drei Aktien von Hotelketten, die bereits im Spiel sind, kaufen, so er dazu genug Geld besitzt.
3. Dem Ziehen eines neuen Spielsteines. Man hat also vor und nach einem Zug immer 6 Spielsteine auf der Hand.
Dann ist im Uhrzeigersinn der nächste Spieler an der Reihe. Das Spiel wird fortgesetzt, bis keine legalen Züge mehr möglich sind, also kein Spielstein mehr gelegt werden kann. Dies kann der Fall sein, wenn alle Ketten auf dem Brett sicher vor fremder Übernahme geworden sind. Das ist ab einer Größe von 11 Spielsteinen der Fall. Ist dies der Fall oder ein anderer spielbeendender Grund eingetreten, kommt es zur Endabrechung: Alle Aktienpakete werden entsprechend dem aktuellen Wert verkauft, die Summe zum Bargeld addiert, welches noch vorhanden ist. Wer das meiste Geld sein Eigen nennt, gewinnt die Partie.
Fazit:Acquire ist ein nettes Spiel. Es ist mit wenigen Teilnehmern, wenn sie denn wissen, was sie tun, halbwegs kurzweilig und schnell zu verstehen, auch wenn man neu am Tisch ist. Die Ausstattung hätte ich mir jedoch üppiger gewünscht. Spielsteine aus Holz oder Plastik, Bänkchen, um seine Kartenteile abstellen zu können, ein wenig mehr Farbe bei den Spielsteinen und die Verwendung von dickerem Papier für das Spielgeld hätten den Spielspaß und auch die Haltbarkeit der Materialien deutlich erhöht. Aber auch so ist bei halbwegs sachgemäßer Behandlung der Spielmaterialien viel Spaß mit dem Spiel zu haben. Acquire ist nicht annähernd so komplex wie Monopoly, bietet aber ehrgeizigen Managern ebenso viele Entfaltungsmöglichkeiten. Mir hat die Wiederentdeckung von Acquire viel Freude bereitet und ich kann Freunden eines gepflegten Brettspiels zu einem Kauf raten, wenn sie auf eine Neuauflage des Spieles gewartet haben oder aber ein nettes Gesellschaftsspiel suchen, welches ohne aufwendiges Regelstudium schnell spielbar ist. Allerdings ist die Ausstattung ungewöhnlich „billig“ gehalten für ein US-amerikanisches Spiel und die Anleitung sowie die Materialien sind natürlich komplett in englischer Sprache. Aufgrund des hohen Spielspaßes bei den Probespielen und der Nostalgie-Gefühle bewerte ich das Spiel trotz Abzügen für nicht optimales Material mit guten 3,5 Punkten. |
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