Links zur Rezension Erster EindruckEin handliches Büchlein in Taschenbuchgröße und Hardcover-Bindung, dessen Außengestaltung farbig ist. Macht einen guten und griffigen Eindruck, die Qualität scheint zu stimmen. Das Coverbild zeigt den namenlosen Jungen, kindlicher als sonst, aber erneut mit dämonischem Gesicht. Sein Körper ist mit einer Axt an ein in schwarz zu erahnendes Kreuz genagelt.
Inhalt (Spoiler)Das Comic „Vampire Boy“ erzählt das Ende einer Geschichte, die vor vielen Hundert Jahren im alten Ägypten begann, als eine unerklärliche Katastrophe, eine mystische Krankheit, das damals lebende Volk dahin raffte und alle tötete. Alle? Nein, zwei Individuen überlebten: der namenlose, zehnjährige Sohn des Pharao und seine Konkubine, die Hohepriesterin des Schlangengottes. So mysteriös wie alle anderen gestorben sind, so mysteriös haben beide überlebt und nicht nur das, sie sind unsterblich geworden. Die Kraft der Sonne heilt all ihre Wunden und lässt sie zu neuem Leben finden, egal in welchem Zustand sie sind. Der Hass, welcher beide verbindet, entzündet über die Nachfolge des Pharaos und seine Aufmerksamkeit, prägt die folgenden Jahrtausende.
Die Geschichte von Band eins „Die Auferstehung“, setzte den gärenden Konflikt einmal mehr in Gang und zog verschiedene Sterbliche rund um den namenlosen Jungen und Ahmasi ins Geschehen. Auf der Seite des namenlosen Jungen wären da Fever, die blinde Hellseherin und die junge Indianerin "Evening Cloud", auf Seiten von Ahmasi der liebestolle Privatdetektiv Bernie. Aufgrund der Geschehnisse in Band eins verlor Ahamsi ihren Feind aus den Augen und setzte nun Bernie darauf an, den Spuren der Sterblichen zu folgen, die den Jungen begleiten, um einmal mehr an ihn heran zu kommen und ihn endgültig zu töten.
Band zwei setzte die Geschichte fort und eskalierte den Konflikt, indem die Begleiter rund um den namenlosen Jungen von Ahmasi getötet wurden. Nur die Hellseherin Fever überlebte das Massaker, um fortan Rache zu schwören und den Verlust ihrer wahren Liebe zu nutzen, um der traurigen Geschichte um den namenlosen Jungen endlich ein Ende zu setzen. Im Zuge dessen gelang es den beiden zwar, Kopf und Körper von Ahmasi zu trennen, doch die Magie der Unsterblichen konnte nicht gebrochen werden. Kopf und Körper fanden erneut zusammen. Auf der Suche nach einer endgültigen Lösung erinnerte sich der namenlose Junge an eine Prophezeiung, dessen Lösung er und Fever nun im Todesfluch eines Pharaos suchen.
Die Geschichte um die beiden Unsterblichen nimmt ihren weiteren Lauf in London, wo Fever und der Junge untergekommen sind, um dem Pharaonenfluch im historischen Museum auf die Schliche zu kommen. Tatsächlich finden sie einen Hinweis, jedoch nicht wie erwartet in Form alter Überlieferungen. Neue Gefährten treten auf den Plan, denn der namenlose Junge hat eine Anbandlung zwischen Fever und einem „Magier“, der gerade in der Stadt Aufführungen gibt und im selben Hotel wohnt, über dessen junge Tochter eingefädelt. Ahmasi, derweil in die Rolle einer anderen Hure geschlüpft und mit neuem Ärger am Hals, hat sich einen neuen Handlanger gesucht, der für sie den Jungen und seine Gefährtin aufspüren soll. Schließlich gelingt es ihr erneut, die Begleiter des Jungen ausfindig zu machen und so auch den Magier und seine Tochter in den Strudel aus Gewalt und Wahnsinn zu ziehen, der die Unsterblichen umgibt.
Durch den Hinweis findet der namenlose Junge schließlich eine Geheimgesellschaft, die einzig den Zweck hat, durch die Jahrtausende den Unsterblichen einen Ausweg zu bieten, denn sie hütet das Geheimnis, wie man seine Unsterblichkeit wieder verlieren kann. Von diesem Moment an bewegt sich die Geschichte nur noch unwesentlich voran. Nachdem das Wissen um die Zerstörung der Unsterblichkeit erlangt ist, machen sich der Junge und seine Helfer auf, Ahmasi eine Falle zu stellen. Letztendlich gelingt dies und die Geschichte kommt zu einem Happy End.
Qualität & Übersetzung
Im Vergleich zu Band eins und Band zwei ist keine Veränderung zu verzeichnen, es gelten weiterhin alle Schwächen und Stärken wie zuvor genannt.
(Wiederholung Band 1) Die bildliche Gestaltung von „Vampire Boy“ ist vollständig in schwarz und weiß gehalten, so dass klare Linien und schwarze Schatten dominieren. Im allgemeinen tendiert Risso zu prägnanten, leicht überzeichneten Darstellungen bei den verschiedenen Charakteren, aber einer eher klaren und realistischen Darstellung der Umgebung. Aufgrund der Zweifarbigkeit gibt es hin und wieder perspektivische Mehrdeutigkeiten oder kleinere Mängel, die sich aber gut in die Gesamtgestaltung einfügen und wenig auffallen. Deutlicher tritt die Personendarstellung in den Vordergrund, da immer wieder „Negativdarstellungen“, also schwarze Flächen und weiße Linien, benutzt werden, um Schattenrisse, Personen im Hintergrund oder besondere Emotionen darzustellen. Hierbei kommt es häufiger zu sehr extremen oder gar dämonischen Darstellungen, die teilweise nicht zum Text zu passen scheinen, da dieser weniger ausdrucksstark ist. Ob dies ein Mangel der Übersetzung ist und der Originaltext an dieser Stelle den extremeren bildlichen Darstellungen entspricht, kann so nicht beantwortet werden. Abseits dieses Punktes ist die Übersetzung von guter Qualität, wenn auch hin und wieder etwas leblos.
Fazit:(Wiederholung Band 1) „Vampire Boy“ ist eigentlich keine Vampirgeschichte im klassischen Sinne, da viele Elemente völlig anders interpretiert sind. Wesentliche Ähnlichkeiten zu anderen Vampirgeschichten dürften vor allem die Unsterblichkeit, besondere Heilungsfähigkeiten und der Ursprung im alten Ägypten sein, doch darüber hinaus findet man keine Vampirklischees vertreten. Der unstillbare Hunger der Unsterblichen spielt zwar auch eine Rolle, er ist jedoch nicht nur mit menschlichem Blut zu stillen, es ist lediglich eine Möglichkeit, die zur Wahl steht. So gesehen geht es in diesem Comic weniger um Vampire, als vielmehr um den Konflikt zweier Unsterblicher, die unterschiedlicher kaum sein könnten: eine nymphomane Priestern, die mit ihrem perfekten Körper die Männer dieser Welt nach ihren Wünschen zu beherrschen sucht und damit eine Art Symbol für Sexualität und die ihr innewohnende Kraft ist; und der kleine, namenlose Junge, welcher der väterlichen Fürsorge beraubt wurde von einer machtgierigen Frau und dessen Asexualität ihm eine Qual ist, welche mit kindlichem Verlangen nach Fürsorge und Nähe - einfacher Aufmerksamkeit – konkurriert. Letztendlich ist „Vampire Boy“ ein Drama des zerstörerischen Einflusses mit viel expliziter Gewalt- und Sexdarstellung. Das empfohlene Lesealter ist entsprechend mit 16+ angesetzt, was aufgrund des Inhalts passend erscheint.
Band drei beendet die Geschichte um den „Vampire Boy“, allerdings auf eine eher unbefriedigende Weise, wie ich finde. Das „geheime“ Wissen um die Zerstörung der Unsterblichkeit gehütet von einer uralten Geheimgesellschaft fällt wieder zurück in Klischees, die Band zwei eigentlich ganz erfolgreich hinter sich gelassen hatte und bringt den Konflikt, welcher sich durch die Geschichte zieht, zu einem Abschluss, den man nur als mageres Happy End bezeichnen kann. Ich hätte mir etwas mehr Entwicklung seitens des starren Charakters des Jungen gewünscht, etwas mehr Komplikation als: Tue dies und alles wird gut. Fever findet neues Glück und der Junge kann fortan als Kind leben und hat sogar eine Spielgefährtin in der jungen Tochter des neuen Gefährten von Fever. Da tröstet auch der zersprungene Grabstein von Ahmasis Grab am Ende des Buches nicht sonderlich. Aufgrund dieser schwachen Entwicklung folgt dann auch die schlechteste Bewertung der drei Bände.
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