Links zur Rezension Inhalt:England, Dartmoor. Hier auf dem Lande wird Thomas Jobsons kleiner Sohn Peter geboren. Als Peters Schwester Sheila ihn eines Tages unter dem Feenbaum nur ganz kurze Zeit unbeaufsichtigt lässt, ist der Korb mit dem Baby auf einmal verschwunden. Erst Tage später taucht er vor dem Haus der Jobsons wieder auf. Doch der kleine Peter hat sich verändert. Und obwohl seine Eltern dies bemerken, ziehen sie ihn auch weiterhin groß. Peter auch genannt Scrubby, der offensichtlich mit den Geschöpfen der Natur kommunizieren kann, lernt im dunklen Wald einen alten Druiden kennen, mit dem er sich nach und nach anfreundet. Als der mysteriöse Gutsbesitzer mit den roten Augen immer Profitgieriger wird und die Ernten ausfallen, ziehen Scrubby und seine Familie nach London. Aber auch hier wird die Situation nicht besser und es kommt zu Aufständen. Und auch der mysteriöse Gutsbesitzer mit den roten Augen taucht dort wieder auf und hat seine Hände im Spiel….
Schreibstil & Artwork:Pierre Dubois hat mit „Changeling“ eine Geschichte begonnen, die auf den englischen Legenden um Feenwesen und Kobolden basiert, aber während der Industrialisierungszeit am Ende des 19. Jahrhunderts spielt. Dubois vermischt hier Fiktion und Realität recht gut miteinander und sorgt damit für enorme Kontraste, was den Comic durchaus interessant macht. Allerdings entfaltet sich die Story nur schleppend und irgendwie weiß man eine ganze Weile nicht, wie Scrubby in die Story passt, denn es wird im Verlauf des ersten Bandes einfach nicht wirklich klar, was für eine Rolle Scrubby spielt. Klar ist jedoch, dass er eine Rolle spielen muss, nur welche, das bleibt eben zumindest vorerst dem Leser verborgen. Man könnte nun meinen dass dies für eine enorme Spannung sorgt, dem ist jedoch nicht so. Die Geschichte ist schon interessant, aber es fehlt das I-Tüpfelchen, die Sahne auf der Torte. Zwar gibt es größere Ereignisse, aber sie haben erst einmal nicht direkt etwas mit Scrubby zu tun. Das mag daran liegen, dass es sich um den Einführungsband handelt, dennoch ist das etwas unglücklich angelegt. Nichtsdestotrotz ist diese Episode dennoch auf ihre Art und Weise interessant und man möchte gerne wissen wie es weitergeht, auch wenn die Charaktere etwas oberflächlich wirken und deutlich mehr Tiefe gewinnen könnten. Zeichner Xavier Fourquemin schafft es recht gut die verschiedenen Szenarien einzufangen. Auf dem Land dominieren satte kräftige Grünfarben das Bild, der ordentlich angelegten Panels. Später im industriellen London wird das Bild düster und ist von Braun- und Grautönen durchzogen. Der Zeichenstil hat eine Optik, die typisch für franko-belgische Comics ist und zeigt dabei klare Linien und eine gute Fülle an Details. Aber der Stil ist auch gewöhnungsbedürftig. Vor allem die Gesichter und Gesichtszüge wirken oftmals seltsam und können nicht hundertprozentig überzeugen. Auch ist der Stil etwas zu Slapstick artig, was aber auch durchaus typisch für Comics aus europäischen Landen ist.
Qualität & ÜbersetzungDie Qualität des Print-Mediums ist ordentlich und weiß zu überzeugen. Der Comic kommt im DinA4 Format, präsentiert sich in einem schmucken Hardcover und ist 56 Seiten stark. Extras gibt es nicht. Die Übersetzung ist gut gelungen und lässt ebenfalls keine Wünsche offen, denn die Texte sind flüssig zu lesen.
Fazit:„Die Missgeburt“ ist ein solider Comic, der aber einen leicht faden Beigeschmack hinterlässt. Prinzipiell ist die Idee der Macher interessant und birgt auch enormes Potential. Gerade die Kontraste zwischen dem üppigen Landleben und dem dreckigen London am Ende des 19. Jahrhunderts und die Einbindung von Mythen und Legenden versprechen viel. Doch halten kann die Story zumindest in diesem ersten Band nicht das, was sie zunächst entspricht, denn dazu entfaltet sich der Plot zu wenig und man erfährt auch zu wenig über den kleinen Scrubby und seine Rolle in diesem Spiel. Die Zeichnungen sind teilweise gewöhnungsbedürftig, aber sind dennoch gut. Vor allem aber überzeugen die verschiedenen Szenarien, die sehr kontrovers gegenübergestellt werden. Letztendlich ist „Changeling 1“ ein guter Comic, aber keiner der direkt einen Aha-Effekt hervorruft. Dennoch ist er denjenigen zu empfehlen, die mysteriöse europäische Comics mögen. Ein netter Comic für Zwischendurch, der seine Stärken aber auch seine Schwächen hat, jedoch auch viel Potential in sich birgt.
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