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Loveless 1 - Blutrache
Bewertung:
(4.0)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 19.10.2008
Autor:Brian Azzarello, Marcelo Frusin, Patricia Mulvihill, Ram
Übersetzer:Bernd Kronsbein
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Western / Amerikanische Nachbürgerkriegszeit
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86607-621-1
Inhalt:132 Seiten, Softcover, Sammelband, beinhaltet US-Originalausgaben #1-5
Preis:14,95 €
Sprache:Deutsch

Blutrache

Inhalt:

Wes Cutter ist ein Outlaw, ein gesuchter Mann. Cutter läuft vor seiner blutigen Vergangenheit davon - vor den Schrecken des Bürgerkriegs, dem mörderischen Aufenthalt in einem Gefangenenlager der Union und den grausamen Auswirkungen des Wiederaufbaus. Während seiner Abwesenheit wurde seine Frau Ruth von einem Trupp Soldaten geschändet. Als er nun in seine Stadt zurückkehrt, sucht er nicht nur seine Frau, sondern auch Vergeltung. Dabei gerät er schnell mit den Soldaten und dem Gouverneur aneinander, die für „Frieden“ sorgen sollen und damit ihre ganz eigenen Probleme haben. Die Einheimischen - ihres Zeichens Südstaatler - begegnet den Soldaten mit blankem Hass und das die Farbigen nun befreit sind, steht zwar auf dem Papier, aber ihre ehemaligen „Herren“ sehen das natürlich noch ganz anders. Doch Cutter erhält ein überraschendes Angebot der Yankees, während Ruth und er unerkannt ihre Rache vollführen…

 

Schreibstil & Artwork:

„Loveless“ ist mal was ganz anderes. Ein Western-Comic und davon gibt es gerade aus amerikanischen Landen nicht allzu viele. Dabei verschönt der Autor Mike Azzarello (100 Bullets) die Geschichte, um seinen brutalen und gleichzeitig charismatischen Outlaw, keineswegs, sondern zeigt das Nachbürgerkriegsszenario von seiner unschönen, aber wahrscheinlich ehrlichen Seite. „Loveless“ ist gewalttätig und blutig und das in jederlei Hinsicht. „Loveless“ hat aber auch was mit Emotionen und vor allem dem Drang nach einem friedvollen Leben zu tun. Dabei ist die Story durchaus spannend erzählt und birgt eine Menge überraschender Ereignisse. Ganz klar ist Cutter der Held - oder auch Antiheld - der Story und steht im immer irgendwie Rampenlicht. Er hat diese Art von coolem Outlaw, die man vor allem aus den Italo-Western kennt. Aber auch wenn er nach außen hin steinhart wirkt, ist sein Innerstes aufgewühlt, ja nahezu zerrissen. Das dies nicht ohne Grund so ist, wird durch geschickt und gezielt platzierte Flashbacks gezeigt, die immer wieder zurückliegende Ereigisse schildern, manchmal auch parallel zur Gegenwart (der Story).

Erfrischend ist auch - und das geht in Einklang mit der unverblümten Erzählweise - das es keinen überschäumenden Patriotismus gibt, wie man ihn aus vielen Westernfilmen kennt.

Optisch präsentiert wird die Story von Marcelo Frusin in Zusammenarbeit mit der Koloristin Patricia Mulvihill, die gemeinsam eine erstklassige Arbeit abliefern und dem Szenario glaubhaft Leben einhauchen. Die Ausstattung, Bekleidung und selbst die Gestiken der Personen sehen genauso aus, wie man sie aus dieser Zeit aus diversen Westernfilmen kennt. Auch Frusin zeigt seine Artworks ungeschönt, brutal und echt. Sein Stil ist dabei als eher spartanisch zu bezeichnen, aber genau das ist es, was die Optik von „Loveless“ ausmacht. Klare Linien, düstere Farben und vor allem das Spiel mit Licht und Schatten, sorgen hier für eine bedrückende Stimmung.

 

Qualität & Übersetzung:

Die Übersetzung ist gewohnt gut und der Comic lässt sich durchgehend flüssig lesen. Der deutsche Band beinhaltet die amerikanischen Originalausgaben #1-5 inklusive der tollen Cover-Artworks, die enorm gut aussehen. Für 14,95 Euro bekommt man 132 Seiten im Softcovereinband.

 

Fazit:

Ich mag „Loveless“, denn der Comic ist mal eine erfrischend andere Sache, denn Westerncomics sind eher selten, vor allem mit einer so ungeschönten und brutalen Darstellung wie sie der vorliegende Band zeigt. Die Story ist ein, an Bonnie & Clyde angelehnter Rachefeldzug, der in den Nachwehen des amerikanischen Bürgerkrieges spielt. Aber der Plot beschränkt sich nicht nur auf stupides Töten, sondern setzt sich auch mit der brutalen Realität der Situation auseinander, die nach dem Krieg in den Südstaaten geherrscht hat. Geradezu greifbar ist dabei die Resignation der Besiegten, aber auch die Ohnmacht der Siegerstaaten, deren Soldaten nun für Frieden im Süden sorgen sollen. „Loveless“ ist optisch bildgewaltig und glaubwürdig umgesetzt, auch wenn der Stil des Zeichners sich eher nach dem Motto „weniger ist mehr“ richtet. Das passt hier aber sehr gut und die tolle Farbgebung tut ihr übriges.

Wer harte, brutale Westerngeschichten mag, der sollte sich dieses Werk ansehen, denn „Loveless“ ist ein wirklich schöner, wenn auch ungeschönter, graphischer Roman. Schade nur, dass diese Serie in den USA bereits eingestellt wurde - aber der vorliegende Band bietet sowieso eine abgeschlossene Geschichte.