Links zur Rezension Die BandElane, das sind die beiden Sänger und Gründungsmitglieder Joran Elane (auch Tin whistle und Low whistle) und Skaldir ( Gitarre, Flöte), sowie Keyborder Nico und die beiden Violinisten Katrin und Simon. 2001 gegründet erschien 2004 mit "The Fires of Glenvore" das erste bei einem Label veröffentlichte Album, dem 2005 die EP "Love Can't Wait" und 2006 das zweite Album "Lore of Nén" folgten. Nach nun zweijähriger Pause legt die Band mit "The Silver Falls" ihr viertes Album vor und kehrt damit ein weiteres Mal in die selbst geschaffene Fantasywelt Glenvore zurück. Stilistisch könnte man Elane am ehesten in die (sehr weit gefasste) Kategorie "Folk" mit Anleihen aus allen möglichen anderen Genres einordnen. Klassische Klänge finden sich ebenso wie keltische, melodischer Rock vermischt sich mit Dark Folk, sicher ließen sich auch andere Einflüsse feststellen, wenn man es darauf anlegt. Oder man lässt die Schubladen einfach zu und beurteilt Elane nach der Musik, die sie machen. Für den Rezensenten sind die Silberfälle die erste musikalische Begegnung mit der Band, er betritt also selbst Neuland. Immerhin kommt Elane mit der Empfehlung gemeinsamer Gigs mit Faun und Qntal daher, die Grundrichtung wirkt also schon einmal sehr sympathisch.
Cover und AufmachungDas Thema der äußeren Gestaltung ist deswegen von besonderem Interesse, weil Sängerin und Songschreiberin Joran Elane ausgebildete Graphikdesignerin ist und das Album komplett selbst gestaltet hat. Und man muss zugeben, dass das Äußere ein Pluspunkt des Albums ist. Schöne, gedämpfte Farbgebung, sparsamer dafür passender Einsatz von graphischen Schnörkeln (immer wiederkehrendes Motiv ist eine Helix aus schwarz-weißen Bändern, die nach oben hin in zwei Paare aus weißen bzw. schwarzen Pferdeköpfen auslaufen) sowie wunderschöne Landschaftsbilder, dank derer man sich die mythische Welt Glenvore sehr gut als einen verzaubert-verwunschenen Ort vorstellen kann, prägen sowohl das Etui als auch das beiliegende Textbook, ohne dass dieses überladen wirkt oder sich dem Betrachter aufdrängen würde.
Playlist
[01. Open the Gates 3:36 02. Elfennacht 3:38 03. Silverleaf 4:13 04. The Land through your eyes 4:05 05. Paperboat & Silverkite 5:13 06. The Emerald Princess 2:58 07. Crimson Lullaby: The Weight of the World 1:51 08. Crimson Lullaby: The Dreamer 2:42 09. Amber Fields 3:36 10. My Promised Land 4:30 11. Enchantment (Dance with a Storm) 4:24 12: One Last Time 4:23
Bonus Track
13. Three Roses 3:02]
EinzelkritikÜberraschend kraftvoll eröffnet der passenderweise "Open the Gates" genannte Opener das Album. Überraschend deswegen, weil man aufgrund der Nähe zu Bands wie Faun ursprünglich etwas sanftere Klänge erwartet hätte. Das soll aber gar nicht negativ gemeint sein, da Elane es so spielend schaffen, den Rezensenten in ihre Welt zu ziehen. Sängerin Jorans Altstimme tut das ihre dazu, den Verteidigungskampf der Elfen in Klang umzusetzen.Kraftvoll geht es mit der "Elfennacht" weiter, allerdings lösen Trommeln diesmal die Gitarre als treibendes Element ab; passend zu einem Lied, in dem es um den Tanz der Elfen geht. Bisher gefällt mir sehr gut, was ich da höre, besonders die Stimme Jorans hat es mir angetan, die etwas erdiger klingt als der Sopran manch hochgeschätzter Sangeskollegin und damit zu dem magisch-verspielten, was man beim Thema "Elfen" oft erwartet, einen gesunden Kontrapunkt setzt. Überraschung die Dritte: Kaum hat man sich an die Dynamik in den Liedern gewöhnt, wird es mit "Silverleaf" plötzlich ganz ruhig und verträumt. Und nicht nur das, plötzlich wird aus Jorans Alt ein glockenklarer Sopran. Passt sehr gut zum Lied, aber ich mag die "andere" Joran lieber. In "The Land through your eyes" übernimmt nun Skaldir den Sangespart. Das Lied ist wieder deutlich härter arrangiert, ist aber leider auch das erste, das mir nicht so recht zusagen mag; etwas zu gefällig die Melodieführung, man möchte das Lied fast "radiotauglich" nennen. Vielleicht liegt es daran, dass Skaldirs Gesangstechnik - so mein Eindruck - nicht so ausgefeilt ist wie die Jorans, und die Band das dadurch auszugleichen sucht, dass die Musik umso bombastischer daherkommt. Ich könnte mir allerdings auch vorstellen, dass der Song Live sehr gut ankommt. Mit Streicherklängen beginnt das längste Stück des Albums. Auch hier wird es aber schnell etwas rockiger, während Joran und Keyboarder Nico, teils im Wechselgesang, teils im Duett, die Geschichte von "Paperboat & Silverkite" erzählen. Hier fällt besonders auf, was eigentlich für alle Lieder des Albums gilt: Man muss schon genau, teilweise mehrfach hinhören, um den Reiz und die Besonderheit eines Liedes auszumachen, da auch dieser Song wieder extrem ohrwurmtauglich daherkommt (beim erstmaligen Hören hatte ich eine spontane Assoziation zu Madonnas Album "Ray of Light" und noch kommerzieller geht es ja wohl kaum). Die vielfältigen, sorgfältig arrangierten Brüche in Instrumentierung, Melodieführung und Gesang nimmt man beim abgelenkten Hinhören jedenfalls kaum wahr. In der Geschichte von der Smaragdprinzessin (The Emerald Princess) übernimmt Katrin die Gesangsführung, deren Stimme perfekt zum irisch-keltischen Stil des Songs passt. Und zum ersten Mal erwische ich mich beim Mitwippen. Bisher mein Favorit, gerade und obwohl hier auf übermäßigen Einsatz der Gitarren verzichtet wird. "Crimson Lullaby: The Weight of the World" und "Crimson Lullaby: The Dreamer" sind auf der Track List als separate Lieder ausgezeichnet, aber sowohl die Titel als auch der nahtlose Übergang zwischen den Liedern lässt erahnen, dass sie im Zusammenhang gesehen werden müssen. Der erste Teil handelt von der Schwierigkeit, sich in den Schlaf (und damit den Traum) fallen zu lassen, der zweite vom Traum selbst. "The Weight of the World" vermittelt dabei mit dem abgehackten Spiel des Keyboards und Jorans scharfem Gesang eine unruhige, leicht unheimliche Atmosphäre, der Übergang zwischen den Liedern ist dagegen sehr ruhig gestaltet und bildet das Abgleiten in den Schlaf sehr gut nach. Der folgende Traum ist wiederum sehr lebhaft, was sich auch in der Dynamik von Gesang und Musik widerspiegelt. Eine sehr gut umgesetzte Komposition, auch hier ist allerdings genaues Hinhören angesagt. "Amber Fields" wird durch langsame, melancholische Streicherklänge eingeleitet. Dieser Eindruck zieht sich auch durch den Rest des Songs und wird durch Jorans hier sehr zurückhaltend eingesetzte Stimme nach Leibeskräften unterstützt. Sofort aber zieht "My Promised Land" mit treibenden Gitarrenklängen das Tempo wieder etwas an, Jorans Gesang wird wieder kraftvoller, was den Willen des Sängers, den Weg in die Heimat zu finden, deutlich unterstreicht. "Enchantment (Dance with a Storm)" lebt vom Tempowechsel, der den im Songtitel anklingenden Widerspruch zum Ausdruck zu bringen versucht. Sehr ruhig beginnend, die Melodieführung die Verzauberung andeutend, setzen bald die Gitarren einen kleinen Kontrapunkt, der den Beginn des Sturms anzeigt. Und spätestens, wenn die Drums einsetzen wird es dann richtig rockig. Nightwish lässt grüßen (und das meine ich in einem guten Sinne). "One Last Time" ist, passend zum letzten offizielle Song des Albums, in Melodie-, Gesangs- und Textführung ein Abschiedslied, was es nicht gerade zu meinem Favoriten macht, auch wenn es dem Album natürlich einen sinnvollen Abschluss verleiht. Möglicherweise trifft es einfach nur nicht meinen Geschmack, aber mir kommt die anklingende Wehmut etwas zu aufgesetzt vor. Glücklicherweise aber setzt "Three Roses", der Bonustrack des Albums, dann aber den tatsächlichen Schlusspunkt. Gitarre, Flöte und die angenehme Stimme Skaldirs, mehr braucht es nicht, um es besser zu machen.
Anzumerken bleibt noch, dass das Lied "Elfennacht" der Scheibe als kleines Extra noch als AC3 encodierter Data Track beiliegt.
Die Silberfälle im RollenspielWie zu Beginn erwähnt basiert das Album auf Elanes eigener Fantasywelt Glenvore, was natürlich die Hoffnung weckt, dass sich die Lieder hervorragend in der eigenen Runde einsetzen lassen werden. Allerdings scheint Glenvore ein sehr magischer, zauberischer Ort zu sein, und auch wenn der Opener, "Open the Gates", Kämpfe in diesem Reich andeutet, ist der weitaus größte Teil des Albums für die durchschnittliche D&D-Runde kaum zum gezielten Einsatz geeignet. Allerdings, auch wenn sich das in der Endbewertung eher negativ auswirken wird, sind die Lieder gefällig genug, um ohne großen Störfaktor einfach zur Hintergrundbedudelung eingesetzt zu werden, stören würden sie die Runde also sicher nicht.
Fazit:"The Silver Falls" ist ein schönes kleines Album für Fans dieser Musikrichtung geworden, dem aber, dass muss man leider so sagen, das besondere fehlt. Dabei ist es nicht mal so, dass man den Finger auf bestimmte Versäumnisse legen könnte. Die äußere Gestaltung ist hervorragend, die Lieder sind sorgfältig arrangiert, Gesang und Instrumentierung passen sich dem Thema des jeweiligen Liedtextes gut an, alle Einzelteile scheinen zusammenzupassen. Das Gesamtkunstwerk macht einen in sich kompletten, glatten Eindruck, und genau da liegt wohl die Krux: manchmal klingen die Songs fast schon "kommerziell", mir fehlen die Reibungspunkte, sozusagen die Wachmacher, die mich aufhorchen und genau hinhören lassen. Man muss sich ganz bewusst auf die Musik einlassen, um die Feinheiten zu erkennen, anders als bei den bereits erwähnten Faunen, deren Musik den Hörer automatisch in ihren Bann zieht. Ich will aber auch nicht über die Maßen kritisch sein. Es gibt keinen echten Ausreißer nach unten, die Band gibt sich sichtbar (und erfolgreich) Mühe, ihre Lieder nicht wie einen Einheitsbrei klingen zu lassen und bietet mit "The Emerald Princess" und "My Promised Land" sowie "Enchantment (Dance with the Storm) durchaus die ein oder andere kleine Perle. Dennoch, nachdem ich bereits Fauns "Totem" trotz meiner Vorliebe für diese Band mit eher vorsichtigen 3.6 bewertet habe, kann ich nicht umhin, dieses Album entsprechend niedriger einzustufen. Für eine 2er-Wertung ist es aber sicher zu gelungen, die Gestaltung belohne ich mit einem kleinen Pluspunkt und lande daher im Endeffekt knapp über 3.
|
||||||||||||||||