Links zur Rezension Der Roman „Amber and Blood“ schließt die Trilogie „The Dark Disciple“ von Margaret Weis ab. In den ersten beiden Teilen der Trilogie kehrte Mina aus ihrem selbstgewählten Exil als Wächterin des Grabes von Takhisis zurück, wurde Jüngerin und Geliebte des Gottes Chemoshs und erschuf für ihn die sog. „Geliebten“ [Beloved] – scheinbar ewig junge, nahezu unbesiegbare Untote. Nach Takhisis's Tod war Minas Welt zusammengebrochen. Durch Chemosh fand sie wieder einen Sinn in ihrem Leben. Da die „Geliebten“ jedoch nur Mina anstatt Chemosh huldigen, verstieß Chemosh Mina. Im Bemühen, ihrem Gott zu gefallen und seine Liebe wieder zu gewinnen, hob Mina gar den versunkenen Turm der Erzmagier von Istar aus den Fluten des Blutmeeres … und verlor Dank dieser Anstrengung das Bewusstsein. Der zweite Band endet damit, dass die anderen Götter wie aufgeschreckte Hühner über Mina diskutieren, denn einer der Ihren hat ein äußerst erstaunliches und aufwühlendes Geheimnis enthüllt: Mina ist eine Göttin!
Der EinbandDas Coverbild ist zwar handwerklich ordentlich, aber auch ein wenig irreführend. Es zeigt Mina mit Rüstung und Schwert (sowie zwei religiösen Artefakten), wodurch die Erwartung geweckt werden kann, dass Mina wieder Heere von Dunklen Rittern anführen würde, wie sie es in ihrer Vergangenheit tat (siehe die „War of Souls“-Trilogie). Mit den Dunklen Rittern und ihren Heeren hat sie jedoch nichts mehr zu schaffen. Auf der Rückseite sieht man im Hintergrund den Mönch Rhys, seinen Hund Atta und den Kender Nachtschatten (Nightshade). Leider gibt es wieder einmal Unterschiede zwischen Abbildungen und Beschreibungen von Charakteren: Das „Amber“ im Titel soll eine Anspielung auf Minas bernsteinfarbene Augen sein. Soweit ich das erkennen kann, sind sie auf der Umschlagsillustration jedoch braun oder schwarz (oder ist der Druck zu dunkel geraten?). Warum Bilder von Charakteren (sollte Rhys nicht einen langen, schwarzen Zopf haben?) und Kreaturen bei WotC so oft nicht zu den Beschreibungen passen, werde ich wohl nie verstehen.
Der Einband der gebundenen Ausgabe ist schwarz und hat eine Leder nachempfundene Struktur, was recht edel wirkt.
Inhalt(Vorsicht Spoiler!!!)„Amber and Blood“ greift die Handlung dort auf, wo der zweite Band endete. Die Götter diskutieren über Mina – die selbst eine Göttin ist, wie sie eben vom Munde des Gottes Majere erfahren haben. Mina erwacht, während sich die Götter aufs Heftigste zanken. Mina kommt nicht mit der Wahrheit über sich zurecht, ist zutiefst verwirrt und schuldgeplagt („sie streiten wegen mir“, „ich hätte niemals aufwachen sollen“). So stürzt sie sich ins Meer – und in den Wahnsinn (?), das Vergessen/Verdrängen wer und was sie ist. Später wird sie halb ertrunken beim Mönch Rhys und dem Kender Nachtschatten ans Ufer geschwemmt – und zwar im Körper eines Kindes, offenbar ohne Erinnerung an ihre bisherige Existenz. Sie bittet Rhys, sie nach hause zu ihrer Mutter, nach „Godshome“ zu bringen. Und so beginnt Minas Reise zur Selbstfindung… oder genauer gesagt, die in den vorigen Teilen der Trilogie begonnene „Reise“ wird fortgesetzt. Rhys, Mina, Nachtschatten und Atta machen sich auf den Weg, Godshome zu finden... Im Götterhimmel wurde zwar bestimmt, dass Minas freier Wille wichtig sei und die Götter sich deshalb nicht einmischen dürften, aber das ficht einige Götter nicht an und sie tun dies trotzdem. Allen voran Chemosh und Sargonnas. Jeder möchte sie auf seine Seite ziehen. Sargonnas beauftragt den Minotauren Galdar, der Mina im Krieg der Seelen ein treuer Gefährte war, Mina zu finden. Chemosh dagegen schickt Ausric Krell auf die Suche nach Mina – Krell, der jüngst erst bewiesen hat, dass er alles andere als fähig ist… Warum Chemosh diesen Clown – ein anderes Wort kann man nicht verwenden, so wie er in der Trilogie dargestellt wird – ausschickt, bleibt mir ein Rätsel. Chemosh hat sicher fähigere Diener, andernfalls wäre der Glaube an ihn dem Untergang geweiht. Auf ihrer Reise trifft Mina übrigens den ehemaligen Gott Paladin, der nun als Elf namens Valthonis auf Krynn wandelt und der Leser erfährt somit etwas über dessen Schicksal. Valthonis zeigt ihr schließlich auch den Weg nach Godshome. Schlussendlich überkommt Mina ihren Wahnsinn und findet eine Rolle als Göttin außerhalb der drei Göttergruppierungen (gut, böse und neutral).
Zudem hat der Roman noch einen Anhang. Dieser beinhaltet Beschreibungen von Mina als Göttin sowie Chemoshs „Disciples of Bone“. Spielwerte für D&D sind nicht enthalten.
Sonstiges:Bei der gebundenen Ausgabe hat WotC womöglich (mal wieder?) am Lektorat gespart. Es finden sich u. a. auffallend viele Rechtschreibfehler, fehlende Wörter und Sätze. Vielleicht ist das auch eine Erklärung dafür, dass – nach meinem Empfinden – so manches nicht mit anderen DL-Werken zusammenpasst.
Für die Taschenbuchausgabe wurden offenbar Fehler korrigiert (wenn auch nicht alle).
Fazit:Ach herrje. Was soll ich sagen? Als langjähriger Dragonlance-Leser habe ich bislang den Großteil der von Margaret Weis (meist in Zusammenarbeit mit Tracy Hickman) geschriebenen Romane und Kurzgeschichten im Großen und Ganzen genossen. Aber dieses Buch (und diese Reihe) …? Amber and Blood ist nicht durchweg schlecht, aber das Konzept einer Göttin, die nicht weiß, dass sie eine Göttin ist, die von Takhisis hereingelegt wurde, zu denken, sie sei ein Mensch und auch so zu fühlen und zu handeln; einer Göttin des Lichts, die durch diese Täuschung dazu gebraucht wurde, der Finsternis zu dienen… ging mir beim Lesen immer mehr gegen den Strich. Und auf Mina als neue Göttin im DL-Setting hätte ich gut verzichten können. Auch hatte ich sogar – eher untypisch für mich – Probleme mit meiner Lesemotivation. Und so wurde „Amber and Blood“ das DL-Buch, für dessen Lektüre ich wohl am längsten gebraucht habe.
Nach meinem Empfinden stimmt in dem Buch auch einiges andere nicht: - Besonders die Darstellung der Götter passt nicht zur etablierten DL-Literatur. In diesem Buch sind sie allesamt kindisch, kleinlich, viel zu menschlich, gar lächerlich – und weit entfernt davon, wie sie in anderen DL-Werken dargestellt werden. Auch das vermittelte Machtniveau der Götter ist nicht konsistent zu früheren DL-Publikationen. - An der Schöpfungsgeschichte hat Margaret Weis auch etwas herumgebastelt. Nahezu alle Götter sollen nichts von Minas „Geburt“ bei der Schöpfung der Welt mitbekommen haben?? - Später jedoch soll Takhisis die – versteckte (!) – Mina und deren Göttlichkeit gespürt haben, aber Chemosh wiederum bemerkte nichts, obwohl er mit Mina sogar intim war? - Nachdem Mina weiß, dass sie eine Göttin ist, hängen ihr trotzdem Sterblichkeiten wie Blasen an den Füßen an?? - u. a.
Insgesamt ist mir das Buch zu konstruiert, zu künstlich und zu weit hergeholt und auch in vielen Teilen nicht mit meinem „gefühlten“ DL-Kanon übereinstimmend, als dass ich es einem Nicht-Fan empfehlen kann. Aber auch der Fan muss sich im Klaren sein, dass er beim Griff zu diesem Buch ziemlich enttäuscht werden kann. Das Buch hat auch ein paar Lichtblicke, nur leider verblassen diese gegenüber dem Rest ziemlich.
Aber wer weiß? Vielleicht habe ich das Buch missverstanden und es ist eine DL-Satire?
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