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Die Legende des Dunkelelf 1 - Der König der Orks
Bewertung:
(3.5)
Von: Mario Schmiedel
Alias: Thalas
Am: 12.12.2008
Autor:R.A. Salvatore
Übersetzer:Regina Winter
Typ:Roman
System:D&D 3.5/4.0
Setting:Vergessene Reiche/Forgotten Realms
VerlagBlanvalet / Randomhouse
ISBN/ASIN:978-3442265800
Inhalt:512 Seiten, Softcover
Sprache:Deutsch

Vorbemerkung

Der König der Orks bildet den Auftakt zur neuen Drizzt-Trilogie aus der Feder R. A. Salvatores. Nachdem im Deutschen die letzte Serie (Rückkehr des Dunkelelf) erstmals seit Jahren wieder als eine eigenständigen Serie publiziert wurde, anstatt die Romane fortlaufend in den Vergessene-Welten-Zyklus zu stecken, wird die neue Serie – in Anlehnung an die Originaltrilogie – vom Blanvalet-Verlag ebenfalls als separate Serie vermarktet. Witzigerweise trägt die aktuelle Serie den Namen „Die Legende des Dunkelelf“, was wiederum sehr verwandt mit der Bezeichnung der gesamten Drizzt-Saga im englischsprachigen Original ist („The Legend of Drizzt“). Und bisher war es (fast) immer ein Haareraufen, wenn es um die deutschen Bezeichnungen von (A)D&D-Romanserien ging.

 

Aufmachung & Übersetzung

Der Roman kommt erfreulicherweise mit dem originalen Coverumschlag der englischen Ausgabe daher. Es warten 512 Seiten auf den Leser. Die Bindung ist wie immer bei den Romanen aus dem Hause Blanvalet erstklassig. Störend wirkt sich jedoch nach wie vor für einen Kenner der Realms das alte AD&D-Logo der Forgotten Realms auf dem vorderen Buchdeckel aus.

 

Die Übersetzung sowie das Lektorat sind solide bis sehr gut. Viele Begrifflichkeiten wissen zu gefallen. Was jedoch auch an der (jahrelangen) Gewöhnung der Bezeichnungen liegt. Rechtschreib- sowie Lektoratsfehler sind mir keine aufgefallen.

 

Inhalt

Das Buch knüpft augenblicklich an die Geschehnisse des letzten Teils der Rückkehr-des-Dunkelelf-Serie an. Deshalb ist es ratsam (auch wenn es nicht unbedingt ein Muss ist), die vorherige Serie ebenfalls gelesen zu haben.

 

König Obdould (der König der Orks) campiert noch immer mit seiner Ork-Armee vor den Toren Mithrilhalles und befestigt sein ausgerufenes Orkkönigreich. Dies bildet auch schon den Hauptplot des Buches: Im Mittelpunkt stehen die Zwerge rund um König Bruenor Heldenhammers Sippe (Übersetzung in den Drizzt-Romanen; im Original „Battlehammer“ und so auch im Rollenspiel übersetzt: Kriegshammer) und deren Bemühungen, einen Burgfrieden zwischen sich und den zahlenmäßig übermächtigen Orks zu wahren. Verwoben wird der Hauptstrang der Geschichte mit kleineren Nebenfäden, wie etwa einer Intrige innerhalb der Ork-Hierarchie, dem Handlungsstrang rund um Wulfgars und Cattie-Bries Suche nach der verlorenen Ziehtochter des Barbarenkriegers sowie Bruenors Bestreben, die untergegangene Zwergenstadt Gauntlgrym zu finden. Schon in Band 1 der vorherigen Trilogie hatte sich Bruenor in den Kopf gesetzt, das alte Zwergenreich wieder zu entdecken, doch eine Gruppe von Frostriesen und ein bis dato unbekannter Ork namens Obdould Todespfeil (im englischen Original „Many Arrows“ und so auch im deutschen RPG-Material übersetzt: Vielpfeil) machten dem Unternehmen den Garaus und führten zu den aktuellen Ereignissen.

 

Drizzt und seine Freunde, des Blutvergießens müde, suchen deshalb nach einer Möglichkeit, um den nahenden Krieg zu beenden, bevor er überhaupt richtig seine Entfaltung zeigen konnte. Gemeinsam nehmen sie Verhandlungen mit den Magiern von Silbrigmond, den Dunkelelfen von Mondwald und den Orks von Todespfeil auf und entdecken auf den Reisen sogar die Ruinen einer Stadt, in der die Rassen einst offensichtlich einmal miteinander gelebt haben könnten. Doch Ruhm kann in den Augen der Orks nicht durch Frieden erreicht werden.

 

Zu guter Letzt soll noch das Einleitungskapitel des Romans erwähnt werden. Es spielt etwa 100 Jahre nach den Ereignissen, die in dem Roman abgehandelt werden. Im Zuge der neuen Edition von D&D und dem damit verbundenen Zeitsprung in den Forgotten Realms werden dem Leser einige seltsam klingende Begebenheiten zugemutet. Wer sich das Einleitungskapitel durchlesen möchte, findet dazu in der Daten-Box einen Link zur Produktseite des Romans auf Blanvalet.de.

 

 

Fazit

Während Drizzt und Bruenor in dem Roman einige Weiterentwicklungen erleben, die durchaus glaubhaft daherkommen und zu gefallen wissen, so verwirrt die neuerliche Wandlung eines Wulfgars doch schon sehr. Bisher erlebten wir ihn als ein gebeuteltes Wrack aus dem Abgrund, einen vor Selbstabscheu triefenden Alkoholiker, einen abgebrühten Helden sowie einen unsicheren Vater. Es scheint fast so, als wenn der einst so stolze Barbarenkrieger der ersten Bände der Reihe nie wiederkäme. Außerdem kann es für einen Neuleser sehr verwirrend sein, Wulfgars Intentionen sowie seinen Charakter zu verstehen, sollte er neben der vorherigen Trilogie nicht auch Band 12 des Vergessene-Reiche-Zyklus „Schattenzeit“ gelesen haben (im Original „Spine of the World“).

 

Salvatore gelingt es dennoch, die Geschichte um den Dunkelelfen und seine Freunde interessant – wenn auch nicht sonderlich innovativ – und lesenswert weiterzuspinnen. Heraus kommt die gewohnte Salvatore-Kost aus bildlich beschriebener Action und lockerem Humor, uralten Geheimnissen, die es in Salvatore-gewohnter Entdeckermanier zu entschlüsseln gilt (wir erinnern uns an die Suche nach Mithrilhalle), sowie großen Schlachten, Kriegen und Männerfreundschaften.

 

Alles in allem hat mir dieser Teil besser gefallen als der erste Band der Rückkehr-des-Dunkelelf-Serie und macht Appetit auf den Folgeroman. Besonders im Hinblick auf den Titel und somit den Inhalt des nächsten Teils, der mit „The Pirate King“ (erschienen Oktober 2008; bisher kein Erscheinungsdatum für eine deutsche Übersetzung bekannt) Drizzts weiteren Weg zu seinem 4E-Ego nach dem 100-jährigen Zeitsprung des neuen Kampagnen-Sets der Rollenspielwelt der Vergessenen Reiche beschreibt.

 

Ich gebe dem Roman eine Note von 3.5 Punkten. Drizzt-Fans können getrost noch einmal 0,5 Punkte draufschlagen.