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Power Cards - Martial Power
Bewertung:
(3.9)
Von: Stefan Günster, Stefan Koller
Alias: Nathan Grey, Windjammer
Am: 07.07.2009
Autor:
Typ:Rollenspielzubehör
System:D&D 4E
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0-7869-5282-3, 978-0-7869-5223-6
Inhalt:Je 110 Power Cards
Sprache:Englisch

Einleitung und Produktaufmachung

Die neuen „Martial Power Cards“ der 4. Edition bieten für jede der vier martialischen Grundklassen im ersten Spielerhandbuch ein neues Set an Zusatzmächten, die im Erweiterungsband Martial Power (erschienen 2008) vorgestellt wurden. Jedes Set besteht aus 110 Karten, die in einem ausreichend stabilen Karton verpackt und im Kartoninneren in ein Plastikgehäuse eingesetzt sind. Wenn man die Karten nicht später in (für CTGs) handelsübliche Kartenhüllen steckt (sogenannte „Sleeves“), verliert diese Verpackung samt des Plastikgehäuses auch nicht seine Funktion als Aufbewahrungsort – ein erster Pluspunkt.

 

Die Karten selbst werden in vier Kategorien unterteilt und farbig kodiert: At-Will (grün), Encounter (rot), Daily (schwarz) und Utility (blau). Genau wie bei den Power Cards für das Spielerhandbuch haben Utility Powers eine eigene Farbe und werden nicht den At-Will, Encounter oder Dailies zugeordnet. Wie schon im Vorgänger fehlen Karten für magische Gegenstände, „Second Wind“, eine Karte für „Action Point“, sowie Power-Karten für Legendäre Pfade oder Epische Bestimmungen – also Komponenten, die aus dem DDI „Character Builder“ bekannt sind und dort im Kartenformat dargestellt werden. Dies wird im vorliegenden Produkt dadurch ausgemerzt, dass Blanko-Karten beiliegen. Deren Beschriftung fällt aufgrund der resistenten Beschichtung der Karten jedoch gar nicht so leicht (Bleistift geht schon mal gar nicht). Positiv fällt übrigens auf, dass auch auf den ausgefüllten Karten gewisse Bereiche – wie „STR vs. AC“ – nicht in Schwarz, sondern in einem leichten Grauton aufgedruckt sind. Dies ermöglicht es, die eigenen Werte des Spielercharakters (etwa den Stärke-Bonus) mit einem abwaschbaren Folienstift direkt in diesem Feld aufzutragen; und ermöglicht es, denselben Eintrag dann später (bei Stufenanstieg) problemlos zu aktualisieren. Das kann man als Vorteil gegenüber den DDI-Karten werten, wo entweder wild herumgestrichen und korrigiert werden muss, oder man erneut Tintendrucke zuhause verschleudern kann, weil aus einem +5-Bonus ein +6 wurde.

 

Das Design der Karten ist zu 90% ident mit jenem, den man vom „Character Builder“ kennt, sowie aus den beigelegten Power-Karten der Spielerbogen-Mappe, die letzten Jahres für die 4. Edition erschienen ist (siehe Rezension im Gate). Gegenüber letzteren Karten haben die neuen übrigens folgende Vorteile: sie sind aufgrund hervorragender Beschichtung weniger anfällig gegenüber Feuchtigkeit und Unsauberkeiten am Spieltisch, bestehen aus dreimal stabilerem Karton, haben gerundete Ecken, und zeigen keine Perforierungsreste auf, die man mit der Schere erst mal entfernen muss. Positiv bei der Spielerbogen-Mappe hingegen war, dass sehr schöne Karten für magische Gegenstände enthalten waren; diese sind, nicht zuletzt aufgrund ihrer farbliche Kodierung auf der Rückseite (gelber Grundton) eine sehr nützliche Ergänzung zum vorliegendem Produkt.

 

Damit mehr zu dem Inhalt der einzelnen Karten-Sets.

 

Inhalt

Alle Karten in den Sets sind gleich aufgebaut. Am oberen rechten Rand steht der Name der Power, darunter kommen ein bis zwei Zeilen Fluff-Beschreibung, dann die Schlüsselwörter („Key words“), eine Angabe des benötigten Handlungstyps, sowie welcher Angriffsart die Power angehört (Melee, Range, Close Burst usw.) und die Reichweite. In der vierten Zeile sieht man, welcher Verteidigungswert des Gegners angesprochen wird und welches das Bezugsattribut ist, außerdem wird noch festgelegt, welche Gegner die Power betreffen kann. Im größten Feld der Karte werden eventuelle Trigger, die Effekte, die Attacke und der Schaden (und eventuelle Effekte, wenn getroffen oder nicht getroffen wird) beschrieben. Zum Abschluss jeder Karte kommt eine Zeile mit der Klasse, welche die Power nutzen kann, dem Power Type und der Stufe der Power. An dieser Stelle fehlt eine essenzielle Rubrik aus dem „Character Builder“: die Quellenangabe. Bei einem Spiel, das wie die 4. Edition ihre Spielelemente aus diversen Quellen bezieht – sei es jetzt, wie hier, ein Zusatzband, ein Artikel aus dem Dragon-Magazin, oder ein Sonderkarte aus den neuen Miniaturensets – ist es für jeden Spielleiter hilfreich, gleich zu erkennen, woher seine Spieler die „Powers“ seiner Charaktere beziehen. Warum man diese Rubrik im vorliegenden Fall mit einer nochmaligen Angabe der Klasse ersetzt hat (welche bereits rückseitig überdimensional genannt wird), ist schleierhaft, und führt – je nach Spielleiter-Entscheid – dazu, dass einiges auf den Karten nachgetragen werden muss.

 

Ebenso fraglich ist, warum eine Firma, die in anderen Produkten (insbesondere „Magic: the Gathering“) großes Geschick bei der grafischen Gestaltung von Spielkarten beweist, im vorliegenden Fall nicht auf Bildmaterial zurückgreift, um den Leerraum auf gewissen Karten zu füllen. Wie man bei M:tG-Karten sieht, führt das nicht notwendigerweise zu einem Rückgang an Informationsübersichtlichkeit.

 

Nach diesen generellen Beobachtungen jetzt noch mehr zu den einzelnen Sets.

 

Warlord und Waldläufer: diese beiden Sets enthalten jeweils 100 vorausgefüllte Karten, die sämtliche in Martial Power vorgestellten Klassen-Mächte abbilden. Des Weiteren liegen jeweils 9 Blanko-Karten bei (1x At-Will, 2x Encounter, 2x Daily, 2x Utility), welche man nach Belieben und Bedarf selbst ausfüllen kann. Die verbleibende 110. Karte wird für Werbung für den DDI verwendet. Nichts gegen Werbung, aber wie man bei M:tG sieht, sollte das nicht dazu führen, dass am tatsächlichen Produktinhalt (im vorliegenden Fall, 1 Karte) gespart wird: Promo-Karten zählen im Regelfall nicht zu der Gesamtkartenanzahl des Produktes. Da wäre eine weitere Blankokarte angebracht gewesen.

 

Kämpfer: dieses Set enthält 109 ausgefüllte Karten, und nur eine einzige Blanko-Karte (eine „At-Will“). Dies ist darauf zurückzuführen, dass diese Grundklasse mehr neue Mächte in Martial Power bekam als die beiden vorhergehenden. Das Fehlen einer ausreichenden Zahl an Blankokarten mag negativ aufstoßen; Spieler von Kämpfer sollten daher (ob jetzt in erster Linie oder ergänzend) auf das Vorgängerset (PHB Power Cards) zurückgreifen, wo man im Regelfall über 20 bis 30 Blankokarten pro Set bekommt. Das nächste „Power Cards“-Set (nämlich für Arcane Power) dürfte mit diesem Problem nicht zu kämpfen haben, da dort maximal 85 neue Mächte pro Klasse hinzukommen – Martial Power war hier einfach aufgrund der kleineren Zahl an abzudeckenden Grundklassen großzügiger.

 

 

Schurke: dieses Set enthält 110 ausgefüllte Karten und keine einzige Blanko-Karte. Des Weiteren sind nicht alle Mächte aus Martial Power enthalten, sondern nur jene bis Stufe 25, worauf die Packung ausdrücklich hinweist. Wer also primär im epischen Stufenbereich spielen möchte, sollte sich die Anschaffung dieses Sets gründlich überlegen, zumal ihm (im vorliegenden Fall) nicht mal die Möglichkeit gegeben ist, anstehende Lücken über Blanko-Karten auszumerzen. Wie schon im Kämpfer-Set fällt dafür hier das Fehlen von jeglicher Werbung positiv auf.

 

 

Bewertung:

Während die platzverdrängende Werbung im Produkt, sowie das Fehlen von ausreichend Blanko-Karten in mindestens zwei der Kartensets negativ aufstoßen, machen die Karten insgesamt einen überwiegend positiven Eindruck. Dennoch kann man sich fragen, für wen das Produkt überhaupt geeignet und somit empfehlenswert ist, und wer aus dieser Zielgruppe rausfällt.

 

Zunächst einmal dürften Leute mit DDI-Abonnement und einem tauglichen Farbdrucker völlig aus der Zielgruppe fallen. Weiters ist es fraglich, ob Leute die unabhängig davon bereits über das genannte Buch Martial Power verfügen, diese Karten brauchen. Neue oder aktualisierte Regelinhalte winken ihnen nicht, denn es wurde die Gelegenheit verpasst, die offiziellen Errata in das Produkt einfließen zu lassen. (Wer gerne mit aktuellen Regeln spielt, muss bei diesen Karten das eine oder andere noch nachbessern.)

 

Daher scheinen die Sets primär für jene Spieler sinnvoll zu sein, denen besonders eine martialische Klasse am Herzen liegt, aber Martial Power nicht in Buchform oder über per DDI besitzen (wer sich für mehr als eine interessiert, sollte aus Preisgründen wohl das Buch vorziehen). Da einer von uns beiden (W.) Martial Power bisher nicht besaß, war das eine wunderbare Möglichkeit, die neuen Klassen-„Builds“ zu erkunden – immerhin winken hier ein paar Highlights der 4. Edition überhaupt (Stichwort Battlerager). Wer sich jedoch nur punktuell für gewisse dieser Neuerungen in Martial Power interessiert, und sei es, dass man diese nur ergänzend für bestehende „Builds“ aus dem Grundbuch benutzen möchte, sei vorgewarnt. Denn ein Teil der Zusatzinformationen, die zum Spielen der neuen Karten benötigt werden, sind nicht enthalten. Während es nun verständlich ist, dass man nicht alle für den „Beastmaster“ (einer Ranger-Spielart) relevanten Regelinhalte auf Spielkarten abdruckt (nämlich die jeweiligen Tiergefährten), ist es schon ärgerlicher, dass die einzigen zwei (in Martial Power) neu eingeführten „Key Words“ bei den Mächten, also „Invigorating“ und „Rattling“, nicht in einem kleinen beiliegenden Glossar abgedruckt wurden. Ohne eine Erklärung derselben sind ein Großteil der Karten praktisch nicht spielbar, und der Hinweis am Kartonäußeren in dieser Hinsicht äußerst irreführend („Spielregeln nicht enthalten. Besorgen Sie sich das D&D Spielerhandbuch für die vollständigen Spielregeln“). Ebenso irreführend ist die Bezeichnung des Produktinhaltes auf der Rückseite („…enthält alle Mächte für Klasse X, die man in Martial Power finden kann, sowie ein paar Blankokarten“), die zumindest in einem Set (Schurke) doppelt falsch ist.

 

Fazit:

Die Power Cards sind ein gutes Produkt, welches man nicht unbedingt braucht, wenn man bereits auf ähnliches aus anderen Quellen zurückgreifen kann. Wer das jedoch nicht kann, hat hier eine wertvolle Ressource zur Hand, um neue Spielarten bekannter Grundklassen zu erkunden, und insgesamt das Geschehen am Spieltisch deutlich zu beschleunigen. Während die Aufmachung der Karten (insbesondere ihre grafische Gestaltung) wohl Geschmackssache ist, machen die Karten in punkto Komfort einen rundum positiven Eindruck, und dürften sich aufgrund ihrer hervorragenden Beschichtung auch bei langfristigem Spielen nicht abnützen. Zentrale Kritikpunkte, die man vor dem Kauf jedoch abwägen sollte, sind: die Nichtberücksichtigung der Errata, die fehlende Erklärung von minimalen Regelinhalten, die zur Benutzung des Produktes benötigt werden, sowie das Fehlen von ausreichend Blanko-Karten in zwei Sets, und der unvollständige Inhalt beim Schurken-Set.

 

PS. Nathan Grey hat die Karten mit 3,5 bewertet, Windjammer mit 4,3 – das ergibt unsere Note von 3,9. Wie glücklich einzelne Spieler mit den Karten sein werden, fällt also sehr unterschiedlich aus.