Der nächste Campaign Guide des SAGA-Systems widmet sich der „Legacy“-Ära, also all jenem, was weit nach den Filmen spielt. Die „Legacy“-Ära beginnt knapp 130 Jahre nach der Schlacht um Yavin.

 

Erster Eindruck

Der Campaign Guide kommt im gewohnten quadratischen Format daher, das ich persönlich sehr zu schätzen gelernt habe. Auf dem Cover befindet sich eine Collage aus wichtigen Persönlichkeiten der Legacy-Ära sowie ein paar Raumschiffen und Stormtroopern. Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut.

Sobald man das Buch das erste Mal aufschlägt, kommt einem das alte Übel wieder entgegen: die gewellten Seiten, und dieses Mal stärker als je zuvor. Warum die Wizards das nicht in den Griff bekommen, bleibt mir schleierhaft.

Das Artwork an sich ist wie immer sehr durcheinander gewürfelt und man findet die unterschiedlichsten Stile. Viele Zeichnungen sind in Ordnung, doch nur wenige können begeistern und viele gefallen mir überhaupt nicht. Die Qualität der Kapiteldoppelseiten hat sich im Gegensatz zum letzten Campaign Guide gebessert, erreicht aber nicht die Klasse der älteren SAGA-Bücher.

 

Introduction

In der Einleitung wird kurz auf die Möglichkeiten eingegangen, die einem SL hier geboten werden. Denn dieser kann sich hier ausleben und im Prinzip alles auf den Plan treten lassen, ohne einen Bruch mit der Ära zu begehen, wie es bspw. in der Ära während den Filmen der Fall wäre. Im Anschluss daran gibt es eine kurze Zeitlinie, die näher auf den Aufstieg des Neuen Imperiums unter Darth Krayt eingeht.

 

Chapter 1: Species

Natürlich dürfen auch in diesem Buch die neuen Spezies nicht fehlen. Dieses Mal werden die Chagrian, Chiss, Codru-Ji, Klatooinian, Nagai, Weequay, Yuuzhan Vong und Zeltron präsentiert. Die Völker kommen auf die gewohnte Art und Weise daher und werden mit kurzen Absätze umschrieben.

 

Chapter 2: Heroic Traits

Im Kapitel Heroic Traits wird ein interessantes neues Element eingeführt: Legacies. Legacies stellen das Erbe eines berühmten Familiennamens dar, dessen vormalige Träger die Galaxie auf besondere Weise beeinflusst haben. So soll der Charakter in ein Umfeld gesetzt werden, das allein durch seinen Familiennamen Freunde und Feinde hervorbringt. Besonders interessant kann diese Idee werden, wenn man seine Legacy auf dem Namen eines eigenen alten Charakters aufbaut, der in anderen Äras gespielt wurde.

Der Spieler kann dies auch noch weiterspinnen, indem er seine Legacy mit einer Destiny verknüpft. Beispiele für derartige Destinies werden im Anschluss geliefert.

 

Das Element der Legacies bietet sehr interessante Möglichkeiten sowohl für Spieler als auch für Spielleiter. Die Idee wird auf wenigen Seiten, dafür aber mit umso mehr Beispielen, präsentiert.

 

Darauf folgen die obligatorischen Updates für die Grundklassen, samt neuer Talents, Skills und Feats. Besonders die BioTech-Technologie der Yuuzhan Vong wurde interessant umgesetzt und erinnert ein wenig an Shadowrun.

 

Chapter 3: Prestige Classes

Das Kapitel wird wie üblich mit einem Update für bestehende Prestigeklassen eingeleitet, bevor es an die neuen geht. Hier werden aber lediglich 2 neue Prestigeklassen präsentiert:

 

Imperial Knight – Der Imperial Knight ist ein Jedi, der sich in die Dienste des Ex-Imperators Roan Fel gestellt hat.

 

Shaper – Shaper sind hochangesehene Yuuzhan Vong, die die Möglichkeiten der Biotechnologie gemeistert haben.

 

Der Imperial Knight gefällt mir sowohl vom Fluff als auch vom Crunch her sehr gut. Seine Stellung ist ein wenig mit den imperialen Wachen des Kanzlers Palpatine zu vergleichen.

 

Der Shaper hingegen ist mir zu speziell auf die Yuuzhan Vong zugeschnitten, deren Ära bereits vorbei ist. Angesichts der Tatsache, dass nur 2 neue Prestigeklassen präsentiert werden, hätte ich mir hier eher Klassen gewünscht, die die Eigenheiten der „Legacy“-Ära aufgreifen.

 

Chapter 4: The Force

Wie der Name schon sagt, beschäftigt sich dieses Kapitel mit der Macht, die in dieser Ära, gänzlich zu Gunsten der dunklen Seite, aus dem Gleichgewicht geraten ist. Die Jedi sind am Rande der Auslöschung und Darth Krayt hat exorbitante Summen auf Jedi-Köpfe ausgeschrieben.

In kurzen Abschnitten wird die Situation der Jedi und Sith dargestellt. Die Beschreibungen reichen von der allgemeinen Situation der Jedi und Sith über die Darstellung eines verborgenen Jedi-Tempels bis hin zu einer genaueren Beschäftigung mit dem Imperial Knight aus dem vorherigen Kapitel.

Besonders die Beschreibung des Tempels ist zwar sehr knapp, aber doch so gelungen, um dem Spielleiter Inspirationen für ein Abenteuer rund um diesen Tempel in die Hand zu geben.

 

Neben zwei weiteren machtsensitiven Organisationen folgen die üblichen neuen Force Powers und Talents, die sich dem übrigen Crunch gegenüber gut anpassen und nicht zu mächtig sind.

 

Die 12 Seiten dieses Kapitels nutzen den Platz optimal aus und bringen viele Informationen in einem angemessenen Verhältnis zwischen Fluff und Crunch.

 

Chapter 5: Equipment and Droids

Der Titel des Kapitels ist Programm: Neben den obligatorischen Waffen setzt das Kapitel seinen Fokus auf die Biotechnologie der Yuuzhan Vong. Es wird eine allgemeine Beschreibung der Technologie und ihrer Möglichkeiten geliefert, ergänzt mit zwei Seitenleisten zur gesetzlichen Lage der Biotechnologie und einem Template für ein „Living Vehicle“.

Der Großteil des Kapitels besteht jedoch aus neuen Droiden. Für jeden von ihnen gibt es eine kurze Beschreibung, die von einem Statblock gefolgt wird. Positiv: Es gibt zu fast jedem Droiden ein Bild.

 

Chapter 6: Vehicles and Starships

Die in diesem Kapitel vorgestellten Fahrzeuge und Raumschiffe sind als jene Fahrzeuge zu verstehen, die besonders häufig gesehen werden und die auch legal zu erwerben sind. Die Spanne reicht dabei von Speeder Bikes, Airspeeders und kleinen Raumjägern bis hin zu großen Frachtern. Auch hier scheinen sich die Wizards der Kritik angenommen zu haben: Man findet zu jedem Raumschiff ein passendes Bild. Die Informationen, die bei jedem Vehikel zu finden sind, reichen vollkommen aus, um das Schiff im richtigen Kontext in einer Kampagne einsetzen zu können.

 

Chapter 7: Legacy Era Campaign

Mit diesem Kapitel nähert sich der Campaign Guide immer mehr dem Herzstück des Buches. Dem SL werden hier nützliche Tipps gegeben, wie er eine passende Kampagne in dieser Ära leiten kann. Begonnen wird mit einer allgemeinen Beschreibung der Ära, in der alles ihren Platz findet. Der SL wird ermutigt, alles, was er irgendwo aufgeschnappt hat, in diese Ära einzubringen, ohne sich darüber zu sorgen, ob es letztendlich hinein passt.

Gefolgt wird diese Beschreibung von Möglichkeiten, lieb gewonnene Charaktere aus anderen Äras in diese einzubringen. Dabei werden klassische Möglichkeiten wie das Einfrieren in Carbon genannt oder ein altes Sith-Artefakt oder gar der Planet Iego, auf dem die Charaktere nicht altern. Ob dies für eine Kampagne wirklich erstrebenswert ist, sei einmal dahingestellt. Fortgesetzt wird das Kapitel mit einem Abschnitt, der „Everything has a Place“ genannt wurde. In diesem wird der SL einmal mehr dazu ermutigt, möglichst viel aus alten Äras einzubinden. Auch die Möglichkeit alte Technologien für eine Legacy-Ära-Kampagne weiterzuentwickeln, wird mit Hilfe von Templates gegeben.

Zuletzt wird noch auf weitere zentrale Themenpunkte einer Legacy-Kampagne eingegangen und werden dem SL wertvolle Tipps gegeben.

 

Dieses Kapitel stellt für den SL eine der wichtigsten Informationsquellen eines Campaign Guides dar. Auch dieses Mal ist es randvoll mit mehr oder weniger nützlichen Hinweisen, jedoch ist alles schön aufgearbeitet und lässt sich vom SL leicht umsetzen.

 

Chapter 8: Galactic Gazeteer

Wie schon aus früheren Campaign Guides bekannt, werden in diesem Kapitel neue Planeten kurz vorgestellt und alte mit einem Update versehen. Insgesamt werden 13 „neue“ Planeten mit einem kurzen Statblock und den Ergebnissen der „Knowledge“-Würfe vorgestellt. Im Anschluss gibt es Updates für 18 altbekannte Planeten, wie bspw. Coruscant, die recht umfangreiche Neuerungen erfahren.

 

Chapter 9: The Galactic Alliance

Die folgenden drei Kapitel sind, wie auch schon in vorigen Campaign Guides, die umfangreichsten.

Das Kapitel wird mit der Hierarchie und den Militärrängen der Allianz eingeleitet und erstreckt sich dann über die folgenden Seiten mit Beschreibungen über die Allgemeine Ordnung bis hin zu den Militäreinheiten der Allianz. Nach der Erläuterung dieser folgen dann auch sogleich die Werte dafür. Natürlich dürfen auch berühmte Persönlichkeiten, Rüstungen und Equipment sowie Raumschiffe der Allianz nicht fehlen. Zu jedem Eintrag gibt es eine Beschreibung, die in den meisten Fällen ausreicht, dem SL genügend Informationen an die Hand zu geben, um damit zu arbeiten.

 

Chapter 10: The Galactic Empire

Zu Beginn gibt es eine recht umfassende Beschreibung der politischen Situation und Hierarchie innerhalb von Krayts Imperium. Ebenso wird auf weitere Besonderheiten und besondere Einheiten des Reiches eingegangen, wie die Sith Spione und die Sith Lords. Auch Roan Fels Imperium, das sich im Exil befindet, wird, mit einer weiteren Beschreibung der Imperial Knights, angesprochen. Im Anschluss folgt einmal mehr viel, viel Crunch, der vom Imperialen Personal, über bekannte Persönlichkeiten, imperiale Waffen bis hin zu imperialen Raumschiffen führt.

 

Chapter 11: The Fringe

Alles, was sonst wo keinen Platz gefunden hat, findet ihr hier. Das Kapitel beginnt sogleich ohne größere Umschweife mit kleinen Erläuterungen und Statblöcken von verschiedenen Persönlichkeiten, die Randgruppen der Galaxie darstellen oder in deren Schatten ihr Leben leben. So finden sich in diesem Kapitel auch ein paar Jedi, die in der Legacy-Ära eindeutig zu den Randgruppen gezählt werden können. Nebst den Wächtern des Friedens finden sich dann aber auch Schergen der Unterwelt, wie die der Black Sun oder andere dunkle Persönlichkeiten wie Cade Skywalker. In diesem Kapitel finden sich auch überraschend viele neue Spezies, die in Seitenleisten vorgestellt werden. Schlussendlich gibt es noch ein paar neue Raumschiffe und Bestien sowie den Appendix, der alle in diesem Buch auftauchenden Charaktere und Lebewesen auflistet.

 

Wie auch in den anderen Campaign Guides ist mir der eigentliche Fluff-Anteil besonders in diesen zentralen Kapiteln zu gering.

 

Fazit:

„Kann ich mit diesem Buch eine Kampagne in der Legacy-Ära leiten?“ Die Antwort lautet auf jeden Fall „Ja“. Das Buch bietet die mittlerweile üblich gewordene Menge an Fluff und Crunch. Mir persönlich ist es nach wie vor viel zu viel Crunch, doch wie aus Diskussionen im Gate hervorging, wird dies sehr kontrovers gesehen, da viele ihre Informationen aus umfassenden Wikis wie bspw. die Wookiepedia ziehen oder eben aus den entsprechenden Veröffentlichungen. In diesem Fall jedoch rechne ich das Fluff- und Crunch-Verhältnis dem Buch nicht in der Art negativ an, wie ich es bei anderen Guides getan habe. Der Grund dafür ist, dass sich das Buch betont offen gibt. Sieht sich der Spielleiter in anderen Äras mit dem Problem der Kontinuität konfrontiert, stellt die Legacy-Ära den Spielplatz dar, auf dem man sich austoben kann, wie man möchte. Hier kann der Spielleiter seine gesamte Fantasie einbringen, ohne sich vor Glaubwürdigkeitsproblemen fürchten zu müssen.

 

Die Kernkapitel des Buches enthalten zudem die wichtigsten Informationen, die man braucht, um entsprechendes Material erstellen zu können, wie z.B. die Militärränge der Galactic Alliance. Erfreulich ist, dass insbesondere das Kapitel „The Force“ sich gut in den Rest des SAGA-Materials einfügt und nichts allzu Abstruses hervor bringt. Für meinen Geschmack hätten sie auch gerne noch 1-2 Prestigeklassen mehr hinzufügen können.

 

Die interessanteste, rollenspielerische Neuheit sind die Legacies, die neue Möglichkeiten für Spieler und Spielleiter offen halten.

 

Das Artwork wirkt einmal mehr sehr zusammengewürfelt und liefert daher kein homogenes Bild ab, dem ausgenommen ist das Cover, das sehr gut gelungen ist. Nach wie vor gibt es auch die gewellten Seiten. Mir persönlich entzieht sich, wie es die Wizards schaffen, dieses Problem nicht unter Kontrolle zu bekommen. Bei dem Exemplar, das mir hier vorliegt, ist es dieses Mal besonders stark ausgeprägt gewesen.

Angesichts all dieser Punkte vergebe ich die Note 3,4.