Sharner Kobold Sharner Kobold

 

u
Das Wolkenvolk 1 - Seide und Schwert (Sammelband)
Bewertung:
(4.2)
Von: Christian Fischer
Alias: Arldwulf
Am: 06.07.2009
Autor:Kai Meyer, Text/Adaption: Yann Krehl, Zeichnungen: Ralf Schlüter
Typ:Comic
Setting:Wolkenvolk
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-939823-98-8
Inhalt:145 Seiten, Hardcover
Preis:19,80 EUR
Sprache:Deutsch

Seide und Schwert ist die Comicadaption des gleichnamigen Fantasy Romans von Kai Meyer aus dem Jahre 2006. Das Buch kommt in einem schönen Hardcover mit Einband daher und behandelt den ersten Teil von Kai Meyers Wolkenvolk Trilogie. Die anderen beiden Teile "Lanze und Schwert" sowie "Drache und Diamant" werden in der Folge ebenfalls als Comicadaption umgesetzt.

 

Die Aufmachung des Buches lädt mich sofort zum hereinschauen ein, schon auf dem Deckblatt befinden sich schön gearbeitete Konzeptzeichnungen der Protagonisten. Hiervon enthält das fertige Werk noch einige mehr, am Ende des Buches ist ein umfangreicher Anhang mit Kommentaren von Kai Meyer, zur Entstehungsgeschichte des ursprünglichen Romans ebenso wie zur Umsetzung als Comic. Papier und Druckqualität sind hochwertig und auch die Bindung scheint gut zu halten.

 

Inhalt

(Vorsicht Spoiler!!!)

Kai Meyers Roman behandelt die Geschichte des Wolkenvolks, einer ursprünglich italienischstämmigen Gemeinschaft von Auswandern, die ihre Heimat auf einer Wolke gefunden hat. Durch Türme mit Maschinen "des großen Leonardo" in feste Form gebracht, hat die Wolke ihre Bewohner seit hunderten von Jahren in luftiger Höhe gehalten. Nicht jeder ist von dieser Abgeschiedenheit begeistert und so lebt der junge Niccolo am Rande der Gesellschaft, schlicht aus dem Grund, dass er mit einem Leben am Boden liebäugelt. Sein vor einem Jahr abgestürzter Vater vermachte ihm einen Hof und unzählige Bücher, deren Wissen sich der aufgeweckte Junge mit der Zeit angeeignet hat. Da Niccolos Interessen im Wolkenvolk eine seltene Gabe darstellen, kommt die Herrscherfamilie (Abkömmlinge der Medici), der Zeitwindpriester wie auch der Schattendeuter der Wolke eines Tages zu ihm. Etwas Unbekanntes ist geschehen, die Wolke verliert an Höhe, und hat sich zwischen zwei Berggipfeln verfangen.

 

Niccolo wird herab gesandt um den Antriebsstoff für die Maschinen zu besorgen - Äther. Dieser goldene Stoff entspringt dem Atem von Drachen und steigt von diesen nach oben in die hohen Lüfte. Ohne den Drachenatem vermag die Wolke nicht länger ihre Form zu wahren und droht, sich aufzulösen. Als Niccolo nach einem waghalsigen Flug zur Erdoberfläche erfahren muss, dass die Drachen verschwunden sind, beginnt für ihn eine spannende Reise durch das spätmittelalterliche China unter der Herrschaft der Mandschu.

 

Kai Meyers Geschichte lehnt sich stark an die Elemente des klassischen Wuxia an, und so ist sein Werk voll von Kampfkünstlern die weite Strecken überbrücken, als seien diese Luft, magischen Klingen, Monstern und wehenden Gewändern.

Niccolo wird auf seinem Weg mit verschiedenen Begleitern konfrontiert, die alle eine eigene Bindung zum Äther oder den Drachen haben. Nugua, ein junges Waisenmädchen wuchs bei den Drachen auf bis diese verschwanden. Sie hält sich selbst für einen Drachen und folgt Niccolo anfangs wegen dessen goldenen und runden Augen.

 

Wisperwind ist eine Schwertkämpferin und Diebin, welche Niccolo anfangs hilft, gegen aggressive Rankenwesen anzutreten und versucht etwas über die Schwerter herauszufinden, welche sie gestohlen hat. Und dann ist dort Mondkind, eine Quasi Unsterbliche, die sich im Kampf mit den acht Xian befindet - unsterbliche Gesandte der Götter. Niccolo hilft ihr in einem ihrer Kämpfe, indem er ihr etwas von seiner Lebensenergie gibt, doch der Preis dafür ist eine künstliche Liebe, geschaffen wie ein Fluch.

 

Während der junge Wolkengesandte so immer mehr sein eigentliches Ziel aus den Augen verliert und sich nach der verschwundenen Mondkind verzehrt, wird die Lage auf der Wolkeninsel immer dramatischer. Alessia, die Tochter des Herzogs findet ein Komplott heraus, in das der mächtige Schattendeuter der Insel verstrickt zu sein scheint und wird in einem der Äthertürme eingesperrt. Und auch der Äther selbst scheint lebendig geworden, eine riesige, die Welt umspannende, Schicht von goldenem Gas die in all diesen Ereignissen ihre eigenen Ziele verfolgt.

 

Graphische Umsetzung

Für die Adaption seiner Romanreihe hat sich Kai Meyer als Zeichner Ralf Schlüter geholt, dem es bei den meisten Figuren gelingt, ihr Wesen aus dem Buch sehr gut einzufangen. Nugua wirkt wild und bockig, Niccolo voller Neugier und Zweifel. Wisperwind anmutig und rätselhaft und Mondkind einfach nur schön. Sogar das tragikomische Aussehen von Feiqing, dem verwunschenen Menschen im Drachenkostüm, wurde aus meiner Sicht stimmungsvoll umgesetzt. Leider fehlt den Zeichnungen insgesamt die Konstanz, zwischen den einzelnen Panels wechseln oft kleine Details im Ausdruck der Gesichter und die Darstellung der Emotionen der Charaktere ist etwas überzeichnet. So gelingt es nicht ganz, den Figuren ein festes Profil zu geben und die Qualität der einzelnen Zeichnungen unterscheidet sich für meinen Geschmack zu stark. Auffallend wird dies vor allem bei Alessia, die abwechselnd als sehr schön und dann auch wieder hochnäsig und unansehnlich dargestellt wird.

 

Im Laufe des Comics wird dies allerdings besser und der Stil verfestigt sich. Bis auf diesen kleinen Makel gefallen mir aber die Zeichnungen und ihre Farbgebung recht gut. Gerade beim Abbilden der fantastischen Umgebungen, wie etwa der Wolkeninsel, gelingt es dem Buch, mich an die Orte der Romanwelt zu entführen. Auch die bereits erwähnten Konzeptzeichnungen im Anhang und Einband tragen dazu bei.

 

Fazit:

Seide und Schwert ist einfach liebevoll gemacht und man merkt, dass der Buchautor den Zeichnern über die Schulter geschaut hat. Alle wichtigen Details des Romans sind enthalten und werden stimmungsvoll umgesetzt. Wie auch das Buch selbst, so zeigt auch der Comic eine europäische Sicht auf Wuxia und orientiert sich nicht ausschließlich an asiatischen Vorbildern und Stilrichtungen. Am Inhalt des Ursprungswerkes habe ich so oder so wenig zu meckern gehabt.

 

So erklärt sich letztlich auch die recht hohe Note von 4.2, die ich rein für die Zeichnungen nicht vergeben hätte und als Gesamteindruck verstanden werden sollte. Wer Wuxia mag, findet in Kai Meyers Werk eine Mixtur der einzelnen Genreelemente zu einer spannenden und interessanten Geschichte zusammengemixt die sich in den beiden Folgeteilen noch weiterentwickeln wird.