Vlad the Impaler - Blood Prince of WallachiaDie Geschichte von Vlad Tepes, dem blutrünstigen Prinz der Wallachei, der später zahlreiche Autoren zur Erschaffung der Romanfigur Dracula motivierte gehört wohl zu den dunkelsten Kapitel menschlicher Geschichte. Gleichwohl der Dracula Mythos gerade im Leinwandformat immer mehr glorifiziert wird und Menschen seit Jahrhunderten fasziniert, sind die Quellen dieser Sagen und Geschichten nur unwesentlich harmloser als der Vampirmythos selbst.
Der legendären Gestalt des Vlad Tepes, der auch Vlad der Pfähler genannt wurde, hat Avalache Press sein neuestes Werk "Vlad the Impaler - Blood Prince of Wallachia" gewidmet. Wer die Werke von Avalanche Press kennt, wird sich direkt auf eine gruslige Lesestunde einstellen, denn im Gegensatz zu der fiktionsgetriebenen Konkurrenz bedient sich Avalanche Press in der menschlichen Geschichte, um spieltaugliches d20 Material zu erschaffen. Diese Mischung aus Geschichte und Rollenspiel ist sicherlich nicht jedermanns Sache, da die menschliche Geschichte oftmals so gar nicht in das gern gespielte Klischee der Happy High Fantasy passen mag. Dennoch gehören die Werke von Avalanche Press in jedem Fall zu den am besten recherchierten Werken des d20 Marktes.
Das Cover zeigt zum ersten Mal in der jüngeren Geschichte von Avalanche Press keine halbnackte Frau mehr. Hiermit bricht Avalanche Press mit einer bei männlichen Spielern beliebten Sitte, wobei man es sich nicht hat nehmen lassen eine halbnackte Frau zumindest noch in eine Ecke des Covers zu pressen. Im Zentrum des Covers steht jedoch das Bild von Vlad Tepes Darcula und weibliche Leser mögen dankbar sein, dass Vlad nicht weiblich war (da es sonst wieder reichlich Fleisch zu sehen gäbe). Der Sinn und Zweck dieser provokanten Coverstrategie von Avalanche Press ist sicherlich klar, jedoch ist bisher nicht bekannt geworden, um die freizügigen Damen auf den Einbänden wirklich die Verkaufszahlen bei der männlichen Leserschaft zu steigern vermögen.
Der Innenteil des Buches ist sehr textlastig gelayoutet und bietet nur einen kleinen Rand. Die Textfülle des 64 Seiten umfassenden Buches ist sehr hoch, was man an der Zeit merken wird, die man für das Gesamtstudium des Buches braucht. Die Illustrationen sind größtenteils ordentlich und vor allem die Abbildungen, die im Stil der damaligen Zeichenart gehalten sind, tragen sehr zur Atmosphäre des Buches bei.
Das Buch selbst ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil des Buches widmet sich der Geschichte von Vlad Tepes Darcula und seiner Heimat - der Wallachei. Der zweite Teil des Buches bietet dann Regelmaterial, wie neue Prestige Klassen, neue Monster und auch ein Abenteuer rund um Vlad Dracula an.
Beginnt man nun mit dem Studium des Werkes und lässt sich in die Geschichte eines der größten Schlächter der Geschichte hereinziehen, wird einem die eine oder andere Überraschung bevorstehen. Neben der geschichtlichen Aufbereitung des Themas bietet Avalanche Press derat schonungslose Details aus der damaligen Zeit und dem Wirken des Pfählers, dass Leser mit schwachem Magen vorher nicht zwingend zu Abend essen sollten. Auch für Kinder ist das Buch in keinem Fall geeignet, denn Themen wie Pfähltechniken oder der Ursprung des Vampirmythos erfordern ein gewisses Mindestalter. So erfährt man, dass die Legende der Obru, einer besonderen Form von dungfressenden Untoten aus der Tatsache entstanden ist, dass die Landbevölkerung der Region in Hunderszeiten den Dung von Pferden durchwühlt hat, um unverdaute Getreidereste bergen zu können, die sie dann verspeisen konnten. Auch auf die Vorlieben des Vlad Tepes, die Zeit mit seinem Sohn Vlad Tepeles (der kleine Pfähler), beim gemeinsamen Pfählen von Kleintieren zu verbringen, wird ausführlich eingegangen. Wer sich durch diese beiden Beispiele abgeschreckt fühlt, sollte von dem Buch Abstand nehmen, denn wenn es um das Leben der Landbevölkerung und die Rolle der Frauen im heutigen Rumänien geht, wird nochmal der Grad des Grauens erhöht.
Hat man die Geschichte der Menschen zu dieser Zeit einmal hinter sich gelassen und verdaut kann man sich deutlich entspannter dem zweiten Teil des Buches - dem Regelmaterial zuwenden. Neue Charakterklassen, die den historischen Stand der damaligen Zeit wiederspiegeln, neue Monster und Untote und nicht zuletzt ein Abenteuer für Charaktere der Stufen 8 bis 10 erinnern eher wieder an gewohnte d20 Kost. Das Abenteuer setzt die Geschehnisse aus den Vorgängern Last Days of Contantinople und der Greenland Saga fort und führt die Helden in das Herzen der Wallachei, wo sie das Verschwinden der einflussreichen Elisabeth von Padova recherchieren sollen.
Fazit:Betrachtet man das Werk als Gesamtheit, erhält man einen hervorragenden Überblick über die Legende des Vlad Tepes, seiner Heimat und über das Leben der dort ansässigen Menschen. Das Werk ist in jedem Fall für historisches Rollenspiel ausgelegt - Elfen und Zwerge passen nicht wirklich in den Hintergrund, wobei das Buch einige interessante Hinweise auf die Legenden gibt, die zur Erschaffung der Zwerge in der Literatur führten (sehr lesenswert). Auch wird Magie in einer Kampagne rund um Vlad keine grosse Rolle spielen - weder die arkanen noch die priesterlichen Künste finden wirklich Verwendung. Das historische Bild Eurpoas dieser Zeit wird durch den Konflikt der katholischen und der orthodoxen Kirche mit den Türken dominiert, so dass für das Abenteuer entweder historische Chrarakter bereits vorhanden oder erschaffen werden müssen. Wer sich für ein historisches Bild der damaligen zeit und den Draculamythos interessiert, sollte sich das Werk zu Gemüte führen - besser recherchierte historische Fantasy gibt es kaum. Spieler hingegen, die Elfen, Zwerge, Feen und Zauberwirkende Spielen wollen und für die jedes Abenteuer einfach nur ein noch grösserer Spass ist, sollten von dem Werk Abstand nehmen. Nur wenig kann erschreckender und schockierender sein, als die Geschichte der Menschheit, wie dieses Buch deutlich macht - sind Spieler und Spielleiter nicht bereit oder gewillt sich mit historisch angelehntem Rollenspiel zu befassen, wird dieses Buch ihnen nur wenig Freude bereiten. Mich persönlich hat das Buch tief beeindruckt und ehrlicherweise an einigen Stellen auch etwas schockiert - einige Teile des Buches sind im wahrsten Sinne des Wortes schwer verdaulich. Ein absolutes Muss für Freunde des historischen Rollenspiel und alle Draculafans, die der Geschichte auf den Grund gehen wollen. |
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