Sharner Kobold Sharner Kobold

 

u
[CC3] Cartographer's Annual 2008
Bewertung:
(4.7)
Von: Klemens Müthmann
Alias: Alaak
Am: 12.02.2009
Autor:ProFantasy
Typ:Mapping- & Kartografiersoftware
Setting:Universell
VerlagProFantasy Software Ltd.
ISBN/ASIN:
Inhalt:Download
Sprache:Englisch

Genau wie 2007 brachte ProFantasy auch 2008 ein Cartographers Annual heraus. Ich habe mir alle Ausgaben angeschaut, um einen kurzen Überblick über ihren Inhalt zu geben. Annuals ähneln einer monatlich erscheinenden Zeitschrift, werden aber wie andere ProFantasy Addons in elektronischer Form ausgeliefert und installiert. Sie erweitern den Campaign Cartographer 3 um neue Vorlagen, Symbole, Zeichenwerkzeuge und Menüpunkte oder stellen Hintergrundinformationen zu den zahlreichen Funktionen der Kartographie-Software zur Verfügung.

Während die Annuals im Jahr 2007 vor allem neue Zeichenstile enthielten, wurden im Jahr 2008 vermehrt Anleitungen zu den komplexen neuen Funktionen des Campaign Cartographer 3 veröffentlicht. Im Einzelnen lassen sich die folgenden Inhalte der Annuals unterscheiden.

Zeichenstile:

Zeichenstile bestehen aus Vorlagen, Symbolen und Zeichenwerkzeugen, mit denen sich eine komplette Karte erstellen lässt. Sie enthalten zusätzlich zwei Beispielkarten und eine Anleitung im PDF-Format. Die Anleitung beschreibt Schritt für Schritt, welche Vorlagen, Zeichenwerkzeuge und Symbole wann und wie genutzt werden sollten, um den beabsichtigten Stil zu erreichen. Sehr praktisch ist, dass neue Karten, die die beiliegenden Vorlagen verwenden, automatisch die Symbolkataloge und Zeichenwerkzeuge des Stils benutzen. Das heißt, die Symbole und Zeichenwerkzeuge werden über die Standardbefehle des Campaign Cartographer geladen und nicht mühsam aus der Ordnerstruktur gesucht. Die Auswahl der Symbole und Zeichenwerkzeuge ist wegen des monatlichen Erscheinens leider nicht so umfangreich wie bei jenen Stilen, die Addons wie Dungeon Designer oder City Designer beiliegen.

Anleitungen:

Anleitungen beschreiben einzelne Funktionen des Campaign Cartographer. Sie gehen sowohl darauf ein, wie diese Funktionen Schritt für Schritt angewendet werden, als auch auf deren Nutzen für eine Karte. Besonders häufig stellen solche Ausgaben die weniger bekannten Funktionen des Campaign Cartographer vor und beschreiben, wie erfahrene Anwender sie einsetzen, um jene Karten zu schaffen, über die Gelegenheitskartographen stets staunen müssen. Dabei stellt man fest, dass die genialsten Ideen häufig sehr einfach umzusetzen sind.

Erweiterungen:

In einer dritten Kategorie von Annuals werden bestehende Stile oder Addons um neue Funktionen erweitert. Mit den Inhalten dieser Ausgaben gibt man bestehenden Karten den letzten Schliff.

 

Ich habe jede Ausgabe untersucht, indem ich der beiliegenden Dokumentation gefolgt bin. Teilweise habe ich einige der weniger interessanten Schritte übersprungen oder auf andere als die beschriebene Weise getestet. Die verschiedenen Ausgaben habe ich nach ihrem Nutzen und Einfallsreichtum in drei Kategorien gegliedert: „Highlights“, „Hervorragend“ und „Nützlich“. Diese Bewertung ist natürlich rein subjektiv und bezieht sich darauf, dass ich vom Campaign Cartographer vor allem schnell gute Ergebnisse erwarte, um meine wöchentliche Rollenspielrunde zu organisieren.

Highlights

Die meiner Meinung nach besten Inhalte des 2008er Annuals wurden im Juni, August und Oktober veröffentlicht.

Die Juniausgabe enthält einen sehr schönen Zeichenstil für schwarz-weiße Karten. Dieser Stil ist vor allem geeignet sehr schnell gut aussehende Karten zu gestalten, die sich als Handzettel für Spieler eignen. Als Beispiel habe ich das Königreich Cormyr aus dem Forgotten Realms Setting umgesetzt.

Im August enthielt das Annual ein Video-Tutorial. Dieses Tutorial bespricht keine besonders komplexen oder selten verwendeten Funktionen des Campaign Cartographer, sondern geht auf die absoluten Grundlagen ein. Das Besondere an diesem Annual ist die Form, in der es ausgeliefert wird. Die Videos ersparen einem lange Lesestunden in Anleitungen und erlauben einen schnellen Einstieg für neue Nutzer des Campaign Cartographers. Da man sich mittlerweile all diese Videos offiziell auch auf Youtube anschauen kann, ist es kaum noch nötig, diese Ausgabe des Annuals zu besitzen. Das ist einerseits sehr schön für alle Neueinsteiger des Campaign Cartographer, andererseits natürlich für Abonnenten des Annuals etwas ärgerlich. Ich hoffe dennoch, das weitere Video-Tutorials in zukünftigen Annuals veröffentlicht werden und fände es auch schön, wenn diese mit zeitlicher Verzögerung allen Anwendern zur Verfügung gestellt werden.

Das Oktober-Annual schließlich enthält einen Stil, um Planetensysteme zu kartographisieren. Das macht ihn natürlich besonders für Science Fiction Rollenspiele interessant. Allerdings kann ich mir durchaus vorstellen, dass sich diese Ausgabe auch eignet, um Ebenengefüge darzustellen. In diesem Stil erstellte Karten sehen mit wenig Aufwand sehr professionell aus. Das liegt vor allem an der guten Beschreibung in Form der beiliegenden „Schritt für Schritt“-Anleitung. Der Stil enthält eine Reihe Symbole für unterschiedlichste Planeten und eine Anleitung, um weitere solche Symbole zu erstellen.

Hervorragende Inhalte

Als sehr nützlich erachte ich auch die September- und Dezemberausgaben.

Im September wurde eine Erweiterung für Dungeon Designer Pläne vorgestellt, mit der man sehr einfach gut aussehende Battle Maps erstellen kann. Solche Battle Maps werden zum Beispiel für das D&D Miniaturenspiel verwendet und kommen auch in der neuen 4. Edition von D&D sehr häufig zum Einsatz. Die Ausgabe enthält Vorlagen für übliche Battle Maps und eine Beschreibung, wie diese auf die richtige Größe zu drucken sind. Sie enthält außerdem die Symbole, die auf D&D Karten schwieriges Gelände oder ähnliche besondere Oberflächenmerkmale markieren.

Die Dezemberausgabe enthält ein neues Malwerkzeug für Schattierungen auf Landkarten. Schattierungen heben das Gelände aus der Kartenebene heraus und verleihen ihm ein dreidimensionales Aussehen. Dieser Effekt ist besonders für Karten mit verschiedenen, farbigen Höhenstufen interessant. Die Ausgabe enthält eine Vorlage, mit der man sofort anfangen kann, sowie eine Beschreibung, wie das Werkzeug auf existierende Karten anzuwenden ist.

Nützliche Inhalte

Die restlichen Inhalte empfand ich immer noch als nützlich, aber nicht so überzeugend wie die bisher beschriebenen. Für andere mögen die Inhalte der Ausgaben vom Januar, Februar, März, April, Mai, Juli und November aber weit interessanter sein. Daher schließen sich nun deren Beschreibungen an.

Die Januarausgabe enthält einen Zeichenstil, der dem von Pete Fenlon nachempfunden ist. Fenlon zeichnete Karten für das „Middle-Earth Role-playing“ (MERP) System. Dieser Stil zeichnet sich besonders durch seine Darstellung von Felskanten aus. Er scheint sich vor allem für Landkarten in kleinem Maßstab zu eignen. Meine Testkarte sah allerdings nicht besonders gut aus. Der Maßstab war anscheinend schlecht gewählt. Die beiliegenden Beispielkarten können hingegen durchaus überzeugen.

Im Februar wurde beschrieben, wie bestehende Symbolkataloge erweitert und neue erstellt werden. Zunächst wird Schritt für Schritt gezeigt, wie man Symbole aus Bitmapvorlagen abzeichnet, wie man Symbole mit wechselnden Farben (Varicolor) erstellt und wie man die Ergebnisse als Symbolkataloge speichert. Danach wird beschrieben, wie Symbole für Malwerkzeuge erstellt werden. Als Beispiel seien jene genannt, die von den Waldmalwerkzeugen benutzt werden, um eine Polygonfläche automatisch mit Baumsymbolen zu füllen. Diese Werkzeuge sind sehr nützlich, besonders wenn man sich an jene Zeiten erinnert, als man noch jedes Baumsymbol einzeln platzieren musste. Existierende Zeichenstile enthalten solche Kataloge für alle erdenklichen Arten von Vegetation. Besonders interessant ist diese Ausgabe deswegen für Leute, die gern ihren eigenen Zeichenstil etwas effizienter machen möchten. Die Erklärung wird mit Haussymbolen für City Designer fortgesetzt. City Designer ist in der Lage, Häuser bestimmten Typs automatisch mit derselben Farbe anzuzeigen und kann neu platzierte Häuser automatisch an Straßen ausrichten. Die Anleitung beschreibt die Schritte, um diese Möglichkeiten auch bei eigenen Symbolen nutzen zu können. Abschließend wird auf die in Campaign Cartographer 3 neu eingeführten Bitmap-Symbole eingegangen. Es wird beschrieben, wie sie erstellt und skaliert werden. Mit dieser Ausgabe des Annuals kann man zum Beispiel die geringe Symbolauswahl der Annual-Zeichenstile um eigene Symbole erweitern. Allerdings habe ich noch nie den Wunsch oder die Notwendigkeit verspürt, einen Symbolkatalog selbst zu erstellen. Die erforderlichen Schritte sind recht aufwändig, werden aber in der enthaltenen Dokumentation gut erklärt und ein einmal erstelltes Symbol ist in beliebigen Karten wieder verwendbar.

Die Märzausgabe enthält schließlich einen alt bekannten Zeichenstil aus Campaign Cartographer 2. Mit diesem kann man die verschiedensten heraldischen Symbole erstellen. Damit ist es ein Leichtes den Adelshäusern des eigenen Königreiches Wappen und Banner zuzuordnen. Die beiliegende Anleitung enthält zusätzlich sehr nützliche Hinweise zur Heraldik und verweist auf weitere Ressourcen im Internet.

Die Aprilausgabe enthält die Beschreibung einer kompletten Stadt und eine Anleitung zu den diversen verwendeten Effekten. Die Stadt lässt sich direkt in ein beliebiges Fantasysetting einfügen. Die Ausgabe scheint als Werbung für den City Designer 3 gedacht zu sein, die beschriebenen Techniken lassen sich aber auch ohne Besitz dieses Addons auf eigene Karten übertragen.

Im Mai wird gezeigt, wie man Karten verknüpft, um ganze Atlanten zu erstellen. Solche Verknüpfungen erlauben es bestimmte Punkte auf einer Karte anzuklicken, um eine andere Karte zu öffnen. Besonders interessant ist die Möglichkeit dem Campaign Cartographer eigene Menüs hinzuzufügen, über die sich die Verknüpfungen steuern lassen.

Die Juliausgabe unterstützt eine interessante Funktion für Dungeons. Über ein neues Menü lassen sich Lichtquellen einfügen, die den Dungeon korrekt beleuchten. Eine nützliche Funktion zum Beispiel für Kampfpläne. Leider enthält meine Version des Annuals einen Bug, durch den das neue Menü fehlt. Nachdem ich das Menü manuell eingefügt hatte, lief mein Campaign Cartographer nicht mehr. Deswegen konnte ich diese Ausgabe nicht testen. Im jetzigen Download soll dieser Bug nach Aussage von ProFantasy aber behoben sein.

In der Novemberausgabe geht es schließlich um die Änderung an einem häufig wenig beachteten, aber zentralen Element jeder Karte – dem Kartenrand. Es werden sowohl die technischen wie auch die gestalterischen Elemente des Kartenrandes beschrieben. Die technischen Elemente schränken Malwerkzeuge auf die Karte ein und brechen somit Polygone am Kartenrand ab. Gestalterisch lassen sich auf den Kartenrand ähnliche Techniken anwenden wie auf den Rest der Karte. Insbesondere wird erläutert, wie neue Kartenränder mit verbindenden Symbolen (Connecting Symbols) erstellt und mit Effekten versehen werden. Diese Ausgabe gehört für mich zu den normalen Inhalten, weil ich es noch nie für notwendig gehalten habe, den Kartenrand zu ändern. Für alle, die ihrer Karte so noch den letzten Schliff geben möchten, ist diese Ausgabe des Annuals sicher sehr wertvoll.

Fazit:

Insgesamt halte ich das Annual des Jahres 2008 wieder für eine sehr lohnenswerte Investition. Jeder der häufig mit dem Campaign Cartographer arbeitet oder gerade damit anfangen möchte, findet hier viele in jedem Genre einsetzbare, hilfreiche Tipps und zusätzliches Material.

Das Annual 2008 ist eine gute Mischung aus Erweiterungen bestehender Zeichenstile, neuer Zeichenstile und Anleitungen der vielen komplexen Funktionen des Campaign Cartographer 3. Diese Inhalte werden in einem gleich bleibenden Format, mit einer „Schritt für Schritt“-Anleitung, unterstützt von mehreren Beispielen, ausgeliefert. An das Format gewöhnt man sich schnell und die Beispiele zeigen nicht nur, wie etwas geht, sondern sind direkt im eigenen Spiel anwendbar. Die Anleitungen sind lückenlos und gut verständlich. Meist enthalten sie zusätzliche Randnotizen mit vertiefenden Informationen.

Ein paar kleinere Bugs zeigen sich hier und da. ProFantasy scheint aber bemüht bei solchen Problemen zu helfen und sie schnellstmöglich auszumerzen. Einziges Manko ist, dass man keine einzelnen Ausgaben des Annuals kaufen kann, sondern immer ein ganzes Jahr nehmen muss. Das ist für Leute, die nur bestimmte Inhalte brauchen, von Nachteil.