Links zur Rezension InhaltDies ist das Romandebüt von Joe Abercrombie. Mittlerweile sind als Folgebände noch „Feuerklingen“ und „Königsklingen“ erschienen.
Abercrombies Welt wird, zumindest was den ersten Teil betrifft, hauptsächlich von Menschen und einer anderen, primitiveren, sehr aggressiven Rasse, den Schanka bevölkert. Wobei Letztere lediglich im Norden der Welt als real angesehen werden. Der Hauptteil der Handlung spielt in der Hauptstadt der sogenannten Union. Einem menschlichen Königreich, welches den üblichen Fantasysettings sehr nahe kommt.
Die Hauptcharaktere des Buches gestalten sich recht interessant. Was vor allem aber sicher daran liegt, dass sie unterschiedlicher nicht sein können:
Der Barbar Logen mit seiner blutigen Vergangenheit, welcher aber eigentlich nur noch seine Ruhe haben möchte. Leider gerät er immer wieder in Kämpfe, die er aber dann mit äußerster Effizienz bewältigt und einfach nur sein Überleben feiert.
Der junge Stutzer Hauptmann Jezal, ein Adliger, der von einer glorreichen Zukunft in der Armee der Union träumt. Um möglichst weit in die Reihen der Mächtigen aufzusteigen, will er an einem Fechtturnier teilnehmen. Sein Charakter lässt sich mit dem üblichen Klischee beschreiben: Selbstverliebt ohne Grenzen
Eine andere Hauptperson ist der Magier Bayaz, scheinbar mehrere Jahrhunderte alt und äußerst mächtig, redet er in dem Buch sehr viel, sagt aber nie etwas.
Ein weiteres tragendes Element ist der Großinquisitor Glokta. Ein wahrer Experte auf dem Gebiet der Überredungskunst, musste er doch 2 Jahre in Gefangenschaft erfahren, was sich alles mit einem menschlichen Körper anstellen lässt.
Nun zum eigentlichen Buch (Vorsicht Spoiler) Das Buch beginnt mit einem brutalen Kampf Logens gegen mehrere Schanka, welchen er nur dadurch „gewinnen“ kann, dass er sich von einer Klippe in einen Gebirgsbach stürzt. So von seinen Kameraden getrennt, trifft er den Magierlehrling Quai und wird von ihm mehr oder weniger zu seinem Meister, dem ersten Magier Bayaz geführt. Logen erfährt nur, dass Bayaz nach ihm schickte und als ihm angeboten wird, mehr zu erfahren, lehnt er ab und möchte lieber in seeliger Unwissenheit schwelgen. Ab diesem Zeitpunkt sind die Geschicke der beiden verbunden. Ein Szenenwechsel bringt den geneigten Leser in die Hauptstadt zu Großinquisitor Glokta. Ein höchst zynischer, verzweifelter, sturer und verkrüppelter „Held“ des Buches. Im Verlauf der Geschichte erfährt man Einiges über die Vergangenheit Gloktas und wie er zum Beruf des Inquisitors gelangte. Beauftragt vom Oberhaupt der Inquisition startet Glokta einen „Ermittlungsfeldzug“ (mit vorher festgelegtem Ausgang versteht sich) gegen die Gilde der Tuchhändler. Ebenfalls in der Haupstadt trainiert Hauptmann Jezal für das große Turnier im Fechten. Anfangs noch ein klarer Außenseiter intensiviert sich sein Training so sehr, dass er zumindest eine reelle Chance auf den Sieg hat. Durch verschiedene äußere Einflüsse gelingt es ihm im Verlaufe des Trainings auch, einen anderen Blickwinkel auf sein Leben zu erhaschen. Im Finale hoffnungslos unterlegen, gelingt es ihm unwissentlich, den Kampf dank der Mithilfe von Bayaz zu gewinnen. Im weiteren Verlauf des Buches wird der Union der Krieg erklärt und Bayaz scheint mehr und mehr Netze zu spinnen, um ein dem Leser unbekanntes Ziel zu erreichen. So erfährt man nebenbei von einigen besonderen Fähigkeiten Logens oder anderen Personen, die Bayaz um und an sich bindet. So weit zur Haupthandlung. Auf die sehr interessanten Nebenhandlungen möchte ich nicht näher eingehen, um nicht zu viel zu verraten.
Stil und Qualität des BuchesÄhnlich wie George R. R. Martins Eis-und-Feuer-Saga wird hier jedem Kapitel eine eigene Hauptperson zugeordnet. Dadurch steigt natürlich die Spannung. Auch wenn natürlich nicht jedes Kapitel mit einem Cliffhanger endet, so möchte man doch immer wieder wissen, wie es weitergeht. Aber nicht nur das, Abercrombie passt seinen Stil und die Wortwahl den jeweiligen Protagonisten des Kapitels an. Wenn es um Logen geht, wird die Sprache und der Satzbau merklich einfacher, ohne ins Billige ab zu driften. Geht es um den Inquisitor, sprühen die eingefügten Gedanken des Inquisitors nur so vor Zynismus und Selbstmitleid. Durch diesen Kniff wird es nicht langweilig, weil allein das Formale variiert. Dies ist auch im Zusammenhang der Welt des Romans von Bedeutung. Alles, was man von der Welt erfährt, wird durch die Augen des jeweiligen Betrachters erzählt und auch gefärbt. Man stelle sich nur die Erfahrung eines adligen Banketts aus den Augen des Barbaren Logen und dann aus der Sicht des Hauptmanns Jezal vor. Lediglich dauert es sehr lange, bis man ein klareres Bild der Welt bekommt, da Abercrombie ausschließlich diesen Weg der Beschreibung wählt. Gerade weil dem Buch keine Karte beiliegt, bekommt der Leser nur ein recht grobes Bild der Welt präsentiert. Frei nach dem Motto: Im Norden gibt’s Nordmänner, im Süden die bösen Südländer und in der Mitte hat’s die Union. Weiter weg sind dann noch einige andere Königreiche anzuführen, finden aber nicht wirklich viel Erwähnung. Dies ist aber bei weitem kein großes Manko. Die Übersetzung ist gelungen, aber man sollte sich bewusst sein, dass in einem Buch mit einem zynischen Inquisitor, einem Barbaren und einem eitlen Pfau viel Raum für Gefluche bleibt. Schwächen beim Lektorat konnten keine festgestellt werden.
Fazit:Abercrombie hat mit Königsklingen einen klaren Auftaktsroman geschrieben. Die Personen des Romans entwickeln sich von Anfang des Buches bis Ende stetig und enthüllen das eine oder andere Geheimnis über sich selbst. Andere wiederum ziehen den Mantel des Schweigens um sich und deuten lediglich an. Die Spannung steigt von Beginn bis Ende kontinuierlich an. Aber gerade das ist ein Problem: Der Roman endet nicht wirklich. Es ist einfach nur so, dass es keine Seiten zum Lesen mehr gibt. Der Cliffhanger ist mehr als brutal. Ansonsten ist dieses Buch als leichte Fantasykost durchaus einen Blick wert. Ich persönlich habe es in unter einer Woche gelesen und fühlte mich sehr gut unterhalten und habe an einigen Stellen auch herzhaft lachen müssen. |
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