Links zur Rezension Inhalt:Die Vereinigten Königreiche am Ende des 19. Jahrhunderts. Die mysteriöse Mina Harker erhält von Campion Bond den Auftrag, ein ganz spezielles Team aus ganz speziellen Individuen zusammenzustellen, welches für die englische Krone verdeckt arbeiten soll. Mit keinem geringeren als dem renommierten Kapitän Nemo - der eigentlich ein Staatsfeind Englands ist - und seinem Unterseeboot Nautilus, macht sie sich auf die Reise um die Welt, um die Liga der außergewöhnlichen Gentleman zusammenzustellen. Zu dieser Liga sollen keine geringeren als der legendäre Abenteurer Allan Quartermain, der berüchtigte Dr. Jekyll/Mr. Hyde, der geheimnisvolle Unsichtbare Hawly Griffin und eben die mysteriöse Mina gehören. Dabei bleiben Minas Fähigkeiten zunächst im Dunklen, aber auch ihr Charakter ist eine Legende der klassischen Literatur. Zusammen hat die Liga einen wichtigen Auftrag. Sie müssen eine gefährliche Substanz namens Cavorite finden, die, in den falschen Händen, eine echte Bedrohung für das Königreich, ja sogar die ganze Welt ist, denn mit ihr können selbst riesige Maschinen schwerelos gemacht werden…
Stil & Artwork:Die vorliegende Graphic Novel hat schon einige Jahre auf dem Buckel und war ursprünglich eine mehrteilige Einzelheftserie, was man auch deutlich an den kurzen und prägnanten Kapiteln merkt. Alan Moore gehört zweifelsohne zu den renommiertesten Autoren der weltweiten Comicszene und „Die Liga“ zeigt, warum das so ist. Moore versteht es, seine Geschichten zu erzählen und dabei den Leser in seinen Bann zu ziehen. Die Ideen sind interessant und „Die Liga“ beleuchtet altbekannte literarische Legenden mit einem ganz neuen und anderem Licht. Dabei liegt das nicht mal an der Story an sich, denn diese hat eher einen typischen „Etwas-bedroht-die-Welt-und-die-Helden-müssen-sie-retten“-Flair, was aber nicht heißen soll, dass die Story nicht spannend und ansprechend ist. Vielmehr sind die Charaktere interessant, vor allem was sie darstellen und was sie eigentlich sind. Quartermain zum Beispiel, einer der großen Abenteurer der englischen Krone, ist nicht nur ein alter Mann, sondern auch extrem drogenabhängig. Kapitän Nemo ist eigentlich Staatsfeind Nr.1 der Krone und doch eine der größten Hoffnungen. Alle haben ihren eigenen Charakter, der tiefgehend dargestellt wird und die Persönlichkeit real und glaubhaft wirken lässt. Vom zeichnerischen Standpunkt aus gesehen passt das Artwork von Kevin O’Neill recht gut zum späten 19. Jahrhundert, in dem die Geschichte spielt, auch wenn mir persönlich der Zeichenstil nicht ganz so zusagt. Der Detailgrad der Zeichnungen kann vor allem bei den großformatigen Panels als sehr hoch bezeichnet werden, aber die Mimik und Gestik der Figuren wirkt manchmal ein wenig schief. Aber wie gesagt, das ist auch immer eine Frage des persönlichen Geschmacks. Generell wirkt das Artwork auf jeden Fall passend, weil dreckig und industriell, genau wie es zu dieser viktorianischen Zeit wohl war. Die Artworks sind dabei teilweise, will heißen bei Kämpfen, recht brutal, manchmal schon zu brutal bzw. extrem, denn auch hier bestechen die Illustrationen durch einen sehr hohen Detailgrad. Was bei „Die Liga“ nett gemacht ist, ist die Tatsache, dass auch das gesamte Buch nach dem viktorianischen Zeitalter aussieht. Das fängt bereits beim Impressum an, denn hier werden die beteiligten Künstler mit einer Art Zirkuswerbung vorgestellt, passend mit witzigen, anpreisenden Sprüchen.
Abgerundet wird der Band durch einen zusätzlichen 22-seitigen graphischen Roman, bei dem es ausschließlich um Quatermain selbst geht. Hier sind die Artworks eher spärlich und gezielt eingesetzt, denn die Geschichte an sich liegt in Textform vor. Dennoch eine runde Sache, die ebenso passend optisch aufgemacht wurde, wie der Rest des üppigen Bandes.
Qualität & Übersetzung:Wie eigentlich immer gibt es an Übersetzung und auch Qualität des Buches nichts auszusetzen. Der Softcoverband ist üppig ausgestattet und wirkt in seiner Gesamtheit wie ein literarisches Werk aus der viktorianischen Zeit, in der die Geschichte eben auch spielt. Aufgelockert wird dies durch schicke Cover, einzelne zusätzliche Skizzen und Illustrationen und ähnliche Darstellungen.
Fazit:„Die Liga“ ist ein guter graphischer Roman, der eine spannende Geschichte erzählt, bei dem altbekannte Figuren der klassischen Literatur, wie Quatermain, Kapitän Nemo oder auch Dr. Jekyll/Mr. Hyde, die Protagonisten darstellen. Das Ganze zusammengewürfelt und in das späte viktorianische Zeitalter (1898 folgend) verfrachtet, ergibt ein wirklich gutes Potpourri. Alan Moore weiß eben, wie man Comicgeschichten erzählt. Auch die Artworks passen gut zur Ära und zur Geschichte, protzen vor Detailreichtum, konnten meinem persönlichen Geschmack aber an vielen Stellen nicht ganz gerecht werden. Aber Geschmack ist auch immer einer sehr persönliche Sache, gerade bei solchen Artworks. Der Comic ist übrigens nicht mit dem recht schlechten Film zu vergleichen, denn die Graphic Novel bewegt sich in einer ganz anderen, viel höheren Liga. Allerdings ist das Teil auch nichts für Zartbesaitete, denn streckenweise ist die Optik schon recht brutal.
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