Links zur Rezension Die Drachenerde-Saga ist eine Trilogie vom deutschen Autor Alfred Bekker, der bereits die doch recht namhafte „Die Elben“-Saga geschrieben hat.
Inhalt (Vorsicht Spoiler!)Nach dem Lesen der ersten Seiten fühlte ich mich, als wenn ich eine Parodie auf den Fantasy-Roman lesen würde, doch dem ist leider nicht so. Um das Ganze anschaulich zu zeigen, eine kurze Zusammenfassung:
Der 18-jährige Junge Bjonn Dunkelhaar, der mit eigentlichem Namen Rajin heißt, diesen aber durch einen Bann des Zauberers Liisho nicht aussprechen kann, wohnt im Seereich im Dorf Winterborg. Sein Vater Wulfgar Wulfgarssohn hat ihn damals aufgenommen, als er in einem Korb an die Küste gespült wurde. Sein Vater hegt eine sehr große Zuneigung Rajin gegenüber, diese wird ihm jedoch von Wulfgarskint Wulfgarssohn, Wulfgar Wulfgarssohns leiblichem Sohn, nicht gegönnt. Rajin wird auch sonst viel Misstrauen entgegengebracht, da er andere Gesichtszüge als die Winterborger hat und dies im Aberglaube schnell als Sündenbock herhalten muss. Bjonn, also in Wirklichkeit Rajin, wird derweil vom Zauberer Liisho durch Träume auf eine „wichtige“ Aufgabe vorbereitet. Jedenfalls jagt Rajin mit dem Clan seines Ziehvaters Wulfgar Wulfgarssohn und dessen Schiff der „Stoßzahnsammler“ Seemammuts, riesige Tiere, die in den Meeren des Seereiches zuhause sind. Der vorherrschende Friede in Winterborg will aber nicht allzu viele Seiten lang halten, da Drachen aus dem Land Drachenia gesichtet wurden. Kurze Zeit später greifen die Drachen aus Drachenia, die normalerweise von Drachenreiter-Samurai (!) geritten werden, das Dorf an. Rajin bzw. Bjonn kann jedoch durch die Entdeckung einer besonderen inneren Kraft in ihm einen Drachen töten und den anderen in die Flucht schlagen, dieser hat ihn jedoch entdeckt und erkannt. Während die anderen Dorfbewohner Njordir, Fjendur, Ogjyr oder einem der anderen Götter danken, macht sich die vom überlebenden Drachen benachrichtigte Drachenreiter-Samurai-Armada des drachenischen Kaisers Katagi jedoch schon auf den Weg nach Winterborg, um Rajin zu töten, der in Wirklichkeit der letzte leibliche Sohn des von Katagi ermorderten drachenischen Kaisers ist ...
Durch diese kurze Zusammenfassung wird ersichtlich, welche Güte der Roman hat, den man hier in den Händen hält. Aufgrund der Namen der Charaktere und dem des Autors vermutete ich erst eine Übersetzung aus dem Schwedischen oder dergleichen. Dafür war ich umso mehr überrascht, als ich erfahren habe, dass es wirklich ein deutscher Autor ist. Mal im Ernst, wer denkt sich solche Namen aus? Vor allem das Wort „Drachenreiter-Samurai“ ist für mich der absolute Abschuss. Nichtsdestotrotz habe ich mich von den Namen nicht ablenken lassen und habe mich durch das Buch gekämpft.
Die Handlung entspricht dem „Du bist der Einzige, der die Welt wieder ins Gleichgewicht bringen kann“-Schema und ist dementsprechend flach gehalten. Die Geschichte schafft es nicht, eine größere Spannung zu erzeugen bzw. wird sie in den wenigen Momenten durch das übermäßige Benutzen ausgelutschter Klischees zunichtegemacht. Meist erkennt man schon beim ersten Auftauchen eines Charakters dessen weitere Bedeutung. Was der zu Beginn stets neidende Halb-Bruder Wulfgarskint Wulfgarssohn wohl für eine spätere Rolle annimmt, ist hier z. B. sofort ersichtlich. So springt das Buch von einem Handlungspunkt zum nächsten, welche allesamt sehr vorhersehbar sind. Der Autor bemüht sich krampfhaft, mittels eines lebendigen und aktiven Pantheons der Welt Leben und Atmosphäre einzuhauchen, was aber schrecklich misslingt. Auf jeder zweiten Seite findet ein Gott Erwähnung, meist noch mit irgendeiner doofen Legende verbunden, die man sich sowieso nicht merken kann und einem auch sofort auf die Nerven geht. So ist Njordir bspw. der Schutzherr der Menschen des Seereichs und Hüter des Wassers und des nassen Reiches. Whytnyr hingegen ist der Gott der Wassermenschen, die die Winterborger ständig angreifen. So findet man bei jeder Erwähnung der Wassermenschen Sätze wie „der Geruch des toten Seemammuts lockte die Wassermenschen an, die von Whytnyr den Weg gezeigt bekamen, und der damit seinem alten Feind Njordir wieder eins auswischen konnte“. Dieses Schema zieht sich durch das gesamte Buch. Zwar scheinen die Götter, die mehr oder weniger auch tatsächlich in Persona erscheinen, eine größere Rolle zu haben, doch geht einem das krampfhafte Aufbauen dieses Pantheons schon nach kürzester Zeit extremst auf die Nerven.
Die Geschichte an sich erinnert in so vielen Aspekten an die von Eragon, dass das Wort „Inspiration“ stark untertrieben scheint. Ich möchte dem Autor nicht vorwerfen, er möge „abgeschrieben“ haben, aber die Übereinstimmungen sind gravierend. Die Story an sich bleibt dabei, wie schon gesagt, stets vorhersehbar und ohne größere Überraschungen. Das grundlegende Setting ist sehr klischeehaft aufgebaut und überzeugt nicht durch Originalität. Die Charaktere bleiben, bis auf den Weisen Liisho, sehr blass und monoton. Die Story an sich wird von Bekker über das ganze Buch hinweg mühsam und detailliert aufgebaut, nur um sie am Ende innerhalb von 10 Seiten im Schnelldurchlauf zu einem vorläufigen Ende zu bringen. Der Klappentext des Buches führt dabei ebenfalls in die Irre, da der dort beschriebene Plot im Buch nicht einmal begonnen wird.
Fazit:Das Buch könnte als Parodie des Fantasy-Romans angesehen werden, jedenfalls dann, wenn man sich einmal die Namen der Orte und Personen anschaut. Bekker gelingt es leider nicht, eine atmosphärische Welt aufzubauen, in der die Handlung um den jungen Rajin spielt. Das Ende wird innerhalb von 10 Seiten abgehandelt, das Ende ist, wie der gesamte Rest des Romans, wirklich vorhersehbar und enthält keine wirklichen Überraschungen. Die vorkommende “Drachenreiterei” und der “Junge, der alles rettet” erinnern dabei auch noch stark an Eragon. Alles in allem ein Buch, das im Angesicht des großen Fantasy-Roman-Angebotes es nicht wert ist, gelesen zu werden.
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